Nach dem Sommer [Originalt.: Shiver] - Maggie Stiefvater

  • Grace hätte allen Grund, Angst und Wut wegen der umherstreifenden Wölfe in den umliegenden Wäldern von Mercy Falls, Minnesota, zu haben, denn als Grace zehn Jahre alt war, wurde sie von einem Rudel Wölfe angefallen.
    Sie rissen und zerrten an ihrem Fleisch und ihren Kleidern, bis sich einer der Wölfe gegen sein Rudel erhob, und das kleine, wehrlose Mädchen rettete.


    Doch Grace fürchtet die Wölfe nicht, sie nimmt sie gegen übereifrige Jäger sogar in Schutz, und wartet seit sechs Jahren jeden Winter darauf, dass er auftaucht.
    Denn ab dem ersten Frost steht er jeden Tag beobachtend und wartend am Rand des Gartens unter den ersten Bäumen des angrenzenden Waldes.
    Er, der sie vor Jahren gerettet hat. Er wartet auf sie. Auf das kleine Mädchen, das er einst verschont hat.
    Ihr Wolf.


    Doch jeden Frühling verschwindet er genauso schnell wieder wie er im Herbst aufgetaucht ist.
    Denn den ganzen Sommer über streift der Wolf mit den gelben Augen seine tierische Gestalt ab und lebt in Menschengestalt ganz in Grace` Nähe. Und dennoch fern und unerkannt.


    Doch in diesem Jahr ist alles anders:
    Sam weiß, dass er seinen letzten Sommer als Mensch verbringen wird.
    Und es ist bereits Herbst, als sich Grace in den Jungen mit den bernsteinfarbenen Augen verliebt und in ihm ihren scheuen Wolf erkennt.
    Doch mit jedem Tag, der vergeht, weicht die Sonne und mit ihr die Wärme der Sommermonate zurück und der Winter rückt mit Frost, Eis und Schnee näher.
    Die Wärme hält Sam in seiner Menschengestalt, die Kälte zwingt ihn in seine Wolfsgestalt.
    Der endgültige Abschied von Grace naht...


    Jahrelang bin ich wie ein scheuer Wolf um die Trilogie mit dem wunderschönen Cover herumgeschlichen. Habe immer wieder vorsichtig daran geschnuppert, danach gelechzt, bin dann aber doch immer wieder zurückgewichen. Tief in andere Regale mit anderen Büchern hinein...
    War das Instinkt?
    Wenn ja, hätte ich auf ihn hören sollen anstatt in typischer Mädchenmanier nach dem Buch mit der romantischsten und zauberhaftesten Gestaltung zu greifen.


    Ich konnte weder dem einfachen und teilweise bemüht poetisch wirken wollenden Schreibstil Maggie Stiefvaters etwas Besonderes abgewinnen noch der teilweise unlogischen und langweiligen Handlung genauso wenig wie den beiden Protagonisten Grace und Sam.
    Grace, die nach dem Übergriff fast besessen von den Wölfen ist und lieber mal eine Verabredung mit ihren Freundinnen sausen lässt, um ihren Wolf in der Dämmerung von der sicheren Veranda aus beobachten zu können.
    Zwar gibt es einen guten Grund für die Sehnsucht nach dem Rudel, die Wehmut nach dem Wolfsgesang, doch irgendwie packten mich Grace` Gefühle einfach nicht.
    Grace, die ruhige Streberin, die im eigenen Zuhause stets für Recht und Ordnung sorgt und für ein gehaltvolles Essen für ihre Eltern, das nicht aus der Tüte oder der Dose stammt, wirkt fad und erinnert mich doch stark an Bella Swan...
    Und Sam, der unter seiner Zerrissenheit, seiner Angst vor der endgültigen Verwandlung leidet, wird dann doch zu oft von seinen pubertierenden Gefühlen heimgesucht und übermannt.


