Die Weihnachtsrose - Dörthe Binkert

  • Die Dinge und das Leben nehmen ihren eigenen Lauf.(Seite 61)


    172 Seiten, gebunden (Halbleinen :-) )
    Verlag: Ehrenwirth in der Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch Gladbach, 2005
    ISBN-10: 3-431-03638-4
    ISBN-13: 978-3-431-03638-1



    Kurzinhalt / Klappentext


    Eigentlich kommen Marisa und der kleine Max prima allein zurecht, wenn – ja wenn Max nicht so oft krank wäre, seit sein Vater ausgezogen ist, und Marisa nicht Angst hätte, gerade noch vor Weihnachten ihre Stelle zu verlieren. Immerhin gibt es den großen Max, der für alle Probleme eine Lösung weiß und der für den kleinen Max so etwas wie ein Traum-Großvater ist, bis … ja bis Marisa einfach nicht mehr weiter weiß.
    Doch dann, an Heiligabend, geschieht etwas Merkwürdiges. Marisa ist gerade dabei, den Baum zu schmücken, da klingelt es an der Tür, und ein alter Mann steht im Treppenhaus, der behauptet, dies sei seine Wohnung. Seufzend bittet Marisa den unerwarteten Besucher erst einmal herein. Nicht ahnend, dass sie damit eine wundersame Kettenreaktion auslöst, an deren Ende ihr eigenes Glück auf sie wartet.



    Über die Autorin (Quelle: DTV)


    Dörthe Binkert, geboren in Hagen/Westfalen, wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte dort Germanistik, Kunstgeschichte und Politik. Nach ihrer Promotion hat sie dreißig Jahre lang für große deutsche Publikumsverlage gearbeitet. Seit 2007 ist sie freie Autorin und lebt heute in Zürich



    Meine Meinung


    Irgendwie hatte ich das Bedürfnis nach etwas friedlichem, versöhnlichem, beruhigendem. Da fiel mir dieses Weihnachtsbuch in die Hände; innerhalb von zwei Tagen war es gelesen.


    Und schon fangen die Probleme an. Was macht ein Weihnachtsbuch aus? Die (wunderschöne) Gestaltung? Daß das Wort „Weihnachten“ ein paar Mal vorkommt? Daß - zumindest ein Teil der Handlung - an oder um Weihnachten herum spielt? Oder weil es sich damit besser verkaufen läßt? Ich bin mir nicht sicher, jedoch ist letzterer Grund hier sicherlich nicht zutreffend, da das Buch einen solchen Trick nicht nötig hat. Ein reines „Weihnachtsbuch“ ist es für mich jedoch auch nicht, denn der im Klappentext erwähnte Heilige Abend nimmt - Seitenzahlmäßig gesehen - nicht den größten Raum des Buches ein. Was nicht heißt, daß das nicht der wichtigste und entscheidendste Teil ist. Also doch ein Weihnachtsbuch? Schade eigentlich, das Buch hätte es durchaus verdient, auch außerhalb dieser besinnlichen (meist aber hektischen) Tage gelesen zu werden.


    Apropos schade: Relativ am Anfang ist ein Sprung von rund dreißig Jahren. Den hätte man deutlicher kennzeichnen sollen, weil es aus dem Text nicht sofort und unmittelbar hervorgeht. Das ist aber auch mein einziger wirklicher Kritikpunkt.


    Das Buch läßt sich leicht lesen; über den Stil und die stilistischen Mittel mögen sich andere auslassen (ich habe schon in der Schule gehaßt, wenn es an Dinge wie „Wortarten“ und deren Wirkung und Funktion ging). In einer für die kalten Jahreszeit passenden leicht kalten Sprache erzählt, die eine heimelige Stimmung erzeugt, in kurzen, bisweilen kurz erscheinenden Sätzen. (Ich fühlte mich, aber nur sehr entfernt, an den Erzählstil von Robert J. Conley oder Thomas Jeier erinnert. Damit hatte die Autorin bei mir gewonnen - denn diese Art zu erzählen mag ich.) Dabei oder dadurch wird eine gewisse Distanz zu den Protagonisten gewahrt. Wir erfahren zuerst etwas aus der Kindheit von Marisa, bevor die eigentliche Geschichte (als sie ungefähr fünfunddreißig ist) einsetzt. Diese geht über einen Zeitraum von einigen Wochen vor Weihnachten bis eben zu diesem Fest.


    Eine Geschichte, die - wie fast alle guten Weihnachtsgeschichten, die ich kenne - viel trauriges enthält und von einer melancholischen Grundstimmung überlagert wird. In der die Einsamkeit eine große Rolle spielt. Wir erfahren etwas über wie tiefen Verwundungen, die Marisa als Kind erleiden mußte, und die auch jetzt - Jahrzehnte später - noch fortwirken und somit auch das Leben ihres Sohnes - des kleinen Max - beeinflussen, ob sie es will oder nicht. Und richtig - es gibt auch einen großen Max. Ein Freund, ein älterer Herr, der mit beiden Beinen auf der Erde steht, mit dem sie sich immer mal trifft, und mit dem sie fast jeden Abend telefoniert. Er gibt ihr Ratschläge und Hilfestellung, wo Marisa sie braucht, so daß sie langsam aber sicher nach der Trennung von ihrem Ehemann, der um die Scheidung bittet, lernt, trotz drohender Kündigung des Arbeitsplatzes ihr Leben in die Hand zu nehmen.



