Das Marzipanmädchen von Lena Johannson

  • Gestern konnte ich das Buch "Das Marzipanmädchen" auslesen... :-]


    Das Buch
    Lübeck im Jahre 1870. Marie Kröger, 16 Jahre alt, hat nur einen Traum: Sie will einmal Tänzerin werden. Doch als ihr älterer Bruder ums Leben kommt, soll sie die väterliche Konditorei übernehmen. Schweren Herzens fügt sich Marie dem Willen des schwerkranken Vaters und muss sich nun nicht nur den Respekt der Angestellten erkämpfen, sondern auch das Vertrauen der Kunden gewinnen – zu denen auch der russische Zar gehört. Hilfe erhofft sie sich von einem geheimnisvollen Marzipanrezept, das sich seit Generationen im Besitz ihrer Familie befindet. Nur Marie weiß, wo ihr verstorbener Bruder es aufbewahrte. Kann dieses Rezept Marie und die Konditorei vor dem Ruin retten?


    Über den Autor
    Lena Johannson wurde 1967 in Reinbek bei Hamburg geboren. Nach der Schulzeit auf dem Gymnasium machte sie zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin, bevor sie sich der Tourismusbranche zuwandte. Ihre beiden Leidenschaften Schreiben und Reisen konnte sie später in ihrem Beruf als Reisejournalistin miteinander verbinden. Vor einiger Zeit erfüllte sich Lena Johannson einen Traum und zog an die Ostsee.


    (Quelle: Amazon)


    Meine Meinung
    Das war wirklich ein schönes Schmökerbüchlein. Die Geschichte von Marie ging mir zu Herzen. Die junge Frau wächst in besseren Verhältnissen auf - dazu trägt die Konditorei Kröger bei - ein Familienunternehmen, das ganz famoses Marzipan herstellt. Marie wächst wohlbehütet auf, sie träumt den Traum Tänzerin zu werden, doch das Schicksal spielt anders mit. Ihr Vater, leider nicht gesund und nicht in der Lage die Geschäfte zu führen, möchte das Marie die Führung der Konditorei übernimmt und das Marzipanrezept hütet. Marie fügt sich und hat anfänglich Schwierigkeiten sich in ihr neue Leben, weitab von Tanz und schönen Künsten zu fügen. Dann packt die junge Frau der Ehrgeiz... mehr verrate ich nicht. Die Lebensgeschichte von Marie ist leicht zu lesen, etwas dramatisch und spannend, eine Prise Herzschmerz, der Wandel der Zeiten und die Beschreibungen von Lübeck und Travemünde... beim Lesen bekam ich Hunger auf Marzipan und ich muss endlich mal nach Lübeck. Kann doch nicht sein, dass ich noch nie da war.... :wow


    Also, ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe 9 Punkte und werde natürlich auch noch andere Bücher der Autorin lesen. :wave

  • Es gibt Bücher die hinterlassen ein schönes und zufriedenes Gefühl nach dem Lesen. "Das Marzipanmädchen" ist eines dieser Bücher. Eine wunderschöne historische Geschichte, ein angenehm zu lesender Schreibstil und liebevoll gezeichnete Charaktere machen dieses Buch zu einem Erlebnis. Wer es noch nicht gelesen hat, sollte das jetzt unbedingt tun :-)

  • Endlich, fast fünf Jahre hat das von Lena signierte "Marzipanmädchen" nun in meinem Bücherregal ausgeharrt, jetzt durfte es mich in den Urlaub in der Lübecker Bucht begleiten.


    Der Roman hat mir sehr gut gefallen und ich habe ihn sehr interessiert gelesen. Ein wunderbares Buch und man bekommt Appetit auf Marzipan!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich traue es mich ja kaum zu posten, nachdem ich gesehen habe, dass hier fast alle Rezis ausnahmslos positiv sind ... meine ist es leider nicht so ganz Oeits.gif


    Titel: Das Marzipanmädchen

    Autor: Lena Johannson

    ISBN-10: 3426520257

    ISBN-13: 978-3426520253

    Erscheinungsdatum: 2007

    Verlag: Knaur TB

    Seiten: 448



    Kurzbeschreibung/Klappentext:


    Lübeck im Jahr 1870: Marie Kröger, 16 Jahre alt, hat nur einen Traum: Sie will Tänzerin werden. Doch als ihr älterer Bruder stirbt, soll sie die Konditorei der Familie übernehmen. Schweren Herzens fügt sich Marie dem Willen ihres schwerkranken Vaters und muss sich nun nicht nur den Respekt der Angestellten erkämpfen, sondern auch das Vertrauen der Kunden gewinnen – zu denen auch der russische Zar gehört. Hilfe erhofft sie sich von einem geheimnisvollen Marzipanrezept, das sich seit Generationen im Besitz ihrer Familie befindet. Nur Marie weiß, wo ihr Bruder es aufbewahrte. Kann dieses Rezept Marie und die Konditorei vor dem Ruin retten?