    Und das ist vielleicht auch der Knackpunkt der Geschichte:
    Grace und Sam begegnen sich zum ersten Mal, sie erkennt in ihm ihren Wolf, gar einen Werwolf, der vielleicht am Tod eines Mitschülers mitverantwortlich sein könnte, und die Funken fliegen, die Lippen werden gekostet, die Wangen liebkost, Gedichte rezitiert, als ob sie sich schon ewig kennen würden.
    Keine zarte, behutsame Annäherung zweier eigentlich schüchterner Teenager, nein, Grace lädt Sam heimlich und auf der Stelle in ihr Zuhause und in ihr Bett ein. Wo soll er auch hin der verletzte und nackte Werwolfsjunge?
    Wie gut auch, dass die geschäftigen Eltern ihrer Tochter nie einen Gutenachtkuss im Kinderzimmer auf die Stirn drücken und nie Zeit für ihre ansonsten brave Tochter finden oder es nicht merken, wenn die Dusche prasselt, obwohl sich eigentlich keine weitere Person im Haushalt aufhalten dürfte.
    Grace ist also ausnahmsweise mal kein Scheidungskind oder gar Halbwaisenkind, sondern "nur" einsam und auf sich alleine gestellt. Sam ist für sie ein Halt.
    Grace ist eher der pragmatische Kopfmensch, Sam der kreative und sensible Gefühlsmensch.
    Und so schmachten sich Grace und Sam Nacht für Nacht sittlich an, schmiegen sich in ihre warmen Arme und lauschen Sams altem Rudel, das sich im Schutz der Dunkelheit des Waldes die Seele aus dem Leib heult.


    An der gesamten Geschichte gab es einfach keine Geheimnisse, die es zu bewahren oder zu lüften galt, keine neuen Pfade, die es zu erkunden gab.
    Weder Sams zweites Ich noch eine sanfte, schüchterne Verliebtheit noch Grace` Grund für ihre Sehnsucht nach den umherstreifenden Wölfen.
    Die Geschichte neckte mich einfach nicht wie Haken schlagende Kaninchen, ich konnte mich nicht in sie hineinkuscheln wie in raues Wolfsfell, ich konnte die Gefühle von Grace und Sam nicht wie Adlerschwingen ergreifen und mich von ihnen davon tragen lassen.
    Stattdessen wirkte "Nach dem Sommer" wie ein netter, sonntäglicher Spaziergang im gepflegten und zurecht gestutzten Stadtpark:
    Ein wenig langweilig und anstrengend zugleich, weil ich ständig alte Bekannte und verbrauchte Klischees grüßen musste, und den Spaziergang nicht wirklich genießen konnte.


    Dabei ist die Idee, die Wandlung der Werwölfe an die Jahreszeiten und die Temperatur zu binden und nicht an den Vollmond, innovativ, wunderschön, bietet Potenzial für einen ergreifenden und dramatischen Handlungsverlauf.
    Auch der Einfall, aus zwei Ich- Perspektiven zu erzählen, nämlich aus Grace` und Sams Sicht und aus dem Blickwinkel seines Alter Egos, verleiht der Geschichte ihren besonderen Reiz und Charme. Dennoch konnte ich beim Lesen nicht wirklich unterscheiden, wer von den beiden nun gerade zu Wort kam - zu ähnlich war der Schreibstil, der keine charakterlichen Unterschiede und Feinheiten, die die Ich- Perspektive bieten könnte, herausarbeiten konnte.
    Leider gefiel mir die gesamte Umsetzung nicht, auch nicht die bemühte Sprache, der langweilige Handlungsverlauf, die biederen Charaktere und auch nicht deren verkitschte und überstürzte Liebesgeschichte.


    Vielleicht hätte ich einfach mit stolz erhobener Rute elegant und leichtfüßig an "Nach dem Sommer" vorbeitraben anstatt winselnd und auf leisen Pfoten um es herum tapsen sollen, und hätte lieber meine sensible und neugierige Nase erneut in den Wind des Bücherwaldes recken sollen, Witterung eines anderen Buches aufnehmen sollen, das mir mehr schmecken könnte. Eine Hetzjagd auf ein stärkeres Buch hätte ich eventuell starten, es reißen und mit Haut und Haar verschlingen sollen.
    Stattdessen habe ich ein Opfer aus der Herde der Jugendfantasybücher ins Auge gefasst, das mich jahrelang mit seinem wunderschönen Aussehen gelockt und geködert hat, welches sich letztendlich als schwach und kränklich entpuppt und einen faden Beigeschmack bei mir hinterlassen hat. Aber keinen Rausch der Empfindungen und der Abenteuerlust.
    Das Cover, der Klappentext und die vielen positiven Bewertungen haben mir eine wilde und atemberaubende Hetzjagd über Wurzeln und durch Dickicht versprochen, hoffnungsschimmernde, romantische Spaziergänge durch einen sehnsüchtig glühenden Herbstwald, in dessen Rauschen die Melancholie nie verklingt, Schneeblumen und Eiskristalle, in denen Angst und Verzweiflung, einander zu verlieren, für immer eingeschlossen sind.
    Stattdessen roch das Buch nach nassem Hund, der sich lieber faul und gelangweilt im warmen Hundekörbchen räkelt und die vereisten Pfoten leckt als nervenaufreibende und flotte Abenteuer im Wald zu bestreiten.


