'Die Kapelle der Glasmaler' - Seiten 001 - 078

  • Zitat

    Original von Bernard
    Mir gefällt das Titelbild, ich mag es, wenn mich auf einem Buch jemand anguckt, Granatäpfel sind etwas Feines und das Fensterbild im Hintergrund passt zum Titel mit den Glasmalern.


    Ich bin nicht sicher, dass die Kleidung insbesondere die Kopfbekleidung zeitgemäß zur Romanhandlung ist?
    Ansonsten gefallen mir das Motiv und Farbgestaltung auch sehr.

  • Habe am Wochenende gleich die ersten drei Abschnitte hintereinander gelesen. :-)


    Der Einstieg gefiel mir sehr gut, obwohl oder vielleicht auch gerade weil zunächst kaum Namen genannt wurden. Aus der Perspektive eines stillen Beobachters, der die Hauptfiguren langsam kennenlernt. Allerdings sind es einige Figuren und diverse Handlungsstränge, wie ich auf den nächsten Seiten feststellen musste. Das war aber auch kein großes Problem. Ich habe eher wegen der Jahreszahlen zu den verschiedenen Handlungssträngen mehrmals nachgeschaut, um ganz sicher zu sein, wer wann was erlebt.


    Über Personenverzeichnis und das Glossar habe ich mich gefreut. Die Schrift ist zwar recht klein, aber trotzdem gut lesbar, auch abends. Allerdings ein deutlicher Unterschied zum sehr großzügigen Layout der "Spionin".


    Besonders im Gedächnis geblieben ist mir, wie die Farben der Glasstücke beschrieben werden, mit welcher Freude die Unbekannte bei der Arbeit ist. Mich hat es sehr überrascht, dass Frauen damals schon als Glasmalerin arbeiten durften. Ich denke da noch an "Die Goldschmiedin", die Jahrhunderte später ihre Arbeit heimlich verrichten musste.


    Ich bin gespannt, welche Rolle die Königsfamilie noch spielen wird. Wie distanziert das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern in solchen Familien anscheinend oft war, erschreckt mich immer wieder. Wo der Zisterziensermönch und die namenlose Frau wohl wieder auftauchen werden? ;-)


    Im ersten Kapitel wird Ghislain eingeführt. Der kleine Ghislain tut mir leid. Wie schrecklich, in seinem Alter miterleben zu müssen, wie sein ältester Bruder seinen anderen Bruder foltert und umbringt. :yikes Ich habe mich auch gefragt, wieso ein Bruder den anderen so sehr hasst. Ob das wohl noch aufgeklärt wird? Oder ob Ghislain wegen seines Alters und/oder des Schocks zuviel vergessen hat? Er muss seinen Bruder sehr geliebt haben. Beeindruckend und schockierend zugleich, wie ein so junges Kind nicht zusammenbricht, sondern an der Seite des Bruders betet. Statt sich dem ältesten Bruder zu zeigen und sich möglicherweise auch selbst dessen Zorn auszusetzen, bleibt er lieber verborgen. Statt zurück nach Hause zu gelangen, folgt er lieber wortlos dem fremden Loup in die Fremde.


    Loup und Ghislain gewöhnen sich langsam aneinander. Ihre Beziehung ist viel mehr als eine Zweckgemeinschaft, scheint geprägt von stillem Respekt. Nach Loups Tod steht Ghislain ganz allein da. Beim Tod seines Bruders hatte er (theoretisch) noch die Möglichkeit, nach Hause zu gehen. Jetzt weiß er nicht mehr, wo seine Familie ist. Er weiß aber ganz genau, wie hart das Leben auf der Straße ist.


    Sprachlich gefällt mir das Buch sehr gut. Trotz der detaillierten Beschreibungen wird es nie langweilig, sondern ganz im Gegenteil immer interessanter. Die Figuren und ihre Umgebung sind fast greifbar. :-) Unter der Cotte habe ich mir ein kuttenartiges Kleidungsstück vorgestellt und lag zum Glück nicht weit daneben.


