Das Evangelium nach Satan - Patrick Graham

  • Der Autor: Der 1968 geborene Patrick Graham war Pilot, bis er durch einen Unfall gezwungen wurde, die Fliegerei aufzugeben.
    Er arbeitete als internationaler Unternehmensberater und beschäftigte sich intensiv mit Reloigionsgeschichte und begann zu schreiben, wobei er sein Wissen sehr gekonnt in die spannende Handlung seines Debutromans einarbeitete, welcher die Kritiker sofort begeisterte und ihm den "Prix Maison de la Presse" einbrachte.
    Er schreibt zur Zeit an seinem zweiten Roman.


    Das Buch: (Originaltitel: L' evangile selon Satan / Übersetzt von Adam Hall)

    Europa, 1348. Die Pest breitet sich unaufhaltsam über Europa aus, an ein Entkommen ist nicht zu denken. In einer kalten Winternacht erreicht die Oberin der sogenannten "Weltfernen Schwestern", einem Orden welcher sich dem Studium des Bösen verschrieben hat, ein abgelegenes Kloster. Die grausam Gefolterte stirbt bald an ihren Verletzungen und hinterlässt den Nonnen ein in Tuch gehülltes, schreckliches Geheimnis. Und das Böse, welches sie so lange zu erforschen suchten, hat bereits die Witterung aufgenommen....


    Die Profilerin Maria Parks verfügt seit einem schweren Unfall, duch den sie zeitweise ins Koma fiel, über seherische Fähigkeiten. Sie kann sich in die Opfer von Verbrechen hineinversetzen und das Geschehene miterleben, eine Gabe, die für sie sowohl Segen als auch Fluch bedeutet.
    Als innerhalb kurzer Zeit vier junge Frauen verschwinden, macht sich Maria an die Verfolgung des Mörders, doch schon bald muß sie feststellen, das sie es nicht mit einem gewönlichen Verbrecher zu tun hat.... Doch diese Erkenntnis kommt beinahe zu spät!


    Der Jesuitenpater Carzo soll im Auftrag des Vatikans die seltsame Häufung von Besessenheit untersuchen. Seine Mission führt ihn bis tief in den Dschungel Südamerikas, wo er auf den Abgesannten des Bösen selbst trifft und eine Entdeckung macht, welche seinen Glauben zutiefst erschüttert und auf die Probe stellt.


    Das Böse ist wieder da und auf der Suche nach seinem Buch, dem Satansevangelium. Dieses Buch ist dazu geeignet, die Welt, wie wir sie kennen untergehen zu lassen, sollte es in die falschen Hände gelangen!


    Meine Meinung: Ich hatte zu Beginn einige Vorbehalte gegen diesen Roman: Die Suche nach einem Buch/Pergament, einer Reliquie oder sonstigem Klimbim, welches die Kirche/unsere Zivilisation oder die Welt in ihren Grundfesten erschüttern kann ist nun wahrhaftig nicht neu, und gerade nach dem Rattenschwanz an Enthüllungsbüchern und "Kirchenthrillern“, welche Dan Browns "Sakrileg" hinter sich herzog auch nicht gerade geeignet, den thrillerbegeisterten Lesern die Freudentränen in die Augen zu treiben.
    Auch unsere lieben Freunde, die Templer, sind wieder mit von der Partie. (Sie verhandeln gerade ihren Überstundenbonus neu und gründen ihre eigene Gewerkschaft).


    Patrick Graham erzählt dieses Buch, als hätte es all diese Vorgänger nicht gegeben, er ignoriert sie auf eine beinahe arrogant wirkende Art und Weise, welche aber durch sein außergewöhnliches Erzähltalent in jedem Fall gerechtfertigt ist. Er nimmt sich all dieser Themen an und führt sie weiter, als es einer seiner Vorgänger je gewagt hat, er verbindet den Kirchenthriller sehr gekonnt mit dem phantastischen Horror-Roman, ohne jedoch in die Fantasyliteratur abzugleiten. "Das Böse" in Gestalt eines mysteriösen Mönchs wird ebenso real wie die Kräfte des "Guten", die ihn bekämpfen.
    Dieses großartige Buch fesselt wahrhaftig von der ersten bis zur letzten Seite und es scheint unmöglich, sich der spannenden Schilderung von der Suche nach dem Teufelsevangelium zu entziehen. Das Buch ist insgesamt viel mehr, als die Summe seiner Teile, der Autor geht konsequent und ohne zu zögern weiter als alle seine Vorgänger, doch wer sich auf den Roman wirklich einlassen kann wird keine Zeit haben das Gelesene zu hinterfragen!


