Genervt bei historischen Romanen

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Fragt sich nur noch, woher die Verlage das denn wissen wollen, was wir lesen möchten?
    Apell und gleichzeitig Vorwurf an die Verlage: "Hey, würdet IHR denn gerne jeden Tag Kartoffelbrei essen?"


    Solange die Verlage Kartoffelbrei, Blumenkohl und Risotto anbieten und alle essen Kartoffelbrei werden sie mehr Kartoffeln ankaufen und Kartoffelbrei produzieren - die Verlage richten sich schlicht nach Verkaufszahlen.


    Ein gutes Beispiel dafür ist, dass die Verkaufszahlen von Kerstin Gier im allgemeinen Buchhandel angezogen sein dürften- letztes Jahr musste man in den Buchhandlungen (zumindestens hier in Leipzig) nach ihren Büchern suchen oder sie gar bestellen- dann war sie bei amazon der Jahrestopseller und - oh Wunder- jetzt gibt es eigene Tische für Kerstin Gier und Kolleginnen bei Lehmanns und bei Hugendubel. Honi soit qui mal y pense.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von Bodo
    Als Buchhändler verwalte ich diese ewig gleich aussehenden und vom Klappentext her gleichklingenden historischen Romane stapelweise, schiebe sie auf den Tischen und im Regal hin und her, ein nichtendenwollender Strom des scheinbar selben Buches - nur der Verlag wechselt.


    Wie frustrierend das ist, kann ich mir lebhaft vorstellen.


    Was mich - als Leser - besonders stoert: Inzwischen werden auch massenhaft Buecher, die anders sind, auf diese Weise praesentiert, erhalten Cover und Titel, die auf diese Zielgruppe abzielen und damit ihre eigene Zielgruppe (z.B. uns, die wir in diesem Thread versammelt sind) verfehlen.
    Ich meine Buecher wie z.B.:
    "Die Kalligraphin" (Kirsten Schuetzhofer)
    "Die Mayapriesterin" (Andreas Goessling)
    "Die Tochter des Ketzers" (Julia Kroehn)
    "Die Druckerin" (Ruth Berger)
    "Die Priestertochter" (Titus Mueller)


    All diese Buecher haette ich mir nach Titel und Aufmachung nie gekauft, haette ich nicht zufaellig erfahren, dass sich dahinter kraftvolle, ungewoehnliche Geschichten mit prallen, ambivalenten, sperrigen Figuren beiderlei Geschlechts verbergen, deren Autoren sowohl sprachlich und dramaturgisch brillant erzaehlen als auch tief, engagiert und kritisch in ihr Thema einsteigen und etwas darueber zu sagen haben.


    Ich vermute, dass es Buchhaendlern, die schliesslich keine Zeit haben, alle Neuerscheinungen auch nur anzulesen, aufgrund des Materials, das Verlage zur Verfuegung stellen, unmoeglich ist, diese Buecher anders zu praesentieren als die, die andere Zielgruppen ansprechen. Das ist schade, denke ich. Fuer die Autoren wie vor allem fuer uns als Leser der eigentlichen Zielgruppe. Wie man's aendern kann? Ich habe keine Ahnung.


    Was mich dabei freut, ist jedoch, dass es auch immer wieder Buecher gibt, die deutlich anders praesentiert werden, so z.B. die Romane von Tilman Roehrig, Iris Kammerer und Viola Alvarez.


    Mein persoenliches Fazit: Historische Romane, die ich lesen will, gibt's zum Glueck auch unter den Neuerscheinungen noch immer genug. Sie zu finden, wird allerdings immer schwieriger. Da hilft nur: Sich sooft wie moeglich bei den Eulen und auf der histocouch rumtreiben.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Ich halte die Klage bezüglich eines Genres für falsch. Es gibt gute Bücher und es gibt schlechte Bücher und es gibt mittelmäßige Bücher


    Mit Hilfe der ausführlichen Rezensionen der Büchereulen und meiner neuen Angewohnheit, jede nur greifbare Leseprobe vor dem Kauf eines Buches zu lesen, habe ich meine Missgriffe - auch im History-Sector - gut im Griff. Es gibt jede Menge super Autoren, die mein Geschichtsinteresse und meinen Wunsch nach einer guten und nicht hanebüchenen Story bedienen.


