'Das Vermächtnis der Amazonen' - Seiten 213 - 301

  • Sabine : Grundsätzlich gibt es in diesem Buch weniger kuschelige Charaktere als im ersten Teil. Sie sind eigenwilliger und kantiger, vielleicht grundsätzlich etwas egoistischer. Es ist eine andere Generation, die sozusagen mit dem goldenen Löffel im Mund großgeworden ist, keine großen Schicksalsschläge hinter sich hat, wie Selina oder auch Pairy (früher Tod der Eltern bzw. Tod von Amenirdis). Dementsprechend viel Raum fordern sie auch für sich und ihre Lebensvorstellungen. Sie können sich entwickeln, aber nicht zu einer Selina oder einem Pairy. ;-)

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  • Zitat

    Original von BirgitF
    Dass Eneas so viel für Kamara aufgegeben hat - na ja, Kamara schätzt es schon richtig ein, er tut es nicht, um sie glücklich zu machen, es geht ihm nur darum, was er will. Und das ist praktischerweise für Kamara in diesem Fall nun einmal sie. Was sie denkt oder fühlt oder braucht, interessiert ihn nicht wirklich.
    Dass sich ihre Dankbarkei in Grenzen hält, kann ich schon verstehen. Bisher wollten die Männer in ihrem Leben ihr alle nur ohne Rücksicht den eigenen Willen aufzwängen.


    Im Großen und Ganzen erschien mir Eneas genau so, wie Du es jetzt beschrieben hast. Aber eigentlich hat sich mein Bild von ihm doch sehr gewandelt, als die vier sich auf dem Weg nach Athen den Bauern angeschlossen haben und diese Kamara, da sie sie für einen Knaben hielten, für sexuelle Handlungen haben wollten. Da ist Eneas quasi für Kamara eingesprungen. Diese Szene hat mich unwahrscheinlich berührt, da ich mir nicht vorstellen kann, daß es Eneas leicht gefallen ist. Gerade mit seiner Vorgeschichte.


    Jocasta habe ich als eine sehr interessante Person empfunden. Sie ist der krasse Gegensatz zu dem vorherrschenden Frauenbild. Tereza erwähnte schon, daß es nur drei Arten von Frauen gab: Nonnen, Huren und Ehefrauen. Ich bin mir nicht sicher, zu welcher Kategorie ich hätte gehören wollen, hätte ich zu der Zeit an diesem Ort gelebt. :lache :lache :lache Jocasta schlägt sich eben auf ihre Weise durchs Leben und scheint zumindest glücklicher als so manche Ehefrau zu sein.


    Merits Vorhaben, ihrem Gatten Lisias ihre Treue zu beweisen indem sie ihm von Kamaras Flucht erzählt ...... da ging der Schuß ja voll nach hinten los. Auf der einen Seite empfand ich es natürlich krass, als Lisias sie einfach kaltblütig erwürgt. Andererseits war Merit in meinen Augen doch sehr blass dargestellt und ihren Tod hatte ich, ehrlich gesagt, drei Seiten weiter schon wieder vergessen. :wow


    Ich bin auf jeden Fall jetzt erst einmal gespannt, was aus den beiden flüchtigen Soldaten, die für Kay "tätig" waren, geworden ist. Ob sie es nach Ägypten geschafft haben ? Wenn ja, haben sie beim Pharao vorsprechen können und hat dieser ihnen geglaubt ? Denn dann wäre für Kay alles zu Ende ...

  • Christine : Wobei Eneas Verhalten auch aus dem kulturellen Hintergrund gesehen werden kann. Er hält sich sozusagen für den rechtmäßigen Gemahl Kamaras. Da Frauen eigentlich sehr abgeschieden und geschützt vor den Blicken anderer Männer lebten und die Schändung einer Frau eine direkte Beleidigung von dessen Vormund war ... na ja ... aber eigentlich sehe ich Eneas Verhalten in diesem Fall auch eher positiv und so, dass er so viel Emphatie empfindet, dass er sich denkt: Das Schreckliche, was ich erlebt habe, soll sie nicht erleben. :nono


