Inhaltsangabe
Warum ist sie zurückgekehrt? Ins Oberhessische, an den Ort, um den ihre Erinnerungen kreisen? Das Haus ist ihr unheimlich. Die Bäume scheinen es erdrücken zu wollen. Die Dorfgemeinschaft belauert sie, unwirtlich ist es und kalt. War es klug, ein Buch über damals zu schreiben? Über eine unmögliche Liebe und unbändigen Hass? Immerhin wurde Sophie Winters Roman ein Bestseller. Doch die Leute stellen plötzlich Fragen, auch Paul Bremer, ihr Nachbar. Und die Polizei. Was ist im Sommer 1968 geschehen? Warum verschwand die schöne junge Frau und warum wurde der Fall niemals aufgeklärt? Ein eindringliches Porträt der Bundesrepublik in einer ihrer größten Umbruchphasen.
Über die Autorin
Anna Chaplet ist das Pseudonym von Cora Stephan. Die vom Verlag aufgebaute fiktive Vita: -1958 in Kiel geboren, studierte Mathematik und Theologie und arbeitete lange Jahre als Lehrerin, Barfrau, Fitnesstrainerin und Börsenbrokerin in Frankfurt am Main. Sie lebt heute auf dem Land in Schleswig - Holstein- , stimmt nicht mit der wahren Welt der Cora Stephan überein. Erst Anfang 2002 lüftete Ann Chaplet ihr Geheimnis und man erfuhr, dass sich hinter dem Pseudonym die Publizistin und Sachbuchautorin Cora Stephan verbarg. Nach ihrem Studium der politischen Wissenschaften in Hamburg und Frankfurt am Main arbeitete die Journalistin als Lektorin, Übersetzerin, Dozentin und Rundfunkmoderatorin. Sie lebt in Frankfurt am Mein und Südfrankreich.
Meine Meinung
Wer oft bekrittelt, das Autoren sich nicht genug ihren Figuren widmen, ist bei Anne Chaplet richtig. Fast das ganze Buch hindurch schreibt sie über ihre Figuren, ihre Beweggründe, Hintergründe, Gedanken, Umfeld.
Leider auf Kosten der Geschichte.
Die Story wird aus 3 verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zum einen von Giorgio deLange, Polizist aus Frankfurt, der Berater ist am Filmset zu Sophie Winters Buchverfilmung. Seine persönliche Situation wird ausgiebig beleuchtet, und wie er auf die Spur des alten Falles stößt und sich darin verbeißt. Und es gibt viele Beschreibungen von seiner Teilnahme an der Dreharbeiten.
Dann gibt es da Paul Bremer. Er wohnt in dem kleinen hessischen Dorf, in dem damals die "freie Liebe" in Form der 3 Hippies Einzu hielt. Er trifft auf Sophie Winter, macht sich anhand ihrer Geschichte Gedanken über sein Dorf und seine Mitbewohner.
Und dann gibt es da die Sicht von Sophie selbst. Den Teil fand ich am schwierigsten, denn Sophie beginnt unter Demenz zu leiden, und ihrer Verwirrtheit, so beängstigend real sie auch geschrieben ist, hat mich leider ziemlich rasch genervt.
Die Geschichte scheint zu Anfang klar: Sophie hat ein Buch über eine wahre Begebenheit geschrieben im "Summer of Love" 1968. 3 Blumenkinder fallen mit ihrer Idee von freier Liebe und der Freude an Drogen und alternativen Lebensformen in ein kleines spießiges Dorf ein. Dort stoßen sie auf eine Wand der Ablehnung. Es gibt Übergriffe und Ausfälle und am Ende ist eins der Mädchen veschwunden und nie wieder aufgetaucht. Das Dorf schweigt solidarisch, eine alte Geschichte eben. Zwei Polizisten werden unabhängig voneinander aufmerksam und wollen der Sache auf den Grund gehen.
Doch ist es wirklich so einfach? Wurde das Mädchen wirklich Opfer einer Treibjagd der Dorfrudelführer? Oder gibt es eine andere Lösung?
Leider ist das Buch nicht wirklich wie ein Krimi aufgezogen. Zu ausführlich bleibt die Autorin bei ihren Personen und ihren Belangen. Ich hatte fast das ganze Buch hindurch das Gefühl, das die Geschichte auf der Stelle tritt. Die Annahmen der Umstände sind bekannt, und mehr passiert auch zu 3/4 des Buches nicht. Erst am Ende dann geht das ganze in den Endspurt und man erfährt, wie es war.
Mich hat vor allem der Schreibstil der Autorin ein wenig Mühe gekostet. Kurze, abgehackte Sätze, manchmal nur ein Wort. Irgendwann merkte ich, das manche Antwortsätze der Personen nicht in Anführungsstriche gesetzt wurden. Waren sie dann nur gedacht? Anne Chaplet hat einen sehr eigenen, sperrigen Schreibstil. Auch auf den ein oder anderen Gedankensprung muss man sich einstellen. Mir persönlich liegt ihr Stakkatostil nicht so sehr.
Dadurch, das das Buch eigentlich nicht viel an Storyentwicklung zu bieten hat, fällt mein Urteil nicht ganz so positiv aus. Wie ich schon sagt, 3/4 des Buches ist man der Annahme, es sei so wie der Klappentext sagt. Mädchen verschwunden - Dorf war schuld. Und darüber, was die Personen in der Zeit machen, bis sie merken, das es anders sein könnte, schreibt sie solange.
Dazu der raue Schreibstil. Vom einem deutlichen Bild der Bundesrepublik zu der Zeit kann man auch nicht unbedingt reden, denn es gibt kaum Rückblicke, alles spielt in der Gegenwart. Nur Sophies nebulöses Erinnern an ihre Freundin Sascha und ein paar Gedanken der Dörfler. Das wars.