'Elf ist freundlich und Fünf ist laut' - Anfang - Kapitel 03

  • Die beiden Vorwörter (kann man "Vorwort" pluralisieren?) geben bereits einen Ausblick darauf, was einen erwartet. Besonders beeindruckt hat mich die Schilderung, wie Tammet die Konstante Pi bis auf die 22.500ste Stelle nach dem Komma aus dem Gedächtnis aufsagte, das ist unfaßbar. Spannend auch die Fähigkeit, eine Fremdsprache binnen einer Woche zu erlernen und erfolgreich anzuwenden.
    Das erste Kapitel war mir dann fast ein wenig zu zahlenlastig, aber auch durchaus interessant. Nach diesem Abschnitt mußte ich eine Pause einlegen, um das Gelesene zu verdauen, so fremd ist mir die Vorstellung, Zahlen auf diese Art und Weise wahrzunehmen und dann noch über solche Rechenfähigkeiten zu verfügen.
    Bei den Kindheitserinnerungen im zweiten Kapitel dachte ich mir vor allem mehrmals, daß Tammet großes Glück mit seinen Eltern gehabt hat.
    Das dritte Kapitel war für mich insbesondere spannend, da ich selbst in meiner Jugend einen Grand Mal-Anfall hatte und jahrelang Langzeit-EEGs und Blutuntersuchungen wegen des Medikaments machen mußte. Savant-Fähigkeiten entwickelte ich allerdings keine. ;-)

  • Habe ich mich im Datum vertan? Die LR beginnt doch heute, oder? :gruebel Auf jeden Fall habe ich in der Früh begonnen, aber immer nur stückchenweise gelesen.

  • Ich finde es faszinierend, wie Daniel Buchstaben und Zahlen Farben zuordnet und Zahlen dazu noch Formen. Auch sein mathematisches Denken ist eine Höchstleistung und für jemanden, der dies nicht nachvollziehen kann, einfach unglaublich.


    Daniel erlebt seine Kindheit als Kind ohne soziale Kontakte. Diese sind für ihn einen Graus. Er lebt in seinem Zimmer und igelt sich mit Büchern ein.


    Was mir sehr gut gefällt ist, dass seine Eltern Daniel nicht zwingen mit anderen zu spielen. Sie respektieren seine "gewählte Einsamkeit".


    Beim Interferenz-Experiment bei dem Daniel klicken musste ob er ein A oder ein H sieht, bemerkt man als Leser, dass Autisten die Details (das A bestand aus lauter kleinen Hs, das H bestand aus lauter kleinen As) - die kleinen Buchstaben anstatt das Ganze - der Großbuchstabe - wahrnimmt und nicht fähig ist, das Komplexe zu erkennen.

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • Zitat

    Original von Lilli
    Was mir sehr gut gefällt ist, dass seine Eltern Daniel nicht zwingen mit anderen zu spielen. Sie respektieren seine "gewählte Einsamkeit".


    Mich hat da vor allem überrascht, daß die Kindergärtnerinnen das so akzeptiert haben. Aber ich bin ja kein Pädagoge und weiß nicht, wie die üblicherweise bei solchen Situationen agieren.

  • Zitat

    Original von mankell


    Mich hat da vor allem überrascht, daß die Kindergärtnerinnen das so akzeptiert haben. Aber ich bin ja kein Pädagoge und weiß nicht, wie die üblicherweise bei solchen Situationen agieren.


    Stimmt, das würde mich auch interessieren. Vielleicht haben wir eine(n) Pädagoge(in) als Mitleser(in) in der Runde, die/der uns das erklären kann?

  • Zitat

    Original von mankell
    Das dritte Kapitel war für mich insbesondere spannend, da ich selbst in meiner Jugend einen Grand Mal-Anfall hatte und jahrelang Langzeit-EEGs und Blutuntersuchungen wegen des Medikaments machen mußte. Savant-Fähigkeiten entwickelte ich allerdings keine. ;-)


    Wie ist es Dir "danach" ergangen? Wie geht es Dir jetzt?

  • @ Lilli:


    Nach dem Grand Mal und den obligatorischen Untersuchungen (Kernspin-Tomographie u.a.) wurde ich auf ein Antiepileptikum eingestellt und mußte eben regelmäßig zu den Untersuchungen (24 h-EEGs und Blutkontrollen). Ich blieb aber zum Glück anfallsfrei, die EEGs ergaben nach einiger Zeit lediglich ein nachweisbares epileptisches Potenzial im Schlaf, mittlerweile muß ich nichts mehr einnehmen deswegen. Schwierig war´s in der Anfangszeit nach dem Anfall, zum einen die Befürchtung, es könnte wieder auftreten, zum anderen die Nebenwirkungen des Präparats. Wenn man sich mit epileptischen Anfällen ein wenig beschäftigt, ist übrigens die unterschiedliche Wahrnehmung der Betroffenen unmittelbar vor dem Anfall interessant - so wie Tammet das euphorisierende Glücksgefühl Dostojewskis unmittelbar davor schildert, so gibt es eine Reihe anderer möglicher Empfindungen.
    Für mich war das Erschreckendste das abrupte Muskelerschlaffen und das helle Aufblitzen im Inneren, wenn man das so ausdrücken kann - als ob man für Sekunden ausgeknipst würde, bis man schließlich in die Ohnmacht fällt. Ziemlich beängstigend, ehrlich gesagt. Und der Zungenbiß war noch einige Zeit lang spürbar.


    edit: Ergänzungen

  • Hallo!