    Jocasta: Hm, ob sie wirklich glücklicher ist? Als eine interessante Person habe ich sie eher nicht empfunden - eher als eine in ihren Illusionen gefangene, die sich vollkommen von Äußerlichkeiten und Männern abhängig gemacht hat. Also, eigentlich ist sie für mich nur ein Umkehrmodell der beherrschten Ehefrau. Sie hat zwar nicht den direkten Patriarchen, dem sie gehorchen muss, aber sie gehorcht trotzdem rein patriarchalen Regeln. Ehefrauen werden in Patriarchaten von ihrem Mann reglementiert und müssen seinen Wünschen folgen und erhalten dafür "Schutz" vor anderen Übergriffen durch Männer.
    Jocasta geht es genauso, nur dass sie gleich mehreren Männern und deren Wünschen dienen muss(te). Sie erhält auch Schutz (in Form von Geld oder vielleicht auch Gefälligkeiten).


    Man muss es wirklich einmal ganz krass umdrehen. Für einen Mann wäre das mit Sicherheit kein Leben, das er als eigenständig bezeichnen würde, für eine Frau ist es das auch nicht.
    Ich meine, noch nicht einmal ihr eigener Körper gehört ihr! :-(

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  • Zitat

    Original von BirgitF
    Sabine : Grundsätzlich gibt es in diesem Buch weniger kuschelige Charaktere als im ersten Teil. Sie sind eigenwilliger und kantiger, vielleicht grundsätzlich etwas egoistischer.


    So mag ich Charaktere ja auch. Aber ich möchte die Helden auch mögen dürfen. Aber das Trüppchen interessiert sich da ja grade gar nicht für meine Belange.


    Hori hab ich noch nicht aufgegeben. Einfach weil ich mir nicht vorstellen kann, dass du zwei solche Gestalten hinter Kamara herzockeln lässt. Wozu wär das denn gut?


    Ist Eneas wirklich aus Mitleid für Kamara in die Bresche gesprungen? Oder wollte er bloß nicht, dass jemand anderer seinen vermeintlichen Besitz benutzt? (Ich seh, da hast du ja grade was dazu geschrieben.)

  • Sabine : Tja, bei Eneas weiß man es nicht, was seine Ambitionen überhaupt sind. Vielleicht ist es auch eine Mischung zwischen beidem - einerseits seine männliche Überzeugung, mit der er Kamara sieht " ... Meins!!! Nicht anfassen!" :hau aber gleichzeitig auch das denken "Ich bin es eh gewohnt ... da muss nicht auch noch jemand anders diese Erfahrung machen". Wobei es ja ohnehin schwierig gewesen wäre, weil dann doch aufgeflogen wäre, dass Kamara ein Mädchen ist.


    Findest du die Gruppe wirklich so extrem unsymphatisch? Ich finde sie eher spannend in der Konstellation mit den Reibereichen. Wirklich unsympathisch finde ich den etwas unglücklich zusammen geschweißten Haufen eigentlich nicht - im Gegenteil. Ihre Unterschiedlichkeit und unvermeidlichen Reibereien, macht mir die Gruppe her als Gesamtkonzept sympathisch.

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  • Extrem unsympathisch würd ich nicht sagen. Und bin ja jetzt ein Stückchen weiter und es hat sich gebessert.


    Vielleicht war die Abschnitteinteilung etwas unglücklich :grin


    In diesem Abschnitt fand ich Eneas nur dumm und nölig. Natürlich hab ich aufgemerkt, als er sich geopfert hat. Aber den Sympathiepunkt hat er ja dann wieder verschenkt, als er mit Kamara schlafen wollte. Und was er gemacht hat, kurz bevor sie vom Schiff gingen ... (will nicht vorgreifen und ich hasse dieses McFly-Gedöns, aber hier passt es wirklich: HALLO??? JEMAND ZU HAUSE?)


    Hori hatte zwar auch seine lichten Momente, aber er lässt sich zu sehr von Kamara rumschubsen (trifft auf den ganzen Rest zu). Und dann die Kabbeleien zwischen den Männern. Statt dass die sich notgedrungen zusammenraufen, gehen sie sich gegenseitig auf die Nerven und bringen sich dabei noch in Gefahr. Die sind doch nun wirklich lange genug unterwegs, um zu kapieren, wie der Hase laufen sollte. Und auf solche Ideen wie mit dem Pisspott kommen die einfach nie. Die Fieslinge sind einfach cleverer (was ja gar nicht heißt, dass ich es gerne hätte, dass unsere Jungs auch so sind - die ganzen Dummheiten lesen sich natürlich spannender als straffe Pläne und Befehle).