    Meine Eindrücke/Meinung:


    Zuerst einmal: der Klappentext ist recht irreführend, denn er suggeriert, dass es sich um einen begrenzten und eher kurzen Zeitraum handelt, in dem die Geschichte spielt - dabei erstreckt sich die eigentliche Handlung über gut 45 Jahre, von 1870 bis etwa 1915.


    Das Buch beginnt, als die Hauptfigur Marie Kröger gerade 16 Jahre alt ist. Die Krögers besitzen eine gutgehende Konditorei in Lübeck, und haben ihr Vermögen vor allem mit der Herstellung exquisiten Marzipans gemacht. Finanziell führen sie ein sorgloses Leben, und genau so benimmt sich die jüngste Tochter Marie auch - sie ist so ganz das reiche, verwöhnte Gör, das herumzetert und zornig mit dem Fuß aufstampft, wenn es seinen Willen nicht bekommt.


    Im privaten Bereich steht es nicht so gut um die Familie. Seit der älteste Sohn vor Jahren ertrunken ist, versinkt Maries Vater immer mehr in einer Art geistigen Umnachtung und spricht kaum noch. Dann stirbt auch noch der zweite Sohn und Erbe, der bereits seit einiger Zeit mit Erfolg die Konditorei führt. Doch anstatt die Geschicke der Firma in die Hände dessen Freundes und langjährigen Vertrauten, des Geschäftsführers Achim Oeverbeck, zu legen, bestimmt der Vater, dass die junge Marie den Betrieb übernehmen soll.


    Die ist alles andere als erfreut darüber, hat sie sich doch in den Kopf gesetzt, eine berühmte Primaballerina zu werden. Und nun soll sie den Traum, ein gefeierter Bühnenstar zu werden, plötzlich aufgeben und stattdessen ihr Leben in der stickigen Konditorei verbringen? Darauf hat Marie absolut keine Lust, und so sind auch die ersten Versuche, sich mit der Firma vertraut zu machen, kaum mehr als halbherzig.


    Oeverbeck indes freut sich über Maries nicht vorhandenes Engagement, denn es sichert ihm den Machterhalt, eine Macht, die er unter keinen Umständen abgeben will, schon gar nicht an ein so junges und unerfahrenes Ding. Der Leser merkt schon bald, dass sich da einiges an Konfliktpotential auftut, und so ist es auch, denn Marie ärgert sich darüber, von Oeverbeck wie ein Kind behandelt zu werden, krempelt die Ärmel auf und stürzt sich nun endlich ernsthaft in die Arbeit. Oeverbeck stößt diese Kampfansage allerdings sauer auf, denn er sieht sich selbst schon als Oberhaupt der Firma.


    Dieser Anfang der Geschichte hat mir eigentlich am besten gefallen, man lernt die Figuren kennen, erhält erste Einblicke in den altehrwürdigen Familienbetrieb, und die Handlung hat Tempo und Frische. Lübeck ist auch schön beschrieben, ebenso das Leben in dieser reichen Hansestadt, die Gilden und Zünfte. Man erfährt im Buch wirklich viel Interessantes über die damalige Zeit, auch über das ärmliche Leben der Arbeiter und die beginnende Industrialisierung, über den Handel und natürlich auch über Marzipan.


    Hungrig sollte man nicht an das Buch herangehen, denn gerade die Vorgänge in der Konditorei und rund um die Herstellung des Marzipans werden ausführlich und auch sehr bildhaft geschildert. Marie hat ein feines Händchen für neue Kreationen und denkt sich allerlei noch nie dagewesenes Naschwerk aus. Allmählich wird aus dem verwöhnten Teenager eine erwachsene Geschäftsfrau, sie findet Freude an ihrer Arbeit und geht völlig in der Konditorei auf. Ihr Privatleben kommt deswegen allerdings ein wenig kurz. Sie verliebt sich zwar in einen Mann, doch will der sie nicht heiraten, was zu allerlei Komplikationen führt.


    Marie ist eine recht sympathische Figur, sie ist willensstark und hat Durchhaltevermögen. Zudem liegt ihr der Familienbetrieb wirklich am Herzen. Trotz ihres Wohlstands hat sie immer auch etwas für jene übrig, die vom Leben nicht so rosig behandelt wurden, und engagiert sich für die Schwachen der Gesellschaft. Auch Thomas Hansen, Maries Liebe, wird sehr sympathisch geschildert.


    Trotz all dieser positiven Dinge bin ich mit dem Buch aber nicht wirklich warm geworden. Zum einen, weil die Handlung sich über einen so langen Zeitraum erstreckt und deswegen auch alles nur extrem oberflächlich angeschnitten wird. Da folgt Ereignis auf Ereignis, kaum angerissen, wird es auch schon wieder ad acta gelegt und es wird zum nächsten gehechelt. Im gestreckten Galopp geht es durch die Jahre und Jahrzehnte.