    Doch zum Glück drehte der Wind auf den letzten 150 Seiten, Spannung und unerwartete Wendungen kamen plötzlich auf leisen Tatzen heran gesaust, die Handlung packte mich, Figuren überraschten mich, Logiklücken blieben aber dennoch, sodass meine Meinung letztendlich doch positiver ausfällt und ich die Folgebände sicherlich auch noch irgendwann lesen werde, da das Ende auch noch viele Fragen offen lässt.
    Hoffentlich schafft es Maggie Stiefvater dann, Kitsch herauszunehmen und mehr Logik und Spannung in ihre Geschichte hineinzubauen.
    Und am meisten freue ich mich dann eigentlich auch auf die "zickige" Isabel... aber auch auf Beck und Olive... auf Grace und Sam eher weniger...


    Leider dennoch nur 3 von 5 Sternchen!
    Schade, denn die zuckersüß ausschauende Trilogie passt so perfekt zu meiner Trophäensammlung toll gestalteter Bücher auf dem prasselndem Kamin in meinem Jagdzimmer...

  • Als junges Mädchen wurde Grace das Opfer eines Wolfsangriffs. Ein Rudel Wölfe zerrte sie von ihrer Schaukel im Garten und schleifte sie in den Wald, den sie auch nicht wieder lebend verlassen hätte, wäre da nicht noch ein anderer, ganz besonderer Wolf gewesen. Der Wolf mit den unglaublichen gelben Augen rettete Grace das Leben. Von da an geht ihr dieser eine Wolf nicht mehr aus dem Kopf und jeden Winter wartet sie sehnsüchtig darauf ihn wieder zu sehen, wenn er am Waldrand, der an den Garten des Hauses grenzt, steht und Grace beobachtet, genauso wie auch sie ihn beobachtet.


    Erst als es Jahre später erneut zu einem Angriff durch Wölfe kommt, dem ein Junge aus der Schule von Grace zum Opfer fällt, wird ihr klar, dass die Wölfe im Boundary Wood, und damit auch ihr Wolf, keine normalen Wölfe sind.


    Durch den Angriff steigt die allgemeine Angst vor den Wölfen, sodass es schließlich zu einer Jagd kommt, bei der die Männer aus der Stadt das Wolfsproblem ein für alle Mal beenden wollen. Grace versucht noch dies zu verhindern, erreicht den Wald jedoch nicht mehr rechtzeitig und muss machtlos die lauten Schüsse mit anhören.


    Durch genau dieses Ereignis trifft sich jedoch auch auf Sam, den Jungen mit den gleichen wundersamen gelben Augen, die sie schon so gut kennt …



    Nach dem Sommer mag vom Thema her vielleicht nicht aus der Masse herausstechen, in allem anderen ist es jedoch einzigartig. Maggie Stiefvater ist es gelungen, eine fantastische und neuartige Liebesgeschichte zu kreieren, die einen nicht so schnell wieder loslässt.


    Man könnte meinen, die Liebe zwischen einem Werwolf und einem normalen Mädchen sei ein alter Hut und somit nichts wirklich Neues oder Aufregendes mehr. Wer sich wegen dieses Gedankens das Buch entgehen lässt, verpasst jedoch wirklich etwas, denn Maggie Stiefvater hat dem Ganzen ihre persönliche Note hinzugefügt und schafft so auch mit einer nicht mehr ganz außergewöhnlichen Basis einen außergewöhnlichen Roman.