    Kamara wird ja gelegentlich freundlicher. Sie ist mir aber immer noch zu tough in manchen Situationen. Dass sie ständig sagt, wo es längs geht. Dass sie ständig "wütend" und "zornig" ist.


    Und Nike - ja, bei der bin ich ganz froh, dass sie mal ausm Quark kommt, sozusagen stellvertretend für sämtliche griechischen Frauen und Dienerinnen. Bei ihr weiß ich aber noch nicht, in welche Richtung das geht. Sie könnte sich zu einem Fiesling entwickeln, irgendwie ist sie mir ziemlich suspekt. Und wenn sie dann wieder Eneas anhimmelt (was wirklich schwer nachvollziehbar ist), ach, seufz.

  • Sabine : Ja, ich geb zu - Standardcharaktere sind das alles nicht. :grin
    Aber ich mag sowas ja, ne? Menschen aus dem Leben, nicht glattgebügelte Sympathieträger auf ein typisches Romanablaufschema reduziert.
    Man weiß eben nicht, wie sie sich entwickeln, man kann es nicht einschätzen.
    Ich bin einfach kein großer Fan von typischen Sympathieträgern und vorhersehbaren Entwicklungen. Solche Charaktere in einer Geschichte muss und soll es zwar auch geben, aber im Grunde genommen will ich bis zum Schluss noch mit einer Überraschung rechnen können. Ich bin einfach kein Fan von gepflegter Langeweile und einem zwar auf den ersten Blick den Leser befriedigenden Ende, das aber schnell einen flauen Geschmack hinterlässt nach dem Motto "aha, ... öfter mal was Neues" :achtungironie.
    Ein Roman, dessen Charaktere und seine Handlung sollte für mich eigentlich wie ein Überraschungsei sein: Spannung, Spaß und Schokolade bis zum Schluss. :freude

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  • Sabine : Dass du das genau so haben wolltest, wollte ich damit gar nicht sagen. :keks :-)


    Aber es ist ja kein Geheimnis, dass es gewisse Standardhandlungsstränge oder auch bewährte Vorgaben zur Charakterisierung der Protagonisten und Antagonisten gibt, an die sich viele Autoren gerne als sicheres Konzept halten. Und eben DAS tue ich eben nicht in der Form. Ich bin ein Freund von Individualität, neuen Ideen, und ich mag einfach kein Konformdenken.
    Darum ging es mir eigentlich nur ... und wahrscheinlich merkt man eben diese Einstellung meinen Charakteren bzw. Romanen an. Eine gewisse Eigenwilligkeit, die aber nicht, wie ich finde, bis zum Exzess ausgebreitet wird. ;-)

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  • Zitat

    Original von SabineW
    In diesem Abschnitt fand ich Eneas nur dumm und nölig. Natürlich hab ich aufgemerkt, als er sich geopfert hat. Aber den Sympathiepunkt hat er ja dann wieder verschenkt, als er mit Kamara schlafen wollte. Und was er gemacht hat, kurz bevor sie vom Schiff gingen ... (will nicht vorgreifen und ich hasse dieses McFly-Gedöns, aber hier passt es wirklich: HALLO??? JEMAND ZU HAUSE?)


    Naja, daß Eneas es noch einmal bei Kamara versucht hat, kann ich ihm jetzt eigentlich nicht verdenken. Ist eben auch nur ein Mann. :grin Was hat dich denn daran so gestört ? Der Zeitpunkt oder die Anmache an sich ? Ok, die Aktion beim Verlassen des Schiffes war schon dämlich. :pille



    Zitat

    Original von BirgitF
    Jocasta: Hm, ob sie wirklich glücklicher ist? Als eine interessante Person habe ich sie eher nicht empfunden - eher als eine in ihren Illusionen gefangene, die sich vollkommen von Äußerlichkeiten und Männern abhängig gemacht hat. Also, eigentlich ist sie für mich nur ein Umkehrmodell der beherrschten Ehefrau. Sie hat zwar nicht den direkten Patriarchen, dem sie gehorchen muss, aber sie gehorcht trotzdem rein patriarchalen Regeln. Ehefrauen werden in Patriarchaten von ihrem Mann reglementiert und müssen seinen Wünschen folgen und erhalten dafür "Schutz" vor anderen Übergriffen durch Männer.
    Jocasta geht es genauso, nur dass sie gleich mehreren Männern und deren Wünschen dienen muss(te). Sie erhält auch Schutz (in Form von Geld oder vielleicht auch Gefälligkeiten).


