• Zitat

    Allerdings habe ich auf Wunsch des Verlags eine junge weibliche Nebenfigur umbenannt, weil man der Meinung war, "Gertrud" passe eher zu einer älteren Frau. Schwierige Geschichte, wie gesagt.


    Interessant. Wenn es eine Geschichte war, die in unseren Tagen spielt, vielleicht sogar ein berechtigter Einwand. Gertrud war nach meinem Wissen in den 1910ern und 1920ern unter den Top Ten der beliebtesten Namen, seit den 1940ern ist er vermutlich am aussterben.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • @ claudiatoman


    Der Auslöser für Deine "Namensfindung" zeigt sehr anschaulich, wieviel Einfluss das Auftauchen bestimmter Namen in der Öffentlichkeit hat. So, wie manche die end credits von Filmen nach Namen durchforsten, finden andere sie in Telefonbüchern oder womöglich im Impressum von Zeitschriften.


    Ich glaube, Michael Caine ist zu seinem Künstlernamen gekommen, weil er zuvor ein Filmplakat oder den Film selbst "Mutiny on the Caine" gesehen hatte und schnell einen Namen parat haben musste.


    Die Umgebung inspiriert bewusst oder unbewusst, und natürlich lässt es sich da schwer vermeiden, dass der eigene Zeitgeist Einfluss nimmt (leider oft zum Nachteil von vielen Historischen Romanen, zumal es schwer ist, sich von seinem eigenen Gesellschaftsumfeld zu distanzieren), auch in Hinblick auf die Namensgebung.


    Persönlich ist es mir, wie gesagt, lieber, dass ein Name in den zeitlichen Kontext passt, selbst wenn ich dafür die Fritzens und Heinriche in Kauf nehmen muss.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Interessant. Wenn es eine Geschichte war, die in unseren Tagen spielt, vielleicht sogar ein berechtigter Einwand. Gertrud war nach meinem Wissen in den 1910ern und 1920ern unter den Top Ten der beliebtesten Namen, seit den 1940ern ist er vermutlich am aussterben.


    Nee, Dreißigjähriger Krieg.


    Davon abgesehen: ich kann mich noch gut erinnern, welche Namen es in meinem gleichaltrigen Umfeld (in den Fünfzigern geboren) früher gab. Gudrun, Gerhild, Irmgard ...
    Für mich ist es heute oft sehr irritierend, dass Babies Namen gegeben werden, die zu meiner Zeit als altmodisch galten, wie z.B. Max. Das war damals ein total altmodischer Name aus der Vätergeneration. Ich warte direkt schon drauf, dass die ersten Lütten Egon und Erwin genannt werden. :grin

  • ... oder Horst, Karl-Heinz, Erna, Elfriede :grin


    Mir stößt es ähnlich auf wie Alice Thierry, wenn für die jeweilige Zeit, in der ein Buch spielt (was auch durchaus unsere heutige Zeit beinhaltet!), unpassende Namen gewählt werden.
    Auch kann gerade bei zeitgenössischen Geschichten ein exotischer oder versponnener Name (Cora Hübsch, Samantha Saatgut etc.) bei mir zu sofortigem Zuklappen und Niewiederanrühren des betreffenden Buches führen – es sei denn, der Name hat einen wichtigen Bezug zur Geschichte.


    Dass den einen oder anderen hier die Namen seiner Protagonisten regelrecht anspringen, finde ich ja fast schon mystisch. In meiner Schreibwerkstatt geht's da wesentlich prosaischer zu: Ich versichere mich, ob die gewählten Namen der Zeit entsprechen, schaue mitunter noch auf Namensbedeutungen. Bei asiatischen Namen gehe ich sehr akribisch vor, denn hier kann man sich schlimm in die Nesseln setzen, da Namen oft Volks-, Kasten- oder Sonstwaszugehörigkeiten definieren. Dafür wird man mit wunderschönen Namensbedeutungen belohnt (so heißt z.B. eine nepalesische Freundin von mir "Knospe" (Kopila) und ihre Tochter "Blüte" (Kushum). Hat doch was ...)
    Meinen deutschen Protagonisten gebe ich grundsätzlich Allerweltsnamen (handlungsbedingte Ausnahmen lasse ich jetzt mal außen vor), sowohl was die Vor- als auch die Zunahmen anbelangt, da ich sie als möglichst unbelastete Projektionsflächen für den Leser ins Rennen schicken möchte. Die meisten von uns dürften beispielsweise etwa ein halbes Dutzend Thomas', Michaels, Martins, Sabines oder Birgits im Alter zwischen 35 und 45 Jahren kennen, von denen sie einige mögen, andere wieder nicht, von denen manche blond, dick, schlau, dunkel, doof oder dünn sind, und aus all dem ergibt sich ein ziemlich konturloser Assoziationsbrei – genau das, was ich haben will.
    Worauf meine Helden nie bauen können, ist, dass ihnen der einmal gegebene Name erhalten bleibt. Dank "suchen und ersetzen" wechseln sie die Namen, sobald ich Handlungsbedarf sehe :-)
    Ganz liebe Grüße von
    SteffiB

