Die Herrin der Zeit - Sina Beerwald

  • 526 Seiten



    Autor:
    Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, studierte Wissenschaftliches Bibliothekswesen und arbeitet heute als stellvertretende Leiterin einer Fakultätsbibliothek. Nach "Die Goldschmiedin" nun das spannende, historisch verbürgte Wettrennen um die Zeit.



    Inhalt:
    Hamburg, 1757: Sehnsüchtig wartet Merit auf die Heimkehr ihres Mannes. Wie viel sicherer wäre die Seefahrt, wenn man endlich die Position eines Schiffes auf See bestimmen könnte? Das britische Königshaus hat ein hohes Preisgeld für eine solche Erfindung ausgelobt.


    Die junge Mutter hat eine Idee, so genial, wie wagemutig. Sie verspricht ihrem Sohn, dem Sternenhimmel das Geheimnis um die Zeit zu entlocken.



    Meine Meinung:
    Eine wunderschöne und sehr interessante Geschichte um die Herstellung einer Uhr, mit der man auf See den Längengrad bestimmen kann. Dies alles findet im 18. Jahrhundert statt, und zwar in der Zeit von 1757 bis 1776, also in einer Zeitspanne von 19 Jahren.


    Merit Paulsen, um deren Lebensgeschichte es hier geht, vespricht ihrem Sohn Ruben, für ihn diese Uhr zu bauen. Da wird in London eine zuverlässige Methode zur Längegradbestimmung auf See gesucht und ein hoher Preis dafür ausgesetzt. Sie fertigt die Skizzen für eine kleine Taschenuhr an und fährt damit von Hamburg nach London zur Längegradkommission. Da beginnen dann allerdings die Probleme, weil eine Frau keine Erfindung einreichen darf.


    Die Odyssee von Merit ist mit vielen Höhen und Tiefen behaftet und auch trotz einiger Schicksalsschläge ist sie eine sehr starke Frau in dieser schwierigen Zeit. Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen und man ist sofort darin gefangen. Auch die Charaktere sind sehr gut aufeinander abgestimmt und ausdrucksstark. Unglaublich gut gefallen hat mir die Authentizität der Story, die ja zum Großteil den historischen Gegebenheiten entspricht. Den Werdegang der Erfindung dieser Uhr mitzuerleben und auch die teilweise detaillierten Arbeitsschritte haben mich sehr gefesselt.


    Ein toller Roman, der mir ausgezeichnet gefallen hat, mit einem kleinen Wermutstropfen für mich persönlich, da ich gerne mehr über Ruben erfahren hätte, der mir im Gesamtbld etwas zu kurz gekommen ist. Auch hätte ich diesmal das Glossar gerne zu Beginn des Buches vorgefunden, oder zumindest einen Hinweis darauf, da mir doch einige Ausdrücke nicht geläufig waren. Zum Glück habe ich vorher nach der Seitenanzahl gesehen und bin dadurch darauf aufmerksam geworden.


    Mir hat ja schon "Die Goldschmiedin" sehr gut gefallen, aber dieses hier sogar noch etwas besser. Und da ja beide in total unterschiedliche Richtungen gehen, bin ich schon sehr auf das nächste Buch gespannt.


    Vielen Dank Sina für dieses tolle Buch und die aufwendigen Recherchen.

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Helga ()

  • Helga Vielen lieben Dank für die so schöne Rezi :kopfdreher Besonders nachdem dir mein erster Roman schon so gut gefallen hat, freue ich mich, dass du mein zweites Buch sogar noch als Steigerung zur "Goldschmiedin" empfindest. Was kann ich mir als Autorin mehr wünschen? :knuddel


    Hast du Ruben auch so vermisst? Für mich war das ganz schlimm, ihn während des Schreibens loszulassen, ihn seines Weges gehen zu lassen, ohne dass wir etwas über seinen Verbleib wissen. Vielleicht hätte ich ihn etwas über seine Erlebnisse erzählen lassen können - aber so sind Kinder oft, wenn sie sich von ihren Eltern lösen. Sie gehen fort, man weiss nicht viel von ihnen, fühlt sich ihnen aber innerlich ganz nah, vermisst sie schmerzhaft, und muss sie doch ziehen lassen, damit sie ihren Weg finden.

