'Und verführe uns nicht zum Bösen' - Kapitel 09 - 16

  • Erst zum Ende dieses Abschnitts wird es wirklich interessant, weil etwas Licht ins Dunkel kommt. Amir hat als V-Mann gearbeitet und sollte Informationen über den Indischen Gewürzhändler beschaffen, der im Verdacht steht, Drogen zu Schmuggeln. Hier haben wir nun unterschiedliche Aussagen. Hat er vor der Razzia dort angefangen zu arbeiten, wie Dekker behauptet oder erst nach der Razzia, wie Carien behauptet. Die wiederum wird offenbar von Dekker bedroht.
    Derzeit würde ich vermuten, Dekker war der zweite Mörder, der, der Amir die Kehle durchgeschnitten hat. Aber wer war der erste Angreifer?

  • Dieser Abschnitt hat mir noch besser gefallen als der erste.


    Schade, dass Simone schon wieder vergessen hatte, was sie ihrem Mann npoch kurz vorher dringend sagen musste, aber ich hatte schon geahnt, dass es so kommen würde. Die Einblicke in van Leeuwens Privatleben finde ich auch in diesem Roman sehr gelungen, insgesamt schließt sich der Roman in dieser Beziehung sehr gut an den ersten an. Man kann richtig mit Bruno mitfühlen, wie schwer es für ihn sein muss, seine Frau so verloren zu haben und nun mit dem Ehebruch fertig werden zu müssen, ohne Simone damit konfrontieren zu können.


    Die Krimihandlung fasziniert mich immer mehr, es scheint alles sehr verworren, wieso lügt Dekker? Denn danach sieht es für mich momentan aus, nachdem sich seine Geschichte weder mit der der Gewürzhändler noch mit Cariens deckt. Ich bin schon jetzt auf die Auflösung gespannt. War einer der Mörder Dekker? Aber wer war der zweite?


    Sehr gut gefallen mir übrigens auch die Beschreibungen rund um die indischen Einwanderer, ich konnte die Gewürze förmlich selbst riechen.

  • Amir als V-Mann? Also Dekker hat Dreck am Stecken, so viel ist klar... Und richtig unsympathisch ist er mir auch schon, als er laut Carien Amir mit "einem Schuss" droht, dieses eiskalte Kalkül.... brrr.... ein echter Widerling.


    Und mit dem Hinweis auf Cariens Kleid auf der Beerdigung schließt sich der Kreis zum Anfang - es scheint der gleiche Tag zu sein...


    Eigentlich gehöre ich nicht zu der Gruppe Lesern, die sich eindrucksvolle Sätze aus Büchern notieren, aber aus diesem Abschnitt habe ich mir einiges herausgeschrieben, weil sie mich so sehr berührt haben. Dazu gehören nicht nur Teile des Gesprächs Bruno mit dem Arzt, sondern auch kleine Gedanken wie z.B. auf dem Friedhof, S. 95/96:


    "Viele der Kreuze standen schief, inmitten von Unkraut, aber am Fuß der Steinmauer wuchsen wilde Erdbeeren, die fast nach gar nichts schmeckten. [...]
    Er dachte, dass die wilden Erdbeeren wahrscheinlich nach nichts schmeckten, damit die Toten keine Sehnsucht bekamen."


    Diese kleinen Sätze sind es, die diesen Krimi zu etwas besonderem machen, danke dafür!


    Berührend fand ich auch die Beurteilungen, die Bruno zu seinen Mitarbeitern schreiben soll. Keinen Vorgesetzten interessiert das, was ihm eingefallen ist, aber er zeichnet die Menschen hinter ihrer Funktion des Polizisten, so wie er sie sieht und was er an ihnen schätzt und was sie vermutlich tatsächlich ausmacht.

  • Zitat

    Original von milla
    Eigentlich gehöre ich nicht zu der Gruppe Lesern, die sich eindrucksvolle Sätze aus Büchern notieren, aber aus diesem Abschnitt habe ich mir einiges herausgeschrieben, weil sie mich so sehr berührt haben. Dazu gehören nicht nur Teile des Gesprächs Bruno mit dem Arzt, sondern auch kleine Gedanken wie z.B. auf dem Friedhof, S. 95/96:


    "Viele der Kreuze standen schief, inmitten von Unkraut, aber am Fuß der Steinmauer wuchsen wilde Erdbeeren, die fast nach gar nichts schmeckten. [...]
    Er dachte, dass die wilden Erdbeeren wahrscheinlich nach nichts schmeckten, damit die Toten keine Sehnsucht bekamen."


    Diesen Satz fand ich auch sehr schön und habe ihn mehrmals gelesen.
    Ich finde es überhaupt schön, dass hier auch so viel von der Kindheit Brunos erzählt wird. Das rundet die Figur des Commissaris einfach perfekt ab.


    Zitat

    Berührend fand ich auch die Beurteilungen, die Bruno zu seinen Mitarbeitern schreiben soll. Keinen Vorgesetzten interessiert das, was ihm eingefallen ist, aber er zeichnet die Menschen hinter ihrer Funktion des Polizisten, so wie er sie sieht und was er an ihnen schätzt und was sie vermutlich tatsächlich ausmacht.


    Vor allem erfährt man als Leser so noch mehr über die Mitarbeiter, über ihre Sorgen, Nöte, Vorzüge. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem die Figuren so detailliert beschrieben werden. Das finde ich klasse. Es macht die Figuren so "lebendig", man sieht sie mit Brunos Augen. Sehr interessante Perspektive.

