Das Einsteinmädchen - Philip Sington

  • Ich habe es jetzt fertig gelesen und eine neue Theorie:



    Marija fühlt sich schuldig ihr gegenüber und vielleicht möchte sie etwas gutmachen, indem sie die Wahrheit aufdecken und so ihr schlechtes Gewissen beruhigen will. Demzufolge hat Marija angefangen, nach dem Familiengeheimnis zu forschen und hat in dem Zuge auch mit Eduard, ihrem Freund und auch dem Sohn Einsteins, darüber geredet. Der fühlte sich dadurch inspiriert und schrieb ein Buch für Marija über ihre Suche nach der Wahrheit, weil er sie so mag.


    Rein theoretisch könnte sich Marija auf die Suche nach Einstein gemacht haben, um ihm die Wahrheit über seine Tochter zu erzählen. Um an den berühmten Professor überhaupt ranzukommen und sein Interesse zu wecken, hat sie sich als dessen Tochter ausgegeben. Letztlich schaffte sie es durch den Presserummel Einstein auf sich aufmerksam zu machen, fährt mit ihm zum Friedhof und zeigt ihm das Grab seiner wahren Tochter - Senka, vielleicht die angeblich geistig behinderter Tochter, die in dem Schreiben des Verlags bezüglich des geschichtlichen Hintergrunds erwähnt wird.


    Was haltet ihr davon?

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Mitsou - so ähnliche Vermutungen hatte ich zuerst auch, das würde erklären,

    :gruebel



    Oder


  • Als ich die Leseprobe zu Philip Singtons Einstein-Mädchen las erwartete ich einen Krimi, in dem es um das Verbrechen um das gedächtnislose Mädchen geht.


    Dem war jedoch nicht so. Viel mehr wurde die Geschichte des Albert Einstein erzählt. Das Mädchen Marija spielt eine große Rolle. Ebenso ihr Psychiater Dr.Martin Kirsch, der versucht herauszufinden was mit ihr passiert ist und warum sie ihr Gedächtnis verloren hat.


    Am Rande wird ein kleiner Teil der Berliner Geschichte um 1933 mit in die Geschichte eingewoben, so das man einen Einblick davon bekommt wie es damals zu Dr.Bonhoeffers Zeiten in der Psychiatrie zuging und wie sich die Judenverfolgung auch auf die Psychiatrie auswirkte.


    Wer sich für Einstein und seine wissenschaftlichen Tätigkeiten interessiert, wird sicherlich viel Gefallen an dem Buch finden.


    Ich jedoch bin eigentlich etwas enttäuscht, da ich etwas anderes erwartete und bis zum Schluss noch auf die Spannung und den Krimi hoffte. Leider war dies vergebens und so quälte ich mich durch die Geschichte. Lediglich der Aspekt das dies wohl an die wahren Hintergründe Albert Einsteins anlehnt ist interessant.

  • die Geschichte beginnt 1932 also als die Nazis langsam an die Macht kamen.
    Eine junge Frau wird bewußtlos an einem See in der Nähe von Berlin gefunden. Da irgendwie keiner sie aufnehmen will in den Krankenhäusern, kommt sie in die Charite nach Berlin. Besser in die Abteilung der Psychiatrie. Dort übernimmt Martin Kirsch die Behandlung. Allerdings kennt er die Frau auch schon von früher, er hat zwar nie ein Wort mit ihr gewechselt, aber ihr Gesicht ist ihm bekannt. Durch Briefe die er in ihrem Pensionszimmer findet, wird er auf die Ehefrau von Albert Einstein aufmerksam die in der Schweiz lebt. Er reist dorthin um sich mit ihr über seine Patientin zu unterhalten. Viel kann er nicht in erfahrung bringen, nur das sie von ihr Unterrichtet wurde und das der gemeinsame Sohn von Albert Einstein und ihr in der Psychiatrie lebt und ob er sich ihn nicht mal anschauen möchte. Er besucht den Sohn und erfährt auch gleich, das seine Patientin hier schon behandelt wurde bevor sie nach Berlin kam.
    Seine Verlobte sucht ihn in dieser Zeit, denn er hat sich nicht bei ihr abgemeldet und sie macht sich sehr große Sorgen.
    Nach der Machtergreifung von Adolf Hitler ist es ihm Unmöglich zurück nach Berlin zukehren.


    Ein sehr gut gemachtes Buch, das ich gerne gelesen habe. Allerdings hätte ich etwas mehr Spannung erwartet, nach der Leseprobe. Trotzdem kann ich das Buch nur empfehlen, da es sehr viel Geschichtliches enthält.

  • Wer bei „Das Einstein-Mädchen“ einen historischen Thriller erwartet, wird unweigerlich enttäuscht werden, denn das Buch ist vieles- nur das nicht.


    Dieses Buch handelt von Quanten, diesen unbestimmbaren, unvorhersagbaren Teilchen und von psychisch kranken Menschen- dass da die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen ist nur folgerichtig.
    Ich mag „braintwister“- Bücher oder Filme, die einen zum mitknobeln anregen, die einen auf falsche Fährten locken und die verschiedene Lösungsmöglichkeiten gleich plausibel erscheinen lassen, wie z.B. zuletzt „Inception“.