    Danke für das Bild von den Kirchenfenstern. Ich war letzte Woche im Aachener Dom und stand dort lange vor den großen bunten Fenstern. Fast unvorstellbar, wie solche Kunstwerke, solche Gebäude "nur" von Menschenhand geschaffen wurden, ganz ohne moderne Maschinen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Zitat

    Original von ottifanta
    Mich hat es sehr überrascht, dass Frauen damals schon als Glasmalerin arbeiten durften. Ich denke da noch an "Die Goldschmiedin", die Jahrhunderte später ihre Arbeit heimlich verrichten musste.


    Nicht alles hat sich zum Positiven, d.h. zu immer mehr Rechten hin entwickelt. Manchmal gab es auch Rückschritte. Ich empfinde bsw. das 19. Jahrhundert (und zum Teil das 18.) in vielerlei Hinsicht eher als Rückschritt.


    Zitat

    Original von ottifanta
    Fast unvorstellbar, wie solche Kunstwerke, solche Gebäude "nur" von Menschenhand geschaffen wurden, ganz ohne moderne Maschinen.


    Oh ja, aber das ist auch heute noch ähnlich viel Handarbeit. Ich wäre da ja viel zu ungeduldig dafür.


    Liebe Grüße


    Kirsten

  • Zitat

    Original von Bernard
    Die Adoption durch Loup finde ich grenzwertig. Einerseits absolut vorhersehbar - sobald der Jongleur am Ort des Geschehens auftauchte, rechnete ich damit, dass er sich des Jungen annähme. Andererseits dadurch gerettet, dass die Szene frei bleibt von Kitsch. Loup denkt pragmatisch, muss sich erst zur guten Tat durchringen, hat einige wenig sympathische Gedankengänge ...


    Ich finde es keineswegs grenzwertig, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: mitnehmen (Buch geht weiter) oder zurück lassen (Junge stirbt, Buch ist zu Ende). Okay, das scheint übertrieben aber ehrlich, je mehr ich im Leben gelesen habe umso mehr Varianten kann ich mir im vorraus vorstellen, umso weniger werde ich überrascht. Hier kommt dann das "Wie" zum tragen, und das fand ich in seiner Wiederspenstigkeit und Mitmenschlichkeit und Lebensnähe sehr gut gelöst und damit gut. Zumal ich eher den Eindruck habe, das Kind hat sich den Vater ausgesucht (was in Romanen seltener vorkommt). Bei Adoption ist es eher andersherum.
    Der Kitschfreiheit stimme ich zu.

  • Ich freue mich, dass die Szene frei von Kitsch geblieben ist.
    Tatsächlich gab das ja wirklich einige Klippen zu umschiffen, die sehe ich auch. Ich muss gestehen, Ghislain war mir zu dem Zeitpunkt schon sehr lieb, also war ich interessiert an seiner vorläufigen Rettung (und konnte mir einfach nicht vorstellen, einen Vierjährigen alleine an einem unbekannten Ort zu lassen).


    Liebe Grüße


    Kirsten

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Ich finde es keineswegs grenzwertig, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: mitnehmen (Buch geht weiter) oder zurück lassen (Junge stirbt, Buch ist zu Ende).


    Erstens erzwingt die Story ja keine Adoptionsgeschichte, zweitens hätte auch diese noch unzählige Varianten gehabt und drittens ist es Aufgabe der Autorin, originelle Plots zu ersinnen, das ist ihr Job. Ich persönlich mag vorhersehbare Plotstränge eben nicht so sehr und bin daher froh, dass das Buch viele überraschende Passagen enthält - nur leider gehört diese nicht dazu.

  • Zitat

    Original von ottifanta
    Mich hat es sehr überrascht, dass Frauen damals schon als Glasmalerin arbeiten durften. Ich denke da noch an "Die Goldschmiedin", die Jahrhunderte später ihre Arbeit heimlich verrichten musste.


    Das Zunftwesen entwickelte sich im 13 Jahrhundert erst und war dann ab dem 14. Jahrhundert voll entwickelt. Deshalb eher "noch" als "schon". Im übrigen galt Paris als recht frauenfreundlich, was die Zünfte angeht.