  • Manchmal ist es wie schwanger sein, nur das man auf einmal ganz vielen "Kindern" einen Namen geben möchte, deren Charakter schon bekannt ist.


    Als ich die Namen meiner Protas ausgesucht habe, war mir besonders wichtig, dass sie außergewöhnlich sind und zu deren Eigenschaften passen. Wie bei der Namensgebung eines ungeborenen Kindes, war mir auch der Klang wichtig, so entstand "Leyla". Hätte ich eine Tochter, könnte die Möglichkeit bestehen, dass ich sie so nenne. Ihren Nachnamen "Barth" habe ich ganz bewusst sehr einfach gewählt, weil sie grundsätzlich eine einfache Frau ist.


    "Rudger von Hallen" hingegen trägt einen Namen, den ich ausgesprochen schön finde, aber natürlich niemals einen Sohn Rudger nennen würde. Rudger ist m.M.n. ein harter, dominanter Name, wenn man das so sagen kann und gibt damit schon seinem Träger eine gewisse Prägung. "von Hallen" sollte ihm lediglich einen adligen Hintergrund geben.


    Und dann wären da noch all die anderen (Fjodora, Vincent, Evelyn, Jarno, Marie, Marc, David, Rolf, Stephan usw.) Manche sind von realen Personen übernommen, deren Charaktere auch in die Protas einflossen. Bei anderen war es wieder, als suche ich nach einen Namen für mein ungeborenes Kind. Man fragt ganz viele Leute, hört sich die Vorschläge an, verwirft sie wieder und entscheidet für sich allein - aus dem Bauch heraus. :-]


    In diesem Sinne
    herzlichst
    Helene Henke

  • Zitat

    Original von Katerina
    Davon abgesehen: ich kann mich noch gut erinnern, welche Namen es in meinem gleichaltrigen Umfeld (in den Fünfzigern geboren) früher gab. Gudrun, Gerhild, Irmgard ...


    Erinnern, Katerina?
    *klugscheißmodus an* Die heißen doch heute noch so :grin *klugscheißmodus aus* :schnellweg


    :wave SteffiB

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Worauf meine Helden nie bauen können, ist, dass ihnen der einmal gegebene Name erhalten bleibt. Dank "suchen und ersetzen" wechseln sie die Namen, sobald ich Handlungsbedarf sehe :-)


    Kenn ich. :grin


    Zitat

    Original von SteffiB


    Erinnern, Katerina?
    *klugscheißmodus an* Die heißen doch heute noch so :grin *klugscheißmodus aus* :schnellweg


    *auchklugscheiß* Die heißen zwar höchstwahrscheinlich noch so, aber ich hab sie seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Sie sind also Teil meiner Erinnerung geworden. :grin

  • Ich habe einmal ein paar Leute nach interessante Namen gefragt, aber nie eine zufriedenstellende Antwort erhalten :gruebel.
    Eine Person umbenennen käme bei mir nie in frage, aber ich habe einmal ein ganzes Stück weitergeschrieben, ohne daß der neue Protagonist einen Namen hatte. Der kam erst etliche Seiten später über mich.
    Ich kann verstehen, wenn ihr Namen absichert und sie auch in die Epoche passen sollten, aber was ist mit Fantasy, habt ihr da auch ein paar gewisse Regel?

  • Ich habe ein kleines Namenshobby und bin auch in Vornamenforen aktiv und finde es total spannend. Wenn ich schreibe muss der Name vom Gefühl her passen! Es kann echt dauern, dann bin ich nicht zufrieden und lösche den Namen schon wieder, aber ind er Hinsicht bin ich echt ganz akribisch. :-)
    Ich finde nichts Schlimmeres als zu moderne Namen für Protagonisten, die in meinem Alter sind, oder (ist mir neulich erst wieder aufgefallen) seltsame Doppelnamen in historischen Romanen, die es in dieser Form gar nicht gab.
    Ich habe schon relativ gute Ahnung über Namensgeschichte und Herkunft und wenn ich manche historischen Bücher lese muss ich echt mit dem Kopf schütteln und dann gefällts mir leider auch nicht so sehr, selbst wenn die Geschichte spannend ist.

