Ewald Arenz - Der Duft von Schokolade

  • Vor Leutnant August Liebeskind liegt ein scheinbar endloser Sommer - eben aus der Armee entlassen, soll er erst in einigen Monaten als Handlungsreisender in der Wiener Schokoladenfabrik seines Onkels beginnen. Liebeskind lässt sich durch die Kaffeehäuser der Jahrhundertwende treiben...und begegnet der schönen und geheimnisvollen Elena Palffy.
    August hat eine besondere Gabe: er hat den absoluten Geruchssinn und wann immer er einen Duft wahrnimmt, dann entstehen vor seinem inneren Auge Bilder. So kann er die Sehnsüchte der Menschen sehen, längst bevor diese selbst etwas von ihren eigenen Träumen auch nur ahnen.
    Liebeskind verfällt der starken, unabhängigen Elena - und um sie zu gewinnen, schickt er ihr Pralinès. Aber nicht irgend welche Pralinen - sondern stets begleitet von einem besonderen Duft. So fängt er den Zauber eines ommertages ein, indem er Elena eine Praline schickt, die er auf ein Bett aus frischem Stroh legt.
    Elena erhört ihren "Pralinésoldaten" - und sie lieben sich aus einem Bett aus Duft, das er für sie in der Zuckerküche bereitet hat. Aber dann geschieht die Katastrophe und Elena verschwindet...in seiner grenzenlosen Trauer beginnt August damit, ihren Duft in Pralinen zu "gießen" - und wird ein erfolgreicher und gefeierter Chocolatier. Sein Weg führt ihn schließlich nach Berlin...und dort steht SIE auf einmal vor ihm...
    Meine Meinung: "Der Duft von Schokolade" ist eines der schönsten Bücher überhaupt. Arenz fängt die Düfte so gekonnt mit seiner poetischen Sprache ein, dass sie förmlich beim Lesen aus den Zeilen kriechen. Was Süskind in "Das Parfum" begonnen hat, das führt Arenz meisterhaft und noch intensiver fort - der Roman, der an sich schon eine wunderschöne Geschichte wäre, wird getragen von der exzellenten Beobachtungsgabe des Autors. Und der seltenen Gabe, Gerüche in Worte zu fassen. Ein Kleinod, das man gelesen haben sollte (aber Achtung: das Lesen macht hungrig - ich empfehle vor der Lektüre den Kauf einer Schachtel Pralinen).

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Ein Kleinod, das man gelesen haben sollte (aber Achtung: das Lesen macht hungrig - ich empfehle vor der Lektüre den Kauf einer Schachtel Pralinen).


    Liebe keinkomma,


    es stand schon vor Deiner Rezi auf meinem Amazonzettel - aber es bleibt auch nach Deiner Rezi dort stehen. Hört sich so gut an, wie ich es mir vorgestellt habe.


    Aber meinst Du, EINE Schachtel Pralinen wird reichen? :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ein echt tolles und interessantes Buch.
    Bis zum Brand im Ringtheater plätschert die Handlung leicht und angenehm dahin. Ich konnte August Liebeskinds Sichtweise der Beziehung zu Elena Palffy gut nachvollziehen. Im zweiten Teil des Buches wurde nicht nur der Protagonist sondern auch ich von der Realität diesbezüglich eingeholt. Ewald Arenz hat die Charaktere bis zur letzten Seite echt gut ausgearbeitet. ( Leider bin ich nicht ganz durchgestiegen in welchen Bezirken von Wien die Personen wohnen. )


    Bei einer Lesung vondem Autor war ich dann doch überrascht, daß es ihm bei dem Buch neben der Schokoladenproduktion und der Liebesbeziehung tatsächlich vor allem um die makaberen Begebenheiten des Ringtheaterbrandes ging. Für mich stellte das hauptsächlich die Ursache für die weiteren Geschehnisse dar. Arenz erwähnte bei der Lesung auch, daß sein erster Entwurf den Brand mehr zum Thema hatte als die Schokoladenherstellung, für die er wohl ausgiebige Recherchen in einer Schokoladenfabrik durchführen konnte/durfte.


    Dank seiner Lektorin ist es also nun doch ein entspannt lesbares Buch geworden. Da ich es innerhalb von ein paar Stunden durchgelesen hatte, war auch nur eine Tafel Schokolade fällig und nach der Lesung eine kleine Packung Pralinen. :grin

  • Danke für die Rezis :wave
    Mal sehen, ob das was für mich ist. :gruebel Der Klappentext sagt mir schon zu.....
    Steht hier denn die Schokolade sehr im Vodergrund, oder wird sie nur nebenbei erwähnt??

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Ich habe mir das Buch am Freitag auch gekauft und bin sehr gespannt.
    Unter anderem natürlich auch, weil ich wahrscheinlich darüber Facharbeit schreiben werde.
    Ich freue mich schon jetzt aufs lesen.
    Und muss zugeben, dass ich mittlerweile schon Hunger auf Schokolade bekommen habe :lache :lache :lache

  • Ja, in der Tat :grin.


    Ich habe jetzt die erste Hälfte vom Buch gelesen (& ich finde es jetzt schon wundervoll :-]) und bereits Unmengen von Schokolade verdrückt ... Wo soll das nur enden? :gruebel


    Da ich 'Der Duft von Schokolade' mit Süskinds 'Das Parfum' vergleichen werde, hoffe ich, dass ich immerhin nur die Hälfte der Zeit, in der ich mich damit beschäftige, mit dem Essen von Schokoladen verbringe.
    Aber ich sehe kalorienreiche Zeiten auf mich zu kommen ... :gruebel
    Vielleicht sollte ich nebenbei noch eine Analyse des Essverhaltens beim Lesen erstellen :grin.


