'Die schöne Frau Seidenman' - Kapitel 11 - 14

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  • komisch, je länger ich das buch lese, umso langweiliger kommt es mir vor. aber ich glaube wirklich es liegt an der völlig neutralen, keine partei ergreifenden erzählweise des autors. wie auch die anspielungen, das grauen damals ist nichts gegen die gräuel, die heutzutage geschehen, dies nimmt dem buch zwar nicht die schärfe, aber es soll wohl verständnis wecken, dass zu jeder zeit, in der vergangenheit und in der zukunft, dinge passieren, die nicht geschehen dürften. verbrechen gegen die menschlichkeit eben. gerade aber die emotionslose schilderung lässt mich das grauen erst recht empfinden.

  • Zitat

    Original von Findus
    komisch, je länger ich das buch lese, umso langweiliger kommt es mir vor.


    Mir geht es genau anders herum, je länger ich dieses Buch lese, desto begeisterter bin ich. Die Sprache ist unheimlich eindringlich, es werden zwar viele Charakter eingeführt, ihre Gedanken und Gefühle werden aber auch auf eine interessante und faszinierende Weise geschildert. Am besten hat mir in diesem Kapitel das fünfzehnte Kapitel und die Schilderungen über Dr. Korda gefallen.


    Das Buch erinnert mich vor allem auch an die Bücher von Wolfgang Koeppen, in denen auch aus unterschiedlichen Perspektiven das Leid des Krieges geschildert wird.

  • ich glaube langweilig war die falsche formulierung, eintönigkeit beschreibt besser das gefühl, das bei mir aufkam.
    das heißt nicht, dass mich das buch nicht fesselt, eher erschien mir die schilderung der schicksale, eins an das andere gehängt, so leidenschaftslos, dass es mich eintönigkeit empfinden ließ.
    als sehr poetisch dagegen fand ich die schilderung vom tod des rechtsanwalts fichtelbaum, der aber ein inneres, eiskaltes erschrecken hinterließ.

  • Na ja, so eine gewisse Langeweile kommt auch bei mir auf. Mich interessieren auch die ausschweifenden Gedankengaenge des Autoren nicht so besonders, ertappe mich schon wie ich sie diagonal lese. Will eben so schnell wie moeglich wieder zu den Personen zu gelangen.


    Ich merke immer deutlicher, dass es mir ueberhaupt nichts ausmacht, dass hier so viele verschiedene Leute auftauchen. Sie sind es, die das Buch interessant machen. Vor allem die Begegnunen und Dialoge zwischen verschiedenen Personen zeigen fuer mich das wahre Gesicht Polens und seiner Menschen. Na ja, zumindest das Polen, das der Autor hier beschreiben moechte.


    Inzwischen sehe ich die Figur der Frau Seidenmann eher metaphorisch. Sie ist keine Hauptperson im ueblichen Sinne sondern eher der rote Faden, der alle anderen Figuren zusammenfuegt. Ich bin mir nur nicht so sicher wofuer sie letztlich steht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Oh, Kapitel 11 hat auch das, was fuer mich die Lieblingsstelle des Buches werden koennte. Johann Mueller steht im Vordergrund und seine gemischten Gefuehle gegenueber Polen und Deutschland als sein Vaterland oder Vaterlaender?


    "There were nights when Mueller ardently desired to return to his Germanness, in it to find solace and relief. He would then sedulously go over in his head all the Polish shortcomings and vices, as could every man who has come to love Poland deeply. And precisely for this reason he felt all the more strongly - against his own will almost - a Polish patriot, because he knew Polish weaknesses, all those Polish shortcomings, rascalities, idiocies; the flightiness, the snobisms and confusions; the xenophobias, delusions, myths. [...] The more critical Mueller became toward Poland, the more deeply he yearned for it, the more strongly he loved it."


    Damit kann ich mich recht gut identifizieren, geht es mir doch aehnlich als Deutsche, die nun fast ihr halbes Leben in Kanada verbracht hat.


    Und totaler Zufall, aber passend: am selben Tag als ich diese Seite las, bekam ich ein email von meiner polnischen Schwaegerin, die seit etlichen Jahren in Deutschland lebt. Auch sie schrieb davon, dass sie gar nicht mehr weiss wie sie Polen und Deutschland bewerten solle - wie sie Polen gegenueber den Deutschen verteidigt, wie sie "ihr" Land vermisst - und es dann doch wieder nicht ausstehen kann. Sehr ambivalente Gefuehle, wie sie auch immer wieder in diesem Buch vorkommen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Ich glaube, diese Ambivalenz gegenüber dem "Vaterland" ,( der Begriff ist ja irgendwie negativ besetzt) empfindet jeder einigermaßen denkende Mensch. Ich konnte dies den Personen im Buch auch gut nachempfinden.


    Noch schwieriger wird es wahrscheinlich für diejenigen, die in zwei Ländern beheimatet sind.