  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    Da freut man sich gleich um so mehr auf die Leserunde :-]


    Hm, eigentlich bin ich nicht so wild auf Leserunden, aber vielleicht sollte ich mir diese doch mal vormerken?

  • Zitat

    Original von Sina
    Hast du Ruben auch so vermisst? Für mich war das ganz schlimm, ihn während des Schreibens loszulassen, ihn seines Weges gehen zu lassen, ohne dass wir etwas über seinen Verbleib wissen. Vielleicht hätte ich ihn etwas über seine Erlebnisse erzählen lassen können - aber so sind Kinder oft, wenn sie sich von ihren Eltern lösen. Sie gehen fort, man weiss nicht viel von ihnen, fühlt sich ihnen aber innerlich ganz nah, vermisst sie schmerzhaft, und muss sie doch ziehen lassen, damit sie ihren Weg finden.


    Danke für die Erklärung Sina. :knuddel1 Vielleicht hätte ich Ruben nicht so vermisst, wenn er etwas älter gewesen wäre, aber er war ja noch ein Kind und die Zeit damals war ja auch nicht gerade eine angenehme, da macht man sich dann doch Sorgen. Aber wie ja schon erwähnt, es war nur ein ganz kleiner Wermutstropfen in dem wunderschönen Roman. :wave


    @all
    Den Teilnehmern der Leserunde wünsche ich jedenfalls eine schöne Zeit mit dem Buch und ich bin schon auf eure Meinungen gespannt. Und nicht das Glossar am Ende des Buches vergessen, es ist sehr hilfreich.:-]

  • Das Buch ist jetzt mein. Habe es mir eben passend zum Werbepartner Bahn in der Bahnhofsbuchhandlung gekauft. Und damit mir die Zeit bis zur Leserunde nicht am Ende zu lang wird, ist auch "Die Goldschmiedin" schon auf dem Weg zu mir. :-]

  • Erst das zweite Buch und wieder geht es über Handwerk, das letzte Mal eine Goldschmiedin und weil heute Juweliere auch Uhren verkaufen geht es jetzt um eine Uhrmacherin. Natürlich beide genial, natürlich beide als Frauen unterdrückt von den bösen Männern, natürlich beide kämpferisch gegen die bösen, bösen Umstände und die Männer. Aber auch beide finden Sie ihre große Liebe und für das nächste Buch ist dann der nächste Luxusartikel angekündigt- Parfüm. Natürlich wieder eine Frau in der bösen Männerwelt, wie vorhersehbar, wie simpel, wie häufig schon gelesen. Brauchs das? Aber ja! Wenn es so gut geschrieben ist wie von Sina Beerwald kann auch Mann nur sagen- mehr davon.


    Schon nach wenigen Seiten kann man nicht aufhören dieses Buch zu lesen, hat einen die Spannung gepackt und die Zeit verfliegt. Die Ausstattung des Buches mit Karten der Städte aus der Handlungszeit, mit umfangreichem Glossar und erklärendem Nachwort lässt keine Wünsche offen.


    Der Kampf um die sichere Navigation, um die richtige Berechnung des Längengrades ist das Thema des Buches, welches den Zeitrahmen von 1757 bis 1776 umfasst und in diesem Zeitraum den Kampf um eine Lösung des Problems vorstellt. Der Kampf ist brutal und wird in seiner Brutalität gezeigt. Es geht um ein Vermögen für den Sieger, es geht um hunderttausende von betroffenen Seeleuten, deren Leben auf See in Gefahr ist und die zu tausenden sterben. Die Autorin verschont den Leser nicht, das Sterben auf See erlebt dieser mit, erlebt den Schock als eine ganze Flotte mit 1.000 Seeleuten untergeht und nur fünf überleben, weil der Längengrad nicht bestimmbar war. Die Autorin schildert auch die Eifersucht und den Kampf vor der Längengradkommission besetzt mit Astronomen, die teilweise selbst auf den Preis scharf waren und blind gegenüber neuen Denkansätzen und wenn dann gar eine Frau daherkommt...Der Gegensatz zwischen Zeitmessung und Himmelsbeobachtung ist eine Bremse für den Fortschritt (man sieht wie wenig der Mensch sich in der Zeit geändert hat).


