'Wie es euch gefällt' - 4. Aufzug - 3 Szenen

  • 1. Szene:
    Einer der Höflinge unterhält sich mit der verkleideten Rosalinde, dann kommt Orlando dazu. Im 3ten Aufzug hat Rosalinde Orlando angeboten, "ihn" wie Rosalinde zu behandeln. Das tut er jetzt. Aber erstmal kommt er eine Stunde zu spät und dann benimmt er sich falsch. Rosalinde erzählt ihm dafür, wie seine zukünftige Frau ihm Hörner aufsetzen würde.


    2. Szene:
    Edelleute kommen mit einem erledtem Hirschen und singen ein Spottlied, welches darauf hinausläuft, daß dem Vater des Jägers schon Hörner aufgesetzt wurden.


    3. Szene:
    Der Schäfer bringt ein Schreiben seiner Schäferin, in dem sie der verkleideten R ihre Liebe gesteht. Rosalinde schickt den Schäfer weg mit dem Hinweis, daß R der Schäferin befiehlt, den Schäfer zu lieben.
    Dann kommt Oliver, der böse Bruder von Orlando, mit einem blutbefleckten Taschentuch zu R. Er erzählt, daß Orlando ihm das Leben gerettet hat, dabei aber verletzt wurde. Der Herzog hat ihn neu mit Bekleidung ausgestatt und er jetzt die Botschaft überbringt. Orlando hat ihn beauftragt, R die Nachricht zu bringen. R. fällt in Ohnmacht.



    In der ersten Szene:
    Ei, so ist es auch hübsch, traurig zu sein und nichts zu sagen.
    Ei, so ist es auch hübsch, ein Türpfosten zu sein. :rofl

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Als erstes mal: das Zitat mit dem Türpfosten finde ich auch köstlich :lache


    Man staunt immer wieder, dass Rosalinde, die so schön und weiblich ist, in ihrer Mann-Verkleidung nicht zu erkennen gewesen sein soll :gruebel Sie spielt da ein nettes Spiel mit Orlando und gibt dabei noch ihrer eigenen Verliebtheit Futter. Sehr clever gemacht!


    Wieder so eine Szene, in der neckische Lieder gesungen werden...ist ja auch eine Komödie, und solche Einlagen entsprachen sicher dem Zeitgeschmack.

  • Jetzt kommt langsam Bewegung in die Sache (und das ist auch gut so, dieses Geplänkel zwischen Rosalinde und Orlando wäre mir bald zuviel geworden, der arme Junge!).


    Oliver taucht in diesem Abschnitt auch noch im Walde auf und es folgt eine schnelle (wie sollte es auch anders sein :-)), aber wohl dramatische Versöhnung mit seinem Bruder. Diese Wandlung vom Fast-Brudermörder zum braven Geretteten ging mir fast etwas zu schnell.


    Zitat

    Original von Clare
    Man staunt immer wieder, dass Rosalinde, die so schön und weiblich ist, in ihrer Mann-Verkleidung nicht zu erkennen gewesen sein soll


    Oliver erkennt zumindest, dass da doch irgendwas faul sein könnte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Jetzt kommt langsam Bewegung in die Sache (und das ist auch gut so, dieses Geplänkel zwischen Rosalinde und Orlando wäre mir bald zuviel geworden, der arme Junge!).


    Oliver taucht in diesem Abschnitt auch noch im Walde auf und es folgt eine schnelle (wie sollte es auch anders sein :-)), aber wohl dramatische Versöhnung mit seinem Bruder. Diese Wandlung vom Fast-Brudermörder zum braven Geretteten ging mir fast etwas zu schnell.


    ...


    Die Versöhnung muss wirklich sehr rasant gewesen sein, denn ich musste sie nochmal nachlesen, da sie scheinbar so an mir vorbeigezogen ist :wow
    Die Bekehrung Olivers kam mir auch etwas unglaubwürdig vor. Ich verstehe sie schon als dramaturgisches Element in Shakespeares Stück, aber rein objektiv betrachtet ist sie schon ein bisschen weit her geholt.