  • Zitat

    Original von Liesbett


    Ich finde es keineswegs grenzwertig, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: mitnehmen (Buch geht weiter) oder zurück lassen (Junge stirbt, Buch ist zu Ende). Okay, das scheint übertrieben aber ehrlich, je mehr ich im Leben gelesen habe umso mehr Varianten kann ich mir im vorraus vorstellen, umso weniger werde ich überrascht. Hier kommt dann das "Wie" zum tragen, und das fand ich in seiner Wiederspenstigkeit und Mitmenschlichkeit und Lebensnähe sehr gut gelöst und damit gut. Zumal ich eher den Eindruck habe, das Kind hat sich den Vater ausgesucht (was in Romanen seltener vorkommt). Bei Adoption ist es eher andersherum.
    Der Kitschfreiheit stimme ich zu.


    Das hast Du gut ausgedrückt. Als Vielleser kennt man eigentlich alle denkbaren Varianten. Daher ist das "Wie" wirklich entscheidend.

  • Nach so vielen Vorrednern kann ich mich ja ganz kurz fassen:


    Auch ich habe mich zu Beginn gefragt, von wem da die Rede ist. Das ist mir aber nicht negativ aufgefallen. Ich finde, die Passage ist recht kurz und dieses Stilmittel wird nicht überstrapaziert. Sicher wird sich diese bisher noch lose Passage ins Gesamtbild einfügen. Auf mich hatte es jedenfalls den Effekt, mich auf das Buch neugierig zu machen. Und es gibt einen ersten Hinweis, dass das Schicksal des kleinen Ghislain von besonderer, höherer Bedeutung sein muss.


    Es ist das erste Buch der Autorin, das ich lese - zu meiner Schande, wie ich jetzt feststelle. Sehr gut gelungen finde ich, wie durch einige wenige Details ein Bild im Kopf des Lesers erzeugt wird - zumindest ging es mir beim Lesen so. Dabei lässt die Autorin dem Leser aber noch genügend Raum, sich ein eigenes Bild zu schaffen. Beispielsweise hatte ich bei der Szene mit Raymond den Wald, die kleine Lichtung und die Höhle sehr genau vor meinem inneren Auge. Auch wenn andere Leser vielleicht aus einer anderen Richtung auf die Lichtung kommen oder deren Höhle etwas anders aussieht, so denke ich doch, dass jeder ein Bild vor seinem inneren Auge sieht, dass für ihn funktioniert.


    Auch die Atmosphäre kommt jeweils gut rüber. Für mich ein sehr gelungener Einstieg. Das Buch hat mich bereits am Haken, ich bin sehr gespannt, wie es mit Ghislain weitergehen wird und wie die einzelnen Handlungsstränge zusammengewoben werden.


    Leider habe ich momentan nur sehr wenig Zeit und werde kaum so schnell mit dem Lesen hinterherkommen, wie ich es mir wünschen würde. Wenn ich also recht lange für das Buch brauche, liegt das einzig und allein an anderen Dingen, nicht daran, dass mich das Buch nicht interessieren würde.

  • Nachdem ich ja bereits Kirstens Farbe der Revolution bzw. Advokatentochter kenne, bin ich mit hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, die bisher voll und ganz erfüllt wurden. :-]


    Den Einstieg fand ich sehr gelungen, er macht neugierig darauf, wer die einzelnen Personen sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Vor allem wird gleich klar, dass dieser Roman eben kein Buch ist, das sich mal eben nebenher weglesen lässt, sondern dem Leser ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt. Wunderschön ist Kirstens feinfühlige Art, zu erzählen, ihre Liebe zum Detail und die beinahe poetische Sprache.


    Die Ermordung von Raymond durch seinen Bruder - da habe ich schlucken müssen. Kein Wunder, dass Ghislain die Erinnerung an seinen toten Bruder verdrängt. Als Loup auf der Bildfläche aufgetaucht ist, dachte ich mir schon, dass er sich des Kindes annimmt, aber ich fand es insofern nicht vorhersehbar, als dass die Szene anders gestaltet ist als erwartet. Es ist doch vielmehr Ghislaine, der sich Loup anschließt und nicht Loup, der ihn mitnimmt.


    Ich bin gespannt, was es mit Donatien auf sich hat und was ihn zu diesem Verbrechen an seinem eigenen Bruder getrieben hat.