    Ja, aber Jocasta hat zumindest die Möglichkeit einen Freier abzulehnen, sollte er ihr nicht gefallen. Welche Ehefrau kann das schon .... ihren Ehemann ablehnen ? Außerdem hatte ich das Gefühl, daß sie diesen Lebensstil selbst gewählt hat und nicht gezwungenermaßen da rein gerutscht ist. Sie hatte also eine Wahl und hätte ja auch den ehrbahren Weg wählen können.

  • Christine : Ja, für Jocasta gab es nach ihrer Vorstellung zwei Möglichkeiten ... einem Ehemann dienen oder eben grundsätzlich Männern dienen.
    Einen Ehemann kann sie nicht ablehnen, einen Freier natürlich schon. Bleibt die Frage, wie viele von ihren Freiern, die sie nicht ablehnt, ihr wirklich angenehm sind.
    Sagen wir so - Jocasta hat den typisch weiblichen Kompromiss in einer patriarchalen Gesellschaftsform gewählt. "Wenn ich schon dienen muss, dann will ich wenigstens mein eigenes Geld verdienen."
    Schlimm ist im Endeffekt, dass es keinen anderen Weg für sie gab, ihr Leben frei zu bestimmen. :-(

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  • Mir scheint, ich hänge wohl ein wenig hinterher. Eigentlich schade, aber momentan stecke ich neben der Arbeit mitten in den Wäschebergen fest, die ich in den Urlaub mitnehmen will. Und übrigens *angebermodusan*: Am Samstag fliege ich an die türkische Westküste und komme u.a. auch nach Troja und Ephesos. *angebermodusaus* Sorry, das musste mal raus, ich freu mich schon so. :-]


    Die Männer kommen in diesem Abschnitt wieder mal nicht so gut weg. Es ist so vollkommen neben der Spur, wenn man einerseits die eigene Ehefrau hält wie andere Leute ihre Haustiere und es andererseits für völlig in Ordnung hält, sich mit den Hetären zu vergnügen und von ihnen Dinge zu verlangen, die der eigenen Ehefrau nicht zuzumuten sind. :hau


    Ich hätte angekommen, dass sich die vier während ihrer Flucht doch näherkommen und zu einer verschworenen Gemeinschaft werden. Aber da habe ich anscheinend nicht mit der Eifersucht und der Ignoranz vorwiegend der beiden Männer gerechtnet. Stehen auf dem Schiff und werden sich gegenseitig ihre Herkunft vor. :pille


    Kamara handelt hin und wieder für mich nicht ganz nachvollziehbar. Aber vermutlich liegt das an ihrer inneren Zerrissenheit. Und sie muss ja auch noch Entwicklungspotential haben. Das Buch ist noch lang. ;-)

  • Danai : Also wenn ich 20 kg wiegen würde bzw. du einen Schrankkoffer mitnimmst, wäre der Platz im Koffer meiner! :grin


    Ja, die Eifersucht und der Streit ... und da heißt es immer, nur Frauen wären zickig. ;-)


    Die Stelle, wo sich Hori und Eneas gegenseitig über ihre Herkunft einen reinzuwürgen versuchen, ist übrigens eine meiner persönlichen Lieblingsstellen - einfach aus dem Grund, weil es so typisch ist. Heute streiten sich die Menschen über Hautfarben, Religion oder einfach "Boah, euer Präsident geht doch gar nicht."
    Und so etwas in der Art muss es ja auch damals gegeben haben. Hier werden eben Könige, Götter und ihre Politik gegeneinander ausgespielt und als verbale Waffen eingesetzt. :chen

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  • Die Geschichte mit den 20 Kilo Gepäck macht mir eh schon Sorgen. Wie soll ich mal mindestens 3 dicke Bücher plus Reiseführer und Karten, plus Klamotten und und und auf 20 Kilo reduzieren? Wenn du dir den Platz also mit diesen Dingen teilen magst, darfst du gerne im Koffer Platz nehmen. Aber bring Hori, Pairy oder Pharao mit zum Schleppen. :chen


    Ich mag die Szenen, in denen Hori und Eneas sich angiften; sie wirken so lebendig. Vermutlich eben weil sie so aus dem Leben gegriffen sind.

  • Har Har ... der Witz ist gut ... wieviel willst du zahlen, wenn ich mich da in deinen Koffer quetsche? Da fallen dann viele Cocktails und Souveniers flach :lache

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  • Ach schade, dass Ihr alle Jocasta nicht mögt.


    Ich fand sie die meiste Zeit über ziemlich klar und stark. Dass sie auf ihr Aussehen und auf Ästhetik achtet, war für mich normal. Sie ist Profi und lebt ja davon, ihren Kunden eine perfekte Welt vorzugaukeln. So wie ein Model. Es will doch niemand wissen, wie Claudia Schiffer in echt aussieht, wenn sie morgens aus dem Bett steigt. Selbst Julia Roberts hatte ein Bodydouble für die Nahaufnahmen in Pretty Woman, damit alle glauben, ihr Körper sei so perfekt wie ihr Gesicht (und Brad Pitt hatte für die Nahaufnahmen seiner Bein bei "Troja" auch eins :grin )


    Jocasta war für mich einfach eine kluge Geschäftsfrau, die mit ihrem Aussehen und ihrer Empathie Erfolg hat. Ein Gastwirt lebt ja auch davon, seinen Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Prostitution ist sicher nicht jederfraus Geschmack, aber warum soll es nicht Menschen geben, die mit ihrer Sexualität offener umgehen als andere, ohne dass sie gleich "schwach" oder komplett gestört sind.


    Schade fand ich nur, dass Jocasta am Ende so ausflippt, als sie von Kamara zusammengeschlagen wird. Da war sie für mich nicht mehr die coole Frau sondern nur noch die dumme Hysterikerin, die mit so einer Niederlage nicht professionell umgehen kann. Selbstbeherrschung war doch sicher für eine Hetäre enorm wichtig, aber davon sehe ich am Ende bei Jocasta nichts mehr. Deswegen passt für mich ihre Reaktion am Ende der Sequenz nicht zu der Schilderung ihres beruflichen Erfolges am Anfang. Ich hätte mir gewünscht, dass Jocasta eine echte starke Frau ist. Bislang scheinen nur Selina und Kamara dieses Attribut für sich in Anspruch nehmen zu dürfen.


    (Außerdem fand ich es ziemlich blöd von Jocasta, dass sie Kamara schon nach so kurzer Zeit ihr Schmuckversteck gezeigt hat - da hätte ich von einer First-Class-Hetäre mehr gesundes Misstrauen erwartet)

  • silsi : Gerade ihr Ausraster am Ende und ihre Unsicherheit, sobald ein Makel an ihrer Schönheit kratzt, zeigt eigentlich, dass Jocastas Stärke und Schönheit nur eine Fassade ist, sie innerlich jedoch ein ziemlich schwacher Mensch ist.


    Ihre Art, Kamara auf ihre Seite zwingen zu wollen, ist zudem skrupellos und unfair.
    Gut, das mögen erfolgreiche Hetären auch gewesen sein, doch wer anderen eine Grube gräbt, soll sich nicht wundern, wenn er selbst reingestoßen wird.


    Ich denke, darum ist Jocasta vielen Lesern einfach verständlicherweise unsympathisch.


    Dass es sehr gut passt, dass sie so erfolgreich und schillernd ist und gleichzeitig ein hysterisch gestörter Mensch, kannst du an vielen modernen Beispielen von Künstlern oder Leuten im Showbiz sehen. Wie viele Erfolgreiche bringen sich um , rasten irgendwann aus und kommen mit dem Druck nicht mehr klar.
    Nur weil man erfolgreich ist, heißt es nicht, dass man zwingend geistig gesund ist. Auch viele erfolgreiche Leute täuschen nach außen Charakterstärke vor und sind im Inneren verunsichert und labil. Jocasta ist ein typisch pathologischer Fall, wie es ihn heute noch gibt.
    Stereotypen gibt es eher selten.

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