    Achtung, es folgt ein unqualifizierter philosophischer Denkansatz: wenn laut der Quantentheorie ein Wissenschaftler, der ein Experiment beobachtet damit unweigerlich Teil des beobachteten Systems wird und somit das Ergebnis des Experimentes beeinflusst- kann dann der Leser die Realität eines Buches beeinflussen? :grin


    Mir hat das Buch gefallen, auch wegen des interessanten Settings: wenn mein Lesejahr so weitergeht, bin ich mehr als zufrieden.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Wow - wieder mal ein Buch, bei dem man am Ende weiß, dass man ein tolles Werk gelesen hat, aber doch nicht alles sofort verstanden hat, und man noch die ein oder andere Minute darüber nachdenken muss, was denn nun passiert ist, was real ist, was historisch verbürgt ist und was sich ein toller Schriftsteller ausgedacht hat...


    Man sollte hier dem Prolog bzw. der einsteigenden Briefkorrespondenz einen höheren Stellenwert einräumen als sonst, denn wenn man diese (wie ich zuerst) vernachlässigt, hat man es gleich noch schwieriger.


    Das Buch handelt von Martin Kirsch, Arzt an der Charité, und den Irrungen und Wirrungen, die ihn mit Marija, dem sogenannten Einstein-Mädchen, die wohl ihr Gedächtnis verloren hat, zusammenbringen. Er will ihr helfen, herauszufinden, wer sie ist, warum sie in Berlin ist und wie die Wojwodina als ihre Heimat, Zürich als ihre Wahlheimat und der Wissenschaftler Albert Einstein und seine Familie zusammenhängen.


    Das Buch enthält viele wissenschaftliche Passagen über die Theorien Einsteins, über die Physik und die Mathematik - ein Tempo-Buch geht eindeutig anders. Ich habe diese nicht alle zu 100% gelesen, oft mal einen Absatz übersprungen, in dem Martin mit seinem Bruder Max diskutiert... und hatte somit für mich noch mehr Lesevergnügen. Auch auf die Theorien der Psychatrie wird im Detail eingegangen, und das ist mit Hinblick auf die dann Anfang der 1930er Jahre gezogenen Schlüsse aus derartigen Krankheiten wirklich interessant.


    Über den Inhalt an sich und den riesen Knall, der sich am Ende des Buches noch im wahrsten Sinne des Wortes entfaltet, sollte wirklich nicht zu viel verraten werden - denn das würde dem Buch eindeutig an Spannung nehmen. Ein zweites Mal kann man das Buch aber sicherlich lesen, dann mit der Hintergrund, möglichst viel von den Unklarheiten, die immer noch irgendwie bestehen, aufzudecken, und alles mit anderen Augen zu sehen. Denn das ist Philip Sington definitiv auch gelungen: Ein Buch, dass einen nicht so schnell loslässt und das trotz der schwierigen Themen, die darin verarbeitet werden, packend und spannend ist!

  • "Das Einstein-Mädchen" führt einen grossen Namen im Titel. Es soll um Psychologie, vor allem ihre Anwendung in der Nazizeit, und um Einsteins Arbeit gehen. Das tut es auch, aber leider sehr oberflächlich. Am besten wird noch die Relativitätstheorie in verständliche Worte gefasst. Alles andere bleibt leider sehr an der Oberfläche. Zugleich will das Buch verwirren als "Buch im Buch"-Geschichte.


    Zum Inhalt wurde schon genug gesagt, auch Vermutungen zur Interpretation des ganzen. Denn wer nun wer war und ob die Geschichte überhaupt passiert ist, muss man sich zusammenreimen und selber überlegen. Normalerweise mag ich so etwas gerne, aber hier schien es mir keine ausgetüfftlete Geschichte sonder eine schlicht nicht bis zum Ende ausgearbeitete Idee. Die Story ist weniger vertrackt als verhuscht. Das es sich hier um keinen Thriller handelt, wurde schon erwähnt. Ich fand das Buch auch nicht spannend, es ist kurzweilig geschrieben und liest sich leicht weg. Allerdings tritt die Handlung in der Mitte sehr lange auf der Stelle. Wie ich schon oben erwähnte, ist mir vieles auch zu oberflächlich und für eine Mystery-Story zu unausgegoren. Mir bleibt vom "Einstein-Mädchen"nur ein verhuschter Eindruck zurück. Es ist keine verlorene Zeit, es zu lesen, aber es ist auch kein Fall von "Muss man gelesen haben".

  • Mit meiner Meinung zum Einstein-Mädchen tue ich mich etwas schwer, auch wenn ich viele Punkte, die hier schon gesagt wurden, so unterstreichen kann. Das Buch ist für mich wenig greifbar. Es geht um Physik, es geht um Psychiatrie, es geht um Einstein – sein Leben und sein Werk, in erster Linie geht es aber um Philosophie. Doch bei mir bleibt das Gefühl, die Botschaft zwischen den Zeilen nicht ganz verstanden zu haben, vor allem wenn ich die Mutmaßungen meiner Vorschreiber lese.


