'Joséphine' - Seiten 067 - 138

  • Rose wird verlobt, verlässt Martinique und geht nach Frankreich, um zu heiraten. Sie erleidet eine Fehlgeburt, wird aber erneut schwanger und bekommt einen Sohn. Es ist keine glückliche Ehe. Ihrem Mann ist sie nicht gebildet genug. Er erstellt Leselisten und schickt ihr sogar ihre eigenen Briefe korrigiert zürück.
    Ich stelle mir gerade vor wie deprimierend und demütigend es ist, ständig vorgehalten zu bekommen, man wäre dumm.
    Zudem betrügt er sie. Nicht nur mit Dienerinnen oder Dirnen sondern er hat eine Geliebte - eine Frau, die er nach eigener Aussage liebt - und mit ihr hat er sogar ein Kind. Besonders pikant, dass es Roses Cousine ist.
    Nach der angeblichen Trennung von der Geliebten und der Versöhnung mit Rose wird Rose erneut schwanger, diesmal mit einem Mädchen. Keine glückliche Schwangerschaft, keine glückliche Zeit mit dem Kind. Da sie es nicht selbst stillen kann, wird eine Amme eingestellt. Diese kommt aber offenbar nicht ins Haus sondern das Kind wird bei der Amme abgegeben.


    Ich stelle fest, dass ich über das 18. Jahrhundert in Frankreich nicht viel weiß. Ich werde mir da einiges anlesen müssen. So ist zum einen schon zu merken, dass Frankreich im Wandel ist, zum anderen gibt es aber Bewegungen, die unbedingt "die gute alte Zeit" wieder zurück haben wollen. So einer Bewegung gehört offenbar auch Roses Mann an.


    Dass Rose ihre Kinder selbst stillt, stillen soll lt. Vorgabe ihres Mannes, hat mich überrascht. Ich hätte gedacht, dass gerade in adeligen Kreisen grundsätzlich Ammen eingestellt werden.


    Am Ende dieses Abschnittes lässt sich Roses Mann nach Martinique versetzen und verlässt Frankreich ohne seine Frau, dafür aber mit seiner Geliebten im Gepäck. Auf Martinique verliert er offenbar den Verstand, säuft, hurt, spielt - und verbannt Rose in ein Kloster!


    Ich bin gespannt auf den nächsten Abschnitt.

  • Die arme Frau war jetzt zwei Monate auf einem Schiff, um nach Frankreich zu kommen. Zusätzlich ist ihr Vater krank und im Hotel wird ihr nicht gerade viel Hilfe angeboten. Erleichtert war ich, als sie schließlich doch Désirée und ihren Verlobten kennen lernt. Bis Rose schließlich in Paris ankommt, vergeht fast ein ganzer Monat. Das war sicher eine Strapaze. Auch die erste Schwangerschaft verläuft nicht glücklich. Rose scheint wie vom Pech verfolgt.


    Alexandre legt viel Wert auf Roses Bildung. Jetzt korrigiert er sogar die Briefe, die sie ihm schreibt. Ist das nicht nur ein Mittel, um die Beziehung zu Laure zu untermauern? Nach dem Motto: mit meiner Ehe-frau kann ich wirklich nichts anfangen. Dass er mit Laure auch noch nach Martinique reist, verdeutlicht wie wenig ihm Rose bedeutet. Immerhin ist sie die Mutter seiner beiden Kinder. Aber wohl der Gipfel der Respektlosigkeit ist die Behauptung, dass Hortense nicht seine Tochter sei.


    Alexandre macht in diesem Abschnitt überhaupt keinen netten Eindruck. Es war sicher ein Skandal in der damaligen Zeit, wenn eine Ehe annulliert wurde. Auch dass der Eugène heimlich zu sich holt, ist schäbig. Vermutlich hatte er Angst, dass er mit diesem Wunsch abgewiesen wird. Außerdem kommen die Unter-haltszahlungen nur unregelmäßig, was noch mal bestätigt, dass ihm seine Familie eigentlich egal ist.


    Rose hingegen wirkt sehr sympathisch. Es zeugt von Größe, wenn man der ehemaligen Mätresse des eigenen Ehemannes dennoch finanziell hilft.


