Jonathan Stroud: Valley - Tal der Wächter

  • Zitat

    Original von Elbereth
    Was mich stutzig macht ist die Tatsache, dass Du Bartimäus so überhaupt nicht mochtest (interpretiere ich zumindestens aus Deiner Aussage)


    Ähm, sorry, falsch interpretiert.


    Die Bartimäus-Trilogie mochte ich durchaus. (Da vor meiner Eulenzeit gelesen, reicht es nicht mehr für Rezis.) Ich hatte viel Freude damit, bisweilen laut gelacht, bisweilen still gegrinst. Mein Problem ist, daß ich mit dem Ende nicht so ganz einverstanden war; das führt für mich etwas zu einer Abwertung der gesamten Trilogie.


    Auch ist es für einen Autor schwer, an einen Erfolg wie "Bartimäus" anzuknüpfen, da hatte ich durchaus etwas Bedenken. Denn ein Vergleich drängt sich förmlich auf. Aber Jonathan Stroud ist das ganz hervorragend gelungen. "Valley" ist ganz anders (obwohl wir - meine Tochter und ich - auch hier des öfteren laut und herzlich gelacht haben). Wie Du richtig schriebst, ist ein Vergleich eigentlich gar nicht möglich. Ich wollte nur andeuten, daß mir die Bartimäus-Trilogie zwar gefallen hat, mir dieses hier aber besser gefällt. Weil es viel hinter- und tiefgründiger ist, und ich auch mit dem Ende prima klar komme. Im Gegenteil. Das hätte Jonathan Stroud nicht besser hinkriegen können. :-]


    Mit dem "toppen" meinte ich, daß mir dieses Buch hier insgesamt besser gefällt als die Bartimäus-Trilogie, weil ich hier auch mit dem Ende zufrieden bin. Das war zwar etwas anders, als ich ursprünglich erwartet habe, aber rundum rund und befriedigend. (Und, ich traue es mich kaum, zu schreiben, weil es mißinterpretiert werden könnte: es hat mich von der Tendenz her an das Ende einer meiner Lieblings-Sagas erinnert: der Weltenbaum-Saga von Sara Douglass, und zwar an die letzten Sätze in "Crusader", das mit den Worten "They did not look back" endet.)


    Mit einem Wort: genial. :anbet

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ah ok, Missvertändnis aufgeklärt. :-]


    Ich hatte mich auch echt gewundert :lache
    Tja mit dem Ende von Bartimäus war, glaube ich, eigentlich niemand zufrieden.


    Zu plötzlich, zu gewollt, zu sehr Sinneswandel, ein paar zu viele zus.. :grin


    Aber ich freue mich jetzt umsomehr auf Valley.



    dankbare Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich habe grad erst "Die Spur ihn Schattenland" auf meine :weihnachtsbaum-Wunschliste gesetzt, und jetzt muss ich ja nochn Stroud draufsetzen... Ich hasse euch dafür!! :achtungironie

    Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut. (Friedrich Nietzsche)

  • Zitat

    Original von Michi M.
    Ich liebe die Bartimäus-Trilogie, von daher habe ich etwas Angst, dass meine Erwartungen an dieses Buch zu hoch sind :-(


    Mit persönlich hat dieses Buch deutlich besser als die Bartimäus-Trilogie gefallen. Zu Beginn hatte ich auch etwas Angst, weil die Erwartungen recht hoch waren. Doch das Buch hat - zumindest für mich - die Erwartungen weit übertroffen. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Mit persönlich hat dieses Buch deutlich besser als die Bartimäus-Trilogie gefallen. Zu Beginn hatte ich auch etwas Angst, weil die Erwartungen recht hoch waren. Doch das Buch hat - zumindest für mich - die Erwartungen weit übertroffen. :-)


    Das beruhigt mich dann doch etwas :wave. Da ich den Schreibstil von Stroud sehr mag, werde ich wohl sowieso nicht um das Buch herumkommen, warte aber trotzdem noch auf die TB-Ausgabe :-)

  • Hat mir auch gefallen, vor allem Aud. Aber für mich gibt es keinerlei Ähnlichkeit zu Bartimäus.



    ps: Ist bekannt, ob Fortsetzung(en) folgen sollen? Das könnte ich mir gut vorstellen;

    .
    Klänge doch interessant...

    Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut. (Friedrich Nietzsche)

  • Als Nachfahre eines der großen Helden sehnt sich der etwas kurz geratene Hal nach Abenteuern, die ihn selbst zu einem Ebenbild des großen Svens machen. Von der Familie unverstanden zieht es ihn hinaus ins Tal, aber schon bald muss er erkennen, dass es kleiner ist, als gedacht, nach allen Seiten hin begrenzt vom Meer oder den Hügelgräbern der Vorfahren. Niemand wagt sich über die Grenze, denn dahinter lauern die Menschen fressenden Trolde.


