Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf

  • Aus dem Netz:
    Die Novelle beginnt mit einer Tauffeier auf einem Bauernhof. in deren Verlauf die Taufgesellschaft vor dem Haus spazieren geht. Dabei fällt dem Vetter auf, daß an dem Neubau des Bauernhofes ein sehr alter Fensterpfosten mit eingebaut worden ist. Auf sein Bitten hin erzählt der Großvater, was es mit dem Pfosten auf sich hat.


    Der Hof, auf dem jetzt die Taufe gefeiert wird, hat früher Rittern gehört, die die Bauern immer mit unerfüllbaren Forderungen unterdrückten und erbarmungslos zu Frondiensten zwangen, so daß diese ihre eigenen Arbeiten nicht mehr ausführen konnten


    In dieser ganz besonders verzweifelten Lage bietet der Teufel in Gestalt eines Wilden Jägers seine Hilfe an. Als Lohn will er ein ungetauftes Kind. Die fremde Bäuerin Christine geht mit dem Teufel den Pakt ein.Er besiegelt ihn mit einem Kuß auf ihre Wange.


    Als dann ein Kind geboren werden wird ,rettet der Pfarrer durch die Taufe das Kind sofort nach seiner Geburt. Christine spürt unmittelbar danach auf ihrer Wange einen brennenden Schmerz. Dort, wohin der wilde Jäger sie geküßt hat entsteht ein schwarzer Fleck, der anschwillt und zu einer schwarzen Spinne wird.


    Nachdem ein nächstes neugeborenes Kind getauft wird, bricht ein Unwetter aus und viele kleine Spinnen werden aus dem Gesicht geboren. Im Dorf verbreitet sich das Unheil, das Vieh stirbt in den Ställen. So erinnert der Teufel an die Erfüllung des Vertrages.


    Vor über 20 Jahren in der Schule im Deutschunterricht gelesen, bin ich auch heute noch fasziniert von der Geschichte. Anfangs etwas mühsam, wird die Erzählung nach und nach immer besser und sehr vielschichtig. Wenn man sich an der immer wiederkehrende Moral nicht allzu sehr stört, eine lesenswerte und m. E. empfehlenswerte Lektüre.


    Gruss,


    Doc

  • Eine phantastische Novelle in jeder Hinsicht, schaurig schön -- und ganz nebenbei eine Parabel darüber, daß sich Unrecht nicht durch Unrecht lindern oder bekämpfen läßt.


    Ich weiß gar nicht, wie oft ich das Teil schon gelesen habe, es ist ja sehr kurz ... und kurzweilig dazu ...

  • Hey Gotthelf-Fans


    Ich hab Die schwarze Spinne wie Ihr schon mehrmals gelesen, ist nicht nur hochspannend, sondern hat zudem sehr schön aufgebaute Handlungsbögen, für mich von der Struktur her eindeutig eine systematisch aufgebaute Novelle. Ich hab sie von Anfang an auf meine Site genommen (mit Gutenberg-Onlinebook-Link), durfte nicht fehlen, so oft, wie ich sie schon gelesen habe. :-]


    Bye, Ivy

  • Zitat

    Original von Evelyne Marti
    ... für mich von der Struktur her eindeutig eine systematisch aufgebaute Novelle.


    Kannst Du das etwas näher erläutern? Was meinst Du mit systematisch aufgebaut? Ich hab mir da beim Lesen der Erzählung bisher keinerlei Gedanken gemacht.


    Interessierte Grüsse,


    Doc

  • Hi Doc


    Die Novelle besteht aus zwei Handlungsbögen, welche für sich gesehen zwei gleichschenklige Dreiecke (ein grosses und ein kleines) bilden. Bis auf minimale Abweichungen lassen sich die zwei zusammengesetzten Texte (1. und 2. Binnenhandlung) in sich halbieren, wobei die Mitte jeweils dem Höhepunkt entspricht. Aufgrund von Sekundärliteratur (aus der Uni Bern) hab ich das Ganze mal vor Jahren nachgeprüft. Es stimmt wirklich. Dasselbe funktioniert übrigens auch mit Storms Schimmelreiter (mit mehreren Dreiecken) und Kleists Kohlhaas (einem grossen Dreieck), war ne nette Spielerei.