    Schön sind auch die Bilder, die Kirsten mit ihren Beschreibungen erzeugt.
    "Das Dämmerlicht der Gasse ließ sie jünger wirken, die Schatten zerbrachen ihr Lächeln in Stücke."
    Und immer wieder taucht das Motiv Glas auf.
    "So früh am Morgen war die Luft noch frisch, der Himmel blass wie ungefärbtes Glas, nur ein Hauch von Blau."


    Sehr gelungen finde ich das Gespräch zwischen Loup und Ghislain in der alten Kapelle. Loups Gedankengang in der Mitte der Szene: "Bald würde Ghislain ihn verlassen." Und Ghislains Frage am Ende: "Wirst du bei mir bleiben?"


    Nach Loups Tod dachte ich erst, dass Ghislain bei Hugo bleiben würde, aber angesichts der Abneigung, die Hugos Frau gegen ihn hegt, wäre das unmöglich gewesen. Auch hier wird frei von jedem Kitsch der Junge, der kaum mehr als ein Kind ist, wieder seiner Wege geschickt.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. :-)

  • [/quote]Original von Laila
    Schön sind auch die Bilder, die Kirsten mit ihren Beschreibungen erzeugt.
    "Das Dämmerlicht der Gasse ließ sie jünger wirken, die Schatten zerbrachen ihr Lächeln in Stücke."
    Und immer wieder taucht das Motiv Glas auf.
    "So früh am Morgen war die Luft noch frisch, der Himmel blass wie ungefärbtes Glas, nur ein Hauch von Blau."


    [/quote]


    Ja, Laila, das sind fuer mich auch die Saetze, die ich immer wieder lesen moechte und die sich durchs ganze Buch ziehen.


    Zur Vorhersehbarkeit - ein hochinteressantes Thema, finde ich - stelle ich, wenn ich die Beitraege lese, fest, dass ich da ein "Mittelwegs-Leser" bin. Natuerlich gebe ich Bernard dahingehend recht, dass eine Geschichte mit Ueberraschungen, ungewoehnlichen Wendungen, Kurven zum Innehalten aufwarten soll (was ja bei Kirstens Buch auch wirklich der Fall ist), mir ist aber auch wichtig, dass die Geschichte in einem Rahmen bleibt, den ich als moeglich und fassbar empfinde, dass die Abfolge der Ereignisse gewissermassen der Geschichte immanent sind, nicht hergeholt und ihr eingepfropft, um originell zu sein.
    Das Thema beschaeftigt mich immer mal wieder und im Moment gerade sehr, weil mir just eine Lektorin gesagt hat: "Da muss etwas Knalliges hin, da muessen Sie sich eben was Knalliges einfallen lassen."
    Solche Einstellung kann man selbstredend haben, aber ich persoenlich - ich gebe hier nur meine Meinung wieder - koennte es deutlich besser ertragen, wenn eine Geschichte die weniger originelle, weniger spektakulaere, dafuer aber die glaubhafte, stimmige, aus ihr selbst erklaerbare Wendung einschlaegt.
    Knallig und originell um der Knalligkeit und Originalitaet willen finde ich grundsaetzlich problematisch, weshalb ich mich Bernards Regel vom Ersinnen origineller Plots nur teilweise anschliessen kann.
    Ein guter Plot hat fuer mich - ich hoffe, das ist noch verstaendlich ... - immer auch etwas Unersonnenes.


    Das heisst vor allem: Eine Figur sollte keinesfalls immer tun, was ich von ihr erwarte (und das ist in Kirstens Roman auch nicht der Fall) - aber sie sollte auch nicht das tun, was von ihr keinesfalls zu erwarten ist.
    Finde ich.