    Die Werwölfe von Mercy Falls haben nicht viel mit den bekannten Klischees von Werwölfen gemein, außer dass man sich durch einen Biss anstecken kann. Die Werwölfe in Nach dem Sommer können sich nicht nach Belieben hin und her verwandeln oder nur bei Vollmond. In diesem Roman ist die Verwandlung der Wölfe abhängig von der Temperatur: Solange es warm ist, haben sie ihre menschliche Gestalt. Doch sobald der Winter naht und die Temperaturen sinken, beginnen sie sich zu verwandeln. Aber das ist noch nicht alles: Ihre Zeit als Menschen ist begrenzt, sobald sie einmal gebissen und zum Werwolf geworden sind. Je mehr Jahre vergehen, desto wärmer muss es sein, damit ein Wolf sich wieder in einen Menschen verwandelt, bis er dann irgendwann für immer ein Wolf bleibt.


    Genau dieser Umstand ist es, der die Handlung so einzigartig und die Liebesgeschichte so fesselnd und sogar ein wenig tragisch macht. Für Sam ist es nämlich, trotz seines jungen Alters, vermutlich das letzte Mal, dass er sich in einen Menschen zurückverwandelt hat. Wenn er im Winter wieder zum Wolf wird, wird er wohl nie wieder sein wahres Ich zurück erlangen.
    Diese Gefahr zieht sich durch das gesamte Buch und die Angst davor wird vor allem durch die Temperaturangaben am Anfang eines jeden Kapitels gesteigert. Je mehr die Temperaturen fallen, desto bedrohlicher wird für Sam der Moment, in dem er sich nicht mehr gegen die Verwandlung wehren kann und desto mehr steigt auch die Spannung für den Leser.


    Beiden ist bewusst, dass ihnen nur noch wenig Zeit bleibt und deswegen wollen sie sie so gut es geht nutzen. Doch während Sam sich eigentlich schon mit seinem Schicksal abgefunden hat – so sehr er es sich auch anders wünscht – hofft Grace immer noch einen Ausweg zu finden, immerhin hat sie sich nie in einen Wolf verwandelt, obwohl sie damals von ihnen gebissen wurde.



    Aber nicht nur diese unglaublich schöne und romantische Liebesgeschichte macht Nach dem Sommer zu einem besonderen Buch, sondern auch die Charaktere, allen voran Grace und Sam. Beide sind sehr sympathisch und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Sie haben sowohl Stärken als auch Schwächen, was beide zu sehr realen Figuren und die Geschichte umso glaubwürdiger macht, vor allem da die Autorin ihrer Beziehung auch genug Zeit gibt, um sich zu entwickeln.


    Sam ist, im Gegensatz zu den meisten anderen männlichen Protagonisten ähnlicher Bücher, sehr schüchtern und zurückhaltend. Als Mensch hat er sich daher nie getraut Grace anzusprechen, obwohl er sie seit Jahren immer wieder beobachtet hat, sowohl als Mensch als auch als Wolf.


    Daher ist es meistens die pragmatische und recht forsche Grace, die den ersten Schritt macht, vor allem was ihre gemeinsame Beziehung betrifft. Zugegeben, anfangs, bevor sie Sam kennen lernt und erfährt, was es mit den Wölfen wirklich auf sich hat, wirkt es noch etwas befremdlich, welche Zuneigung Grace für ein Tier empfindet. Das legt sich dann aber schnell wieder als sie die ganze Wahrheit über Sam und auch über sich selbst erkennt.


    Obwohl beide sehr vertraut miteinander sind und offen miteinander über ihre Gefühle füreinander sprechen – wobei Grace diejenige ist, die eher Taten sprechen lässt, während Sam seine Gefühle eher in Worte fasst - hat Sam oftmals starke (Selbst-)Zweifel und kann nicht so recht glauben, dass Grace ihn wirklich liebt, was sonst immer eher bei der weiblichen Hauptfigur der Fall ist.
    Beide sind sehr gegensätzlich, passen aber trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – wunderbar zusammen. Sie haben tiefe Gefühle füreinander und setzen alles daran, den Winter und die hereinbrechende Kälte zu überlisten und Sams Verwandlung zu verhindern. Als beiden klar wird, dass sie sich ein Leben ohne den anderen nicht mehr vorstellen können, wollen sie unbedingt einen Ausweg finden. Vor allem Grace klammert sich an die Hoffung zu entschlüsseln, warum sie sich damals nicht verwandelt hat um mit der Antwort darauf vielleicht auch Sam zu retten.


