Die Dramaturgie des Tötens, Jincy Willet

  • Titel: Die Dramaturgie des Tötens
    Autorin : Jincy Willett
    Verlag: Rowohlt
    Seiten: 400
    Originaltitel: The writing class



    Über das Buch :


    Amy Gallup ist eine mittelmäßige Schriftstellerin, die seit über dreißig Jahren keinen Roman mehr veröffentlicht hat.
    Außerdem ist sie eine überzeugt Eigenbrötlerin, die mit zahlreichen privaten Dämonen kämpft, einzig ihr treuer aber missmutiger Bassit Alphonse leistet ihr Gesellschaft und mildert ihre Angst vor der Dunkelheit und vor dem Alleinsein etwas ab.
    Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, schreibt sie Kurzbiografien für eine Firma und gibt Kurse für Kreatives Schreiben an der Uni.
    Ihr neuer Kurs scheint viel versprechend, die Teilnehmer sind motiviert und clever.
    Doch plötzlich kippt die Situation im Kurs, einer der Kursmitglieder treibt ein anonymes, grausames Spiel mit den Anderen.
    Zuerst tauchen vulgäre Kommentare auf, später äußerst verletzende Zeichnungen. Doch welcher der vierzehn Teilnehmer ist der „Heckenschütze“ der sein zunehmend perfides Spiel mit der ganzen Gruppe treibt? Die Kursteilnehmer und Amy müssen sich beeilen, dem Heckenschützen die Maske abzunehmen, denn seine gefährlichen Streiche werden immer böser.



    Meine Rezension:


    Meiner Meinung nach handelt es sich um einen guten, spannenden, handwerklich gut gemachten und erstaunlich unblutigen Krimi, der eindeutig Lust auf mehr macht.
    Besonders hervorstechend sind die verschiedenen Handlungsebenen, so bekommt der Leser längere Einblicke in Tagebucheinträge des Heckenschützen und erhält auf diese Weise einen tiefen Eindruck in das Gefühls und Seelenleben des Täters, beginnt trotz anfänglichen Sträubens ihn zumindest ansatzweise zu verstehen..
    Besonders stellt sich auch der Beginn des Buches dar.
    Der Heckenschütze sitzt unerkannt inmitten der neuen Teilnehmer des Schreibkurses und beschreibt Amy und einige andere Mitglieder, was von der Perspektive wirklich gut gemacht war.
    Eigentlich wollte ich nur mal kurz quer lesen, war dann aber völlig gefangen von der Geschichte von Amy und ihren Schülern.
    Auf jeden Fall lesenswert!!



    Beeindruckte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Eigentlich mag ich ja solche betont flapsigen Bücher nicht. Hatte gestern in der Neuheiten-Ecke der Buchhandlung mal kurz reingelesen. Andererseits habe ich ein Faible für diese Art Umgang mit der Sprache. Ein interessanter, kreativer Stil hat schon so manche laue Story ein wenig retten können. Jedenfalls hat mich die Neugier gepackt und ich konnte das Buch eben günstig bei Tauschticket anfordern. Danke für die Rezi, die den letzten Anstoß dazu gab! :wave

  • Zitat

    Original von Fandorina
    Eigentlich mag ich ja solche betont flapsigen Bücher nicht.


    Wie kommst Du auf flapsig? :gruebel also das ist nicht der Ausdruck den ich für das Buch wählen würde..


    verwirrte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Original von Elbereth


    Wie kommst Du auf flapsig? :gruebel also das ist nicht der Ausdruck den ich für das Buch wählen würde..


    verwirrte Grüße von Elbereth :wave


    Mir fiel gerade kein besserer Ausdruck ein, aber mir ist klar, dass er hinkt. Hatte gestern nur mal flüchtig reingelesen, bis zur Teilnehmerliste plus Anmerkungen der Kursleiterin. Man nehme meine Worte am frühen Worten nicht immer für bare Münze. :grin

  • Elbereth,
    vielen Dank für deine ausführliche Rezi und die Anmerkung dass es sich hier um einen "erstaunlich unblutigen Krimi" handelt. Das Titelbild hätte mich etwas anderes vermuten und wahrscheinlich nie danach greifen lassen. So werde ich zumindest mal reinlesen. Danke fürs neugierig machen :wave

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Das Buch habe ich mir gestern gekauft. Dank deiner Rezi Elbereth ist es in der Warteschlange um ein ganzes Stückchen nach oben gesprungen.

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Auf dem Titelbild steht "Kriminalroman", und das sollte man auch erwarten, wenn man das Buch liest. Denn ein Thriller ist es nicht.


    Das Cover ist nett gestaltet, der Klappentext ist wie von einem Lehrer mit Rotstift korrigiert. Nette Idee :-)
    Denn Amy ist ja Lehrerin, jedenfalls teilweise. Eigentlich ist sie Schriftstellerin, hat aber nur wenig, nichts bemerkenswertes und auch schon lange nichts mehr veröffentlicht. Also gibt sie Unterricht für werdende Autoren.
    Und ihre neue Klasse ist anders als alle zuvor.


    Amy, die wohl ein alter ego der Autorin ist, lebt alleine mit ihrem Hund Alphonse. Und sie interagiert nur ungern mit anderen Menschen. Nach und nach im Buch erfahren wir mehr über ihr Leben.


