'Die Glocken von Vineta' - Seiten 001 - 166

  • Ich fand die Szene, als Jula in den Wehen des 5. Kindes lag und Jakub Bole in diesen Stunden beistehen will, unheimlich aussagekräftig. Bole stösst seinen Ziehvater, der ihn doch wirklich liebt, vor den Kopf, schmeisst ihm seine Wut ins Gesicht. Von hier an, kommt es mir so vor, hat sich Boles Herz verfinstert.


    Ich übrigens mag Warti von oben bis unten und von rechts nach links. Selbst in der Jugend hat er seinem Bruder, trotz dessen schlechten Standes, stets wohlwollend gegenübergestanden. Er hat ihm sein Pferd vermacht, weil er wusste, wie viel es Bole bedeutet; er hat ihm in der peinlichen Situation mit Jula (auf dem Fest) den Vorzug gegenüber einem schönen Männerabenteuer gegeben und ist mit ihm Heim gegangen. Für mich alles Handlungen, Gesten, Taten, die nicht unbedingt für einen unbekümmerten "Hans-leb-in-den-Tag" sprechen, sondern für einen Menschen, der sich Gedanken macht.


    Ich bin schon jetzt traurig, wenn ich die letzte Seite geblättert und das Schlusswort gelesen habe..*schnief*


    Bis jetzt habe ich meine Bücher NUR gelesen, aber hier sehe ich , dass noch mehr als eine Geschichte dahinter stecken kann...

  • Huhu Keyko, da bist Du ja :-)
    Schön, dass Du dazu gestoßen bist :-)


    Das ist das schöne an Leserunden: Die verändern den Blickwinkel. Ich habe mir vorher auch nie so richtig Gedanken über das gemacht, was ich da lese.
    Vor allem ist es klasse, den Gedanken der anderen zu folgen und mit den eigenen Gedanken zu vergleichen :-)

  • Zitat

    Original von keyko73
    Ich fand die Szene, als Jula in den Wehen des 5. Kindes lag und Jakub Bole in diesen Stunden beistehen will, unheimlich aussagekräftig. Bole stösst seinen Ziehvater, der ihn doch wirklich liebt, vor den Kopf, schmeisst ihm seine Wut ins Gesicht. Von hier an, kommt es mir so vor, hat sich Boles Herz verfinstert.
    ...


    Bei dieser Szene war ich richtig überrascht, dass seine aufgestaute Wut gerade jetzt Jakub gegenüber so raus kommt.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Huhu Keyko, da bist Du ja :-)
    Schön, dass Du dazu gestoßen bist :-)


    Ja, ich freu mich auch sehr, dass hier noch Leben herrscht.


    Und natuerlich ueber freundliche Gefuehle fuer meine Figuren.


    Ja, Bole laesst in dieser Szene seinen Zorn an Jakub aus. Er fuehlt sich auch von ihm als der "Bruder zweiten Grades" behandelt, der, der nicht ins Vertrauen gezogen wird.
    Aber natuerlich richtet sich sein Zorn nicht eigentlich gegen Jakub - sondern diffus gegen die ganze Welt, die ihn staendig hintanstellt.


    Ich finde Leserunden auch herrlich - von vielem, was kommt bin ich so ueberrascht. Bouquineurs Elemente zum Beispiel passen so gut zu meiner Geschichte - aber ich bin nie darauf gekommen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von keyko73
    Büchersally
    ja, zumal Jakub ihm stets beigestanden hat und Bole ihn doch des öfteren in´s Vertrauen gezogen hat...Hat Jula das alles angerichtet? Frag ich mich... :gruebel


    Vielleicht war sie der Auslöser. "Angerichtet" hat das wohl eher Oda, indem sie Warti immer vorzog und damit Bole das Gefühl des Ungeliebten gegeben hat. Diese Pflanze hat durch Jula einfach nur mehr Nahrung bekommen.

  • Ohne Zweifel!
    So war es geplant.
    Jemand, der von seinem Elternhaus nicht in der Form geeicht worden waere, haette sich vermutlich letzendlich bei aller Verliebtheit auf ein Leben mit einer Jula eher nicht eingelassen - zumindest nicht so mit Haut und Haar.
    Dazu muss, denke ich, die Ueberzeugung, eigentlich nicht liebenswert zu sein, ziemlich fest sitzen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich dachte, ich schreib mal was zur Leserunde. Ich lese gerade "Die Glocken von Vineta" und bin total begeistert. Es ist allerdings erst mein zweiter historischer Roman und viele Sachen sind für mich neu.