    Zitat

    Man muss nur ein wenig Suchen und manchmal etwas warten


    dann findet man in jedem Genre die Bücher, die einen wirklichen "befriedigen". Alle über einen Kamm zu scheren finde ich nicht richtig. Gerade unter den deutschen Autoren und Autorinnen gibt es ein paar Perlen, die brav jedes Jahr ein neues Juwel schreiben. ( Wurden hier auch schon einige namentlich erwähnt.) Natürlich kann man nicht jeden Monat 20 historische Highlights lesen. So viele neue gute Romane gibt es nicht - gab es aber finde ich noch nie auf einmal.


    Einziges Ärgernis auch weiterhin die immer neuen Pseudonyme der Autoren. Denn natürlich gibt es so einige Autoren, die ich meide wie die Pest.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Ich habe auch nicht gewusst, dass diese Romane sich vom Rest irgendwie abheben - dafür ist mein Bogen um die Histo-Ecke inzwischen zu groß. Aber letztlich ist es wohl wie bei der "normalen" Belletristik: Da interessiert mich auch nur 1 % der Neuerscheinungen. So wie man da herausfiltern muss, geht es Euch bei den Historischen Romanen wahrscheinlich nicht anders. Nur das die Feuilletons mir noch ein bisschen bei meiner Suche helfen, Anhänger der historischen Romane scheinen da andere Informationsquellen zu brauchen.

  • Wozu ist eine gute Frage.
    Als Beispiel fällt mir hier Iny Lorenz ein (ein Autorenduo aus München), die unter mindestens 5 anderen Namen im teilweise gleichen Genre schreiben.
    Wahrscheinlich soll vermieden werden, dass jemand wie ich sagt: Iny Lorenz lese ich kein einziges Buch mehr. :grin Also nimmt der Verlag einen neuen Namen und versucht neue Leser zu finden. Ich hasse das. Hier wird man für blöd verkauft. Ich nehme an umgekehrt finden Iny-Lorenz-Fans das genauso doof, die wissen ja dann auch nicht, dass hier etwas für sie wäre, wenn der Name ein anderer ist.
    Leider ist die Pseudonym-Taktik bei den Verlagen sehr beliebt und weit verbreitet. Vor allem, wenn es sich um neue Genres handelt. Also z. B. Historische Romane und dann historische Krimis. Ich fände den gleichen Namen trotzdem sinnvoller.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mich sprechen historische Bücher absolut nicht an, ich finde die Klappentexte klingen alle gleich. Aber hier wurden ja ein paar Autoren genannt die gut schreiben sollen, vielleicht kann ich mit den Büchern mehr anfangen

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

  • Hallo Alraune,


    interessant, dass Du diese Frage gerade jetzt stellst, denn bei mir haben sich dahingehend auch mittlerweile Müdigkeitserscheinungen eingestellt. Zur Zeit kann ich von biographischen Romanen nicht genug bekommen, da mich diese Strickmuster, die Du erwähnt hast, momentan langweilen und so gar nicht ansprechen. Auch mein Wunschzettel wächst grad um biographische Romane und Biographien an. ;-)


    Ich kann nicht sagen, dass ich solche Romane wie Du sie beschreibst jetzt nicht mehr anfassen/lesen oder kaufen werde, aber ich überlege mir den Kauf nun doch zwei Mal und ich muss schon von der Kurzbeschreibung richtig überzeugt sein. Denn oft verbirgt sich hinter diesen einschlägigen Titeln doch Romane, die wirklich lesenswert sind. Oft springen die Verlage aus Marketinggründen auf den Zug dieser Titel auf, was ich, ehrlich gesagt, wirklich schade finde.
    Charlie hat das anhand von Beispielen ja schon konkretisiert.
    Aber scheinbar verkaufen sich diese Buchtitel einfach richtig gut. Vielleicht lesen wir wirklich zu viel und kennen uns daher auch zu gut auf dem Buchmarkt aus. Lesetechnisch sind wir ja nun nicht gerade der Durchschnittsbürger. :lache


    Aber das Genre historischer Roman ist zum Glück breit gefächert und so kann man immer noch einen großen Bogen um die "...in"-Bücher machen, ohne dabei ganz auf historische Romane verzichten zu müssen.

