OT: Candy Girl - A year in the life of an unlikely Stripper
Über den Autor
Diablo Cody, geb. 1978 in Chicago, avancierte mit Erscheinen von »Nackt« innerhalb weniger Wochen zu einer der gefragtesten Drehbuchautorinnen Hollywoods. Für »Juno« erhielt sie einen Oscar; zurzeit arbeitet sie mit Steven Spielberg zusammen, und ihr zweites Drehbuch wird verfilmt.
Kurzbeschreibung
Für den Film »Juno« schrieb sie Dialoge, wie sie Hollywood noch nicht gehört hatte - rasant, authentisch und urkomisch. In diesem Buch erzählt Diablo Cody davon, was es bedeutet, sie selbst zu sein: Sie ist noch nie auf einem Motorrad gefahren, nicht mal auf einem japanischen. Sie hat alle erdenklichen Sakramente außer dem der Ehe und der letzten Ölung empfangen. Sie hat das College in acht Semestern abgeschlossen. Sie hat noch nie jemandem ein Glas Bier ins Gesicht geschüttet. Sie hat noch nicht einmal einen lächerlichen Lippenstift geklaut. Sie war die reinste Schlaftablette, Mann! Sie spürte, wie das Feuer verglühte. Deswegen landete sie nackt in der Skyway Lounge. In einer Mischung aus Neugier, Abenteuerlust und Faszination begibt sich Diablo Cody auf eine Reise durch eine fremde Welt.
Meine Rezension
Manche Geschichten wollen einfach erzählt werden – so resümiert Diablo Cody, die oscarprämiierte Drehbuchautorin von JUNO in ihrem autobiographischen „Enthüllungsroman“ NACKT.
Aber ich muß Euch warnen: die Geschichte ist nix für Mimöschen, die schon schamrot anlaufen, wenn jemand nur das Wort „Arsch“ in den Mund nimmt!
Die Ich-Erzählerin, ca. Mitte Zwanzig, lernt im Internet ihren Lover Jonny kennen und zieht zu ihm nach Minneapolis, wo sie auch einen Job in einer Werbeagentur findet.
Doch irgendwie scheint ihrem Leben der gewisse Kick zu fehlen und so beschließt sie spontan, sich einen Zweitjob als Stripperin zu suchen. Über ihre diesbezüglichen Erfahrungen berichtet sie recht freizügig in diesem Buch.
Dabei bedient sie sich einer frechen Kodderschnauze und streut auch immer wieder Wortschöpfungen wie z.B. „Gitarre gniedeln“, „die dreijährige Larve“, „Porn Shui am Arbeitsplatz“ ein. Aber auch sonst bedient sie sich einer sehr bildhaften und vor allem auch offenen Sprache.
Kostprobe (S. 20):
Er sah aus, als würden seine Küsse nach diesen künstlichen Speckkrusten für Veganer schmecken oder nach ausgelutschten Flußkrebsköpfen. Irgendwie gammelig und salzig.
Die Autorin bringt einen frischen, aber rotzfrechen Wind in die Story - das hat mir gut gefallen!
Einschlägige Begriffe werden in Fußnoten kurz erwähnt, dies kommt aber nicht allzu oft vor und ist daher mehr hilfreich als störend. Dazwischen streut die Autorin auch immer mal wieder kurze Listen ein wie z.B, die 10 schlimmsten Stripperinnennamen oder die 10 schlimmsten Songs zum Strippen.
Was ich einigermaßen krude und kaum nachvollziehbar für mich persönlich finde: Da ist eine junge Frau mit solidem Job, die zu einem Kerl zieht, den sie im Internet kennengelernt hat (soweit konnte ich dem noch folgen!) und die eines Tages, einfach so beschließt, sich mal als Stripperin auszuprobieren. Sie leckt Blut und macht das von nun an regelmäßig. Ihre Vorbilder sind Stripperinnen mit Namen wie Tiffanee und Kaitlynne – und sie möchte so sein und sich so bewegen wie sie. Öhm. Das konnte ich nicht nachvollziehen und auch nicht wirklich mit einer Art von Midlife Crisis (mit Mitte Zwanzig?) entschuldigen. Aber gut – jeder nach seiner Fasson.
Die Ranzigkeit dieser Etablissements, die Abzocke, die von deren Managern betrieben wird und die Schmierigkeit diverser Besucher würden mich jedenfalls schreiend von diesen „Tanzstuben“ davonrennen lassen.
Die Autorin erzählt recht ausführlich von ihren Erfahrungen und es geht auch teils recht deutlich zur Sache. Direkt, aber in meinen Augen nicht wirklich vulgär. Ein Bericht über dieses Milieu kann nun einmal nicht mit Blümchenumschreibungen überzeugen. Mit Sicherheit ist dieses Buch aber nichts für ganz zarte, schamvolle Gemüter.
Ich habe mich gut unterhalten und fand diesen Einblick in ein so ganz anderes Arbeitsleben eigentlich recht interessant. Meinen soliden Job behalte ich aber doch lieber! *grins*
Und wen es interessiert: Den Kinofilm JUNO kann ich ebenfalls nur empfehlen!
Hier und hier kann man übrigens noch einen Bericht und ein Interview über die Autorin nachlesen.
P.S. Ich habe noch zwischen Belletristik und Biographie geschwankt, aber der Roman beleuchtet nur ca. ein Jahr und erschien mir hier einfach besser reinzupassen.