'Somewhere in Time' - Seiten 184 - 275

  • Mir gefaellt dieser Teil schon. Aber es faellt doch auf, dass die Liebesgeschichte so richtig schoen viktorianisch ist: anschmachten, sehnsuechten, Briefe schreibe ... nichtmal 'ne Andeutung von Sex zu sehen. Ok, abgesehen von dem Bruchteil einer Sekunde, wo Richard das Messingbett erblickt und es in einem halben Satz erwaehnt.


    Ganz deutlich auch die Veraenderung im Schreibstil. Er diktiert nicht mehr, sondern schreibt jetzt per Hand mit Tinte. Und das liest sich auch sehr viel fluessiger.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Mir gefaellt dieser Teil schon. Aber es faellt doch auf, dass die Liebesgeschichte so richtig schoen viktorianisch ist: anschmachten, sehnsuechten, Briefe schreibe ... nichtmal 'ne Andeutung von Sex zu sehen.


    Na ja, was hast Du erwartet? Richard paßt sich eben an die Konventionen der Zeit an.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Na ja, was hast Du erwartet? Richard paßt sich eben an die Konventionen der Zeit an.


    Genau das gefällt mir daran! Richard ist ja schon irgendwie "besessen" davon, in 1896 zu sein - und zu bleiben. Er will sich sicher nicht Dinge herausnehmen, die für diese Zeit ganz untypisch sind. Erstens, um Elise nicht zu verschrecken. Und zweitens, weil ihn das vielleicht wieder nach 1971 zurückkatapultieren könnte. Für ihn wird ja 1896 wirklicher als seine eigene Zeit. Ich finde das sehr gut dargestellt.


    Und romantisch ist es, nebenbei gesagt, natürlich auch... :grin

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Na ja, was hast Du erwartet? Richard paßt sich eben an die Konventionen der Zeit an.


    Es ist aber doch schon interessant anzumerken, dass hier ein Schriftsteller des 20. Jhd. aehnlich wie ein Schriftsteller des 19. Jhd. schreibt. Erinnert mich so auch deutlich an Romane/Novellas von Theodor Fontane, die wir in der Schule lasen. Ich war bei denen immer sehr ueberrascht, wieso man ohne dass im Text was drauf hindeutete am Ende auf einmal eine schwangeren Protagonistin mit grossen Problemen hatte :yikes


    Nicht dass ich hier unbedingt was anderes erwartet haette. Aber eine Zeitreise ist ja nun nicht unbedingt konventionel, die Art der Liebe, die Richard hier an den Tag legt, ist auch nicht unbedingt konventionell, selbst wenn man von einer Liebe auf den ersten Blick ausgeht. Auch Corinna sieht da ja schon eine Besessenheit - die sich doch eigentlich nicht in konventionellen viktorianischen Rahmen pressen laesst.


    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Beatrix
    Es ist aber doch schon interessant anzumerken, dass hier ein Schriftsteller des 20. Jhd. aehnlich wie ein Schriftsteller des 19. Jhd. schreibt.


    Ich glaube, das passiert Richard ganz automatisch. Er ist ja jetzt in diese Zeit sozusagen eingehüllt. Alle um ihn herum reden so, er will TEIL DIESER WELT SEIN. Also verhält er sich so, spricht so - schreibt so.


    Ein heutiger Schriftsteller, der einen historischen Roman schreibt (auch wenn er dazu nicht gleich eine physische Zeitreise unternimmt :grin), taucht ja auch ein in eine vergangene Welt und bemüht sich um einen entsprechenden Stil (oder zumindest um einen, der so klingt, "als ob", wenn es sich um sehr weit zurückliegende Zeiten handelt).


    Zitat

    Original von Beatrix
    Auch Corinna sieht da ja schon eine Besessenheit - die sich doch eigentlich nicht in konventionellen viktorianischen Rahmen pressen laesst.


    Warum nicht? Auch im viktorianischen Zeitalter - wie überhaupt zu allen Zeiten - gab es sicher Leute, die von irgendwas "besessen" waren. Oder habe ich Dich jetzt falsch verstanden? :gruebel

  • Zitat

    Original von Corinna
    Ein heutiger Schriftsteller, der einen historischen Roman schreibt (auch wenn er dazu nicht gleich eine physische Zeitreise unternimmt :grin), taucht ja auch ein in eine vergangene Welt und bemüht sich um einen entsprechenden Stil (oder zumindest um einen, der so klingt, "als ob", wenn es sich um sehr weit zurückliegende Zeiten handelt).


    Wuerde man annehmen .... Fakt ist aber, dass sehr viele historische Romane sich durchaus sehr modern anhoeren. Und dies ist kein historischer Roman. Von daher fand ich es schon angebracht anzumerken, dass die Erzaehlung in Teilen nicht nur in der viktorianischen Zeit stattfindet sondern sich auch so anhoert.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Fakt ist aber, dass sehr viele historische Romane sich durchaus sehr modern anhoeren. Und dies ist kein historischer Roman. Von daher fand ich es schon angebracht anzumerken, dass die Erzaehlung in Teilen nicht nur in der viktorianischen Zeit stattfindet sondern sich auch so anhoert.


    Was meiner Meinung nach wie schon erwähnt daher kommt, dass er sich dieser Welt so verbunden fühlt - als sei er schon immer ein Teil von ihr gewesen. Natürlich ist dies kein historischer Roman. Der Vergleich, den ich ziehen wollte, war, dass beide (ein Autor und ein Zeitreisender) sich in eine fremde Welt begeben und darin leben (ein Autor tut das natürlich in weitaus geringerem Maße, schon klar... :grin). Richard fühlt sich mehr zu Hause in 1896 als in seiner eigenen Zeit und passt sich an. Auch in seiner Ausdrucks-/Schreibweise.


