'Der gestohlene Abend' - Kapitel 20 - 35

  • Schade mir fehlt jetzt die Zeit sich mit Davids Vortrag auseinanderzusetzen, scheint aber im Kollegium der Universität eher eine Bombe zu sein, als der Hammer, den die Studierenden meinen zu erleben.

  • Jetzt habe ich gerade atemlos Davids Vorlesung gelauscht.


    Das schlägt dem Faß den Boden aus, so eine Theorie aufzustellen und alle beteiligten Literaturwissenschaftler und deren Forschungen der letzten paar hundert Jahre so bloß zu stellen :wow :wow


    Das ist gelinde gesagt, krass!!


    Vor allem stellt er sich damit ganz klar gegen alle seine Förderer, Gönner, Komillitonen und Dozenten, ganz schön gewagt diese Aktion.


    Außerdem weist die ganze Aktion eine nahezu schreckliche Parallele zu der Gedichtszene auf, es wird interpretiert und geforscht, gegrübelt und sondiert, und eigentlich ist das Ganze nicht das, was es augenscheinlich zu sein scheint.


    Ist das die "Bombe"???

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Der zweite Abschnitt lässt sich besonders gut und flüssig lesen.


    Davids Beitrag war, ob poliitisch geschickt oder nicht, sehr beeindruckend und wie Elbereth schon erwähnte, fast atemlos zu lesen.

    Die Schönheit Kaliforniens wird spürbar, wenn Matthias an der Küste z.B. Robben sieht, die in der Brandung herumtollen oder als er und Janine an den malerisch daliegenden Küstenstädchen im Orange County (Laguna Beach, Corona del Mar, Dana Point) vorbeifahren oder wie sie Grauwale auf einer Walbeobachtungsfahrt sehen.


    Das Gespräch, fast Verhör, von John Barstow, empfindet Matthias als merkwürdig und unpassend. Ich kann sein Unbehagen gut verstehen, da er noch nicht so in der Gruppe auf dem Campus integriert ist und sich in einer Position zwischen den Stühlen befindet.
    Ich denke, er wird auch eine Art Außenseiter bleiben.


    John Barstow bleibt eine der interessantesten Figuren im Roman, während Marian für mich leider noch nicht so ganz funktioniert. Was an ihr so besonders, so genial sein soll, kann ich noch nicht ganz spüren. Vielleicht kommt das noch. Bis jetzt wirkt sie etwas unfreundlich.



    Edit: Schreibfehler gemindert

  • Der Vortrag von David war schon echt eine Sensation. Er hat sich damit selbst aus dem INAT "herauskatapultiert".


    Aber, nachdem ich jetzt von Wolfram weiß, dass vieles von dem wirklich passiert ist, bekomme ich richtig Gänsehaut. Man spürt förmlich, welche Atmosphäre da in dem Saal geherrscht haben muss.


    @ Herr Palomar: die Befragung von Matthias durch Prof. Barstow ist mir auch (unangenehm) aufgefallen. Irgendwie weckt das in mir den Verdacht, dass Barstow mit Matthias einen "Fuß" im INAT haben will um eben an Informationen aus diesem Institut zu kommen.


    Kann aber sein, dass ich damit völlig falsch liege.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ein sehr interessanter Abschnitt, der einige Fragen offen lässt... Warum hat David diesen Vortrag gewählt? Für mich als Laien klang er in sich schlüssig, aber was treibt jemanden dazu, sich so in die Nesseln zu setzen? Obwohl... es scheint ja sowieso Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Marian (die mir übrigens auch noch irgendwie fremd ist) zu geben. War der Vortrag vielleicht eine Retourkutsche? Die Beziehung zwischen den beiden oder was zwischen ihnen vorgefallen ist, bleibt auf jeden Fall spannend.


    Und David bleibt auch weiterhin sehr mysteriös. Seine Annäherung an Matthew, obwohl er weiß, dass der mit seiner Ex-Freundin... Merkwürdig. Und dann auch noch die Tatsache, dass er mit niemandem sonst zu sprechen scheint. Das fühlt sich nicht gut an. Kann natürlich reine Verzweiflung sein, aber vielleicht plant er auch irgendwas...


    Barstow erscheint mir auch immer mehr wie einer, der im Hintergrund die Fäden zieht. @ Sigrid: Gute Idee!


    "Die Familie Schroffenstein" interessiert mich jetzt aber auch - und als Kleist-Laie fand ich Matthews Ausführungen, warum man dieses Stück lesen sollte, sogar recht überzeugend :grin

  • Auch ich habe gebannt Davids Vortrag gelauscht, welcher für mich - als Laie - auch durchaus schlüssig klang. Mir ging es da wie milla: Warum hat er dieses Thema gewählt? Und am Schluß Marian so einen "Schuß vor den Bug" versetzt? :gruebel
    Die Beziehung zwischen den beiden ist mir noch rätselhaft, ich hoffe wir kommen noch dahinter was die beiden miteinander verbindet/verband.
    Desweiteren frage ich mich warum David Matthias auf diesen Ausflug mitnimmt oder plötzlich vor seiner Tür steht. David erklärt ja irgendwie seine Beweggründe, aber die glaub ich ihm nicht....Ebenso wenig glaube ich das es etwas mit Janine zu tun hat, das wäre zu naheliegend... :gruebel

  • Janine wird mir irgendwie immer unsympatischer, Anfangs war sie für mich immer das hübsche Gesicht, ihre Persönlichkeit wird, in meinen Augen, erst peu a peu weiter herausgarbeitet, und was da zum Vorschein kommt, gefällt mir absolut nicht.