    Aber nicht nur die Protagonisten sind der Autorin gut gelungen. Auch einige der Nebencharaktere fallen auf und bleiben im Gedächtnis. Während Grace’ Freundin Rachel eher blass und unwichtig bleibt, spielt ihre andere Freundin Olivia eine weitaus größere Rolle, deren Tragweite einem erst zum Ende der Geschichte hin wirklich bewusst wird. Das gleiche gilt für ihre Mitschülerin Isabel. Anfangs noch recht unsympathisch, lernt man sie im Verlauf der Geschichte besser kennen und verstehen, bis man am Schluss sogar richtig dankbar ist, dass es sie gibt.
    Interessant sind aber auch die anderen (Wer)wölfe aus Sams Rudel. Zum einen Beck, der für Sam wie ein Vater ist, und zum anderen Shelby, die fast von Sam besessen ist und dadurch regelrecht zu einer Bedrohung für Grace und seine Beziehung mit ihr wird.



    Neben den Charakteren gibt es jedoch noch einen weiteren Faktor, der dieses Buch so besonders macht: Der Schreibstil von Maggie Stiefvater. Selten findet man ein Buch, dessen Schreibstil so heraus sticht und auffällt – im positiven Sinne! Geradezu poetisch beschreibt die Autorin Szenen oder Schauplätze und zieht den Leser dadurch absolut in ihren Bann. Manche Wendungen oder Beschreibungen sind so wohlklingend, dass man gar nicht anders kann als sie mehrmals zu lesen. Dabei ist ihre Sprache dennoch nie kompliziert und so bildlich, dass die Szenen direkt vor dem geistigen Auge entstehen.


    Besonders schön gelungen sind auch die abwechselnden Ich-Perspektiven von Grace und Sam. Dadurch erhält man einen tiefen Einblick in beide Charaktere, lernt ihre gegenseitigen Gefühle für einander noch besser kennen und kann sich in beide sehr gut hinein versetzen. Außerdem ermöglicht dies der Autorin, bestimmte Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln darzustellen, was das Lesen noch um einiges interessanter macht.


    Das Ende ist Maggie Stiefvater ebenfalls fantastisch gelungen. Nach dem sich die Spannung mit den sinkenden Temperaturen zum Ende hin immer weiter steigert, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen ehe nicht auch die letzte Seite gelesen ist. Dabei schafft es die Autorin den Leser nicht nur zu überraschen, sondern auch ihn zu Tränen zu rühren. Das Ende ist so perfekt, dass eigentlich nur eine Frage offen bleibt: Warum gibt es überhaupt eine Fortsetzung?



    FAZIT
    Mit Nach dem Sommer ist der Autorin eine wunderbare, aber in gewisser Weise auch tragische, Liebesgeschichte gelungen, die den Leser völlig in ihren Bann zieht. Der Schreibstil von Maggie Stiefvater ist wirklich herausragend und die lebensnahen und liebenswerten Charaktere sowie das wirklich perfekte Ende machen diesen Roman zu einem einzigartigen und überzeugenden Genuss, der eigentlich keiner Fortsetzung bedarf.
    Trotzdem wird man sich diese nicht entgehen lassen, in der Hoffnung, dass es der Autorin noch einmal gelingt, den Leser so zu verzaubern.

  • Rezension:
    Vor sechs Jahren wurde Grace von Wölfen überfallen und seit dem wartet sie jedes Jahr darauf, dass ihr Wolf wiederkommt. Doch nachdem ein Junge aus ihrer Schule auch angegriffen wurde, entschließen sich die Einwohner von Mercy Falls das Wolfsproblem zu beseitigen. Bei dieser Aktion wird Sam angeschossen und verwandelt sich in einen Menschen zurück. Dann lernt er Grace kennen..


    "Nach dem Sommer" ist der erste Teil einer Trilogie. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektiven von Grace und Sam erzählt. Doch, obwohl man die Gedanken der beiden Hauptpersonen lesen konnte, habe ich immer eine gewisse Distanz gespürt und wurde nicht so richtig warm mit Sam und Grace. Die Charaktere hatten einige interessante Züge, aber sie wirkten mir zu flach. Im Mittelpunkt standen Sam und Grace, aber es gab auch viele Nebencharaktere, wie Graces Freundinnen Olivia und Rachel, die aber die meiste Zeit keine große Rolle spielten.