    Die Geschichte in der Geschichte ist hervorragend recherchiert und wird spannend und ohne jeden erhobenen Zeigefinger erzählt. Die Entwicklung der Protagonistin Merit ist auch im Bezug auf die Zeitumstände nachvollziehbar, als Uhrmacherswitwe ist sie eigentlich gehalten schnell einen Gesellen zu heiraten, der die Werkstatt fortführen kann. Diesem vorbestimmten Schicksal versucht sie zu entgehen und hat dabei Entscheidungen zu treffen, die härter sind als das Material, dem sie letztlich die Lösung des Problems der Zeitmesssung verdankt.


    Skeptisch war ich am Anfang gegenüber einem Auftreten der Zeit, Sina Beerwald gibt der Zeit Gedanken und Stimme, je länger man das Buch liest, desto tiefer verliert sich auch der Leser in diese Überlegungen zwischen Zeit, Zeitmessung und Zeitablauf und „menschlicher Zeit“ und irgendwann schlägt man die letzte Seite um und steht nur mit der einen Frage da- wann kommt das nächste Buch von Sina Beerwald?

  • Hamburg 1757. Aufgrund wirtschaftlich schlechter Zeiten ist der junge Uhrmacher Geertjan gezwungen, sein Handwerk aufzugeben und sich als Seemann zu verdingen. Seine Frau Merit bleibt mit dem sechsjährigen Sohn Ruben zurück und verdient ein Zubrot als Formenwäscherin in einer Zuckersiederei. Beide Eheleute verbindet neben der Liebe zum Uhrmacherhandwerk das Forschen nach der Lösung der Bestimmung des Längengrades. Entgegen der vorherrschenden Meinung, die die Antwort in der Berechnung der Monddistanz sucht, ahnt Merit, dass des Rätsel Lösung in der korrekten Berechnung der Zeit liegt. Bislang ist es jedoch niemandem gelungen, eine seetaugliche Uhr zu entwerfen. Als Merit durch die Zeitung erfährt, dass in Großbritannien eine Kommission zur Erforschung des Längengrades einberufen wurde, die ein hohes Preisgeld ausgesetzt hat, beschließt die junge Mutter, dieser ihre Idee zu präsentieren. Sie muss jedoch feststellen, dass sie als Frau nicht zur Kommission vorgelassen wird. Wie es der Zufall will, begegnet sie dem Tischlermeister John Harrison, und eine bahnbrechende Erfindung nimmt ihren Lauf.


    Sina Berwald verflicht die fiktive Lebensgeschichte der Merit Paulsen mit der des historisch belegten Tischlers John Harrison, der zeitlebens um Anerkennung seiner Chronographen vor der Längengradkommission gekämpft hat. Harrison, ein Autodidakt, der sich das Uhrmacherhandwerk selbst beigebracht hat, hat der Längengradkommssion über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren 3 Uhren vorgestellt, die von dieser als zu klobig und unpraktikabel abgelehnt wurden. Erst die vierte Uhr, die etwas größer als eine Taschenuhr war, fand das Wohlwollen der Längengradkommission und wurde zu mehreren Erprobungsfahrten zugelassen. Hier vermischt Sina Beerwald gekonnt historische Fakten mit Fiktion, in dem sie dem Tüftler Harrisson Merit Paulsen zur Seite stellt, die ihre eigenen Ideen in diese Taschenuhr einfließen lässt. Ob es eine Merit Paulsen gegeben hat, ist nicht belegt. Erstaunlich ist jedenfalls, dass der Tischler Harrison, der sich voll und ganz den Großuhren verschrieben hatte, quasi über Nacht mit einer fein gestalteten Taschenuhr aufwartete, deren Entstehen er nie ganz hat erklären wollen und können. Wer weiß, ob hier nicht wirklich ein heimlicher Helfer im Spiel war und dem Erfinder zur Seite stand. Sina Beerwald jedenfalls hat eine Geschichte geschaffen, wie sie sich hätte zugetragen haben können.
    Eine tragische Geschichte, denn wie dem Tischler Harrison ist auch Merit Paulsen kein wirkliches Glück beschieden. Ihre Suche nach der Lösung wird ein fast lebenslanger Kampf gegen die Zeit, eine Suche mit permanenten Verlusten, Trennungen und Schmerz. Es hängt eine düstere Grundstimmung über dem Roman, der durch die kurzen Monologe der Zeit, der Sina Beerwald eine eigene Stimme gegeben hat, atmosphärisch dicht und teilweise sehr philosophisch ist. Der Leser bekommt nicht einfach nur einen historischen Roman geboten, sondern wird zugleich von der Zeit mit auf eine Reise durch die eigene Seele genommen. Was ist die Zeit? Nutzen wir die Zeit, die uns gegeben ist? Verlangen wir zu viel? Ist die Jagd nach Erfolg und Anerkennung es wert, darüber das Wesentliche wie das persönliche Glück und die Liebe aus den Augen zu verlieren? Leben wir zu sehr in der Vergangenheit? Schenken wir uns selbst zu wenig Zeit?
    Die Antwort darauf kennt auch Sina Beerwalds Zeit nicht, die Antworten darauf muss der Leser in sich selber finden. So wie John Harrison im Buch:


