Vincent Delecroix - Der Schuh auf dem Dach

  • Der Schuh auf dem Dach.


    Ein Schuh liegt einsam und verlassen auf einem Dach in Paris.


    Und um diesen Schuh ranken sich zehn kleine Geschichten.Ganz unterschiedliche Menschen verknüpfen ihre Schicksale mit diesem Schuh, scheitern oder finden das große Glück, alles ist denkbar und möglich im Leben.


    Spannend fand ich, in den meisten Geschichten Verknüpfungen zu anderen Episoden zu finden, mal ist die eine Person Hauptdarsteller, in der nächsten Geschichte nur Randfigur, aber alles spielt sich in diesem Mikrokosmos des Wohnblocks ab.
    Die Übersetzung aus dem Französischen ist sehr gelungen und der Stil flüssig , wenn auch manchmal etwas zu poetisch. Gut herausgearbeitet fand ich die Gefühle der Protagonisten, so dass ich mich mit der einen oder anderen Geschichte durchaus identifizieren konnte. Außerdem behandelt dieses Buch alle Facetten der Liebe: Glückliche, unerfüllte, platonische....
    Witzig fand ich die Idee mit dem denkenden Hund,andere Geschichten fand ich eher unglaubwürdig oder langweilig.


    Außerdem weiss ich auch jetzt noch nicht, ob es tatsächlich nur ein Schuh, also der Schuh war, oder viele verschiedene, die im Blickwinkel unterschiedlicher Menschen zu einem Schuh ( der Liebe) verschmelzen ? Schade dass der Autor keine Erklärung oder echte Auflösung bietet. ( Ist aber bestimmt Absicht ;)
    Ein perfektes Buch für zwischendurch, eine Fahrt in der Straßenbahn z.B. mit ähnlich vielen Stationen des Lebens, wie dieses Buch sie bietet.
    Ich habe es in einem Rutsch gelesen und fand es wundervoll.

  • Vincent Delecroix hat mit "Der Schuh auf dem Dach" ein kleines Juwel geschrieben, das man sicherlich nicht zwischen Tür und Angel lesen kann, aber das, wenn man ihm wirklich seine ganze Aufmerksamkeit widmet, einfach nur wunderbar ist.


    Ich habe mir am Anfang auch etwas schwer getan mit den zahlreichen Perspektiven, aus denen über den Schuh auf dem Dach philosophiert wird (und auch ich musste mich schon immer mal wieder zusammenreißen und einen Abschnitt erneut lesen, um nicht den ein oder anderen Seitenverweis auf eine bereits da gewesene Geschichte zu verpassen).


    Es ist teilweise eine Geschichte in der Geschichte, oft ist nicht klar, ob nun eine reale Person erzählt oder diese gerade einer Fiktion in Delecroix' Buch entspringt. Die einzelnen Geschichten sind aber gut unterscheidbar, unterschiedlich vom Stil geschrieben und auch oft anders nummeriert.
    Alles ist miteinander verwoben - wie z.B. die alte Frau, die dann im Museumsshop einkauft und den Verkäufer (der ja bereits vorher seine Geschichte über den Schuh erzählt hat) dort trifft.


    Das Buch ist auch definitiv eins, bei dem der Film nicht besser als das Buch sein kann: Denn beim Lesen kann man miträtseln, wie nun die Bewohner des Hauses, das mit Blickrichtung auf den Schuh gebaut ist, zusammenhängen, und wer nun wer ist und wer wen warum kennt. Wie zum Beispiel die "Frau des Lebens" des einen Erzählers auf einmal erneut in einer anderen Sicht auftaucht...


    Das Ende ist nach all den philosophischen Exkursen wie z.B. von Flock, dem Hund, der eigentlich alles tun möchte, um sein Herrchen zu retten, fast schon trivial - aber irgendwie doch passend, und nicht ganz abschließend. Mir hat es gezeigt, dass alles irgendwie einen Grund hat, und ist es selbst nur ein einfacher, unbeabsichtigter oder lapidarer. Doch wenn jemand über die kleinste Handlung eines anderen Menschen nachdenkt, kann sehr viel daraus werden - und die beste Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden, ist eben doch, sich die Geschichte aus der Sicht desjenigen anzuhören, der nun (für den Schuh auf dem Dach) verantwortlich ist für die Situation, wie sie sich gerade darstellt.


    Es ist aber sicherlich etwas anstrengender, das Buch zu lesen, deswegen (und auch, weil einige Irrungen zu viel enthalten sind) nicht die volle Punktzahl, aber eine klare Leseempfehlung für die, die sich von etwas Philosophie verzaubern lassen wollen.

  • Typisch französisch


    Das Buch besteht aus 10 Kurzgeschichten, von denen jede eine andere Version erzählt, wie ein einzelner Schuh auf das Dach eines gegenüber stehenden Hauses gelangt ist. Irgendwie hängen sie aber auch alle zusammen. Erzähler sind die Bewohner eines Hauses in Paris bzw. Menschen, die sich dort aus irgendwelchen Gründen aufhalten.


    Es handelt sich um ganz unterschiedliche Charaktere (und nicht nur menschliche) und damit stark unterschiedliche Sichtweisen, aber sie sind alle mehr oder weniger philosophisch angehaucht. Nebenbei erfährt der Leser von allen möglichen Problemen der Akteure, was einen schon nachdenklich macht. Amüsant fand ich, wie in den einzelnen Geschichten immer wieder auf die Entstehung genau dieses Buches eingegangen wird.


    Vom Stil her empfand ich das Buch als typisch französisch. Das muss man mögen, wenn einem das Buch gefallen soll.

  • Den durchschnittlichen 6 Punkten kann ich mich hier ohne zu Murren anschließen.


    An und für sich ist das Buch sicher ein kleines Kunstwerk, wenn man die Verknüpfungen der einzelnen Geschichten miteinander betrachtet. Aber insgesamt gesehen fand ich nicht, dass es dem Autor (oder dem Übersetzer?) großartig gelungen ist, den verschiedenen Ich-Erzählern auch unterschiedliche Stimmen zu geben. Es las sich alles gleich.


    Es ging mir wie vielen anderen hier: manche Geschichten haben mir gefallen, andere haben mich gelangweilt, und zum Schluss habe ich die letzten beiden auch nur noch quergelesen.


    Fazit: eiin 5,5 Punkte Buch, das ich weder erneut lesen, noch jemandem weiterempfehlen würde.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“