  • Das mit den Emanzen ist mir noch gar nicht so aufgefallen :gruebel
    Fänd ich jetzt noch nicht mal so uninteressant, wenn es gut gemacht ist.
    Mache aber auch schon seit Jahren einen großen Bogen um historische Romane, eben weil ich nach ein paar tollen Büchern nur noch in die Schrottkiste gegriffen habe beim Kauf :cry
    Zudem ist natürlich ein Mittelmaß am besten.
    Ich las ein Buch von Gablé und war begeistert, bei dem zweiten musste ich dann irgendwann abbrechen, weil ich das Gefühl hatte, das alles schon einmal gelesen zu haben. Der Plot war irgendwie gleich nur die Charaktere hatten andere Namen bekommen. :rolleyes
    Wichtig ist für mich bei den Büchern noch nicht einmal, dass sie jetzt superrealistisch sind. Ausser ich bin sehr an einer Figur interessiert.
    Wenn ich jetzt gezielt was über Michelangelo lesen möchte, aber keine Lust hab, dass als Bio zu lesen sondern als schmucken Roman und dann feststellen muss, dass vieles davon kompletter Blödsinn ist kommen mir schon die Tränen.


    Das letzte was ich gelesen hatte war Feuchtwangers "Die Jüdin von Toledo"
    Ich war begeistert
    Muss aber bekennen, dass ich das gar nicht unter "Historische Romane" in meinem Hirn abgespeichert hab :yikes




    Wie ist das eigentlich mit Carlos Fuentes' Artemio Cruz? Zählt das nicht auch zu histor. Romanen? Hätte jemand Lust? Hab gehört es soll gut sein :chen und hab es mir gestern vor lauter Langeweile gekauft :pille


    Thomas Mann, Der Zauberberg :keks
    Jostein Gaarder, Sofies Welt :pille
    Agatha Christie, Sangre en la Piscina :chen
    WohnungsSUB: 5 :grin

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  • Zitat

    Original von Charlie
    Was mich dabei freut, ist jedoch, dass es auch immer wieder Buecher gibt, die deutlich anders praesentiert werden, so z.B. die Romane von Tilman Roehrig, Iris Kammerer und Viola Alvarez.


    Ich habe noch immer nicht verwunden, dass der Verlag aus Tilman Röhrigs' "Ein Sturm wird kommen von Mitternacht" in der Taschenbuchausgabe "Die Burgunderin" gemacht hat. Der Taschenbuchtitel ist irreführend und wird dem Buch nicht gerecht.


    Ich bin noch nicht genervt von historischen Romanen. Ich experimentiere aber auch nicht sondern habe feste Autoren, deren Bücher ich lese. (Charlotte Lyne, Sabine Wassermann, Kirsten Schützhofer, Charlotte Thomas, Rebecca Gable). Da weiß ich, dass ich Quaität bekomme.

  • Zitat

    Original von Chilline


    Das letzte was ich gelesen hatte war Feuchtwangers "Die Jüdin von Toledo"
    Ich war begeistert
    Muss aber bekennen, dass ich das gar nicht unter "Historische Romane" in meinem Hirn abgespeichert hab


    Das finde ich ebenso bezeichnend wie schade, Chilline.
    Romane wie "Die Juedin von Toledo" waren daran schuld, dass ich mich vor Jahrzehnten in dieses Genre verliebt habe - und daran, dass ich lange nicht verstanden habe, warum das Genre einen so schlimmen Ruf habe.


    Es ist immer wieder dasselbe:
    Wenn ich Threads wie diesen hier lese, fuehle ich mich ziemlich deprimiert und denke: Ja, Ihr habt alle Recht, das Genre ist tot.
    Und dann erwaehnt irgendwer "Die Juedin von Toledo" oder "Henri Quatre" oder "Die Vermessung der Welt" oder "Der Name der Rose" oder die "haessliche Herzogin" ... und dann denk ich: Das darf ja gar nicht tot sein. Es kann viel zu viel.


    Es gibt Zeichen - wie die letztjaehrige Preisverleihung von Quo Vadis, in der drei Romane ausgezeichnet wurden, die eigen und mutig sind, sowohl was die Wahl des Themas als auch was die Durchfuehrung betrifft. Solche Zeichen geben, finde ich, Grund zu ganz vorsichtigem Optimismus. Auch wenn andere Zeichen ueberwiegen.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • @ Charlie
    Ich traue mich ja auch nicht so richtig, Feuchtwanger und Co in die "Histo-Ecke" zu stellen. Das hängt aber damit zusammen, dass ich mich bei richtig guten Romanen weigere, diese Kategorisierung vorzunehmen. (Ich gebe jetzt keine Definition, was ich für richtig gut halte, aber ein dumpfes Gefühl haben doch die meisten, dass Cross und Feuchtwanger oder Kehlmann nicht das gleiche ist.)