    Doch bei aller Begeisterung für dieses Werk gibt es einige Kritikpunkte, welche den Lesegenuss zwar nicht schmälern, aber die bei der gedanklichen "Nachbearbeitung" doch einen leichten Schatten auf die Erzählung werfen. Gegen Ende treibt es der Autor meiner Meinung nach ein wenig zu weit, er macht einen Schritt nach vorne, wo er hätte stehen bleiben können, ohne das seine Geschichte darunter gelitten hätte. Es gelingt im zwar diesen Schritt in das bisher geschehene einzubinden, für mich blieb allerdings ein etwas säuerlicher Nachgeschmack. Auch seine Theorie mit der Beringstrasse (wenn Ihr es lest, versteht Ihr was ich meine!) ist nach allem was ich herausgefunden habe kompletter Mumpitz, da hätte Graham vielleicht über eine andere Lösung nachdenken sollen. Aber ich mag mich irren..
    Als sehr positiv empfand ich die Tatsache, das die (katholische) Kirche hier nicht als böse "Religionssekte" herhalten musste, sondern als Symbol für das Gute und den Kampf gegen das Böse steht. Der christliche Glaube selbst ist hier in Gefahr und muss in jedem Fall geschützt werden, um nicht dem Bösen/dem Teufel anheim zu fallen.
    Die „hellseherischen“ Fähigkeiten der Profilerin sind sorgfältig und, was mir noch wichtiger erscheint, glaubwürdig in den Roman eingearbeitet. Durch den im 14ten Jhd. spielenden Prolog weiß der Leser bereits um das Übernatürliche, welches in diesem Roman im Gegensatz zu anderen Thrillern eine bedeutende Rolle spielt. Des Weiteren wird diese Fähigkeit durch das Koma auch noch „wissenschaftlich“ untermauert, was unter Umständen den Leser nichtphantastischer Thriller ein wenig versöhnt. Man sollte sich allerdings im klaren darüber sein, das das Übernatürliche, die Religion und ihre Legenden, einen breiten Raum in diesem Roman einnehmen.



    Das es sich bei diesem Roman um ein Erstlingswerk handelt mag man kaum glauben! Fast wünsche ich mir, der Autor würde sich in Zukunft auf seine Beratertätigkeit beschränken, da es unmöglich erscheint, diesen Roman zu übertreffen oder zumindest etwas Gleichwertiges zu schreiben.
    Ich habe wahrlich einiges an Thrillern mehr oder weniger begeistert gelesen und bei so manchen Brown-Nachfolger sehr bedauert, das der Autor nicht vor, sondern nach dem scheinbar alles beherrschenden Duo "IIluminati/Sakrileg" veröffentlicht wurde. Wenn dieses Buch ausgeliefert wird, ist es damit allerdings vorbei, ab heute müssen sich Thrillerautoren gegen Patrik Graham behaupten, und wie das Böse in seinem Roman muss sich Graham kaum fürchten zu verlieren.

  • Danke für die schöne Rezi, Bodo :knuddel1
    Darauf hatte ich ja schon gewartet.
    Das Buch bleibt auf meiner WL und ich bin schon richtig gespannt darauf.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, um die sog. Vatikan-Thriller einen großen Bogen zu machen, da ich mich daran satt gelesen habe. Aber jetzt, nach der Rezi, kann ich wohl nicht mehr anders! Bodo, schlimm bist du! :cry

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, um die sog. Vatikan-Thriller einen großen Bogen zu machen, da ich mich daran satt gelesen habe. Aber jetzt, nach der Rezi, kann ich wohl nicht mehr anders! Bodo, schlimm bist du! :cry


    Jaja, das Böse hat viele Gesichter......

  • Zitat

    Original von Bodo


    Jaja, das Böse hat viele Gesichter......


    Aber nicht Deines :lache


    (Mir schwebt da gerade das Bild von Dir vor Augen mit den beiden Damen rechts und links :rofl )


    Danke für die tolle Rezi. Ich hab mir das Buch schon auf meine November-Kaufliste gesetzt.

  • Bodo
    Mal ne Frage: ich habe das Buch heute im Laden gesehen - die Seiten sind nicht komplett aufgeschnitten, was sicher Absicht ist, aber wie hast Du das gelöst, mit einem Brieföffner?

  • Zitat

    Original von Bell
    Bodo
    Mal ne Frage: ich habe das Buch heute im Laden gesehen - die Seiten sind nicht komplett aufgeschnitten, was sicher Absicht ist, aber wie hast Du das gelöst, mit einem Brieföffner?


    Das ist keine Absicht - bei meinen Exemplaren hatte ich das Problem nicht!

  • So Bodo, ich habe es heute für unsere kleine schnuckelige Bücherei gekauft, mit dem Hinweise, dass du das Buch als sehr gut eingestuft hast. Wehe das stimmt nicht. :schlaeger :lache

  • Zitat

    Original von hestia2312
    So Bodo, ich habe es heute für unsere kleine schnuckelige Bücherei gekauft, mit dem Hinweise, dass du das Buch als sehr gut eingestuft hast. Wehe das stimmt nicht. :schlaeger :lache


    :reiter ....Du hättest es ja vorher lesen können..... :crazy

  • Zitat

    Original von Bodo


    Das ist keine Absicht - bei meinen Exemplaren hatte ich das Problem nicht!


    Aber es ist doch dieses Buch mit dem schwarzen Schnitt, oder? Ich dachte, das mit den nicht durchgehend getrennten Seiten soll so sein, damit es alt und geheimnisvoll wirkt, passte eben auch zu dem schwarz. ?

  • Zitat

    Original von Bell


    Aber es ist doch dieses Buch mit dem schwarzen Schnitt, oder? Ich dachte, das mit den nicht durchgehend getrennten Seiten soll so sein, damit es alt und geheimnisvoll wirkt, passte eben auch zu dem schwarz. ?


    Der Verlag freut sich beim nächsten Buch sicher über die Idee.... bei diesem ist das ein Produktionsfehler. :chen