SABINE KORNBICHLER Gefährliche Täuschung

  • Sabine Kornbichler gehört seit Jahren zu meinen Lieblingsautorinnen. Auch dieses Buch hat mich wieder von Beginn an gefesselt, allerdings gehört es nicht zu meinen Lieblingsbüchern von ihr. "Der gestohlene Engel" oder "Im Angesicht der Schuld" und auch "Nur ein Gerücht" fand ich noch um einiges besser und spannender.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Dieses Buch habe ich mir als "Leckerbissen" für den Januar aufgehoben, um mich für den bisher gelungenen Alt-SUB-Abbau zu belohnen.
    Und für mich war es mal wieder genau das: ein echter Leckerbissen, ein echter Kornbichler :-)


    Bis zum Schluß hatte ich befürchtet, dass



    b) der Entführer Emma am Ende doch nochmal in seine Fänge bekommt und so die berühmte künstliche Spannung aufgebaut wird.


    Da es aber nicht so gekommen ist, gibt es von mir dieses Mal 10 Punkte (und die vergebe ich wirklich selten!).

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Der Krimi "Gefährliche Täuschung" ist ein durchaus spannender, manchmal mysteriöser, sehr flüssig geschriebener Roman, der vor allem von den Thrillerelementen lebt.
    Protagonistin und Ich-Erzählerin ist keine Polizistin, sondern eine Kinderbuchillustratorin, die völlig überraschend aus ihrem Alltag gerissen und gewaltsam entführt wird (sie ist nicht wirklich reich zu nennen und kein naheliegendes Opfer für ein Kidnapping) und noch überraschender anschließend von der Polizei verdächtigt wird, ihre eigene Entführung nur fingiert zu haben. So hat Emma Thalmann nicht nur mit dem Trauma der Entführung zu kämpfen, sondern wird auch als Unschuldige verdächtigt und dadurch gezwungen, selbst zu ermitteln und ihre Unschuld zu beweisen.
    Als Thriller funktioniert die Geschichte, gerade zu Beginn, sehr gut, auch wenn die Psychologie der Heldin etwas zu breit getreten wird und wir ständig gezwungen sind, die stets wiederkehrenden Gedanken und Vermutungen und Rekapitulierungen der Heldin zu ertragen. Doch trotz dieser Wiederholungen und überdeutlichen Psychologie, die nach einiger Zeit etwas nervt, besitzt die Geschichte Spannung und Tempo. Zwar war mir die Heldin nicht sehr sympathisch und insgesamt zu hysterisch und zickenhaft (ein Eindruck, der von der Autorin durchaus beabsichtigt ist), aber die Identifikation mit der Ich-Erzählerin funktioniert dennoch, sowohl während als auch nach der Entführung, wenn sich herausstellt, dass irgendein perfider Plot gegen sie geschmiedet wurde. Je mehr Emma herausfindet, desto klarer wird, dass alldies kein Zufall, sondern sorgfältig geplant und bis ins Letzte durchdacht war. Jede Spur, die Emma verfolgt, spricht am Ende gegen sie und lässt sie noch mehr als Verdächtige erscheinen. Da wir die Geschichte aus Emmas Perspektive erzählt bekommen, wissen wir Leser, dass Emma unschuldig ist, und können entsprechend mitfühlen. Gleichzeitig wartet man die ganze Zeit darauf, dass sich irgendeine überraschende Wendung oder ein unerwarteter Clou ergibt und Emma am Ende in ihren Grundfesten erschüttert wird. Irgendetwas, das mit ihrem direktem und privaten Umfeld zu tun hat, mit ihrem Mann (der als Person fürchterlich blass bleibt), ihren Freunden (die beinahe zu gut sind), ihren Eltern (die idealer nicht sein könnten). Doch dies ist leider nicht der Fall. Die Lösung, die die Autorin präsentiert (und hier natürlich nicht verraten wird), hat mir nicht besonders gefallen, da sie einerseits nicht besonders überraschend ist (bzw. emotional berührend) und andererseits zu konstruiert und gewollt erscheint.

  • Emma ist mit ihrem Mountainbike unterwegs, als sie auf einen verletzten Mountainbiker stößt. Als sie ihm helfen will, wird sie selbst zum Opfer. Der Täter betäubt sie und hält sie 5 Tage lang in einer Hütte gefangen. Sein Ziel: 100.000 EUR. Als Emmas Mann dieses Geld liefert, kommt Emma frei. Doch wie frei kann sie weiterleben, wo sie weiß, dass der Täter noch draußen herumläuft?


    "Gefährliche Täuschung" war mein 2. Krimi von Sabine Kornbichler und konnte mich nicht vollends begeistern. Die Idee, dass Emma nach ihrer Entführung selbst den Täter sucht und sich auch noch gegen Beschuldigungen der Polizei wehren muss, fand ich sehr gut. Mit Emma als Figur konnte ich leider nicht warm werden.


    Die Geschichte wird von Emma aus der Ich-Perspektive erzählt. Somit ist man hautnah dabei, als sie entführt, festgehalten und wieder freigelassen wird. Durch die sehr emotionalen Erzählweise konnte ich auch mit der Hauptfigur mitfühlen und ihre Ängste sehr gut nachvollziehen.
    Doch je mehr sich Emma auf Tätersuche begibt, desto unsympathischer ist sie mir geworden. Sie ist sehr schnell dabei, Menschen zu beschuldigen; kämpft gegen alles an, was die Polizei sagt und widersetzt sich auch Anweisungen. Zwar konnte ich dies zu einem kleinen Teil nachvollziehen, doch mir fehlte die Einsicht Emmas, dass nicht alles, was sie denkt und tut, richtig und gut ist. Hier hätte der Hauptfigur mehr Selbstkritik gut getan.


    Der Stil von Sabine Kornbichler ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise ist gefühlsbetont, aber nicht weinerlich oder kitschig, die Handlungen Emmas sind nachvollziehbar, wenn auch nicht immer verständlich.


    Fazit: ein guter Krimi, bei dem ich nur mit der spröden Hauptfigur zu kämpfen hatte. Wer sich daran nicht stört, kann beherzt zugreifen.