    In diese Geschichte interpretiert wohl jeder ganz was anderes hinein – vielleicht ist aber genau das auch im Sinne des Autors. Ich persönlich habe diese Anspielungen auf „das“ Buch komplett ignoriert, für mich hat E. einfach die Vorgeschichte von Marija erzählt – fraglich bleibt nur, ob diese dann „wahr“ oder „erfunden“ ist. Grottenolms Erklärung dazu fand ich sehr gelungen:


    Zitat

    Dieses Buch handelt von Quanten, diesen unbestimmbaren, unvorhersagbaren Teilchen und von psychisch kranken Menschen- dass da die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen ist nur folgerichtig.


    Ich persönlich hätte mich mit einer fassbareren Geschichte leichter getan. Auch Hauptprotagonist Martin Kirsch ist genauso wenig greifbar. Zwar war er durchaus sympathisch, menschlich und nachvollziehbar, doch trotzdem blieb er mir fremd.


    Gerade am Anfang fand ich das Buch sehr langatmig. Es war zwar nicht langweilig, dennoch zog es sich in die Länge, bis dann endlich Marija einen größeren Stellenwert bekam. Ich hätte (nach Klappentext, Titel und Cover) eigentlich erwartet, dass sie in der Mitte dieser Geschichte steht und war von daher erstmals auch enttäuscht. Nichts gegen Martin Kirsch, er ist sicher eine geeignete Hauptperson für dieses Buch, doch hätte es dann anders beworben werden sollen.


    Das Buch spielt kurz vor und nach der Machtergreifung Hitler. Diese Zeit fließt so ganz nebenbei mit in das Buch ein und man kann die Atmosphäre dieser Wechseljahre spüren. Viel wichtiger aber ist für den Protagonisten die Zeit des 1. Weltkrieges und seine Folgen. Anfangs gewöhnungsbedürftig, später dann verständlich, da Martin Kirsch viel mehr mit seiner Vergangenheit beschäftigt ist als mit seiner Gegenwart.


    Fazit: Was bleibt ist eine etwas undurchdringliche Geschichte mit viel historischem Bezug. Wie hier schon geschrieben wurde: Das Buch ist kein Krimi und auch ganz und gar kein Thriller. Eher ein philosophischer Roman über Physik und Psychiatrie vor dem 2. Weltkrieg. Mich lässt es etwas ratlos zurück.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich hätte dem Buch gerne volle 5 Sterne (also 10 Eulenpunkte) gegeben, aber das fällt mir schwer. Für die volle Punktzahl ist es mir letztlich ein wenig zu sprunghaft, und zu schwer einzuordnen. Auch ist zu viel Spekulation dabei. Insgesamt allerdings besticht es durch die ruhige Erzählweise, die schöne Sprache, und gründliche Recherche.


    Ich war vor langer Zeit schon auf dieses Buch aufmerksam geworden, weil es allenthalben als Krimi oder Thriller in historischem Gewand beworben wird. Thriller oder Krimi ist es aber für mich überhaupt nicht. Der historische Anteil überwiegt doch bei weitem. Der Autor hat sich einfach einigen Spekulationen über das Privatleben von Albert Einstein hingegeben, die auf gewissen, belegten Fakten beruhen. So soll Einstein tatsächlich in erster Ehe eine Tochter gehabt haben, deren Schicksal jedoch bis heute unklar ist. Um diese gewagte Theorie herum hat der Autor einen ansprechenden, ruhigen und gut recherchierten Roman geschrieben, der den Leser in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts entführt.


    Verwirrt hat mich zum einen auch, dass der Roman keine einheitliche Erzählperspektive hat. Das Buch beginnt mit Alma, der Verlobten des Psychiaters Martin Kirsch. Im späteren Verlauf wechselt es immer mal wieder zwischen Martin Kirsch und seiner Patientin Maria. Es gibt Bücher, bei denen wechselnde Perspektiven unbedingt zum Erfolgsrezept dazugehören. Hier jedoch war ich manchmal kurz davor, den Faden zu verlieren.


    Sehr begeistert hat mich aber das authentische "Feeling", die Zeitgeschichte, die 30er Jahre in Berlin kurz vor der Machtergreifung Hitlers. Großartig recherchiert sind weiterhin die Hintergründe zur Psychiatrie, zu damaligen Behandlungsmethoden, und zur gängigen Meinung über die Relativitätstheorie. Manche Abschnitte habe ich sogar meinem Mann vorgelesen, so prägnant waren sie.


    Der Schluss macht das Ganze ebenfalls für mich ein wenig "unrund". Das Buch ist kurz davor, als Agententhriller zu verunglücken. Das tragische Element um Martin Kirsch hätte für mich überhaupt nicht sein müssen. Und auch die Art und Weise, wie Marias Amnesie sich löste, kam ein wenig plötzlich.


    Insgesamt habe ich die Lektüre allerdings doch genossen. Als leisen, gut erzählten Roman, der mit viel Hintegrund aufwartet. Dem jedoch die Anbiederung an diverse Genres nicht immer gut getan hat.