  • Ich schreibe zwar nicht selbst, aber verstehe eure Gedanken zum Thema Namensgebung. Das ist bestimmt nicht so einfach!


    Wenn ich mir vorstelle, daß jemand einen Roman schreibt, der in den 80ern bis 90ern spielt, so wären wohl die zeitlich typischen weiblichen (Erwachsenen-)Namen der damaligen Zeit z. B. Andrea, Martina, Sabine oder Petra gewesen.
    Die ensprechenden männlichen Vornamen z. B. : Frank, Michael, Andreas oder Stefan.
    Das sind so die üblichen Namen meines Jahrgangs (geboren 1964).


    Aber auch damals gab es schon Namen wie Denise, Jaqueline, René oder Marcel.
    Das waren dann Namen, die ihrer Zeit voraus waren. Ich nehme mal an, daß die Eltern einfach moderner, mutiger oder sonstwie waren.
    Auf jeden Fall haben sie bei der Namensgebung nicht auf diese Null-acht-fünfzehn-Namen zurückgegriffen.
    Und dann gab es auch so Namen wie Elisabeth oder Johannes.
    Damals habe ich mir gedacht, daß diese Eltern eben nicht mitbekommen haben, was namenstechnisch modern war, also habe ich die Eltern dieser Kinder als extrem altmodisch und konservativ eingestuft.


    Was ich damit eigentlich sagen möchte: Es wäre zu einfach, die Namen der Protagonisten eines Romanes nur nach den üblichen Namen dieser Zeit zu nennen.

  • Liebe Charlotte,
    du sprichst da etwas Interessantes an. Tatsächlich sollte man sich nämlich bei der Namenswahl für seine Protagonisten nicht durch deren Charakter verführen lassen, sondern muss abklopfen, wie die Eltern (!) getickt haben – denn die haben ihr Kind schließlich benannt.
    Beispiel: Der Roman, an dem ich gerade bastle, spielt zum Teil in der Hippie-Zeit. Die Hippie-Helden sind natürlich nonkonformistisch, wagen etwas. Tja, aber ihre Eltern entstammen dem deutschen Bürgertum. Also heißen meine jungen Leute Ingrid, Bärbel, Joachim etc. Hört sich furchtbar staubig an, ist es aber nicht. So hieß die 50er-Generation nun mal.
    Liebe Grüße von
    SteffiB

  • Ja, genau so meine ich das, Steffi.


    Um noch etwas weiter zu gehen: Ich hatte als Kind wirklich eine Denise
    und eine Elisabeth in meiner Klasse.
    An den Namen der Kinder konnte man tatsächlich erkennen, wie die Eltern tickten.
    Denise hatte flippige Hippie-Eltern und dementsprechend war auch ihr Charakter und ihr äußerliches Erscheinungsbild als Kind.
    Während Elisabeth eine Einzelkind von etwas betagteren Eltern war und dementsprechend eher altmodische oder konservative Kleidung trug.


    So waren die beiden in der Kindheit. Ihre Pubertät habe ich nicht mehr verfolgen können.
    Ich könnte mir jetzt aber vorstellen, daß Elisabeth sich vielleicht irgendwann total gegen ihr Elternhaus aufgelehnt hat und vielleicht zum Punk wurde, während sich Denise zum anderen Extrem entwickelt.


    So kann es sehr glaubwürdig klingen, wenn in einem Roman der 80er Jahre eine Punkerin Elisabeth genannt wird und eine Krankenschwester Denise.


    Wirklich alles nicht so einfach mit der authentischen Namensgebung in Romanen ;-).

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Die Hippie-Helden sind natürlich nonkonformistisch, wagen etwas. Tja, aber ihre Eltern entstammen dem deutschen Bürgertum. Also heißen meine jungen Leute Ingrid, Bärbel, Joachim etc. Hört sich furchtbar staubig an, ist es aber nicht. So hieß die 50er-Generation nun mal.
    Liebe Grüße von
    SteffiB


    Ja, richtig *lach* so hießen sie tatsächlich und Uschi, Wolfgang, Hans oder Siegried.