    Daß ein solches Buch letztlich gut enden muß, versteht sich von selbst. Dabei habe ich es zu keiner Zeit als kitschig empfunden, auch das Ende (was vielleicht doch etwas zu kurz und zu schnell erzählt wurde) nicht. Es fügt sich alles so, wie es am besten ist, ohne gezwungen oder gekünstelt zu wirken. Denn daß Kinder immer wieder die gleichen Krankheiten entwickeln, und dann noch zu Weihnachten - davon kann ich auch ein Lied singen. Oder zwei. Oder drei. Die Schlußszene mit viel Kitsch und Schmalz unter dem Weihnachtsbaum entfällt völlig, womit auch das Ende zum ganzen Buch paßt. Dennoch habe ich das Büchlein ruhig und zufrieden zugeklappt. Wird auch nicht alles mit Worten gesagt, so doch hinreichend klar angedeutet. Ein wirklich schönes Buch.


    Das Leben ist, wie es ist. Ziemlich merkwürdig, oft beschissen, ganz und gar ungerecht und ab und zu ganz erstaunlich schön. (Seite 73)



    Kurzfassung:


    Eine leise Dunkle-Jahreszeit-Geschichte, von Höhen und Tiefen, die Mut und Hoffnung geben kann.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Danke ... und gerne geschehen. :-)


    Damit ich nicht falsch verstanden werde: natürlich hört das Buch am Heiligen Abend auf (wie es auch aus dem Klappentext hervorgeht), und natürlich gibt es auch eine Bescherung für den kleinen Max. Aber - um ein Bild zu gebrauchen - es ist (für meine Begriffe) völlig sinnlos, einen Schmalztiegel unter das Buch zu halten - es kommt keins raus. ;-)


    Die Geschichte hat gerade so viel „Magie“, enthält genau so viele „Zufälle“, wie sie für das funktionieren einer solchen Erzählung vonnöten sind. Ich hatte immer das Gefühl, daß im realen Leben genau so etwas passieren könnte. Bisweilen sind es die kleinen Dinge, die in einem größeren Zusammenhang einen Sinn erhalten, ohne das etwas Übernatürliches geschehen sein muß.


    Das einzige, was ich bedauere ist, daß ich das Buch erst dieses Jahr entdeckt habe. Das wird sicher auf meine „Jedes Jahr zur Weihnachtszeit Lesen Liste“ kommen. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Nachdem ich „Weit übers Meer“ von Dörthe Binkert gelesen habe, hat mich doch interessiert, wie ihr erster Roman so war. Und da wir ja unaufhaltsam auf Weihnachten zusteuern, habe ich diese Büchlein gestern mal flugs zwischendurch als Lektüre eingeschoben. :-]


    Marisa hat es nicht einfach: Ihr Mann hat sie verlassen und nun steht sie alleine mit ihrem Sohn Max da und schlägt sich so durchs Leben. Die Trennung hat sie noch nicht so recht verkraftet, ihr Job steht auf wackligen Füßen und dass der kleine Max seit dem Auszug ihres Mannes ständig kränkelt, macht die Situation alles in allem nicht leichter. Doch zum Glück gibt es den großen Max, ihren besten Freund und ruhenden Pol.


    Doch dieses Jahr wird Weihnachten alles andere als einfach für Marisa… und diese Geschichte wird uns hier ganz wunderbar von Dörthe Binkert erzählt.
    Das Buch ist sehr nett und liebenswert geschrieben und enthält genau die Dosis Schmalz, die ein schönes Weihnachtsbuch benötigt, aber durch die Probleme mit denen Marisa zu kämpfen hat, wird es nie süßlich verkitscht.
    Das einzige, was mir letztlich zuviel des Guten war, bzw. was mich nicht recht überzeugen konnte, war der Schluß.



    Hier hätte es mir besser gefallen, wenn es sich z.B. bei Peter um den Peter aus ihren Jugendtagen gehandelt hätte – denn so einfach einem wildfremden Mann vertrauen wegen des Ferienhauses, das fand ich an den Haaren herbeigezogen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das Buch habe ich in einem Zug gelesen.


    Es hat mir gut gefallen obwohl ich einiges nicht wirklich verstanden habe.



    Einen Zeitsprung von 30 Jahren gleich am Anfang, dass war nicht gerade verständlich.


    Na ja das Ende war ein bißchen zu stark aufgetragen, aber es ist ja eine Weihnachtsgeschichte und da passt das dann schon.