    Ich sehe das ganze nicht so pessimistisch - die Welle der historischen Romane wird vorbei gehen und dann wird man auch wieder leichter wirklich gute Romane mit historischen Stoffen herausfiltern können.


    Die Frage, inwiefern Henri Quatre nun ein historischer Roman oder ein (damals) zeitgenössischer Roman war, möchte ich nun nicht ausbreiten - dafür müsste ich HQ erstmal lesen. Nachdem, was ich bisher mitbekommen habe, war H. Mann aber weniger für seine historischen Recherchen bekannt, sondern hatte bei HQ wohl durchgehend den NS vor Augen. Aber gut, heute ist es so oder so ein historischer Roman geworden.

  • Charlie


    Nein, ich finde gar nicht, dass das Genre tot ist! Es gibt immer noch wunderbare historische Romane, die sich deutlich von der Masse abheben und die das Lesen historischer Romane absolut lohnenswert macht. Man muss nur suchen und dann wird man auch fündig. :knuddel1

  • Zitat

    Original von Alraune
    Peter Berling? - Ja - Die "Gral-Saga"
    Dorothy Dunnett: nein, noch nicht. Danke für den Tipp!
    Robert Merle: auch noch nicht, aber vor allem, weil ich das, was ich von ihm gesehen habe (franz. Epoche) nicht so prickelnd für mich finde. Trotzdem - ich werde auch ihm jetzt einen dritten Blick widmen, danke!


    Nun, diese Gralsbücher heben sich ja schon mal wohltuend vom üblichen Abklatsch ab. Da gibt es zwar auch Emanzen (Laurence!) aber die finde ich so gelungen gezeichnet, dass ich, wenn alle Emanzenromane mit solchen Damen wie ihr wären, nur noch diese Bücher lesen würde. Aber leider hat die gute Laurence viel zu viele Kanten und zuwenig Amouren – absolut Massenuntauglich!


    Zu Robert Merle:


    Das ist schön, dass Du ihm noch einen Blick widmen willst. Er hat es wirklich verdient. Ich werde nicht müde für seine Bücher zu werben. Konnte anfangs mit Setting und Zeit auch nicht viel anfangen. Nach hundert Seiten des ersten Buches wollte ich sogar abbrechen. Aber dann habe ich mich unsterblich verliebt: In die Bücher, die Zeit und ihre Figuren.


    Dies hier unten ist der erste Band: Fortune de France

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

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  • Ich bin ja keine Freundin des Genres, möchte hier aber doch einen Klassiker empfehlen, der historische (Kriminal-)Romane geschrieben hat, als es dieses Genre eigentlich noch gar nicht gab, dazu noch sehr intelligent und auch witzig:
    Leo Perutz.


    Ansonsten stimme ich beo zu: es wird ein Markt bedient. Eine ähnliche Entwicklung sehe bei z.B. bei isländischen Kriminalromanen: Im Zuge des Indridason-Hypes wurden so einige isländische Krimis übersetzt, die nur mit viel Wohlwollen als mittelmäßig bezeichnet werden können (obwohl Island für seine geringe Einwohnerzahl eine erstaunliche Menge guter Autoren hervorgebracht hat). Bezeichnenderweise haben diese Krimis dann auch immer einsame Torfbauden auf dem Cover, auch wenn die Handlung Reykjavik, immerhin ein, wenn auch winzige, Großstadt nicht verlässt. Aber das ist ein anderes Thema...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • Zitat

    Original von beowulf


    Solange die Verlage Kartoffelbrei, Blumenkohl und Risotto anbieten und alle essen Kartoffelbrei werden sie mehr Kartoffeln ankaufen und Kartoffelbrei produzieren - die Verlage richten sich schlicht nach Verkaufszahlen.


    Ein gutes Beispiel dafür ist, dass die Verkaufszahlen von Kerstin Gier im allgemeinen Buchhandel angezogen sein dürften- letztes Jahr musste man in den Buchhandlungen (zumindestens hier in Leipzig) nach ihren Büchern suchen oder sie gar bestellen- dann war sie bei amazon der Jahrestopseller und - oh Wunder- jetzt gibt es eigene Tische für Kerstin Gier und Kolleginnen bei Lehmanns und bei Hugendubel. Honi soit qui mal y pense.


