Echo des Todes - Ulrike Renk

  • Für Freunde der Minimal-Information habe ich wieder alles, was etwas näher auf die Handlungsabläufe eingeht, mittels Spoilerfunktion versteckt.


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    Ulrike Renk: Echo des Todes – Eifelthriller, Berlin 2009, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-2549-2, 259 Seiten, Format: 11,5 x 19 x 2 cm, EUR 8,95.


    „Ich habe einen Leichenhund und einen Freund, der sich mehr mit Toten beschäftigt als mit mir, dachte ich. Ich hätte Bestatterin werden sollen.“ (S. 145)


    Manchmal kommt es knüppeldick von allen Seiten. In so einer Phase steckt derzeit Constanze von Aken, Mitte 30, Psychologin und liiert mit dem 8 Jahre älteren Rechtsmediziner Martin Cornelissen.


    Privat ist die Situation angespannt, weil Constanze und Martin derzeit keinen gemeinsamen Lebensmittelpunkt haben. Sie sitzt in der gemeinsamen Wohnung in Aachen, er arbeitet in Köln und hat während der Woche ein Zimmer bei einem Freund. An den Wochenenden renovieren sie gemeinsam ein altes Häuschen in der Eifel, was sie nicht nur zeitlich überfordert. Viel Stress und wenig Zeit füreinander, das ist nicht gerade beziehungsförderlich. Und versteht sich Martin nicht ein bisschen zu gut mit seiner Assistentin?


    In diese unerfreuliche Situation platzt die Nachricht, dass der Totschläger Robert Theißen aus dem Vollzug entlassen wurde. Constanzes Gerichtsgutachten vor acht Jahren hatte maßgeblich zu seiner Verurteilung beigetragen. Jetzt besteht die Gefahr, dass er sich an ihr rächen will.


    Trotz aller Sorge um Constanze ist das Wasser auf Martins Mühlen. Er hat die Gutachtertätigkeit seiner Lebensgefährtin schon immer für zu gefährlich gehalten. Und so langsam fragt sich Constanze, ob er nicht Recht damit hat. Oder verliert sie vor lauter Stress den Verstand? War tatsächlich jemand in ihrem Wochenendhaus, oder gibt es für das Verschwinden von Milch und Nachthemd eine harmlose Erklärung? Wer ruft sie mit unterdrückter Rufnummer auf ihrem Handy an, dessen Nummer nur ein paar handverlesene Leute kennen? Ist es Robert Theißen? Und was ist mit dem Türschloss in ihrer Praxis passiert? Sind das Einbruchsspuren?



    Auf einmal hat das Paar auch noch einen gemeinsamen Fall: Auf Martins Seziertisch landet ein Unbekannter, der tot im Wald gefunden wurde.


    Bei der Leiche gibt es ein paar merkwürdige Auffälligkeiten. Martin glaubt nicht an eine natürliche Todesursache, bekommt aber die notwendigen Untersuchungen nicht genehmigt. Die Staatsanwaltschaft will den Fall rasch abschließen. Constanze vermutet, dass Nadine mehr über Toten weiß als sie sagt, bekommt aber aus dem Mädchen nichts heraus.


    Die Psychologin wird immer nervöser. Ob sie in der Praxis ist, in ihrer Wohnung in Aachen oder im Wochenendhaus, der Stalker ist allgegenwärtig. Jetzt schickt er ihr schon Päckchen! Und ihr Lebensgefährte Martin ist mehr und mehr beruflich eingespannt und abwesend. Da ist es ein Glücksfall, dass sich einer der Nachbarn in der Eifel als ihr Studienkollege Wolfgang entpuppt. Constanze kann einen Freund brauchen.


    Als ein zweiter Toter gefunden wird, der unter ganz ähnlichen Umständen ums Leben gekommen ist wie der Unbekannte im Wald, glaubt niemand mehr an einen Zufall. Dann verschwinden zwei Menschen, die möglicherweise etwas über die mysteriösen Todesfälle gewusst haben. Wussten sie mehr, als gut für sie war? Kann vielleicht der wohnsitzlose Mannie Licht ins Dunkel bringen? Er hat die beiden Toten gekannt. Doch aus seinen wahnhaft wirren Ausführungen wird niemand schlau.


    In einer Gewitternacht in der Eifel überschlagen sich die Ereignisse und Constanze wird schlagartig klar, wie alles zusammenhängt. Die Wahrheit ist so ungeheuerlich, dass man sie ihr vielleicht gar nicht glauben wird. Doch das ist im Moment Constanzes geringstes Problem ...


    „Charakteristisch für Thriller ist Spannung, die nicht nur in kurzen Passagen, sondern fast während des gesamten Handlungsverlaufs präsent ist,“ schreibt Wikipedia zum Thema „Thriller“. Und das passt! Wie durch die Aktionen des Stalkers das Unheimliche, Bedrohliche, Unberechenbare in Constanzes Alltagsleben Einzug hält, ist so packend erzählt, dass es schon Leserinnen bis in ihre Träume hinein verfolgt hat.