    Grace wurde vor sechs Jahren von den Wölfen überfallen, doch bevor sie getötet wurde, rettete sie ein Wolf mit gelben Augen. Als sie nun diese Augen in dem Gesicht von Sam sieht, beginnt sie überglücklich Zeit mit ihrem Retter zu verbringen und die beiden verlieben sich nach und nach ineinander. An der Liebesgeschichte hat mich anfangs ein wenig gestört, dass sie deutlich zu schnell begonnen hat. Die beiden kennen sich kaum und sprechen nach kurzer Zeit schon von Liebe. Aber andererseits erschien sie auch logisch, weil die beiden sich eben seit 6 Jahren kennen, in denen sie Sam zwar nur in seiner Wolfgestalt kannte, aber diese Verbundenheit seit Jahren bestand.


    Am meisten hat mich gestört, dass die Geschichte bis ca. Seite 300 nur so hinplätschert. Es passiert nicht viel und die Handlung wird von den Tagesabläufen oder auch kurzen Rückblicken der Protagonisten bestimmt. Es war teilweise ja auch ganz interessant zu erfahren wie Sam gelebt hat, aber ich hatte den Eindruck, dass ich mit dem Buch nicht vorankam. Erst in den letzten hundert Seiten des Buches verschwand dieser Eindruck und es kam endlich Spannung auf.


    Ein kleinerer Kritikpunkt wäre noch, dass ich das Gefühl hatte, dass sich Grace immer weiter zurückgezogen hat und mit Sam in ihrer eigenen, kleinen Welt gelebt hat. Sie hat keinen Kontakt mehr zu ihren Freunden und auch von ihren Eltern schottete sie sich ab. Aber gestört hat mich, dass die das einfach so hingenommen haben und sich nichts dabei gedacht haben. Wenn ich mit meinen Freunden jeden Tag telefoniere und der Kontakt dann abprupt abbricht, würde ich mich darüber wundern und versuchen rauszubekommen was da los ist, aber das war nicht der Fall. Schade, denn ich finde, dass die Geschichte, wenn die Nebencharaktere eine etwas größere Rolle in der Handlung eingenommen hätten, abwechslungsreicher gewesen wäre.


    Fazit:
    Die Idee der Geschichte hat mir gefallen und ich finde, dass sie gut umgesetzt wurde. Aber die Handlung an sich war mir zu eintönig und mir hat ein wenig die Spannung gefehlt.
    3 von 5 Sternen

  • Ich lese gerne Fantasy, Jugendbücher und ich liebe Liebesgeschichten. Beste Voraussetzungen für dieses Buch, dachte ich.


    Allerdings habe ich "Nach dem Sommer" schon nach 20 Seiten wieder weggelegt. Meine Gründe:


    Hauptkritikpunkt: die Figuren.
    Grace erinnert mich ganz schrecklich an Bella aus den Biss-Büchern. Eine jugendliche Mutter-Teresa-Version in der Küchenszene. Grace schiebt ihre offenkundig überforderte Mutter vom Schneidebrettchen weg und bereitet freiwillig das Essen zu (das tut auch Bella mit ihrem Vater im ersten Biss-Band). Das ist für mich eine derart konstruierte und unglaubwürdige Situation, dass ich keinen Spaß mehr am Lesen habe.


    Was mich aber wirklich abturnt, ist diese magische Liebe aus dem Nichts. Sam sieht Grace als Neunjährige und ist in Liebe entbrannt, beobachtet sie die nächsten Jahre über aus der Ferne.
    Grace sieht nur die Augen des Wolfes und ist fortan besessen von "ihrem Wolf".


    Ich möchte gezeigt bekommen, warum sie sich zueinander hingezogen fühlen, aber die Autorin setzt mir das einfach als Tatsache vor die Nase. Mir ist das zu wenig.


    Unabhängig davon konnte ich jedoch eine schöne Szene mitnehmen:


    Selbst in der klimatisierten Buchhandlung kroch die HItze langsam durch alle Ritzen und rollte in Wellen herein, sobald die Tür aufging. Träge saß ich auf meinem Hocker hinter der Ladentheke und sog den Sommer auf, als könnte ich jedes Quäntchen davon in mir speichern. So schlichen die Stunden vorbei, und die Nachmittagssonne bleichte die Bücher in den Regalen zu blassgoldenen Abbildern ihrer selbst aus, wärmte Papier und Tinte, sodass der Geruch ungelesener Wörter in der Luft hing.