    @Beowulf...mag alles so sein, wie Du es schreibst. Dennoch habe ich das Gefühl, falsch verstanden worden zu sein...oder mich eventuell falsch ausgedrückt zu haben, was nicht das erste Mal wäre :grin


    Darum nochmal kurz zum besseren Verständnis vielleicht:


    Für meinen Geschmack sind genügend große, wie auch kleine Verlage da, die eine recht schöne Mischung aus allem bieten. Ich freue mich, die große Freiheit und das nötige Geld ab und zu zu besitzen, mir sowohl hin und wieder Kartoffelbrei als auch eine schöne Lasagne zu erwerben.


    Was heißen soll...speziell auf Bücher bezogen: Ich kann mir aus jedem Genre im Grunde das Beste aussuchen...und tue das, nicht zuletzt Dank des Büchereeule-Forums, schon seit langem.


    Ich hab hier schon die verschiedensten Autoren ein wenig "erleben" dürfen und fand (und finde das auch noch), dass es einen guten Mix aufweist.


    Übersättigt durch irgendwen oder irgendwas fühle ich mich mitnichten :-)


    Die 50 Jährchen, die ich schon auf dieser Welt bin, haben mich gelehrt, dass alles sozusagen "im Fluß" ist, besonders in Bezug auf die Bücherwelt.


    :wave

  • "Historischer Roman" ist eine Genrebezeichnung, d.h. eine Etikettierung, die auf den Hintergrund der Handlung verweist, nämlich dass diese Handlung in der Vergangenheit spielt. Es ist eine sachliche und keine qualitative Einteilung.


    Fiktionale Literatur wird nun einmal mit solchen Etiketten versehen, manchmal gleich mit mehreren ("Historischer Kriminalroman", "Zeitgenössischer Liebesroman", "politischer Thriller" etc.).


    Qualitativ kann man Literatur nach handwerklichen Kriterien ("A-Note") und nach literarischen Kriterien ("B-Note") bewerten. Die A-Note besagt, ob der Autor mit Sprache umgehen, erzählen, Figuren und Situationen gestalten kann; die B-Note hingegen betrifft vor allem die Frage danach, ob ein Roman trivial ist, originell, artifiziell -- ja sogar die, ob er weltanschaulich problematisch (z.B. rassistisch) ist.


    Das ist die Seite, die die Literaturkritik betrifft -- und Rezensionen und Buchbesprechungen (selbstverständlich auch die von Nicht-Akademikern und Nicht-Redakteuren!) sind Literaturkritik.



    Auf der anderen Seite haben wir "den Markt" und seine "Sachzwänge". Das werden die hier anwesenden Buchhändler wesentlich besser erklären können als ich, deshalb nur soviel: Wenn eine große Buchhandelskette mit einem Zentraleinkauf arbeitet, dann beeinflussen diese gebündelten Bestellungen die Verlagsprogramme sehr stark.


    Wenn aus dem Buchhandel eine sehr starke Nachfrage nach historisierenden Frauengeschichten kommt, dann werden Verlage als Wirtschaftsunternehmen (!) bemüht sein, diese Nachfrage auch zu decken. Also werden sehr viele solcher Bücher produziert, und andere, die nicht ins Schema passen, werden oft mittels Werbetexten quasi passend etikettiert.
    Wenn der Buchhandel diese Bücher dann im Laden auffällig stapelt, dann gehen die auch weg wie die warmen Semmeln.


    Das Problem liegt in den Strukturen des Massenmarktes und wird durch ein unbewusstes Kaufverhalten bestimmt. Werbung hin oder her -- Kaufentscheidungen sind nur selten von rein rationellen Überlegungen getragen.



    Was das Ganze mit dem Thema zu tun hat?
    Nur soviel, dass sich diese Angebotskonzentrationen immer wieder ergeben werden, mal im Krimi, mal in der Fantasy, mal im Historischen Genre usw.


    Das Überangebot an gleich gestalteten Covern, Titeln, Werbetexten erweckt den Eindruck, es gäbe nur noch so was. Doch das ist falsch! Wenn man ein Buch kaufen will, kann man sich ohnehin nicht auf die Aufmachung verlassen, auch nicht auf irgendwelche Werbetexte, sondern man muss das Buch prüfend anlesen (im Laden) oder man verlässt sich auf die Buchvorstellungen in der Zeitung oder auch in Foren (da hat man ja meistens einzelne "Mitschreiber/innen", denen man vertraut).