    Bye, Ivy

  • Ich habe es damals auch in der Schule gelesen und mir hat es gefallen. Nun, da ich mir 2 Bücherregale gegönnt habe, werden alle meine Bücher ihren Platz finden, und vielleicht fällt mir dieses Buch auch mal wieder in die Hände.

  • Zitat

    Original von Evelyne Marti
    Die Novelle besteht aus zwei Handlungsbögen, welche für sich gesehen zwei gleichschenklige Dreiecke (ein grosses und ein kleines) bilden. Bis auf minimale Abweichungen lassen sich die zwei zusammengesetzten Texte (1. und 2. Binnenhandlung) in sich halbieren, wobei die Mitte jeweils dem Höhepunkt entspricht. Aufgrund von Sekundärliteratur (aus der Uni Bern) hab ich das Ganze mal vor Jahren nachgeprüft. Es stimmt wirklich. Dasselbe funktioniert übrigens auch mit Storms Schimmelreiter (mit mehreren Dreiecken) und Kleists Kohlhaas (einem grossen Dreieck), war ne nette Spielerei.


    Und ich suche demnächst mal die Goethe-Briefe raus, in denen dieser sich darüber mokiert, was Philologen und Feulletonisten so alles in seine Texte hineininterpretieren ... :grin


    Nichts für ungut, aber diese Spannungsbogenberechnungen mittels Geodreieck hat der Verfasser sicher nicht so gemeint. Es ist einfach so, daß sie die Stränge entgegenkommen, und wenn das harmonisch geschieht, dann auch symmetrisch. Das hat mit Erzählwillen zu tun, mit Erzählstrukturen, die sich traditionell bewährt haben. Gleichschenklige Dreiecke gehören in die Mathematik und Physik, nicht in die Literaturwissenschaft.

  • Zitat

    Original von Iris
    Gleichschenklige Dreiecke gehören in die Mathematik und Physik, nicht in die Literaturwissenschaft.


    Sei mal nicht so streng, Iris.
    Ich fand die Erläuterungen von Evelyn dazu recht interessant, aber mir hat ja auch Illuminati gefallen. :-)


    Danke für die Infos!


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Iris
    Und ich suche demnächst mal die Goethe-Briefe raus, in denen dieser sich darüber mokiert, was Philologen und Feulletonisten so alles in seine Texte hineininterpretieren ... :grin


    Nichts für ungut, aber diese Spannungsbogenberechnungen mittels Geodreieck hat der Verfasser sicher nicht so gemeint. Es ist einfach so, daß sie die Stränge entgegenkommen, und wenn das harmonisch geschieht, dann auch symmetrisch. Das hat mit Erzählwillen zu tun, mit Erzählstrukturen, die sich traditionell bewährt haben. Gleichschenklige Dreiecke gehören in die Mathematik und Physik, nicht in die Literaturwissenschaft.


    Hi Iris


    Du nimmst das Ganze viel zu ernst. Ich kam auch nur auf die Idee durch das besagte literaturwissenschaftliche Buch an der Uni und weil die Drama-Struktur oft als steigendes Dreieck dargestellt wird. Das sind alles nur Hilfslinien, keine Inhalts- oder Stilanalysen.


    Mir gefallen solche Fingerübungen, wie bei einem symmetrischen Baumblatt, dessen dürre Fläche ich wegbrösle, bis das schöne Gerüst übrigbleibt.


    Die gesamte Novellentheorie baut auf solchen Strukturvorstellungen auf, ist also nicht auf meinem Mist gewachsen. Schon Goethe hat sich damit beschäftigt und z.B. auch Heyse oder Gustav Freytag.


    Take it easy und vor allem kein neuer Novellenstreit, hatte ich schon mit Hubert. :grin


    Bye, Ivy

  • Inhalt (von perlentaucher.de):
    Es ist Sonntag, ein Kind wird getauft, die Taufgesellschaft lagert sich um einen Baum. Auf den "wüsten, schwarzen Fensterpfosten" seines Hauses angesprochen, erzählt der Großvater die Geschichte vom Satanspakt der Christine, die die Seele eines noch ungetauften Kindes dem Teufel verspricht und in eine schwarze Spinne verwandelt wird.