    Schön finde ich auch die Fußnoten, die die historischen Begebenheiten belegen. Das spart eine Menge Zeit beim Nachschlagen.


    Den Ausdruck, dass Sklaven weiterziehen, hatte ich bis dahin auch noch nie gehört. Ist das nicht ein Widerspruch in sich und kann nur etwas Negatives ausdrücken?

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Den Ausdruck, dass Sklaven weiterziehen, hatte ich bis dahin auch noch nie gehört. Ist das nicht ein Widerspruch in sich und kann nur etwas Negatives ausdrücken?


    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das eine Umschreibung für "humanes um die Ecke bringen". Das hat mich wirklich entsetzt. Hat man alte und nicht mehr arbeitsfähige Sklaven damals wirklich getötet?

  • "Humanes um die Ecke bringen" als Pseudonym für Ermorden ist aus heutiger Sicht einfach erschreckend. In Frankreich gibt es einen Aufstand und die Menschenrechte werden vehement verteidigt und im Gegenzug werden in den Kolonien Sklaven wie Werkzeug benutzt. Dadurch ist mir der Satz wohl auch so aufgefallen.

  • Ich bin zwar schon ein bisschen weiter, aber noch nicht weit genug für den nächsten Thread. Ich muss also aufpassen, nicht zu viel zu verraten. :lache



    Die Ehe zwischen Rose und Alexandre ist doch im Grunde nichts anderes als ein modernes Ehedrama. Er verlässt sie, kommt zurück und haut wieder ab, sie, mit zwei Kindern, ist hin und her gerissen, er zahlt keinen Unterhalt aber will die Kinder (okay, in diesem Falle nur eins der Kinder) und wirft ihr alle möglichen Sachen vor. Auch wenn der gesellschaftliche Hintergrund damals ein völlig anderer war, scheint sich am Konflikt selbst nicht so viel geändert zu haben.


    Ein wenig überfordern mich die Zeitsprünge. Ich habe die Angewohnheit, die Daten über Tagebucheinträgen zu lesen und sofort wieder zu vergessen, was mich bei jedem ihrer Geburts- oder Hochzeitstage stolpern lässt, à la "Was, schon wieder zwei Jahre um?".


    Das Tüpfelchen vom i sind meiner Meinung nach die korrigierten und zurückgesandten Briefe. Ich wäre dem Kerl an den Kragen gegangen, wenn er wieder nach Hause kommt. Achzehntes Jahrhundert hin oder her. :grin



    Ich bin gespannt, wie es weitergeht, da die Prophezeiung der Voodoo-Dame ja auf bessere Zeiten hoffen lassen.

  • Zitat

    Original von Eny
    Die Ehe zwischen Rose und Alexandre ist doch im Grunde nichts anderes als ein modernes Ehedrama. Er verlässt sie, kommt zurück und haut wieder ab, sie, mit zwei Kindern, ist hin und her gerissen, er zahlt keinen Unterhalt aber will die Kinder (okay, in diesem Falle nur eins der Kinder) und wirft ihr alle möglichen Sachen vor. Auch wenn der gesellschaftliche Hintergrund damals ein völlig anderer war, scheint sich am Konflikt selbst nicht so viel geändert zu haben.


    Ich war erstaunt, dass es damals schon eine Trennung gab, bei der auch die finanziellen Aspekte geregelt wurden. Scheidung gab es wohl erst später. Aber ist die Ehe nun annulliert oder nicht? Rose schreibt das zwar irgendwo, aber sie spricht ja noch immer von ihrem Mann.


    Zitat

    Ein wenig überfordern mich die Zeitsprünge. Ich habe die Angewohnheit, die Daten über Tagebucheinträgen zu lesen und sofort wieder zu vergessen, was mich bei jedem ihrer Geburts- oder Hochzeitstage stolpern lässt, à la "Was, schon wieder zwei Jahre um?".