    Bei meinem eigenen Erstling kam uebrigens genau das als haeufigste Leserkritik: Die Wendungen bei der Personenfuehrung sind ZU unerwartet, die Figuren tun Dinge, die man ihnen nicht zutraut - und die ihnen letzten Endes Sympathiepunkte rauben. Nicht weil Leser keine Figuren mit Fehlern und Schwaechen akzeptieren koennen (das koennen sie sehr gut), sondern weil diese Fehler und Schwaechen zu der Figur, der sich der Leser bereits anvertraut hat, passen muessen. Ich kann mich dieser Kritik vollumfaenglich anschliessen.
    Ich finde, Kirsten hat einen ausgezeichnet austarierten Mittelweg den Roman hindurch gehalten. Loup ist nicht der edle Ersatzpapi, den das arme Waisenkindlein ruehrt. Aber er ist der Loup, den Kirsten uns insgesamt vorstellt: ein pragmatischer Kerl, den ein schwer zu meisterndes Leben viele Schliche und auch Haerten gelehrt hat, der aber viel Freundliches, Menschliches bewahrt hat (was in seinem Beruf, der von der Interaktion mit Menschen lebt, womoeglich auch notwendig ist?).


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Zur Vorhersehbarkeit - ein hochinteressantes Thema, finde ich - stelle ich, wenn ich die Beitraege lese, fest, dass ich da ein "Mittelwegs-Leser" bin. Natuerlich gebe ich Bernard dahingehend recht, dass eine Geschichte mit Ueberraschungen, ungewoehnlichen Wendungen, Kurven zum Innehalten aufwarten soll (was ja bei Kirstens Buch auch wirklich der Fall ist), mir ist aber auch wichtig, dass die Geschichte in einem Rahmen bleibt, den ich als moeglich und fassbar empfinde, dass die Abfolge der Ereignisse gewissermassen der Geschichte immanent sind, nicht hergeholt und ihr eingepfropft, um originell zu sein.
    Das Thema beschaeftigt mich immer mal wieder und im Moment gerade sehr, weil mir just eine Lektorin gesagt hat: "Da muss etwas Knalliges hin, da muessen Sie sich eben was Knalliges einfallen lassen."


    Soso, etwas Knalliges. ;-)


    Überraschende Wendungen, nicht erwartete Entscheidungen, das gibt es alles in diesem Buch. Gleichzeitig bleiben die Figuren und auch die Gesamthandlung für mich aber glaubwürdig. Wenn die Wendungen allzu überraschend bzw. Figuren sich sehr unerwartet verhalten, werden Bücher für mich oft unglaubwürdig und ich verliere das Interesse.
    Ab und zu ist es für mich auch nett, wenn eine Hauptfigur sich berechenbar verhält. Wenn ich als Leserin den Eindruck habe, ja, genau so habe ich das von ihr erwartet, das passt zu dieser Figur.



    Edit: Konstruiert ist das Wort nach dem ich vorhin gesucht habe. :grin Im Sinne von "zuviel des Guten", zuviele Wendungen oder "Knaller".

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

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  • Zitat

    Original von Charlie


    Das heisst vor allem: Eine Figur sollte keinesfalls immer tun, was ich von ihr erwarte (und das ist in Kirstens Roman auch nicht der Fall) - aber sie sollte auch nicht das tun, was von ihr keinesfalls zu erwarten ist.
    Finde ich.


    Das trifft es meiner Meinung nach gut. Für mich ist die innere Stimmigkeit der Geschichte viel wichtiger. Manchmal gerät man sonst auch in die Gefahr, dass es nach einem Roman aussieht, der wie nach einem Kochrezept zusammengestoppelt wurde und am Ende steht keine homogene Geschichte, sondern ein Sammelsurium von Textbausteinen hat.


    Natürlich will ich aber im Rahmen des möglichen nicht immer das Gleiche lesen. Allerdings habe ich da eher eine autorenspezifische Sicht. Ein guter Autor kann auch ein allgemein oft wiederkehrendes Thema spannend und gut erzählen, wenn er dieses Thema/Element aber in jedem Roman strapaziert, werde ich erst sehr kritisch.


    Für mich ist es auch kein Problem, wenn etwas unerwartet passiert, solange es zur Figur passt und damit glaubwürdig ist. Praktisch der Unterschied zwischen "Das hätte ich mir jetzt nicht gedacht" und "Das glaub ich nicht".


    Zurück zum Roman:
    Hier finde ich zwar das Ergebnis, dass am Ende Loup und Ghislain eine gemeinsame Geschichte haben, erwartet. Wie das aber passiert, fand ich nicht vorhersehbar.