    Aus dem Füllhorn des Lebens können wir uns nicht aussuchen, welche Ereignisse, wie viel Liebe, Glück oder Leid sich über uns ergießen, aber die Zeit überlässt uns die Entscheidung, wie wir damit umgehen.


    Die Idee, die Zeit selbst mit in die Geschichte einzubinden, fand ich einzigartig. Dabei hat die Zeit nichts menschliches, mutet manchmal kalt und unbarmherzig an. Als bedrohlich habe ich sie aber nicht empfunden. Die Zeit hat kein Gefühl, keine menschlichen Regungen. Sie betrachtet sachlich, nüchtern. Sie hat alles gesehen, kennt alles, nichts bleibt vor ihr verborgen. Der Tod ist für sie eine logische Folge, sein Zeitpunkt völlig unerheblich.


    Sina Beerwald hat ein wunderbares Buch geschrieben, das trotz all des Unglücks, das der Protagonistin widerfährt, den Leser doch nie hoffnungslos zurücklässt. Wenn sich am Ende der Kreis des Lebens schließt, bleibt der Leser berührt zurück. Gerade die letzten Passagen sind es, die unter die Haut gehen und den Leser nicht loslassen: Wir sind nur ein Staubkorn in der kosmischen Uhr des Universums. Nutzen wir, aber genießen wir auch die kurze Zeit unseres irdischen Daseins. Um es mit den Worten der Zeit zu sagen:


    Der Augenblick ist kaum fassbar, er ist winzig klein und doch das Wichtigste auf Erden. Nur in ihm findet das Leben statt. Nicht davor und nicht danach. Der Moment schenkt die Erfahrungen, die dir zu Erinnerungen werden und aus denen du deine Vorstellungen für die Zukunft formst. Auf ein Ende hin, das niemand kennt.

  • Wunderschöne Rezi, Bouquineur.


    Um das Buch schleiche ich, seit ich in der Leserunde ein wenig mitgelesen habe, auch schon herum. Jetzt wandert es endgültig auf die Wunschliste. :-)

  • Wenn die Rezensionen von so erfahrenen Leser und Forenuser wie Helga, beowulf und Bouquineur so toll ausfallen braucht es für einen Jungspund wie sapperlot fast ein bisschen Mut gegen den Strom zu schwimmen und Kritik am Buch anzubringen. Aber mal der Reihe nach.


    Ich möchte diesen Roman nach zwei Gesichtspunkten beurteilen. Punkt 1 Die historische Geschichte oder wie ich es ausdrücke der Teil für den Kopf. Dieser Teil des Romans beinhaltet die Fakten rund um die Problematik und die Lösung der Bestimmung des Längengrades. Dieser Bereich muss gut recherchiert sein und mit den geschichtlichen Ereignissen übereinstimmen. Die auftretenden historisch verbürgten Personen sollten authentisch sein und ihr Leben und Verhalten fast biografisch dargestellt werden. All das ist der Autorin Sina Beerwald bemerkenswert und ausserordentlich gut gelungen.