    Hingegen wird mir David sympatischer, irgend etwas scheint ihn erbarmungslos anzutreiben, eine innere Unruhe, oder Pein :gruebel
    Er tut mir fast schon leid, wäre da nicht die vage Verdächtigung, dass er alle manipulieren will.. :wow

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    ― Bill Watterson

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  • Mir geht es mit Janine ähnlich, schon am Anfang mochte ich sie nicht besonders und sie entwickelt sich für mich zu einem unsympathischen Charakter. Vielleicht entdecke ich ja noch positive Züge an ihr, aber ich befürchte eher nicht.
    Matthias hingegen mag ich sehr gerne, von David weiss ich nicht recht was ich halten soll...er ist mir bisher noch zu undurchsichtig.
    Mal sehen wie sich die Charaktere entwickeln.

  • Also gut ich bin krank und habe Fieber, aber für verblödet halte ich mich noch nicht. Warum erkennt ihr alle so problemlos an, dass dieser Vortrag von David ihn so isoliert und dass dadurch so große Konflikte hervorgerufen werden? Wissenschaftliche Untersuchungen sind in der Regel kontrovers und neues bedarf des Diskurses, warum da alle so heftig reagieren erscheint mir nicht erklärlich.

  • Meinerserachtens ist der Knackpunkt, dass David als Assistent von Marian auftritt und somit von Anfang an damit gerechnet wird, dass er eine Vortrag hält, der quasi konform geht mit den Interpretationsansätzen von Marian.


    Indem er alle Interpretationen abschmettert, schlimmer noch alle Interpretierenden als fehlgeleitet enttarnt, das sie Lebenszeit verschwendet haben um über einen simplen Druckfehler zu forschen, brüskiert er nicht nur die Literaturwissenschaftler, sondern eben auch Marian, die ihm die Möglichkeit gegeben hat, einen Vortrag über die Sonette vorzubereiten und zu halten.


    Daher sehe ich die Parallele zu dem Gedicht, alle geben sich Mühe, sind verwirrt und aufgewühlt, weil sie bei sich Defizite vermuten, bis sich das angebliche Lyrikstück als profane Schlagzeile der Yellowpress herausstellt.
    Das ist schon brüskierend!

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    ― Bill Watterson

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  • Zitat

    Original von beowulf
    Aber Erkenntnisgewinn ist doch die Triebkraft aller Forschung!


    Klar, aber der Stein des Anstoßes ist glaube ich nicht die neue Erkenntnis, sondern wie David sie vorbringt. Dass der Vortrag genial war, scheinen ja alle (bis auf den Kreis um Marian) zu sehen, nur seiner Mentorin offenbar so in den Rücken zu fallen - das macht man einfach nicht. Zumindest nicht auf diese Art und Weise.

  • Sehe ich auch so. Die Hand, die einen Füttert, beißt man nicht, wie es so schön heißt. Er fällt hier seiner Mentorin in den Rücken. Seine Beweggründe dafür sind mir auch weiterhin nicht klar. Sein ganzes Verhalten ist merkwürdig, fast schon ein bisschen unheimlich.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Sehe ich auch so. Die Hand, die einen Füttert, beißt man nicht, wie es so schön heißt. Er fällt hier seiner Mentorin in den Rücken. Seine Beweggründe dafür sind mir auch weiterhin nicht klar. Sein ganzes Verhalten ist merkwürdig, fast schon ein bisschen unheimlich.


    Ist eine andere Meinung vielleicht auch noch tolerabel, kommt ein ironischer Ton in dem Vortrag noch hinzu.


    Dass Matthias und mit ihm der Leser im unklaren bleiben, macht meiner Meinung nach auch irgendwie den Reiz des Romans aus.

  • Ich lese das Buch auch gerade und mir wird der Eklat nicht verständlich. So wie ich die Theorien des INAT verstanden habe, soll ausgesagt werden, dass man dem Leben des Schriftstellers für das Verständnis des Textes nicht als entscheidendes Kriterium heranziehen soll. Mit diesem Vortrag belegt David diese Haltung doch, da in hundert Jahren Wissenschaft mehr die Identität des Autors als über den Text geschrieben wurde und diese Frage sich jetzt auf einen banalen Druckfehler rückführen ließe.


    Die Art und Weise, wenn nicht zuvor mit Marian abgesprochen, erschiene mir für eine private Verstimmung noch erklärbar, aber hier scheint ja das gesamte INAT entrüstet.