    Diese Geschichte ist so nah an der Realität, dass wir uns alle vorstellen können, wie man sich fühlt, wenn ein vollkommen Unbekannter über einen längeren Zeitraum hinweg in unsere Privatsphäre eindringt und demonstrativ unseren persönlichen Schutzraum verletzt. Es ist eine Art psychischer Vergewaltigung. Das Dumme ist, dass man sich kaum dagegen wehren kann, weil man eben nur die Aktionen des Stalkers mitbekommt. Er selbst agiert im Verborgenen, bleibt unsichtbar und ist nicht zu greifen. Es ist, als sei man einem Geist ausgeliefert, der aber jederzeit zu einer höchst realen Bedrohung für Leib und Leben werden kann.


    Das allerdings scheint ein Thema zu sein, der hauptsächlich Frauen anspricht. Männer verbinden mit dem Begriff Thriller wohl eher durchgehend rasante Action. Die Herrn der Schöpfung packt dieser Thriller dann, wenn es um die Aufklärung der mysteriösen Mordfälle geht. Denn dabei geht es wirklich filmreif zur Sache!


    Erfreulich – und bei Thrillern nicht unbedingt selbstverständlich – ist es, dass es sich bei den Personen des Romans nicht um irgendwelche Super-Actionhelden handelt, sondern um ganz normale Menschen, die Stress im Job haben und Knatsch mit ihren Liebsten. Sie müssen den Kühlschrank füllen, sich mit Handwerkern rumärgern und mit dem Hund rausgehen. Wenn dann Mord und Stalking in dieses vertraute Alltagsszenario einbrechen, wirkt das umso bedrohlicher.


    „Schaurig-schön realitätsnah“ nannten die Aachener Nachrichten Ulrike Renks Eifelthriller. Auf Leser aus der Region wird der Roman in besonderem Maße so wirken, weil sie viele Orte des Geschehens aus eigener Anschauung kennen. Aber auch wer die Eifel nur besuchsweise oder vom Hörensagen kennt, wird gut und spannend unterhalten werden. Und wem der Thriller gefällt, der kann sich freuen: Im Herbst 2010 wird der zweite Band um die Psychologin und Gerichtsgutachterin Constanze Van Aken erscheinen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Hier meine Rezi:


    Der neue Krimi „Echo des Todes“ von Ulrike Renk spielt in Aachen, Köln und der idyllischen Voreifel. In dieser scheinbar heilen Pendlerwelt zwischen Stadt und ländlicher Beschaulichkeit baut sie eine subtile Spannung auf, bei der eine zunächst kaum greifbare Bedrohung ganz langsam Gestalt annimmt. Aber auch die Beziehung der beiden Hauptfiguren mit ihren Höhen und Tiefen spielt bei der Autorin eine große Rolle - nicht immer nur die Krimi-Spannung steht im Vordergrund, sondern manches Mal auch die Spannung zwischen den Beiden.


    Selbst wenn die Story ein wenig vorhersehbar ist, legt Renk mit „Echo des Todes“ einen handwerklich gut gemachten Eifel-Krimi vor.


    Viele Grüße
    Sisch

  • Zum Inhalt wurde schon was gesagt, das dürfte reichen.
    Zum Buch: Mir hat es gefallen.
    Ulrike Renk schreibt hier nicht einfach etwas runter, setzt nicht zahllose Figuren ein, die den Leser eher verwirren, denn Spannung aufzubauen, sie, die Autorin, geht in die Hauptfigur rein, zeigt sie mit allen Facetten, mit all ihren Stärken und Schwächen. Legt die Figuren sympathisch an, ja, man möchte die Protagonistin gerne in den Arm nehmen, sagen, es wird schon, Kopf hoch.
    Aber auch die Gegenspieler verschont die Autorin nicht in der Tiefe. Sie gibt ihnen ein Eigenleben, macht aus ihnen Handelnde und keine Stichwortgeber.
    Gut recherchiert - wie immer - flüssig angelegt. Da gibt es nichts, was man erst nachschlagen muss, um es zu verstehen.

  • Für die Psychologin Constanze van Aken kommt es knüppeldick: Ein früherer Patient, der sie hasst, wurde aus der Haft entlassen. Unweit ihres Hauses sterben innerhalb kurzer Zeit zwei Menschen auf mysteriöse Weise. Sie hat Stress mit ihrem Freund Martin, der mehr in der Arbeit als daheim ist. Und auch beruflich geht es bei ihr drunter und drüber. Conny hat also allerhand zu tun und muss dabei schauen, dass ihre Welt nicht im Chaos versinkt.
    Der Roman ist ein filigranes Psychostück, das sich lange Zeit nur in Vermutungen und Andeutungen übt, sich dabei aber stetig zuspitzt. Zu bemängeln hätte ich eigentlich bloß, dass Constanze von Anfang an etwas aktiver an die Lösung ihrer Probleme herangehen können (und nicht lange Zeit abzuwarten und zu versuchen, mit allen kommenden Ereignisse irgendwie klarzukommen) - aber das ist allein meine subjektive Meinung.