    Der 2. Punkt ist die fiktive Geschichte oder wie ich sie nenne den Teil für den Bauch und das Gemüt. Dieser Teil ist dafür zuständig das die historische Geschichte und die Fakten dem Leser auf angenehme und unterhaltende Art dargebracht werden, den Leser packen und in die Geschichte hineinziehen soll. Hier habe ich mit dem Buch einige Mühen gehabt. Der Grundton der Geschichte ist durch die vielen Todesfälle und Schicksalsschläge rund um die Hauptperson Merit traurig, melancholisch und einfach düster. Das das Leben auf den Schiffen zu dieser Zeit gnadenlos hart war fand ich gut beschrieben. Auch die harten Bandagen mit denen um das Preisgeld gekämpft wurde sind in Ordnung. Historische Personen die böse oder ungerecht handeln alles ok. Umsomehr hätte ich als Leser als Ausgleich bei der fiktiven Geschichte Bezugspersonen oder positive Ereignisse gebraucht mit denen ich das Leid aufwiegen und ins Lot bringen konnte, die mich gefühlsmässig angesprochen und mich in die Geschichte hineingezogen hätten. Wohlgemerkt, es gab diese Punkte aber sie haben es nicht in ausreichender Weise vermocht mich für den Roman zu vereinnahmen. Es kann sehr gut sein das dies an meiner Person liegt, meinen Erwartungen, meiner Interpretation oder es war der hier im Forum viel zitierte falsche Zeitpunkt das Buch zu lesen. Keine Ahnung, es sollte einfach nicht sein.


    Fazit: Ein Roman der historisch wertvoll ist und wirklich sehr viele geschichtliche Ereignisse beinhaltet und insgesamt sehr interessant ist der mir allerdings zuwenig vergnügliche Lesestunden bereitet hat. Ich werde das Buch mit sieben Punkten bewerten.

  • Zitat

    Original von Nicole
    puh, was ein Finale :wowIch habe den letzten Teil in einem Rutsch durchgelesen und war hinterher ganz aufgewühlt und irgendwie fix und alle. Und auf merkwürdige Weise fällt es mir schwer, Einzelheiten dazu niederzuschreiben - ich kann dieses Ende einfach nicht auseinanderklamüsern. Nur so viel: es war ungeheuer spannend zu lesen, berührend und bewegend.


    :write
    Mir geht es genau so wie Nicole :knuddel1


    Ich kann die Herrin der Zeit uneingeschränkt weiterempfehlen, von mir gibt es satte 10 Punkte.


    Bouquineur und beowulf, tolle Rezis von Euch beiden :anbet

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Ich tendiere in meiner Gesamtmeinung zu dem Buch eher in Richtung sapperlot.
    Ja, ich habe ungemein viel Interessantes erfahren. Und ja, das war toll und hat Spaß gemacht zu lesen.
    Das ist ein Riesenpluspunkt des Buches. Die historischen Informationen sind sehr umfangreich und ich habe viel über ein Wissensgebiet erfahren, über das ich bis jetzt so gut wie nichts wusste. :-)


    Aber, auf der anderen Seite, war auch mir die Grundstimmung, die Häufung der Schicksalsschläge über viele Jahre, etwas zuviel. Ich habe manchmal gedacht "oh nein, geht das denn ewig so weiter?". ;-)
    Dann, wie bereits im Leserundenthread erwähnt, hatte "die Zeit" mit ihren Aussagen für mich oft etwas sehr Bedrohliches. Was ja an sich nichts Negatives ist - ich habe nur schon immer gewusst "aha, es kommt ein neuer Schicksalsschlag".


    Im Gesamten gesehen habe ich das Buch ( extra zu erwähnen ist die ganz tolle Leserunde :anbet ) wirklich gerne gelesen und es bekommt von mir 8 von 10 Punkten. :-)

  • Mir hat das Buch (und die Leserunde) gut gefallen, auch wenn ich - wie ich schon in der LR schrieb - mit den Zeitsprüngen zu kämpfen hatte.
    Mitunter verflogen 1 1/2 Jahre mit einem Halbsatz. Deswegen habe ich 2 Punkte abgezogen.