    Edit: Und natürlich darf man nicht vergessen, dass Richard letztendlich nun mal Autor IST - er dürfte es also gewohnt sein, sich schriftlich durchaus unterschiedlich auszudrücken und tut es hier eben auch - wenn vielleicht auch eher unbewusst.

  • In diesem Abschnitt stecken nicht viele Erinnerungszettel.


    Was ich mich über weite Strecken gefragt habe: wie kann es sein, oder kann es überhaupt sein, daß jemand in so einem Luxushotel (und das ist es ja wohl) einfach so ein- und ausgeht, mehr oder weniger dort wohnt ohne ein Zimmer zu haben und ohne angemeldet zu sein?



    Seite 207: (...) part of me is very much Victorian at heart, I think
    Das sollte frühere Fragen nach dem viktorianischen Stil beantworten. :grin



    Seite 222f: Bisher war er immer auf Zeitparadoxe und keine Veränderung der Geschichte bedacht, nun jedoch wird Richard unvorsichtig. Er kennt doch den Gang der Geschichte aus den Büchern; und dennoch plant er seinen eigenen Werdegang und sein Leben mit Elise. Gut, muß er in seiner Situation wohl, aber dennoch finde ich es interessant, daß er ab diesem Punkt quasi ganz in der Handlung aufgeht und sein Vorwissen vergißt, bzw. versucht das zu vergessen.
    Seite 223: Thal all the books I’ve read about her would be different did not concern me.


    Und dann gibt es sogar „richtige Action“. Zuerst nur verbal die Konfrontation mit Robinson, später die Entführung Richards durch die gegungenen Verbrecher. Da er einige Wegstrecke vom Hotel entfernt ist und nicht in seine Zeit zurückkehrt, scheint er doch mehr Spielraum zu haben als ursprünglich gedacht. Allerdings hängt es wohl, wie das paar Mal „flattern“ zeigt, sehr mit seiner eigenen Einstellung zusammen, ob er bleibt oder nicht.



    Das Stück „The Little Minister“ gibt es übrigens wirklich, geschrieben von eben jenem J. M. Barrie, der auch „Peter Pan“ geschrieben hat. Im Jahre 1934 wurde das mit Katherine Hepburn verfilmt, >hier< die englische Wikipedia-Seite zum Film. Und >hier< die Produktseite bei Amazon.com (mit Coverabbildung). Direkte Verlinkung ist nicht möglich, weil es die DVD nur in den USA gibt (lt. Amazon-Angabe allerdings Region 0, d. h. die sollte ganz normal in europäischen Playern laufen).



    Seite 250: The play could use subtitles. :grin
    Da mußte ich doch erst mal grinsen. Wenn schon Richard mit Englisch als Muttersprache die Schauspieler nicht versteht ... :chen (Da bin ich ja ganz beruhigt, daß ich auch bei manchen meiner DVDs die Untertitel vermisse und mir mit mehrmals anhören undeutlicher Stellen behelfen muß).



    Was mir auch auffiel ist, daß immer wieder nebenbei erwähnt wird, wann Richard seine Aufzeichnungen weiterführt, sie einsteckt etc. Die Entführer nehmen ihm auch nichts weg, so daß er sie immer noch bei sich hat. Das könnte am Ende wichtig werden; denn irgendwie müssen diese Aufzeichnungen es ja zu uns geschafft haben.



    Schön auch dieses langsame Annähern, das sich anpassen an die Zeit durch Richard, das etwas herausfallen aus derselben durch Elise. Bis beide am Ende dann alle Vorbehalte fallen lassen, als Richard nachts zurückkommt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Dieses Kapitel hat für mich einige Vorbehalte beseitigt und ich empfand es bisher als das Beste.


    Elise teilt Richards Gefühle. Ob ich an das Schicksal glaube o.ä. - es fällt mir schwer, aber hier sind zwei Menschen, denen es anscheinend irgendwie bestimmt ist sich zu finden.


    Weiterhin gefällt mir, daß es Richard nicht leicht fällt, in dieser Zeit zu verbleiben, denn das ist ein neuer Aspekt, dem ich bislang in Zeitreiseromanen noch nicht begegnet bin. Und ich kann mich gerade auch nicht erinnern, daß in Finneys Buch der Prota dermaßen Probleme damit hatte.


    Richards Auseinandersetzung mit Robinson und seine Entführung fand ich spannend geschildert. Ich habe zwar fest damit gerechnet, daß Elise noch da ist, bin kurz vor dem Ende des Abschnittes dann doch etwas ins zweifeln gekommen. Schön das Aufeinandertreffen der Beiden und ihre Antwort auf seine Frage, ob er arg schrecklich aussieht :-]

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Weiterhin gefällt mir, daß es Richard nicht leicht fällt, in dieser Zeit zu verbleiben, denn das ist ein neuer Aspekt, dem ich bislang in Zeitreiseromanen noch nicht begegnet bin.


    :write Meist geht es (im übertragenen Sinne) "rein in den Fahrstuhl - Knopf drücken - Fahren - Aussteigen - klappt alles". Im Gegensatz dazu fand ich das hier recht realistisch, wie es einem nach einer Zeitreise eben so geht (:grin), geschildert.



    Zitat

    Original von grottenolm
    Und ich kann mich gerade auch nicht erinnern, daß in Finneys Buch der Prota dermaßen Probleme damit hatte.


    Du erinnerst Dich richtig.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")