Trugbild - Thomas H. Cook

  • 352 Seiten
    Knaur Verlag, Juli 2009
    Originaltitel: The Cloud of Unknowing
    Übersetzt von Christine Gaspard


    Kurzbeschreibung
    Als der kleine Jason ertrinkt, kann seine Mutter Diana es nicht verwinden. Sie macht ihren Mann für den Unfall verantwortlich und verhält sich immer manischer. Gleitet auch sie, wie zuvor ihr Vater, in den Wahnsinn ab? Dianas Bruder David, der stets im Schatten seiner großen Schwester gestanden hat, fürchtet schon bald um die Unversehrtheit seiner eigenen Familie ...


    Über den Autor
    Thomas H. Cook hat fast zwanzig Kriminalromane verfasst, erhielt den Edgar Award und andere Auszeichunungen. Er gilt als einer der versiertesten Spannungsautoren des USA. Seine Romane erhalten in der amerikanischen Presse regelmäßig hymnische Besprechungen. Er lebt in New York City und auf Cape Cod.


    Meine Meinung
    Dies ist mein dritter Thriller des Autors nach „Das Gift des Zweifels“, welches ich sehr gut fand, und „Das Verhör“, welches ich abgebrochen und nur noch das Ende gelesen habe. Da es unentschieden bei der Wertung stand war ich sehr gespannt auf die neueste Übersetzung eines Romans aus der Feder von diesem Autor.


    David wird mit seiner Familie in den Wahn seiner Schwester gezogen, die glaubt, der Tot ihres Sohnes Janson wäre kein Unfall, sondern Mord. Wer jedoch sollte es gewesen sein? Und mit welchem Motiv?
    Lange bleibt unklar, was überhaupt vorgefallen ist oder ob Verbrechen geschehen sind.
    Das Buch beginnt mit der Szene eines Verhöres, von welchem ein „Du-Erzähler“ berichtet, wie man es aus dem Thriller „Sorry“ von Zoran Drvenkar kennt. Lange weiß man nicht, ob dieser Erzähler als Zeuge, Täter oder Opfer befragt wird.
    Abgewechselt wird mit dem Ich-Erzähler David, der die Geschichte chronologisch erzählt. Dadurch gewinnt man den Eindruck, etwas entscheidendes nicht zu wissen, obgleich man glaubt, auf eine Katastrophe zu zusteuern.


    Leider fand ich die Auflösung nicht so gut gemacht, wie ich es mir während des Lesen erhofft hatte, meine Erwartungen wurden enttäuscht. Sie ging mir nicht so nahe wie bei „Das Gift des Zweifels“.
    Zwar bin ich nicht genau auf diese Auflösung gekommen, aber ich ahnte schon etwas in die Richtung.
    Das Ende kommt schnell und fast schon plötzlich, durch den mit der Zeit recht nervigen Erzählstil war ich allerdings froh, das Buch zuklappen zu können.
    Letztlich eine gute Idee, aber die Umsetzung war nicht immer sehr gelungen.

  • Danke für die Rezi Wiggli :-)


    Ich denke das Buch könnte ich zumindest mal versuchen.

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Ich habe es schon auf meinem SUB, aber nun bin ich da nicht mehr ganz so begeistert.
    Ich kannte bisher von dem Autor nur "Das Gift des Zweifels", das mir sehr gefiel.


    Danke für die Rezi :wave.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • David und Diana haben eine ungewöhnliche Kindheit hinter sich. Ihr Vater war an Schizophrenie erkrankt und drangsalierte seine beiden Kinder mit Büchern, Auswendiglernen und dem Aufsagen von Zitaten. Zudem war er äusserst agressiv, weniger seinen Kindern gegenüber als seiner Umwelt, von der er sich belauert, betrogen fühlte und in ihm einen unmässige Wut schürte.


    Diana kann mit der Erkrankung ihres Vaters besser umgehen, vielleicht auch, weil sie die klügere von beiden ist, dem Vater ähnlicher, ebenso in Buchtiteln und Zitaten reden kann wie er. David jedenfalls fühlt sich ihr immer unterlegen und seinem Vater wurde er nie so gerecht wie sie es konnte. Auch heute noch, als Erwachsener, gärt dieses Gefühl der Unzulänglichkeit unbewusst in ihm.


    Beide Geschwister haben auch Angst, das die Krankheit in ihnen schlummert. In Jason, Dianas Sohn, brach sie hervor. Das Buch beginnt mit seinem Ertrinken in einem See. Unterbrochen wird die Erzählung durch Einschübe von Davids Vernehmung. Diese Einschübe sagen mehr über David aus als die Erzählung der Geschehnisse durch ihn.


    Das Buch ist weniger ein Thriller, sondern wieder eine beunruhigende Geschichte über das Innenleben seiner Personen. Die drohende Gefahr an der Geisteskrankheit ihres Vaters zu leiden ohne es zu merken beeinflusst das Leben der beiden Geschwister zutiefst und wird zur selbsterfüllenden Prophezeihung. David sogar spielt auf perfide Weise mit der Krankheit. Diana ist vom Mord an ihrem Sohn durch ihren Exmann, dem das Kind ein wenig lästig war auf seinem Weg zu einer großen Karriere, überzeugt. Sie versucht es auf die einzige Weise zu belegen, die sie als Kind kennengelernt hat, nämlich durch Beweise im geschriebenen Wort. Sie forscht und sucht, so wie sie es von ihrem bücherbesessenen Vater gelernt hat und wird deswegen von David misstrauisch beäugt.


    Ähnlich wie "Das Gift des Zweifels" ist "Trugbild" ein zutiefst tragisches Buch, auch wenn es nicht an es heranreicht. Das mag am Thema liegen, denn "Das Gift des Zweifels" behandelt ein Familiendrama, das fast jeder Leser nachempfinden kann, während die Tragik der Geschwister in "Trugbild" durch den Wahnsinn des Vaters für die meisten fremd bleiben wird. Ich hatte mir das Ende schon gedacht, und ich denke fast, es ist in der Absicht des Autors. Für mein Verständnis geht es in dem Buch mehr darum, mit dem zu leben, was man in sich trägt und was man glaubt zu sein, als was mit Jason wirklich passiert ist.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich fand vor allem Diana eine bemerkenswerte Figur, um die es mir sehr leid getan hat.


    Wenn Thomas Cook, dessen Schreibstil ich sehr angenehm finde, immer solche intensiven Einblicke in die dunkelsten Schatten der Seele seiner Protagonisten werfen kann, werde ich mich wohl doch noch seinen anderen Büchern zuwenden müssen.