    Was dem Uhrmacherhandwerk/die Schiffsnavigation angeht, gab es viele interessante Informationen.


    Also gibt es auch von mir 8 von 10 Punkten! :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Mir hat "Die Herrin der Zeit" schöne Lesestunden beschert, und dank der tollen Begleitung der Autorin bei der LR habe ich zusätzlich noch viele Informationen erhalten. Vorneweg möchte ich bemerken das dieses Buch sehr gut recherchiert war, man bekam als Leser die Möglichkeit einem Uhrmacher direkt über die Schulter zu schauen. Auch über die Seefahrt und die stetige Entwicklung der Zeitmesser habe ich sehr viel erfahren können.
    Von diesem Aspekt betrachtet war dieses Buch sehr lehrreich für mich.
    Desweiteren durften wir Merit durch die Geschichte ihres turbulenten Lebens begleiten, ihre Begleiter und Menschen welche, egal in welcher Art, eine Rolle in ihrem Leben spielten erleben. Diese waren so lebhaft dargestellt, ebenso der jeweilige "Schauplatz" des Geschehens, dass sich in meinem Kopf ein grossartiges Kopfkino abspielte und ich dieses Buch wahrhaft verschlingen konnte. Trotz dieser Sogwirkung musste ich es ab und zu zur Seite legen um das Gelesene zu verdauen, den einiges erfasste mich mit einer Wucht, wie ich sie nicht oft erlebe.
    Ein Buch, welches mich nach Beenden noch beschäftigte. Ein Buch, welches ich sicher noch einmal lesen werde. Ein Buch, das alle 10 kriegt. :anbet

  • Ein spannendes Buch mit glaubwürdigen Figuren. Die Seiten sind beim Lesen nur so dahingeflogen! Besonders hat mir auch gefallen, das viel interessantes Hintergrundwissen kurzweilig und anschaulich vermittelt wurde!


    Das Buch ist etwas düster und traurig, aber ich fand das nicht störend. Mich hat es eher gefreut mal über eine glaubwürdige Hauptfigur mit Ecken und Kanten zu lesen, die nicht schwuppdiwupp alle Hindernisse mit links meistert und nur Glück hat.


    Alles in allem: 9 Punkte!

  • Eigentlich könnte ich es mir ja einfach machen, sagen, dass das Buch mir sehr gut gefallen hat, zehn Punkte verteilen und es gut sein lassen.
    Eigentlich.


    Will ich das – eigentlich? Gerade weil es auch schon so hervorragende Rezensionen gibt, vor denen ich mich nur demutsvoll verneigen kann, würde es sich doch wohl anbieten, auf obigen Verfahren zurückzugreifen.
    Eigentlich.


    Noch einmal denn: Will ich das? In diesem ganz speziellen Fall lautet meine Antwort nein, und das hat sowohl mit dem Buch als auch mit mir zu tun. Logisch, sollte man denken. Wirklich?


    Auf den Inhalt brauche ich dankenswerterweise nicht mehr einzugehen. Die Personen sind allesamt sehr lebendig gezeichnet. Ob ich sie nun mochte oder nicht, habe ich doch mit ihnen gelacht und geweint, bin ich mit ihnen auf weite Fahrt gegangen, habe Uhren gebaut, an Sitzungen teilgenommen. Die Lebensumstände sind, soweit ich das überhaupt beurteilen kann, hervorragend geschildert, im Kleinen wie im Großen. Auch die handwerklichen Dinge, seien es die auf einem Schiff, in einer Zuckersiederei oder in einer Uhrmacherwerkstatt sind so beschrieben, dass selbst ein Laie wie ich die einzelnen Schritte gut nachvollziehen kann, auch wenn ich en detail nicht alles verstehen muss.


    Das Buch ist gut und flüssig zu lesen. Nachwort und Glossar haben sich als sehr hilfreich erwiesen.