  • Ich glaube Orlando, kann sich nur nicht vorstellen, dass seine schöne und vornehme Rosalinde, sich als ein Junge verkleiden kann und einen Schäfer spielt, daher kommt ihm der Gedanke, dass Ganymend ev. seine Rosalinde sein könnte nicht in den Sinn. Mehr verwirrt mich, dass er Celia nicht erkannt hat, sie wird ja nicht viel mehr getan haben, als schlichte Kleider, als Hofkleider anzuziehen.


    Die Versöhnung der Brüder ist wirklich zu schnell zu Stande gekommen, aber ich glaube Oliver hat endlich eingesehen, dass er seinem Bruder Unrecht getan hat und dass dieser kein schlechter Mensch ist und Orlando ist nun mal ein gutmütiger Typ und hat seinem Bruder alles verziehn. Außerdem, das ist Shakespeare, also hat mich das nicht so sehr gestört! :-)


    Edit: Was mir gerade eingefallen ist. Als Rosalinde in Ohnmacht fällt, und anschließend versucht es als Schauspiel hinzustellen, nimmt ihr Oliver das nicht ab. Er ist der erste, der dennkt, dass mit Ganymend etwas nicht stimmen könnte, obwohl er Rosalinde nicht kennt!

  • Zitat

    Original von Mary26_87
    Ich glaube Orlando, kann sich nur nicht vorstellen, dass seine schöne und vornehme Rosalinde, sich als ein Junge verkleiden kann und einen Schäfer spielt, daher kommt ihm der Gedanke, dass Ganymend ev. seine Rosalinde sein könnte nicht in den Sinn. Mehr verwirrt mich, dass er Celia nicht erkannt hat, sie wird ja nicht viel mehr getan haben, als schlichte Kleider, als Hofkleider anzuziehen.


    Das stimmt, an das habe ich noch gar nicht gedacht! Aber ich denke, er hat nach dem Ringen ausschließlich Augen für Rosalinde gehabt und gar nicht weiter auf Celia geachtet.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Wenn man sich so schnell verliebt wie Orlando in Rosalinde hat man bestimmt keine Augen mehr für die anderen Frauen drum herum. Und mit der Herzogstochter als Schäferin hat er mitten im Wald bestimmt auch nicht gerechnet und sie so auch nicht erkannt.

  • Aber irgendwie fand ich diese Szene schon irritierend - Rosalinde, die einen Schäfer spielt, der Rosalinde spielt. Und dann Orlando, der mit dem Rosalinde spielenden Schäfer über seine tiefe Liebe spricht und ihn überzeugen will. Da musste ich mich doch ab und an wieder erinnern, wer hier wer ist.

  • Zitat

    Original von Mason
    Aber irgendwie fand ich diese Szene schon irritierend - Rosalinde, die einen Schäfer spielt, der Rosalinde spielt. Und dann Orlando, der mit dem Rosalinde spielenden Schäfer über seine tiefe Liebe spricht und ihn überzeugen will. Da musste ich mich doch ab und an wieder erinnern, wer hier wer ist.


    Etwas seltsam fand ich, dass sie ihn überhaupt dazu überzeugen konnte, so zu tun , als wäre sie, also der Jüngling Ganymed, seine geliebte Rosalinde. So nach dem Motte: Stell dir vor, ich bin sie! Sag' mir alles, denn es wird dir gut tun ( und ich will es hören)!
    Wirklich sehr verwirrend :gruebel

  • Ich musste mir beim Lesen immer wieder klar machen, dass Orlando gar nicht weiß, dass er wirklich mit Rosalinde spricht, war irgendiwe verwirrend, aber auf der Bühne stelle ich mir das klasse vor, wenn orlando seine Liebeschwüre vor der verkleideten Rosalind vorbringt.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Ich musste mir beim Lesen immer wieder klar machen, dass Orlando gar nicht weiß, dass er wirklich mit Rosalinde spricht, war irgendiwe verwirrend, aber auf der Bühne stelle ich mir das klasse vor, wenn orlando seine Liebeschwüre vor der verkleideten Rosalind vorbringt.