    Gruß Helene

  • :gruebel

    Zitat

    Original von Syddy
    Bei mir ist es nicht ganz so.
    Ich entwerfe immer lange Namenslisten, mit all den Namen die ich super schön finde.
    Wenn ich dann erstmal einen Namen ausgesucht habe, passt er, es ist so als würde er sich auf die Figur zuschneiden. Den Namen kann ich dann auch nicht mehr ändern, wenn ich mich da einmal festgelegt habe, ist das so!


    :wave


    Ich entwerfe zwar auch Namenslisten aber mir dienen sie dazu, dass ich besser durchblicke bei all den Namen die sich in meinen Geschichten tummeln! :-) Ansonsten muss ich Syddy zustimmen. Ist ein Name einmal festgelegt fällt es auch mir sehr schwer ihn abermals zu ändern :gruebel

  • @ büchergirl90


    oh, mal jemand der so denkt wie ich. Das ist auch einfach zu komisch bei mir. Wenn ich versuche den Namen zu ändern, dann spuckt mir immer noch der alte im Hinterkopf herum, das lässt mich einfach nicht los.
    Um es besser zu beschreiben: Es ist ungefähr so, als würde ich erst ein Kind zur Welt bringen ihm einen Namen geben und diesen dann drei Monate später wieder ändern. Das ginge ja auch nicht....


    LG
    Syddy :wave

  • Zitat

    Original von Syddy
    Wenn ich versuche den Namen zu ändern, dann spuckt mir immer noch der alte im Hinterkopf herum, ...


    Hmm, vielleicht sollte ich auch über Listen nachdenken. Stelle ich mir ziemlich eklig vor, wenn die vergrätzten Figuren im Hinterkopf herumspucken. :grin (sorry, Syddy, aber diese Steilvorlage schrie geradezu danach, sie reinzumachen)


    CorinnaV , ich kenne das Phänomen der durcheinandergewirbelten Namen tatsächlich auch – obwohl mein Personenkreis durchaus überschaubar ist. Da meine Figuren aber zu Namenswechseln neigen, schleichen sich die alten hin und wieder ein.
    Ich habe so etwas sogar schon in gedruckten Büchern entdeckt – da waren dann wohl selbst die Lektoren so vertraut mit dem alten Namen, dass er durchgeflutscht ist.

  • Irgendwie "weiß" ich einfach, wie meine Charaktere heißen sollen - und dann stellt sich meistens heraus, dass die Probeleser die Namen total schrecklich finden. In meinem letzten Buch sollte der Protagonist Henry Himmel heißen. Prompt sagten die Probeleser, dass der Name an Heinrich Himmler erinnere und ich den Namen unbedingt ändern müsse. Was ich dann auch getan habe, obwohl ich den Namen Henry Himmel noch immer ganz toll finde. Aber genau dafür hat man Probeleser: Um den Autor auf Dinge aufmerksam zu machen, die er selbst beim besten Willen nicht erkennen kann.


    Heute las ich in der Zeitung eine Rezension über einen neuen Kinofilm, bei dem der Held so ähnlich wie Pupi Kacka heißt. Statt auf den Inhalt einzugehen, wurde fast ausschließlich über den unvorteilhaften Namen gesprochen. Ein Schicksal, das meine Probeleser mir Gott sei Dank erspart haben.


    Danke!!!


    Liebe Grüße, :-)


    Bettina

  • Für Namen die hier in unserer Welt spielen orientiere ich mich für die älteren an Eltern und Großeltern meiner Freunde und ansonsten an den Leute aus meiner Schule, wie die so heißen. Nachnamen ist echt schwierig, aber Telefonbuch und Filmabspann ist echt ne gute Idee... :gruebel


    Bei Fantasygeschichten läuft die Sache ein bisschen anders. Ich bastel mir die Namen immer irgendwie zusammen. Ich hab auch schon öfter aus Nummernschildern welche ausgearbeitet.
    Zufällig hab ich eine Figur "Manetho" genannt und später in einem Buch von einem Historiker gelesen, der genauso hieß. Mein Freund hat einen Charakter der "Anetho" heißt und von dem Mann noch nie gehört hat.


    Für meine aktuelle Geschichte haben mir ganz viele Freunde ihre Charakternamen geliehen, samt Aussehen und Charakter. Ist zwar manchmal ein wenig schwierig umzusetzen, aber für Fantasy echt praktisch... :-)