    Ich habe gerade erst gesehen, dass dieses sicher hochinteressante Buch hier besprochen wird und würde mich sehr gern daran beteiligen, sobald ich es vorliegen habe. (Kann sich nur um wenige Tage handeln.)


    Zitat

    Original von Lilli
    Ich finde es faszinierend, wie Daniel Buchstaben und Zahlen Farben zuordnet und Zahlen dazu noch Formen.


    Lilli !


    Natürlich hast Du recht, es ist faszinierend. Allerdings ordnet ein Synästhet nicht aktiv zu, sondern für ihn ist es einfach so. Er empfindet Zahlen und Buchstaben oder Klänge, Gerüche usw. farbig und kann sich umgedreht nur schwer vorstellen, dass man eine 4 z.B. nicht dick und rot oder gar pelzig vor dem geistigen Auge sieht und fühlt.


    @mankell


    Es freut mich, dass Du von weiteren Anfällen verschont geblieben bist.


    Ich freue mich schon sehr auf das Buch und den Austausch darüber,
    liebe Grüße
    Skandra

  • Zitat

    Original von Skandra


    Lilli !


    Natürlich hast Du recht, es ist faszinierend. Allerdings ordnet ein Synästhet nicht aktiv zu, sondern für ihn ist es einfach so. Er empfindet Zahlen und Buchstaben oder Klänge, Gerüche usw. farbig und kann sich umgedreht nur schwer vorstellen, dass man eine 4 z.B. nicht dick und rot oder gar pelzig vor dem geistigen Auge sieht und fühlt.


    Ja, ich weiss, dass er das nicht aktiv macht, ich habe mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt ;)


    Schön, dass Du Dich an der Leserunde beteiligst.

  • Zitat

    Original von mankell
    Die beiden Vorwörter (kann man "Vorwort" pluralisieren?) geben bereits einen Ausblick darauf, was einen erwartet.


    Mich hat dieser Vorgriff auf das eigentliche Buch ein wenig gestört. Mir würde es genügen, über Daniels Begabungen in seinem Buch zu lesen und den Rest meinetwegen als Nachwort...


    Gerade habe ich mal den Begriff Savant-Syndrom nachgeschaut - war mir bisher nicht geläufig. Falls es noch jemandem so geht, hier der Link


    Die Beschreibungen wie Daniel Zahlen wahrnimmt und wie er rechnet fand ich faszinierend - und gleichzeitig tue ich mich sehr schwer, mir das vorzustellen...


    Werde gleich mal weiterlesen...

  • Zitat

    Original von Lilli
    In diesem Artikel wird Daniel Tammets Denken erklärt: Ein autistischer Savant erklärt, wie sein Denken funktioniert – und was Normalbegabte davon lernen können


    Danke für den Link. Ich habs bisher nur überflogen, war aber schon total neidisch ;-) dass er innerhalb von einer Woche Isländisch gelernt hat. Das ist wirklich eine Begabung, die ich auch gern hätte - wo ich mich mit Finnisch so schwer getan habe ;-)


    Edit: Ich finde Autismus sehr interessant, daher hab ich mich mich auch für das Buch interessiert. Hier liegt noch "Buntschatten und Fledermäuse" von Axel Brauns, das ich aber noch nicht gelesen habe.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Hier liegt noch "Buntschatten und Fledermäuse" von Axel Brauns, das ich aber noch nicht gelesen habe.


    Ich habe das Buch auch, vielleicht können wir das im Laufe des Jahres auch in einer Leserunde lesen?

  • Das erste Kapitel war wirklich ein wenig zahlenlastig. Allerdings finde ich auch die Vorstellung, dass er die Zahlen als Formen sieht und spüren kann total faszinierend. Ich habe übrigens auch eine Lieblingszahl und auch Zahlen, die ich gerne schreibe ;-)
    Ganz schön irre...


    Die Eltern gehen ja wirklich richtig gut mit Daniel um. Ich könnte das wohl nicht. Denk ich.


    Was die anderen Kinder wohl von ihm gedacht haben im Kindergarten. :gruebel


    Ich weiss nur, dass mein Bruder auch einen behinderten Jungen im Kindergarten hatte. Allerdings hatte er ne richtige Behinderung - hab - wie immer vergessen, wie die Krankheit heisst. Trisomie 21? Ich komme mit sowas ja gar nicht klar. Mein Bruder hat den Kleinen total schnell geknackt und war dann sein bester Freund. Er hat sich sogar anfassen lassen von ihm - hat ihn immer umarmt. Ich habe ihn dafür immer total bewundert, obwohl ich schon sehr viel älter war als er.


    Am besten hat mir der flauschige Dienstag (war es der Dienstag?) gefallen.


    Eine Parallele zu mir ist mir aufgefallen :rolleyes Wenn ich auf etwas warten muss, dann zähle ich auch immer. Keine Ahung warum, war schon immer so. Aber es ist nicht zwanghaft :-)
    Natürlich tu ich das nur, wenn ich gerade kein Buch zur Hand habe. Was ja recht selten ist.