    Genau :rofl
    Vielleicht war Rosalinde auch wirklich gut verkleidet, denn er erkennt sie ja nicht - vielleicht sogar mit Bärtchen und so...
    Wirkt auf der Bühne sicher ganz anders als beim einfachen lesen!

  • Na oder die Szene mit der Schäferin.


    Zitat

    "...Wahrum seht ihr mich so an?"
    "Aus üblem Willen nicht."
    "Ich bitt euch sehr, verliebt euch nicht in mich..."


    Als Publikum weiß man ja, wer da steht. Das dann wirklich zu sehen...herrlich :chen

  • Ich denke, man darf das als Leser nicht allzu realistisch sehen (oder könnt ihr euch wirklich vorstellen, dass ein Verliebter seine Liebesschwüre irgendeinem dahergelaufenen Schäfer anvertraut?), sondern einfach als Mittel zum Zweck, eine heitere Theateraufführung zu gestalten. Und wie meine Vorredner schon geschrieben haben - diese Vorstellung hat dann durchaus was!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Ich denke, man darf das als Leser nicht allzu realistisch sehen (oder könnt ihr euch wirklich vorstellen, dass ein Verliebter seine Liebesschwüre irgendeinem dahergelaufenen Schäfer anvertraut?), sondern einfach als Mittel zum Zweck, eine heitere Theateraufführung zu gestalten. Und wie meine Vorredner schon geschrieben haben - diese Vorstellung hat dann durchaus was!


    Aber sicher ist das realistisch:
    ...Orlando, von seiner unbefriedigten Liebe zu der vermeintlich in der Ferne weilenden Rosalinde umhergetrieben, nur von Bäumen umgeben, die ihm zwar geduldig zuhören, aber nur in Ausnahmefällen antworten, muss geradezu danach gelechzt haben, seinen ganzen Herzschmerz einer verständnisvollen und bereitwillig zuhörenden Person vor die Füße zu werfen. Dass der Jüngling Ganymed dann auch noch ein Rollenspiel vorschlägt, bei dem Orlando auch noch so tun kann, als wäre Rosalinde da, muss ihm sehr entgegen gekommen sein. :lache
    Als dieses Versteckspiel losging, habe ich gedacht, interessant wäre doch, wenn sich Orlando zu Ganymed stark hingezogen fühlen würde (der ja in Wirklichkeit Rosalinde ist) und darüber entsprechend verwirrt wäre.

  • Zitat

    Vielleicht war Rosalinde auch wirklich gut verkleidet, denn er erkennt sie ja nicht - vielleicht sogar mit Bärtchen und so... Wirkt auf der Bühne sicher ganz anders als beim einfachen lesen!


    Und wenn man bedenkt, das zu Shakespears Zeiten Männer die Frauen gespielt haben


    Das heißt dann, ein Mann spielt ne Frau, die sich als Mann ausgibt um dann wieder die Frau zu spielen. :rofl

  • Zitat

    Original von Mason


    Und wenn man bedenkt, das zu Shakespears Zeiten Männer die Frauen gespielt haben


    Das heißt dann, ein Mann spielt ne Frau, die sich als Mann ausgibt um dann wieder die Frau zu spielen. :rofl


    Da drängt sich mir gerade das Bild von Gwyneth Paltrow als Viola De Lesseps im Film "Shakespeare in love" auf - eine Frau, die einen Mann spielt, der auf der Bühne eine Frau spielt.

  • Naja, dass Orlando Rosalinde nicht als solche erkennt, muss halt so sein. Sonst wäre das schöne Schauspiel ja viel zu schnell vorüber gewesen. :lache


    Ansonsten erging es mir mit der Versöhnung der Brüder wie euch: das ging nun wirklich viel zu schnell, nachdem sie sich vorher fast bis aufs Blut bekämpft haben.

    LG
    Alisha

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    Good girls go to heaven, bad girls go everywhere! :-]
    (Jim Steinman)