    Aber nun zur Klasse. 13 Leute sitzen dort, die Autorin gibt jedem ein Profil, trotzdem brauchte ich beim Lesen eine Weile, bis ich sie auseinanderhalten konnte. Es waren einfach zuviele Personen für ein 400-Seiten-Tb. Unter ihnen sitzt einer, der böses im Schilde führt. Zuerst sind es nur anonyme gewollt gemeine Kommentare zu Geschichten der Schüler, eine obszöne Zeichnung, ein Streich mit einer Halloweenmaske. Oder eine Pflanze für Amy, die diese in Angst und Schrecken versetzt Grinsen . Als Amy Meldung macht und die Klasse auflösen will, wollen diese unbedingt weitermachen. Und Amy sieht sich genötigt, in diversen Wohnzimmern ihren Kurs weiterzuführen, immer in der Gewissheit, das einer ihrer 13 Schüler nicht der ist, für den er sich ausgibt.


    Dann ist plötzlich einer der Schüler tot. Es könnte Mord sein, aber auch ein Unfall. Erste Verdächtigungen werden erhoben. Doch dann bricht ein weiterer Schüler vergiftet zusammen während eines Treffens.


    Jincy Willett schreibt locker und witzig. Ihre Figur Amy ist kauzig und eigen. Ihr Hund ist es nicht minder. Die Schüler werden alle sehr individuell beschrieben, aber wie gesagt, hatte ich am Anfang meine Probleme, sie immer richtig zuzuordnen. Dadurch bin ich auch nicht auf den Täter gekommen. Ich hatte jemand anders im Blick. Aber das die Autorin mich überraschen konnte, ist ja von Vorteil.


    Das Buch ist nicht unbedingt spannend, es gibt erstmal eine Einführung in die Klasse, es geht ums Schreiben und das ganze wird aufgebaut. Das ist aber auch nicht langweilig, ich habe es sogar sehr gerne gelesen, da mir auch der launige Schreibstil der Autorin gefällt. Komischerweise zieht es sich erst etwas, als der erste Tote auftaucht, denn da wird ewig nach der Leiche gesucht und alles haarklein beschrieben. Auch ist mir das Motiv des Täters etwas unklar und es eskaliert zum Schluß zu wirr und zu gewollt.


    Insgesamt hat mir "Die Dramaturgie des Tötens" aber gut gefallen. Es hat über weite Teile Spaß gemacht, es zu lesen, auch wenn der Krimiteil an sich nicht so gelungen ist. Man sollte sich einfach auf ein nettes Buch mit kleinem Krimianteil einstellen und keinen Pageturner erwarten.

  • tja, da bleibt ja nicht mehr viel zu sagen :D


    Ich hab einige Figuren auch am Ende noch verwechselt, da das wirklich zu viele auf einem Haufen waren...


    Was mir sehr gefallen hat, waren die Unterichtsstunden. So hat man gleich noch etwas dazugelernt, was das Kreative Schreiben betrifft.


    Und ja, anscheinend ist Amy der Autorin sehr ähnlich. Irgendwo im Buch beschreibt Amy sich selbst und das ist haargenau der gleiche Text, der vorne drin steht, wo die Autorin kurz vorgestellt wird...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Ich lese es grade und bin zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht überzeugt.
    Unendlich viel Bla, bla, passieren tut aber kaum was. Bisher kann ich auch vom satirischen Talent der Autorin nicht viel entdecken ...
    Na ja, ich bleib noch ein Weilchen dran, wenn es dann nicht spannender wird, kommt es weg.

  • Zitat

    Original von Seestern
    Ich lese es grade und bin zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht überzeugt.
    Unendlich viel Bla, bla, passieren tut aber kaum was. Bisher kann ich auch vom satirischen Talent der Autorin nicht viel entdecken ...
    Na ja, ich bleib noch ein Weilchen dran, wenn es dann nicht spannender wird, kommt es weg.


    Hehe, so hatte ich es damals auch empfunden und habe es nach etwa 100 Seiten abgebrochen, so genau weiß ich es nicht mehr.


    Hast du es mittlerweile weitergelesen oder auch abgebrochen, Seestern? :wave

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Hehe, so hatte ich es damals auch empfunden und habe es nach etwa 100 Seiten abgebrochen, so genau weiß ich es nicht mehr.


    Hast du es mittlerweile weitergelesen oder auch abgebrochen, Seestern? :wave


    Das hätte ich wohl besser auch so gemacht, ich habe mich allerdings durchgekämpft. War wohl einer der zähesten Krimis, die ich je gelesen habe und auch wenn Elbereths Empfehlungen meisten ganz gut in mein Beuteschema passen, trifft das hier definitiv nicht zu.
    Die Story um den "Heckenschützen", der eine Gruppe für kreatives Schreiben infiltriert, ist an sich recht dünn und nicht grade tricky. Um daraus ein ganzes Buch zu machen wurde hier für mein Empfinden eine Menge überflüssiges Geschwätz drumrumgebaut, viele Passagen habe ich einfach überlesen.
    Auch die einzelnen Figuren habe ich als seltsam gesichtlos und uninteressant empfunden.
    Überhaupt nicht mein Buch.