    Natürlich ist die Stimmung im Buch nicht unbedingt als fröhlich zu bezeichnen, es wird viel gestorben und natürlich sind es immer die Falschen, von denen sich Leserin und Leser zu früh verabschieden muss. Den Protagonisten widerfährt allerlei Ungemach, teils selbst heraufbeschworen, teils, so kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, ziehen sie das Unglück geradezu magisch an. Nun gut, das ist für eine Romanhandlung, gerade im historischen Bereich, nicht unbedingt etwas neues oder ungewöhnlich. Was aber „Die Herrin der Zeit“ meiner unmaßgeblichen Meinung nach heraushebt, ist auf der einen Seite die Schlüssigkeit, mit der all dies passiert. Etwas geschieht, aber nicht nur um des bloßen Geschehens willen, sondern um die handelnden Personen weiterzubringen, innerlich wie äußerlich. Ein Mensch wächst im Unglück mehr als im Glück, so sagt man, und folgerichtig gewinnt die Hauptfigur Merit an Kontur, an Stärke und an Glaubwürdigkeit, gerade weil Sina Beerwald ihr auch ganz banale menschliche Schwächen erlaubt. Und indem sie diese Schwächen nicht nur Merit zubilligt, sondern jeder anderen Figur, die eine wesentliche Rolle – ob nun klein oder groß – spielt, gewinnt der Roman an Lebendigkeit, stellt sich zumindest bei mir das Gefühl der Teilhabe an der Handlung ein.


    Was nun den Roman vollends ungewöhnlich macht, ist eine Stimme, mit deren Hilfe sich die Autorin mittels monologartiger Passagen direkt an die Hauptprotagonistin Merit wendet – oder ist es nicht doch eher umgekehrt? Aus dem Kontext muss ich entnehmen, diese Stimme gehöre der Zeit.


    Jedes Buch lebt bei der Lektüre. Es beginnt ja erst sein Leben, indem ein Leser es aufschlägt, seine Augen auf die Buchstaben richtet und sich diese Buchstaben zu Worten bilden, zu Sätzen, zu Personen, zu Landschaften, zu Bildern, zu Szenen. Die Bilder, die sich vor meinen Augen, in mir formten, als ich die Monologe gelesen habe, entsprechen nicht unbedingt dem, was ich mir unter dem Begriff „Zeit“ vorstelle, sondern es begann vielmehr ein seltsamer Tanz: Ein Tanz zweier Figuren, eine weiblich, man mag sie Merit nennen, wenn man will, die andere eigentümlich konturlos, wie in Nebel gehüllt und dennoch reichte sie hin und wieder der weiblichen Figur die Hand, begannen sie sich zu drehen, sich loslassend voneinander zu entfernen, nur um sich wieder anzunähern. Ein danse macabre der ganz eigenen Art, so habe ich es empfunden. Wie ich jene Stimme nun mit Namen rufen soll, habe ich für mich noch nicht entschieden. Dass sie von einer geradezu beängstigenden Weisheit ist, aber letztlich doch nicht ein Zeitgefühl, ein Zeitempfinden hat wie wir Menschen, mag mir auf meiner Suche nach einem geeigneten Namen helfen. Aber ob ich die Stimme nun beim Namen nennen kann oder nicht, Angst muss ich nicht vor ihr haben und fürchten muss ich sie auch nicht, denn sie ist, ist immer schon gewesen, ist da und wird immer sein, ist in mir und um mich herum, ist da auch für mich und wegen mir. Auch ich werde mir ihr tanzen, tue das gewiss schon, ohne es zu wahrhaben zu wollen, zu können, zu müssen.


    Was bleibt mir noch zu sagen?
    Dank habe ich zu sagen, einmal an bonomania für die Empfehlung zu diesem Buch und das Wandernlassen, zum anderen an Sina Beerwald für einen ganz außergewöhnlichen Roman, der mir gewiss eine Zeit lang nicht aus dem Sinn gehen wird.


    Ich hätte es mir doch einfach machen sollen, dann wären es zehn Punkte geworden.
    Eigentlich.


    Aber eigentlich ist mir Ehrlichkeit lieber, darum: zehn Punkte und die Gewissheit, mir dieses Buch kaufen zu müssen.