  • Ich kann hier meinen "Vorrednern" nur zustimmen. Aber nicht nur die handelnden Personen sind sehr gelungen, auch die Schauplätze sind hervorragend beschrieben. Man meint tatsächlich all diese Orte vor sich zu sehen.


    Alles in allem gerät für mich die Krimihandlung ein wenig in den Hintergrund. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich über die Alzheimer-Krankheit und ihre Auswirkungen nicht nur auf die Betroffenen, sondern vor allem auch auf die Angehörigen nachdenke.


    Trotzdem mache ich mir natürlich meine Gedanken, wer nun tatsächlich Amirs Mörder ist. Was für eine Beziehung haben Shak und Mira? Ist Dekker wirklich so widerlich, wie er sich gibt? Lügt er und warum? Und was passiert zwischen dem Commissaris und Julika?


    Seit langem ist dies ein Buch, das ich nicht nur so "runterlese", sondern mich auch gedanklich damit beschäftige, wenn ich gerade mal keine Zeit zum lesen habe. Das liegt sicherlich einerseits daran, dass ich es im Rahmen der Leserunde besonders sorgsam lese, andererseits ist es aber auch auf das Buch an sich zurückzuführen, das mir keine Ruhe lässt und mich soo neugierig macht, wie es weitergeht.


    Mir haben zwei Sätze in diesem Abschnitt besonders gut gefallen:


    1. "Die Vergangenheit kommt nicht wieder, aber sie verschwindet auch nicht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir alle ein bisschen Ewigkeit in unseren Seelen mit uns herumtragen."


    2.) "Es gibt keine Zufälle", sagte der Commissaris. "Nur das Schicksal, das sich tarnt."

  • Zitat

    Original von Danai
    1. "Die Vergangenheit kommt nicht wieder, aber sie verschwindet auch nicht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir alle ein bisschen Ewigkeit in unseren Seelen mit uns herumtragen."


    Obwohl sich ja hier bedingt durch Simones Alzheimer-Erkrankung genau das Gegenteil zeigt. Die Vergangenheit löst sich auf. Der einzige, dem sie bleibt, ist Bruno.


    Fiel in dem Zusammenhang nicht auch das Zitat: Die Vergangenheit ist das einzige Paradies, aus dem uns niemand vertreiben kann?


    Bei Alzheimer bleibt einem nicht mal ein Stück dieses Paradieses :-(

  • Zitat

    Original von milla
    Amir als V-Mann? Also Dekker hat Dreck am Stecken, so viel ist klar... Und richtig unsympathisch ist er mir auch schon, als er laut Carien Amir mit "einem Schuss" droht, dieses eiskalte Kalkül.... brrr.... ein echter Widerling.


    Nun, so geht es mir auch. Ich glaube das Dekker vielleicht im Drogenhandel eine unliebsame Konkurrenz bekommen hat. Hier vermute doch ganz arg Shak, der als Nachfolger seines Vaters mit so richtig Lohnenswerten Waren handeln will. Ihn halte ich auch für die erste Person, und danach Dekker als Vollstrecker...


    Seltsam war da noch der Besuch von Julika. Sie schob zwar die Übersetzung der Briefe vor, doch ich denke, sie brauchte jemand zum Reden. Oder sind da noch andere Gedanken im Spiel???

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Zitat

    Hoffis
    Nun, so geht es mir auch. Ich glaube das Dekker vielleicht im Drogenhandel eine unliebsame Konkurrenz bekommen hat. Hier vermute doch ganz arg Shak, der als Nachfolger seines Vaters mit so richtig Lohnenswerten Waren handeln will. Ihn halte ich auch für die erste Person, und danach Dekker als Vollstrecker...


    Deine Theorie hört sich sehr überzeugend an. :gruebel


    Dekker scheint ein übler Typ zu sein. Vor allem die Sache mit Amir und dem Schuss. Unglaublich *kopfschüttel*. Bei Shak habe ich auch kein gutes Gefühl. Ich denke das Mirabal von seiner Tat weiss und ihn schützen will. Denn auf Seite 165 steht:


    Zitat

    "Wie können Sie das wissen?" , fragte Carien , während Tränen des Zorns hinter ihren Lidern auf die Augen drückten. "Wenn er es nicht war, wer dann ?" "Das kann ich ihnen nicht sagen", flüsterte Mira.

  • Ich lese das BUch jetzt gerade und habe Kapitel 15 und 16 noch nicht beendet, aber in diesem Abschnitt ist mir etwas negativ aufgefallen, was ich noch posten wollte:


    Im Kapitel 9 besucht Bruno seine Frau im Pflegeheim und spricht dabei auch mit Ten Damme. Der Arzt fragt Bruno auf S. 105, wie Simone vor ihrer Einweisung versorgt wurde.


    Das kam mir komisch vor, unpassend. Denn wenn ich einen Patienten aufnehme, erfahre ich doch meist, was vorher war. Simone ist nun schon 7 Monate im Heim und erst jetzt kommt die Sprache auf die vorherige Situation? War bestimmt als Rückblende für die Leser gedacht, die den 1. Teil nicht gelesen haben, doch das hätte man als Gedanken ausdrücken können und nicht als Teil eines Gesprächs mit dem behandelnden Arztes.


    Ansonsten fiel mir der Einstieg aufgrund der langsamen Erzählweise nicht ganz leicht, das dauerte mir zu lange. Aber nun geht es ja voran :-)