    Ich möchte jetzt hier keine lange Liste mehr angeben, es wurden ja schon viele Gegenbeispiele genannt. Aber ich möchte darum bitten, nicht zu pauschalieren oder sämtliche Bücher in diesem Genre in einen Topf zu werfen. Es ist schlicht falsch!
    Die Vielfalt ist vorhanden -- es ist nur ein (zeitweiliger) Überhang an gleichförmigen Produkten, der den Blick verstellt. :wave



    Edit: Tippfehler.... :rolleyes

  • Ich lese auch ab und zu mal einen historischen Roman und war bis jetzt immer sehr zufrieden. Mag aber vllt auch daran liegen das ich nicht sooo viele Bücher von diesem Genre lese.
    Allerdings finde ich es nicht schlimm wenn man das Ende vorhersehen kann oder nicht alle 100%ig historisch abgesichert ist. Ich will ja einen Roman lesen und kein Geschichtsbuch. Wenn die Geschichte schön geschrieben und interessant ist, dann ist mir das ehrlich gesagt gar nicht so wichtig. Viel wichtiger dagegen ist mir, dass ich in eine andere Welt abtauchen kann und mich gut in die Personen und die Zeit hineinversetzen kann. Wenn das ein oder andere dann nicht historisch korrekt ist, dann kratzt mich das nicht. Allerdings bezweifel ich auch das mir das sofort auffallen würde. So fit bin ich nämlich dann in Geschichte und den jeweiligen Epochen auch wieder nicht :-]

  • Zitat

    Original von Jessy!
    Ich lese auch ab und zu mal einen historischen Roman und war bis jetzt immer sehr zufrieden. Mag aber vllt auch daran liegen das ich nicht sooo viele Bücher von diesem Genre lese.
    Allerdings finde ich es nicht schlimm wenn man das Ende vorhersehen kann oder nicht alle 100%ig historisch abgesichert ist. Ich will ja einen Roman lesen und kein Geschichtsbuch. Wenn die Geschichte schön geschrieben und interessant ist, dann ist mir das ehrlich gesagt gar nicht so wichtig. Viel wichtiger dagegen ist mir, dass ich in eine andere Welt abtauchen kann und mich gut in die Personen und die Zeit hineinversetzen kann. Wenn das ein oder andere dann nicht historisch korrekt ist, dann kratzt mich das nicht. Allerdings bezweifel ich auch das mir das sofort auffallen würde. So fit bin ich nämlich dann in Geschichte und den jeweiligen Epochen auch wieder nicht :-]


    Mich stört es total wenn etwas nich richtig ist. Ich weiß über die Templer einigermaßen Bescheid und hatte mir deshalb vor längerem mal 2 Bücher aus der Bücherei ausgeliehen, keine Ahnung mehr wie die hießen :gruebel, und war von denen total enttäuscht weil teilweise Sachen absolut nicht stimmten, oder wenn etwas stimmte was dazugedichtet wurde damit es halt interessanter klingt.

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

  • Ich hab mich totgelesen an historischen Romanen. Ich dreh beim Hugendubel immer mal wieder die Neuerscheinungen rum und guck hier in die Rezis, aber die Masse der historischen Romane interessiert mich nicht mehr.


    Ich führe ja seit 2005 Statistik. Ich hab das eben mal ausgewertet. Historische Romane sind bei mir eindeutig auf dem absteigenden Ast. Was nicht heisst, dass ich gar keine mehr lese, der eine oder andere fällt mir dann doch ins Auge (im Moment lese ich grad einen und er gefällt mir auch). Aber die absteigende Tendenz ist schon da.


    2005 belegen die historischen Romane mit 24 gelesenen Büchern (29 %) den 2. Platz in meiner Gesamtstatistik
    2006 31 Bücher (25 %) 1. Platz
    2007 16 Bücher (20 %) 2. Platz
    2008 5 Bücher (6 %) 7. Platz




    Zitat

    Original von Siorac
    Nur drei Namen auf die die Diagnose, der ich im Übrigen dankbar zustimme, nicht zutrifft:


    Peter Berling
    Dorothy Dunnett
    Robert Merle


    Und Mary Renault. :anbet