    Ja, die Zeit vergeht wirklich schnell. Ich musste immer suchen, welches Jahr wir denn haben. Sie schreibt ja nur zu Anfang eines Jahres das Jahr mit dahinter. Die später im Jahr folgenden Einträge erhalten nur noch Tag und Monat


    Zitat

    Das Tüpfelchen vom i sind meiner Meinung nach die korrigierten und zurückgesandten Briefe. Ich wäre dem Kerl an den Kragen gegangen, wenn er wieder nach Hause kommt. Achzehntes Jahrhundert hin oder her. :grin


    Und vor allem die Dreistigkeit sie aufzufordern, die Briefe an ihre Familie gleich mitzuschicken, damit er diese dann auch korrigieren kann.

  • Genau das mit den Jahreszahlen habe ich auch empfunden. Ich musste ab und zu zurückblättern, welches Jahr denn überhaupt gemeint ist. Oft fehlt die Bezugnahme zu früheren Ereignissen. Es scheint, als ob Rose immer nur nach vorne blickt.


    Die Scheidung gab es zu damaliger Zeit schon. Allerdings war meist die Frau hinterher gesellschaftlich nicht mehr angesehen. Mit den monatlichen Zahlungen war mir neu. Ich dachte eher, die teilen sich ein wenig den Besitz nach Familienerbe hin auf.

  • Frankfreich war offenbar schon sehr fortschrittlich zu dieser Zeit. Ich bin leider nicht fündig geworden bislang. Ich glaube, es war eher eine formelle Trennung, keine Scheidung. Bei Wiki habe ich nur etwas von der Scheidung Josephines von Napoleon gefunden:


    "Die Scheidung vom 10. Januar 1810 war die erste, die unter dem Code Napoléon ausgesprochen wurde. "


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9phine_de_Beauharnais

  • Nach dem ersten Abschnitt konnte ich einige Tage leider nicht weiterlesen und heute mußte ich mich echt zwingen, mich dem 2. Abschnitt zu widmen, obwohl mir der erste Abschnitt ganz gut gefallen hat. War aber grundlos, ich war sofort wieder im Buch drin, der Tagebuchstil gefällt mir sehr gut, dadurch läßt sich das Buch sehr flüssig und schnell lesen. Mit den großen Zeitsprüngen hatte ich keine Probleme.


    Was mir aufgefallen ist, ist, daß Rose an ihrem Hochzeitstag zur Ader gelassen wurde, damit sie einen blassen Teint bekommt. War das üblich?


    Das mit der Amme hat mich auch überrascht. Ich dachte eigentlich auch, daß in höheren Kreisen grundsätzlich Ammen eingestellt wurden.


    Alexandre empfand ich als sehr arrogant und unsympathisch und das mit den Briefen ist ja ziemlich :pille :pille


    So, jetzt werde ich mich gleich mal dem nächsten Abschnitt widmen...

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Zitat

    Original von Lesebienchen



    Was mir aufgefallen ist, ist, daß Rose an ihrem Hochzeitstag zur Ader gelassen wurde, damit sie einen blassen Teint bekommt. War das üblich?


    Hab dazu leider nur was auf der Seite eines Kosmetik-Herstellers gefunden. Demnach war der Aderlass zur Erlangung eines blassen Teints Mode:


    " Als "goldenes Zeitalter" des Blutegels kann man den Beginn des 19. Jahrhunderts in Frankreich bezeichnen. Dies ist speziell auf Dr. Broussais, dem medizinischen Direktor des Krankenhauses Val de Grâce in Paris, und seiner Lehre von der Bekämpfung von Erntzündungen zurückzuführen. Die Anwendung des Blutegels breitete sich schnell in ganz Frankreich aus. Sie wurde zu der häufigsten Art der therapeutischen Behandlung. Man berichtet, dass 1834 sogar die Mode der eleganten Damen inspiriert wurde, die nunmehr Kleider "à la Broussais" trugen, die ein Muster ähnlich dem Blutegel zeigten. In anderen Gegenden war die Verwendung in der Kosmetik verbreitet, um den Teint blass erscheinen zu lassen, was bei den Damen am französischen Hof zu jener Zeit in Mode war."


    Quelle: http://www.biorica.de/page8/page8.html

  • Das ist sehr interessant. Danke, Bouquineur! Ich bin von Haus aus sehr blass. Sollte ich mir vielleicht Infusionen geben lassen, um mir das Make-up zu sparen. :gruebel

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163