    Leider fand ich, dass das wieder einmal eines dieser Bücher ist, bei denen dich der Klappentext hoffnungslos in die Irre führt und du etwas völlig anderes erwartest, als du dann effektiv serviert bekommst. Valley liest sich allgemein wie ein ungeschickter Verschnitt des Drehbuchs von „The Village“, was ich sehr, sehr schade fand, da ich die Grundidee von Valley spannend finde, ebenso wie das ganze Konstrukt rund um das Tal, das von den Hügelgräbern begrenzt wird und in dem die Menschen sich selbst gefangen halten. Gelungen finde ich auch diesen stark nordischen Einfluss, vor allen Dingen bei den Namen der Figuren [und auch sie selbst haben mich teilweise an alte Wikinger erinnert].
    Aber ich hatte einfach mit einer weitaus fantastischeren Welt gerechnet. Mit einem Protagonisten, der Abenteuer erlebt, auf der Spur seiner großen Helden wandelt. Aber schlussendlich war das Ganze eher ein Selbstfindungskampf. Leider ohne Feuer speiende Drachen und mordende Ungeheuer. Der Feind war in so gut wie jeder Hinsicht meist zu menschlich und Hal, unser kleiner Held, war mir durchwegs etwas zu tragisch. Oder zu wenig witzig. Denn wenn schon ein so kläglicher Held die Geschichte anführt, dann erwarte ich, dass die Geschichte zumindest auf schwarzen Humor zurückgreift, andernfalls fehlt mir die Würze, das gewisse Etwas. Sicher, Hal ist ‚anders’ und gewiss, man erwartet sich neue Charakterideen, aber dem Kleinen auf seiner Reise zu folgen fand ich leider nur stellenweise interessant. Er ist vielleicht sogar etwas zu menschlich und gar zu vernünftig für eine solche Geschichte, zweifelt zu oft an sich selbst, beweißt dann wieder Mut und kommt doch kein Stück weiter. Hierbei fehlt mir auch der gewohnte Spannungsbogen, sprich es gibt keinen wirklichen Höhepunkt in der Geschichte, der große Showdown fehlt, teilweise plätschert die Geschichte vor sich hin und zieht sich ewig, um an einen bestimmten Punkt zu kommen [selbst am Ende!]. Und immer wenn es dann mal etwas spannender wird, fehlt am Ende der krönende Abschluss. Gerade so, als würde der Autor seinen Lesern ein Leckerli vor die Nase halten und es im letzten Moment zurück in die Tasche stecken. Die Geschichte braucht deshalb ziemlich lange, bis sie endlich in die Gänge kommt und selbst dann war ich teilweise noch davon überzeugt, dass ich in diesem Buch nicht ein einziges übernatürliches Wesen zu Gesicht bekomme. Ganz wie in „The Village“ erschien es fast so, als hätten sich die Anführer die Geschichte mit den bösen Monstern, die einen auffressen, wenn man die schützenden Gebiete verlässt, nur ausgedacht, um ihre Kinder und Kindeskinder zu schützen.


    Strauds Sprache ist teilweise kindlich, teilweise ziemlich derb, sodass ich mich nicht recht entscheiden konnte, ob ich ein Jugendbuch in der Hand habe, oder nicht [Ebenso, wie ich lange Zeit mit der Genrezuordnung zu Fantasy gehadert habe]. Er schreibt nicht schlecht, der gute Mann und ich mag vor allen Dingen die Heldengeschichten, welche am Anfang jedes Kapitels stehen, aber ich hatte eigentlich gehofft [oder angenommen], dass das ganze Buch eine derartige Geschichte ist. Nur zu gerne hätte ich über Sven und die anderen Helden des Tales gelesen, hätte sie auf ihrer Reise begleitet und sie beim Kampf gegen die Trolde beobachtet. Hal und später auch Aud auf ihrer Reise zu begleiten fand ich hingegen stellenweise ziemlich langatmig, wenn nicht gar langweilig. Irgendwann geht es nur noch darum, was von den alten Heldengeschichten wahr ist und was nicht und als Leser hatte ich absolut keine Lust das überhaupt zu hinterfragen. Dieser Heldenhintergrund war nämlich das Einzige, das mich am Ball gehalten hat. Je mehr dieser märchenhafte Hintergrund des Buches bröckelte, desto uninteressanter fand ich die Geschichte. Das konnte auch die durchaus überraschenden Wendungen am Ende nicht mehr ändern, wobei ich mit dem Ausgang im Gesamten einigermaßen ‚zufrieden war’ und bei dem mich gar eine Fortsetzung interessieren würde, da erst zum Schluss für mich interessantes Terrain betreten wurde. Trotzdem bleibt Valley ein Buch, von dem ich mir etwas völlig anderes, aber vor allen Dingen mehr erwartet hatte.


    Fazit:
    Eine schöne Verpackung, aber ein Inhalt, der mich nicht überzeugen konnte. Interessanter Ansatz, aber eine schleppende Ausführung. Ich hatte auf einen schönen Fantasyepos gehofft, allerdings eher eine historische Geschichte in einer fiktiven Welt zu lesen bekommen, die mich nicht zufrieden gestellt hat. Wie gesagt: ein netter Ansatz im Stile von ‚The Village’, aber es reicht nur zu 5 von 10 Punkten.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus