Beiträge von BirgitF

    silsi : Ja, genau diesen Eindruck sollte Sala auch erwecken - denn was tun die Götter mit den Sterblichen, außer ihr Spiel zu spielen? Und die logische Konsequenz, welche die Menschen aus dieser Erkenntnis ziehen können, ist ... endlich selbst die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen (wie Lin es auch lernen musste!) und nicht ständig Entschuldigungen und Absolution in der Religion zu suchen.

    silsi : Vielleicht wird es für dich jetzt auch etwas klarer, warum Lin eben nicht das Superweib ist, das sich einige hier gewünscht haben.


    Eine super starke, intelligente Frau, in der sich ach ... oh Wunder!!! ... dann die super starke göttliche Sala verbirgt.
    Mehr Klischee und Einfallslosigkeit geht dann wohl kaum noch. ;-)


    So hat sich die Göttin einen unscheinbaren Charakter ausgesucht, in dem man keine Göttin oder göttlichen Kräfte vermutet ... und die Leser eben auch nicht.

    silsi : Mit Lin hatten ja nun einige Leser Schwierigkeiten. Allerdings würde ich auch dir hier wieder sagen, dass dies subjektive Leserempfindungen sind.
    Denn für Elven und Braam Sympathie zu empfinden und Ilana und Lin blöd zu finden, ist auch nicht so ganz unwidersprüchlich. :gruebel
    Elven ist einfach schlecht und grausam - nur weil seine Motivation die Liebe zu Lin ist, entschuldigt ihn das nicht oder macht ihn zu einem sympathischeren Charakter, für dessen Handeln man Verständnis aufbringt ... ebensowenig wie für einen Stalker, der aus krankhafter "Liebe" sein Opfer tyrannisiert.


    Es bleibt natürlich jedem Leser selbst überlassen, ob er die Guten blöd und langweilig findet und für die Schlechten und deren Handeln (und Morden!) Verständnis und Sympathie aufbringt - aber das etwas, das für mich als Autor außerhalb der beeinflussbaren Reichweite liegt.
    Ich konzipiere meine Charaktere so, wie die Geschichte es verlangt, nicht wie die Leser sie gerne hätten, um sie sich ans Herz zu drücken. ;-)


    Und was Eltern für Kinder tun, ist tatsächlich manchmal "blöd". Für Eltern ist immer das eigene Kind das Beste, Talentierteste und man versucht auch, das Beste für sein Kind zu erreichen (auch, wenn es vielleicht nicht das talantierteste Kind ist).
    Es mag nicht objektiv gegenüber dem Volk sein, aber von Außen betrachtet handeln Tojar und Ilana als Eltern durchaus nachvollziehbar.

    silsi : Ich war ein paar Tage nicht zu Hause wegen einem Lesungsevent, deshalb kann ich erst jetzt antworten. :wave


    Ich sehe schon - Lin findet auch bei dir keine Gnade. :rolleyes


    Wobei Vay sich bis zu dem Punkt, als Lin ihr das Vorhaben sich bei den Waldfrauen bestimmte Kräuter zu besorgen, nicht auffällig oder negativ ihr gegenüber verhalten hat.
    Und dass Elven den Palast wieder aufbauen lässt - dagegen kann sie einfach nichts tun - sie hat ja versucht, mit Tojar und Ilana zu sprechen, doch die beiden stehen genau wie die anderen Engilianer unter einem Bann. Und Elven hat ihr unmissverständlich und handgreiflich zu verstehen gegeben, sich nicht in seine Entscheidungen einzumischen.
    Sie hat da nicht gerade viele Möglichkeiten.


    Einzig bei der Szene mit Jayamon - da hat sie tatsächlich mal wieder die Lin-typische Naivität bewiesen.


    Was die Greife und ihren Lockduft angeht - warum gehen Männer manchmal brutaler und handgreiflicher vor, um Frauen zu bekommen und dann versuchen sie eher wieder zu verführen?
    Das Verhalten der Greife ist einfach situationsbedingt - z. B. in der Szene, in der Jayamon versucht, die Tochter eines Mannes zu entführen. Er könnte natürlich seinen Lockduft für die Tochter einsetzen. Aber die ist weniger das Problem, eher der Vater - und bei dem würde der Duft nicht wirken. Im Grunde genommen brauchen sie den Lockduft nicht, um eine Frau zu überwältigen - sie sind stärker als Frauen.
    Den Duft hat Ihnen zudem der dunkle Gott einst gegeben, als die Welt noch einer bestimmten Ordnung unterlag und sie nicht einfach mit der Erlaubnis von Elven nach Engil spazieren konnten und Frauen mitnehmen. Da musste man vielleicht noch etwas geschickter vorgehen.
    Mittlerweile dürfen sie "wildern", wie es ihnen beliebt.

    @Si_Collier: Erwartungen gibt es natürlich immer an ein Buch, aber ob man als Leser auch erwarten darf, diese 100%ig erfüllt zu finden, bleibt dahingestellt. ;-)
    Ich glaube, 100%ig befriedigt von einem Buch ist man nur, wenn man es selbst geschrieben hat. (Zumindest geht es mir so.)


    Meine Erwartung an eine gute Geschichte ist Realitätsnähe - auf keinen Fall möchte ich eine Seifenoper oder eine Geschichte, die mir das Gefühl von Kitsch oder Kinderbuchmentalität (alles wird gut, niemandem geschieht etwas wirklich Schreckliches) vermittelt schreiben oder lesen. Außer ich schreibe explizit ein Kinder- oder Jugendbuch. Dann richte ich mich darauf ein, ein bestimmtes Genre zu bedienen. Aber die Legenden von Engil sind eben weder ein Kinderbuch, noch ein All-Ager (ich hasse diese Verallgemeinerung, die heute so gern betrieben wird. All Ager! Was soll das bedeuten? Als erwachsener Mensch interessiere ich mich nicht für die gleichen Inhalte, die mich mit beispielsweise 12 oder 14 interessiert haben. Wenn ich das täte, wäre in meiner geistigen Entwicklung etwas schief gelaufen. Erwachsene und Kinder haben nun einmal unterschiedliche Interessen und Themen, die sie interessieren.


    In diesem Sinne darf man von mir als Autorin keine künstlich weichgespülten Geschichten erwarten, wenn ich einen Roman für Erwachsene schreibe. :nono

    Suzann : Deine subjektiven Vorlieben, die ich dir "unterstellt habe", waren auch speziell auf diese Geschichte ausgerichtet, nicht grundsätzlich. ;-)


    Was das "fehlende Fleisch" angeht, kann ich deinen Eindruck nicht so richtig nachvollziehen. Ich bin eigentlich eine der Autorinnen, die viel innere Gedankenmonologe und Psychologie um die Charaktere in ihre Geschichte einbringt - z. B. Lin, die sich selbst als unglücksseelig ansieht, oder S. 299 f. - der innere Kampf von Degan, der sich verzweifelt dagegen wehrt, menschliche Gefühle und damit die Auseinandersetzung mit emotionalem Schmerz zuzulassen.
    Solche Charakterzeichnungen finden sich durch das ganze Buch immer wieder und vermitteln eigentlich auch eine komplexe Charakterisierung der Hauptpersonen.


    Ich persönlich finde als Leser nicht sehr oft Romane, in denen die Charakterisierungen ähnlich facettenreich und individuell aufgebaut sind. (Kein Werturteil gegen andere Bücher! Nur ich mags halt individuell und komplexer).


    Ich kann tatsächlich nicht so ganz nachvollziehen, was dir da fehlt - vielleicht erwartest du einfach Charaktere die sich in ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Ängsten an unsere reale Gesellschaft anlehnen. In einem Urban-Fantasyroman, der in unserer Realität spielt, könnte ich das nachvollziehen, aber eine reine Fantasywelt, die zu viele und offensichtliche Elemente unserer Realität und kulturellen sowie sozialen Prägung enthält, fände ich ziemlich danaben (ich glaube, das Thema wurde auch schon bei den "Blutschwestern" aufgegriffen).
    Man kann es natürlich als Geschmackssache bezeichnen.


    Was jetzt die Waldfrauen und Greife angeht. Es sind Nebencharaktere, die natürlich nicht derart stark ausgearbeitet werden, wie die Hauptpersonen. Was die Visionen der Waldfrauen angeht, bin ich eigentlich auch davon ausgegangen, dass es sich von selbst erklärt - erstmal kommunizieren diese im ersten Teil mit Nona über Gedanken, zweitens wird auch im Feuerprinz mehr als offensichtlich klar, als sie sich darum zanken, wer das Orakelfeuer für Lin entfacht, dass auch sie sich des Blickes ins Feuer bedienen.


    Die verwandelten Greife haben sozusagen einen Stellvertreter, der ihre Art erklärt - Belamon.


    Und Nonas und Dawons Geschichte und ihr Umgang bzw. ihre Beziehung wurde auch im ersten Teil "Blutschwestern" erklärt (im Dialog mit Xiria) - hier erklärte Dawon, dass er und Nona als nicht mehr erdgebundene Wesen frei umherstreifen und sich jeweils zu bestimmten Zeiten im Wiesenland treffen.
    Und auch hierzu muss ich sagen - dieses Buch erzählt nicht Dawons und Nonas Geschichte - sie sind im Feuerprinz zu Nebencharakteren geworden.

    @Si_Collier: Ja, ich weiß, für dich hätte es auch noch mehr Lin und Degan sein können. Aber was soll ich dazu sagen - die einen wollen Hü, die anderen Hott ... also mach ich das, was ich für richtig halte. ;-)


    Ansonsten - klar ist es mir bewusst, dass ich keine eingängigen Romane schreibe, mit stereotypen Hauptpersonen, wie es so mancher Verlag gerne sieht ... ewig wiederkehrende Storylines, das gute Mädchen, der böse gutaussehende Typ, der alles Böse in sich plötzlich bezwingt, sobald er seine große Liebe findet. Ich bin einfach gelangweilt von solchen Geschichten, und es gibt genügend Autoren, die diesen Markt (gerne?) und in Massen bedienen.

    Es gibt sicher auch bei meinen Romanen welche, die eingängiger sind und andere, die komplexer und sperriger von den Charakteren sind.
    Eine absolute Hassfigur als Protagnonisten einzusetzen, wäre natürlich sehr abgefahren (persönlich würde es mich als Autor schon reizen :rofl ), aber gut - man muss natürlich schon ein wenig realistisch bleiben. :rolleyes


    Suzann : Aber auch dein Empfinden ist sehr subjektiv - dir gefällt Braam, obwohl er eigentlich auf Deutsch gesagt ein richtiges Charakterschwein ist, Degan gefällt dir nicht, obwohl er zu den Guten gehört und ja durchaus Grund für seine Art hat - er hat auch einiges durchgemacht.


    Du hegst sozusagen Sympathie für den Scheißkerl und Abneigung gegen den, der eigentlich ein gutes Herz hat.


    Auch dafür gäbe es sicherlich wieder andere Leser, die dir mit hocherhobenem Finger widersprechen würden. Ich empfinde da z. B. auch vollkommen anders als du.


    Deshalb meine ich - subjektive Empfindungen und Empathie mit den Figuren ist schön und gut ... aber jeder hat andere Vorlieben, und ich als Autor schreibe eine Geschichte und kann dabei nicht berücksichtigen, was die Leser emotional empfinden wollen. Eine Geschichte steht für sich selbst - sie kann nicht die emotionalen Vorlieben der Leser erfüllen (zumindest nicht, wenn sie eine gewisse Komplexität und Individualität haben soll).


    Und das sollen meine Geschichten definitiv haben.

    Faraday : Na ja, Lin IST ein Mensch - in dem Sinne darf ihr Verhalten auch menschlich sein bzw. menschliche Schwächen aufweisen. Auch in Fantasy-Büchern dürfen oder sollten sich Menschen wie Menschen verhalten.
    Ob man ihre menschlichen Schwächen mag, sei dahingestellt. Mir persönlich liegt eine Jevana auch mehr vom Charakter.
    Aber Lin ist eben Lin - sie war im ersten Teil nicht die Stärkste, und man kann erwarten, dass so ein Mensch in der Regel - auch wenn er sich entwickelt - nicht zum Superhelden wird.
    Ich denke, ihre Entwicklung war einfach authentisch und nicht künstlich schön geschrieben.


    In einem anderen Forum, in dem gerade eine Leserunde parallel läuft, hätten die Leser das Ende sogar gerne noch etwas ausführlicher gehabt. O-Ton: "Schließlich wartet man die ganze Zeit darauf, dass sie endlich zueinander finden."
    Ich habe auch einige Zeit überlegt, ob ich tatsächlich im Epilog noch eine Liebesszene haben will und muss.
    Ich bin nicht gerade der Romantiker, wie einige schon mitbekommen haben dürften. ;-)
    Allerdings habe ich mich dann bewusst für dieses Ende entschieden - eben weil man irgendwie doch darauf wartet, dass sich in der Geschichte um Degan und Lin der Kreis schließt. Ich halte das Ende schon für sehr passend, auch wenn es nicht unbedingt meinem persönlichen Geschmack entspricht. Aber für die Geschichte fand ich es richtig und authentisch.


    Es ist allerdings tatsächlich so, dass ich meine Geschichte nicht darauf ausrichte, dass die Leser zwanghaft Sympathie zu allen Figuren entwickeln. Authentische Charaktere sind mir da einfach wichtiger.

    veronika : Na ja, es war natürlich auch so angedacht, dass ihr alle noch einmal einen leichten Adrenalinstoß bekommt von wegen: "Oh Gott, Dawon tot???" :chen


    Ich danke euch für die vielen Kommentare und die Diskussionen. Es macht immer wieder Spaß mit den Eulen zu lesen.


    Würde mich freuen, wenn mal wieder eine Leserunde zustande kommt, und falls ihr mal aufs E-Book kommt, natürlich auch gerne mit einer Hatschepsut oder einem Gesang des Satyrn. :rofl ;-)

    Also, ich hatte da eher einen Legolas mit dunklen Haaren und schönen aber härteren Gesichtszügen und stechendem Blick vor Augen. :rofl
    Was man so alles Unterschiedliches in die Beschreibung einer Person hinein interpretiert ist auch auch immer wieder spannend. :monster

    Suzann : Ich denke, dass es da bestimmt auch Leser gibt, die genau wie du empfinden.
    Sagen wir mal so - ich bin in gewissem Maße als Autor dafür bekannt, dass ich quer denke, wo andere geradeaus denken oder bewusst beliebte und oft betretene Pfade verlasse, um es meinen Lesern auch mal "unbequem" zu machen.
    Also keine Sorge. ;-)

    @Si_Collier: Ja, ich denke, unsere Ansichten gehen da auseinander. Für mich ist die Bibel der erste Historienroman der Welt, der von verschiedenen Autoren geschrieben wurde - nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem natürlich ein wichtiges Zeitdokument der Menschheit. Allerdings glaube ich nicht an die Spiritualität der Bibel.


    Suzann : Du brauchst dich nicht zu entschuldigen - ich hab ja auch nur versucht, dir die Motivation der Charaktere im Nachhinein zu erklären.


    Was Nonas und Dawons Beziehung angeht, die für dich keine ist: Das ist auch wieder Auslegungssache. Ich denke, du hast einfach ein unverrückbares Beziehungsbild, das sich vor allem an unserer Gesellschaft und den von ihr vermittelten Werten für eine Paar-Beziehung orientiert. Wenn diese Bilder und Werte für dich in einer Beziehung nicht stattfinden, ist es für dich keine Beziehung. Aber es gibt (auch in unserer Gesellschaft) sehr viele unterschiedliche Spielarten für eine Paar-Beziehung.
    Für mich sind solche Werte absolut verrückbar und verschiebbar.
    Was Nona und Dawon verbindet ist ganz einfach auszudrücken: Liebe ... und die hat nicht zwingend etwas damit zu tun, dass sie miteinander ins Bett hüpfen und ständig zusammen sind.


    Die Waldfrauen (ja, auch das wird im ersten Teil erklärt) sind Verkünderinnen der Götter. Sie stehen also (ebenso wie es die Hohepriesterinnen eigentlich tun) in Verbindung mit den Göttern.
    Was jetzt ihre Neigung im zweiten Teil anbetrifft, sich den "Guten" zuzuwenden. Das stimmt. Bereits im ersten Teil ist ja die seit Ewigkeiten bestehende Ordnung dadurch zerstört wurden, dass die Schjacks, Kreaturen des dunklen Gottes, die Grenzen übertreten haben und in den Isnalwald eingedrungen sind.
    Engil steht vor einem Umbruch - die Karten werden neu gemischt ... Völker verändern sich (wie die Taluk). Also warum sollten die Waldfrauen nicht ihre Sichtweise verändern oder Neigungen zu dieser oder jener Seite entwickeln. Schließlich geht es nun darum, ob Licht oder Dunkel die Welt regieren wird.

    @Si_Collier: Na ja, mag sein, dass er im NT etwas von seiner Rachsüchtigkeit und Eifersucht und damit von seinen "menschlichen" Schwächen einbüßt.
    Aber ist er deshalb eine milde, gütige und übermenschliche Kraft? Müsste eine solche Kraft den eigenen Sohn ans Kreuz nageln lassen, damit dieser die Sünden aller sühnt? Sollte eine übergeordnete Kraft nicht über derartigen Gewaltakten stehen?


    Ja, eine monotheistische Religion muss natürlich diesen Anspruch für sich erheben.
    Aber eine Religion ist ein von Menschen erschaffener Kult und deshalb auch nicht zwangsläufig frei vor menschlichen Makeln und Fehlern.


    Was Hiob angeht, sprichst du wahrscheinlich die alttestamentarische Auslegung Satans als Widersacher und Versucher, der im Auftrag Gottes handelt, an.
    Aber auch hier würde ich wieder sagen: Muss ich denn als Gott derart sadistisch sein, dass ich meine Untergebenen erstmal quäle, um ihre Loyalität zu prüfen? Oder sagen wir so ... empfinde ich einen derart handelnden Gott als mir geistig überlegen?



    Ich defintiv nicht.
    Ein übergeordnetes, geistig überlegenes und göttliches Wesen wäre für mich nur eines, das frei von solchen Gelüsten und Charakterzügen ist. :nono

    @Si_Collier: Die Götter haben hier tatsächlich einen eher griechischen Hintergrund ... sie sind sehr menschlich in ihren Fehlern.
    Aber sind Götter das nicht meistens - ich meine sogar aus Sicht der Christen. Wie übergeordnet göttlich ist es denn, so egoman zu sein und keine anderen Götter neben sich zu dulden. Oder einen armen Tropf wie Hiob mit Qualen zu schlagen, nur um zu schauen, ob er denn auch "gläubig" ist. :rolleyes
    Die einzige Religion, die mit übergeordneter Göttlichkeit sympathisiert, die nicht von menschlichen Charakterzügen zu stark geprägt ist, wäre doch der Buddhismus.


    Suzann : Degan hat ja auch zu dem Zeitpunkt, als er Xiria töten musste, noch keinen Groll gegen Lin gehegt. Erst, als er erfahren hat, dass sie die Göttin ist.
    Der Tod seiner Zieheltern hat ihn an diesem Punkt natürlich kalt gelassen - zu dem Zeitpunkt war seine menschliche Seite auch noch unterdrückt.
    Und sofort verworfen hat Degan seinen Groll auch nicht - er hat ordentlich mit sich gekämpft, sich Vorwürfe von Belamon anhören müssen, von Dawon ... und erst da sind ihm leise Zweifel gekommen.
    Als Degan das erste Mal (im ersten Teil "Blutschwestern) Engil und Lin verlassen hat, war er jünger und triebgesteuert auf Xiria fixiert. Zudem stinksauer, weil Tojar und Ilana ihm seine Herkunft verschwiegen haben.
    Um für Lin Gefühle zu entwickeln, war da kein Platz. Er war ja vielmehr damit beschäftigt, sich zu fragen, wer er selbst überhaupt ist und warum er sich so anders fühlt.


    Nonas und Dawons Beziehung: Das Problem ist, dass das Wort Beziehung immer unauflösbar mit dem Attribut ewig aufeinanderkleben und Sexualität gleichgesetzt wird.
    Natürlich ist es keine Beziehung wie sie unsere Gesellschaft vorgibt, sondern eher eine freigeistige. Nona und Dawon sind beide freie Wesen.


    Und Sabine hat Recht: Dawon hat seine Informationen über Nona erhalten, die mit den Waldfrauen in Verbindung steht. Das wird auch erwähnt, als er Lin vom Greifenturm befreit.
    Dass Nona mit den Waldfrauen geistig kommunizieren kann, wird ja auch im ersten Teil deutlich, als Dawon von Xiria im Wiesenland schwer verletzt wird.

    Suzann : Wie Dawon schon sagte, hätte auch niemand Nona und Dawons Beziehung eine Chance gegeben. Und auch Nona ist mittlerweile eher ein Geistwesen und somit körperlich für Dawon nicht greifbar. Auch eine ungewöhnliche Beziehung.
    In diesem Sinne ist die Message von Jevanas und Belamons Beziehung, dass Vorurteile überwunden werden können ... eine Welt, in der Gleichberechtigung herrscht (eben kein geliebter intelligenter Wachhund). Denn wie wir ja deutlich erfahren haben, ist Belamon eben kein Haustier, sondern ein fühlendes intelligentes Wesen, das eben in einem nicht menschlichen Körper steckt und alles andere als ein "Haustier". :nono


    Also Degans Gefühle sind für den aufmerksamen Leser nicht wirklich plötzlich erwacht. Im Grunde genommen hatte er seine menschliche Seite komplett unterdrückt und damit auch die menschliche Gefühlswelt. Er hat ja schon bei den Waldfrauen ganz offen mit seinen wiederkehrenden menschlichen Gefühlen gekämpft. S. 299 " ... Fast hatte er schon begonnen, wie ein wildes Tier zu fühlen, und dieses Leben gefiel ihm. Doch dann war Lin aufgetaucht und hatte seine Gefühle durcheinandergebracht. In ihm kämpfte der wilde Greif gegen den zahmen Menschen."
    Weiter auf S. 300 " ... Degan spürte mit wachsender Angst, dass er die Wildheit verlor, die ihn seit Xirias Tod davor schützte, sich mit Schmerz, Kummer und Verlust auseinanderzusetzen."


    Das alles sind ja eindeutige Hinweise auf die Veränderung, die in Degan vor sich geht. In der Szene vorher erfahren wir, warum er eigentlich so eine Wut auf Lin hat: Nämlich weil er glaubte, da Lin gleichzeitig Sala ist, hätte sie sich damals selbst beschützen können und er hätte Xiria nicht für sie opfern müssen.
    Und dort erfährt er dann auch das erste Mal, dass Lin gar nichts hätte ausrichten können.


    Im Grunde genommen hatte er sich seit Xirias Tod nur von seinen Empfindungen abgekapselt, um sich vor Schmerz zu schützen. Und in dem Augenblick, in dem die Greife Dawon fortschleppen, begreift Degan auch das erste Mal, dass er Xiria nicht hätte retten können. S. 307 Ende des Absatzes " ... Da wandte sie ihm ihr Gesicht zu und lächelte, als wäre dies alles nur ein harmloses Spiel. Sie hatte ihn nicht verstanden."
    Der letzte Satz ist auch zweideutig zu verstehen. Neben dem akustischen nicht Verstehen geht es hier auch um die Tatsache, dass Xiria Degans Moral niemals verstanden hatte und niemals hätte verstehen können. Und in diesem Augenblick schafft es Degan, sich aus seiner Illusion zu lösen ... daraufhin führt er die Greife nach Engil, um den Menschen und Lin zu helfen und seine Menschlichkeit sowie seine menschlichen Gefühle kehren zurück ... damit auch die Fähigkeit, wieder zu lieben.