    Natalia ist für mich ein unglaubliches Mädchen. Ungeheuerlich, dass alle denken, wenn sie nicht sprechen kann, kann sie auch nicht denken. Aber das scheint früher wohl so gewesen zu sein. :gruebel
    Auch dieses Heiden- und Christengerede ist für mich was völlig neues. Dass die Heiden verschiedene Götter für alles haben ist mir auch entfallen. Je mehr ich in dem Buch lese, desto klarer wird es für mich.
    Ich bin gespannt, wie Natalia jetzt nach Vineta kommt. Ob Warti sich in sie verliebt? Ich habe den Klappentext nicht mehr so im Kopf.


    Warti ist für mich ein elender Blender, der zwar seine Familie mag, sich aber nicht auf eine Frau einlassen will. Hat er Angst, dass er sein Leben ändern muss?


    Bole ist zwar ein Weichei ;-) aber ich kann ihn gut leiden. Dass er Jula liebt und sich nicht traut, ihr das zu sagen find ich den Hammer.


    Kann mir einer mal auf die Sprünge helfen, was Broni angeht?
    Ich denke, sie war schwanger - aber warum ist sie weg? Wurde sie weg geschafft oder ist sie bei der Geburt gestorben? Oder kommt das im Laufe des Buches noch raus?


    Die Idee des Sees, in dem die Seelen der Kinder wohnen finde ich total toll.


    Ich hab den Abschnitt noch nicht zu Ende gelesen.... Also ran... ;-)


    Ich bedauere es, dass ich die Leserunde nicht mitgemacht habe und erst im nachhinein an dem Buch interessiert war :-(

  • Abschnitt fertig gelesen.


    Charlie - deine Sprache in dem Buch beeindruckt mich! Ich möchte mehr davon lesen... :grin
    Allerdings ist es ne ganz schöne Umstellung, wenn man hauptsächlich Krimis und Thriller liest ;-)


    Den Namen Anya finde ich ganz besonders schön. Schade, dass sie nur kurz im Buch vorkam und man anscheinend nicht rausfindet, was mit ihr passiert ist.
    Hast du dazu einen Hintergedanken gehabt? Nicht nur, dass Natalia (ich liebe sogar den Klang dieses Namens ;-)) in eine Leere fällt, sondern auch wohin Anya verschwunden ist? Das würde mich schon interessieren. Denn ich find es komisch, dass sie einfach weg ist....


    Im Moment weiss ich nicht, was ich von Warti halten soll. Einerseits, wie ich schon schrieb, halte ich ihn für oberflächlich und einen Blender, andererseits ist er auch sehr liebenswert, weil ihm sein Bruder so wichtig ist.
    Bole hab ich total in mein Herz geschlossen. Vor allem, weil er es mit Jula aushält. :lache
    Dass er einen missgebildeten Sohn bekommen hat passt ja ins Bild, weil er eh nicht viel Glück hat. Ich hoffe, das ändert sich im Buch. Er ist ein toller Kerl, auch wenn er ein Weichei ist ;-)


    Ich bereue es immer mehr, die Leserunde nicht mitgemacht zu haben. Es ist immerhin erst mein zweites historisches Buch. Hab mich nicht so recht dran getraut.


    Aber danke schon mal Charlie, für dieses tolle Lesevergnügen. Es hat mir gezeigt, dass ich nicht voreingenommen gegenüber anderer Genres sein sollte und alles mal ausprobieren muss... :knuddel1

  • Ich war ein paar Tage nicht da - und freu mich jetzt umso mehr, Deine Kommentare hier zu finden. Ich koennte jodeln!


    Dass Du das Buch bisher gern magst, obwohl Du eigentlich kein Leser historischer Romane bist, freut mich ganz besonders.


    Ich beantworte natuerlich sehr gern noch Fragen!


    Das unerklaerte Verschwinden Anyas hat mehrere Leser verstoert, und ich kann das durchaus nachvollziehen. Ich habe mich dafuer entschieden, den Leser hier im Dunkeln zu lassen, weil auch Natalia keinerlei Moeglichkeit hat, herauszufinden, was mit ihrer Freundin geschehen ist. Es ist, als haette Anya nie gelebt, ihre Existenz wird totgeschwiegen - die, wie ich finde, schlimmste Art, einen Menschen zu verlieren, und auch heute noch sind taeglich Menschen davon betroffen.


    Vielen, vielen Dank, dass Du mich auch nach der Leserunde noch an Deinem Lesen teilhaben laesst.
    Was fuer eine schoene Art, nach Hause zu kommen.


    Alles Liebe und einen schoenen Abend,
    Charlie

  • Da bist Du auch beileibe nicht die einzige - und ich kann es nachvollziehen.
    Es war womoeglich dramaturgisch nicht die kluegste Entscheidung.


    Ich freu mich uebrigens, dass Du hier noch schreibst. Von "Schwafeln" - wie in Katerinas Thread behauptet - kann aus meiner Sicht zumindest keine Rede sein.


    Einen schoenen Abend zwischen vielen Buechern!
    Alles Liebe von Charlie