    Aber die Idee mit dem Bestechungsversuch finde ich klasse :rofl mal schauen, was sich da machen lässt...


    Übrigens bin ich sehr gespannt, weil Ewald Arenz im März eine Lesung an unserer Schule hält :-]

  • @ keinkomma


    Was für eine schöne Rezi. Ich geh morgen in die Bücherei und werde es mir ausleihen (so fern es auf mein Konto noch drauf passt :grin)

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Die lang erwartete Lesung:


    Charme, Humor und Begabung vereint in einer Person. Sowohl die Eltern als auch die Schülerschaft unseres Gymnasiums lauschten gespannt als Ewald Arenz am vergangenen Freitag aus 'Meine kleine Welt' las. Dieses Buch ist eine Zusammenstellung seiner besten, in den 'Nürnberger Nachrichten' erschienenen Geschichten, in denen er liebevoll und mit sehr viel Witz von dem alltäglichen Familienwahnsinn berichtet.
    Im Anschluss an die Lesung habe ich (schlau wie ich bin :grin) die Gelegenheit genutzt und Herrn Arenz angesprochen. Dieser war so nett und hat mir alle meine Fragen zu 'Der Duft von Schokolade' beantwortet und mir sogar Schokolade geschenkt :freude :freude :freude !


    Also ich kann nur jeder Eule, die die Möglichkeit dazu hat, empfehlen UNBEDINGT eine seiner Lesungen aufzusuchen und seine Bücher zu lesen!

  • Handlung
    Für August klingt es wie ein Traum: Als der junge Leutnant 1881 seinen Dienst bei der k. u. k. Armee Österreich-Ungarn quittiert, liegt ein ganzer langer Sommer in seiner Heimatstadt Wien vor ihm. Erst im Herbst soll er bei seinem Onkel, einem Schokoladenfabrikanten, seine neue Stelle antreten. Dann jedoch trifft er die selbstbewusste Elena Palffy, deren Mann erst kurz zuvor unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, und die unter dem Verdacht steht, ihn umgebracht zu haben. Mit außergewöhnlichen Schokoladenkreationen wirbt August um sie und gewinnt schließlich ihr Herz. Doch nach einem Brand in der Wiener Oper bleibt Elena spurlos verschwunden ...


    Autor
    Ewald Arenz, geboren 1965 in Nürnberg, studierte in Erlangen Anglistik und Amerikanistik soweu Geschichte undPubliziert seit Beginn der neunziger Jahre. Unter anderem erschienen die Beiden Romane "Der Teezauber" und Erfindung des Gustav Lichtenberg. Für sein literarisches Schaffen wurde er merhfach ausgezeichnet, 2004 erhelt er den Bayrischen Staatsförderpreis für Kultur. Ewald Arenz lebt mit seiner Familie in Fürth


    Meine Meinung
    Im Buch entfaltet sich die Donaumonarchie im Stiele der Ringstraßen Pracht und Heurigenseeligkeit. Der junge Leutnant August Liebeskind hat gerade seinen Dienst bei der Armee beendet und wird nun im Herbst bei seinem Onkel in der Fabrik unterkommen. Da trifft er auf die selbstbewusste Elena Palffy, die überhaupt nicht dem typischen Wiener Mädel entspricht. Zunächst Fasziniert und angezogen durch ihre unkonventionelle Art vebringt August Zeit mit ihr. Bis zum Brand in der Wiener Oper, nach dem bleibt Elena verschwunden und August beginnt als Cocolatier zu Arbeiten. Kurze Zeit später ist er Stadt bekannt und von der Damenwelt umschwärmt - und doch liebt er nur eine: Elena.
    Das Buch ist eine angenehme, leichtlesbare Lektüre, gerade jetzt für die kalte Jahreszeit, wenn man sich in den Sommer zurückwünscht. Die Charaktere sind sehr liebevoll und klar gezeichnet ohne plump oder eindimensional zu wirken. Man erlebt Augusts facettenreiche Liebe zu Elena, seinen Werdegang als Chocolatier, der Dank seines außergewöhnlich feinen Geruchssinns Steil nach Oben geht. Und das alles in der altehrwüdigen Kaiserstadt Wien.


    Mein Fazit: eine schöne, Lektüre die Hunger auf Schokolade machen kann.

  • Dazu gibt es doch schon lange hier Rezis - bitte immer erst nachgucken. Danke! :kiss


    Ich habe das Buch inzwischen auch hier liegen - ich frage mich nur, wann ich es lesen soll angesichts der drölf zillionen ungelesenen Bücher. Aber thematisch mag ich Bücher, die sich irgendwie auch ums Essen oder Genießen drehen. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe das Buch gerade ausgelesen und bin begeistert. Es gehört zu den schönsten Büchern, die ich bisher gelesen habe. Ewald Arenz nimmt einen auf eine Reise mit, eine Welt voller Düfte, nicht nur dem von Schokolade, Zucker und diversen Gewürzen, sondern auch der alltäglichen Gerüche von Gras, Blättern, Metall und sogar Wasser. Das Buch spricht die Sinne an und ich liebe solche Bücher.
    An " Das Parfum" fühlte ich mich gar nicht erinnert, nicht einen Moment! Überraschend fand ich die Art und Weise, wie Elena wieder aus dem Leben von August verschwindet, und das zu zweiten mal.


    Ein ausgezeichnetes Buch, das berührt und verführt!