    Marie erlebt einige schlimme Schicksalsschläge, aber auch darauf wird kaum eingegangen, sie schüttelt sich einmal kurz, richtet das Röckchen, und weiter geht’s. Egal ob Familienmitglieder sterben, die Konditorei ausgeraubt wird oder ein Hochwasser die Stadt verwüstet …. das alles wird in Kurzfassung auf wenigen Seiten oder gar nur in wenigen Absätzen abgehandelt, es gibt nie wirkliche Emotionen oder Tiefgang, immer geht es - zack! - sofort weiter zum nächsten Punkt. Das war mir ein bisschen zu schnell, vor allem Marie blieb für mich eine sehr oberflächliche Figur ohne Tiefe.


    Es geht auch alles immer viel zu leicht, vieles ist so übertrieben perfekt dargestellt, dass es einfach unrealistisch ist. Kaum taucht ein Problem auf, ist es auch schon wieder gelöst. Trotz sich überschlagender Ereignisse kommt nie wirklich Spannung auf, weil alle Schwierigkeiten immer sofort aus dem Weg geräumt werden.


    Was mich im Verlauf des Buches auch zunehmend gestört hat, ist, dass (mit Ausnahme des machtgierigen und hinterhältigen Achim Oeverbeck) nahezu jede Person als durchweg sympathisch und lieb und gut und nett geschildert wird. Selbst versoffene Matrosen benehmen sich wie echte Gentlemen, die Huren sind wahre Engel, die Küchenmagd die beste Freundin, die geknechteten Arbeiter sind nie am Jammern oder Murren, die Kinder sind ein pflegeleichter Traum, die Angestellten in der Konditorei wahre Künstler und treu ergeben …. das war mir im Ganzen einfach zu viel an perfektem Leben und zu dick aufgetragen.


    Vor allem bei Marie hat mich das mit der Zeit genervt. Ihr Leben ist so wundervoll und sie selbst so perfekt und fehlerlos, dass es mir so manches Augenrollen gekostet hat. Wo sie auch auftaucht, wird ihr sofort ein roter Teppich ausgerollt, ausnahmslos jeder behandelt sie mit erlesener Zuvorkommenheit, sie hört kaum je ein böses Wort und muss auch nie Gegenwind erfahren. Vor allem letzteres fand ich komplett unrealistisch.


    In einigen Rezensionen an anderer Stelle taucht der Satz auf, Marie "müsse sich in einer Männerwelt durchsetzen", ich finde das aber falsch formuliert, denn Marie muss sich in dem ganzen Buch kein einziges Mal irgendwo wirklich durchsetzen. Im Gegenteil, ihr fällt alles einfach in den Schoß, vor allem die Anerkennung jener Männerwelt, die sie sofort als Ihresgleichen akzeptieren. Das ist in unserem Land noch nicht mal heutzutage immer so - dass aber in den 1870er Jahren gestandene Ratsherren und Hansekaufleute ein kaum siebzehnjähriges Mädel als gleichwertigen Partner akzeptieren und freudig annehmen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.


    Alles fällt Marie einfach von selbst zu. Sie muss nie wirklich um ihre Rechte und ihre Anerkennung als Frau kämpfen, und gerade diese Kämpfe hätte ich gerne gelesen, hätte gerne gelesen, wie sie sich diese Anerkennung erstreitet, wie sie sich zur Wehr setzt, wie sie ihren Platz behauptet. Das hätte vielleicht auch etwas Spannung in die zähe zweite Buchhälfte gebracht, die arg langweilig vor sich hin plätschert. Zwar jagen sich die Ereignisse, aber da alles nur so oberflächlich angerissen wird, entsteht nicht wirklich Spannung und die Figuren bleiben flach.


    Was ich auch als eher störend empfunden habe, ist die teilweise sehr moderne Sprache, vor allem in den Dialogen. Das Geplänkel zwischen Marie und Thomas liest sich wie aus einem aktuellen Liebesroman. Und es tauchen immer wieder Begriffe auf, die es damals noch gar nicht gegeben hat. So kannte man zum Beispiel in den 1870ern den Begriff "Vitamine" noch nicht, der kam erst 1912 in Gebrauch.


    Auch Maries Verhalten und ihre Lebensumstände finde ich oft zu modern geschildert. Dass in der damaligen Zeit ein siebzehnjähriges Mädchen, noch nicht mal volljährig, eine mehrwöchige Schiffsreise ins ferne Russland und in einer reinen Männergesellschaft angetreten haben soll, und dazu noch ohne jede Begleitung, finde ich recht unwahrscheinlich. Auch kann ich nicht glauben, dass sich ihr loses, unstandesgemäßes Liebesverhältnis weder auf ihren Ruf noch auf ihr Ansehen bei den Kaufleuten ausgewirkt haben soll.


    Was mir gut gefallen hat, waren die Einblicke in die beginnende Industrialisierung und in die ganzen Veränderungen und Umwälzungen jener Zeit. Vor allem die "Marketingmaßnahmen" fand ich interessant, und die Ideen, die man ausprobiert hat, um Kunden zu gewinnen, wie erste Schaufenster und Probierstuben.


    Im Ganzen fand ich den Roman zwar nett zu lesen und informativ, aber sehr oberflächlich, ohne Tiefe und Spannung. Auch die Figuren bleiben recht blass.