    Eigene Meinung:
    Ich musste das Buch in der Schule lesen und fand es von Anfang an klasse. Endlich mal etwas spannenderes als Lessing oder Wedekind.
    Ich fand das Buch sehr spannend geschrieben, eine perfekte Gruselgeschichte, mit einer gehörigen Portion Ekel..

    Seit dem Buch hab ich allerdings noch mehr Angst vor Spinnen (das hat sich bei mir mittlerweile schon fast zu einer Phobie entwickelt...jaja, ich weiß ich bin krank.. :rolleyes). Aber dennoch lese ich das Buch immer wieder, wenn ich gerade mal Lust hab mich zu gruseln.
    Am Anfang fand ich es etwas schwer in Gotthelfs Sprache reinzukommen, was sich aber schnell geändert hat. Ich war, als ich das Buch zum ersten Mal las, aber auch erst 14 oder so...Fand es damals generell schwer altertümliche Sprachen zu verstehen.


    Habt ihr es auch schon gelesen? Wie findet ihr es?

  • ich hatte es auch damals in der Schule gelesen und es ist mir als sehr spannend in Erinnerung geblieben.


    Habe es vor Kurzem leider weggetauscht, sonst würd ichs jetz glatt nochmal lesen.

  • Diese Geschichte ist schon besprochen worden :grin


    hier


    Das kann man über die Suchfunktion finden
    :wave


    (ich halte die Novelle für reine Betroffenheitsliteratur *duckundweg*)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Evelyne Marti
    Hi Doc


    Die Novelle besteht aus zwei Handlungsbögen, welche für sich gesehen zwei gleichschenklige Dreiecke (ein grosses und ein kleines) bilden. Bis auf minimale Abweichungen lassen sich die zwei zusammengesetzten Texte (1. und 2. Binnenhandlung) in sich halbieren, wobei die Mitte jeweils dem Höhepunkt entspricht. Aufgrund von Sekundärliteratur (aus der Uni Bern) hab ich das Ganze mal vor Jahren nachgeprüft. Es stimmt wirklich. Dasselbe funktioniert übrigens auch mit Storms Schimmelreiter (mit mehreren Dreiecken) und Kleists Kohlhaas (einem grossen Dreieck), war ne nette Spielerei.


    Bye, Ivy


    Ein sehr interessanter Hinweis... ich denke dem werde ich mal nachgehen. Unser Dozent hat uns den Schimmelreiter und Kohlhaas auch lesen lassen. Zufall? Wohl kaum...

  • Hallo,
    ein gelungenes Buch wie ich finde. Nach einem etwas verhaltenem Beginn erzählt der Großvater eine grausame und packende Geschichte, die zwar mit einigen Hinweise auf altertümliche Bräuche versehen ist, aber insgesamt nicht sonderlich antiquiert daherkommt, wie es vielleicht angesichts des Alters des Werks zu befürchten ist.
    Die zweite Binnenerzählung mag Wertungen und Bezüge zur Gegenwartshandlung deutlicher machen, erreicht aber ob ihres wiederholenden Charakters nicht mehr ganz die enorme Spannung der ersten Geschichte.

  • "Die schwarze Spinne" war auch bei mir Anfang der 1990er Schullektüre - und zwar eine der besten.


    Die Spinne auf dem Reklam-Heft fand ich so eklig, dass ich sie zeichnerisch verschönert habe - mit Sonnenbrille, Tirolerhut und Maßkrug im erhobenen haarigen Bein. :grin


    Die Geschichte ist wohl Gotthelfs bekanntestes Werk, obwohl er noch einige andere abgeliefert hat. Aber bei der Spinne spielte zu allen Zeiten der Gruselfaktor eine große Rolle.


    Ich habe einmal eine Theaterversion des Stücks gesehen, die gar nicht schlecht inszeniert war, aber an die schaurigen Vorstellungen, die der Text weckt, kam sie denoch nicht heran.


    Vom Bayerischen Rundfunkt gab es übrigens einen interessanten Beitrag in "Radio Wissen" zur "Schwarzen Spinne". Möglicherweise ist er als Podcast zu bekommen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers