Nabokov, Vladimir - Lolita

  • Was denn, der fleischgewordene Inbegriff feuchter Träume des Mannes im fortgeschrittenen Alters wurde hier noch nicht rezensiert? Na jetzt aber:


    Buch der 1.000 Bücher: OT Lolita OA 1955 DE 1959Form Roman Epoche Moderne
    Der zunächst 1955 im Pariser Olympia-Press-Verlag erschienene Roman von Vladimir Nabokov erreichte einen mehr als zwei Jahre währenden Untergrundruhm; die 1958 veröffentlichte US-amerikanische Ausgabe geriet zum Skandalerfolg. Lolita ist ein virtuoses, ironisch-frivoles Meisterwerk der Weltliteratur und avancierte rasch zu einem Klassiker der Moderne.
    Entstehung: Nabokovs Suche nach einem renommierten Verlag für seinen zwischen 1949 und Ende 1953 entstandenen Roman scheiterte, nachdem fünf Verlagshäuser die Veröffentlichung u. a. wegen Pornografieverdachts abgelehnt hatten. So erschien Lolita in englischer Sprache in dem auf mehr oder weniger anspruchsvolle literarische Erotika spezialisierten Olympia-Press-Verlag in Paris. Eine Art Vorstudie bildete die 1939 geschriebene, erst 1986 postum veröffentlichte Novelle Der Zauberer.
    Inhalt: Der Roman schildert die unselige Leidenschaft des 1910 in Frankreich geborenen Literaturwissenschaftlers und Privatlehrers Humbert Humbert zu der kindhaften und gleichzeitig frühreifen 12-jährigen Dolores (Lolita) Haze. Humbert Humbert ist Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren verfallen; deren vollkommene Inkarnation findet er in Lolita. Um in ihrer Nähe bleiben zu können, heiratet er ihre Mutter, die Witwe Charlotte Haze; er verursacht indirekt deren Tod und beginnt mit Lolita – aus Furcht vor Entdeckung seiner verbotenen Leidenschaft – ein unstetes Reiseleben durch die USA. Humbert Humbert stellt bald fest, dass sie verfolgt werden, und eines Tages ist Lolita, offenbar mit dem Verfolger im Bunde, verschwunden. Als er sie nach Jahren wiedersieht – verheiratet, schwanger und in ärmlichen Verhältnissen lebend –, weigert sie sich, zu ihm zurückzukehren, doch gelingt es ihm, den Namen des damaligen Nebenbuhlers zu erfahren. Es ist der Dramatiker Clare Quilty, den er in einer furiosen Racheszene erschießt.
    Mit sprachlicher und stilistischer Virtuosität geschrieben, zahlreiche literarische Anspielungen aufweisend und mit distanzierender Ironie unterlegt, ist der Roman weder Schilderung der Überschreitung moralischer Schranken noch Diagnose einer dekadenten Epoche, sondern am ehesten die Geschichte einer tragischen Leidenschaft, die ihren Gegenstand – wenn überhaupt – nur um den Preis der Zerstörung erreichen kann. Versuche, den Roman allegorisch zu deuten, wonach sein Thema v. a. in der Konfrontation des alten Europa (Humbert Humbert) mit dem jungen Amerika (Lolita) zu sehen sei, hat Nabokov zurückgewiesen.
    Wirkung: Der anfangs heftig umstrittene Roman, der die Mitgliedschaft des Dichters im Kollegium der Universität zu gefährden drohte, entwickelte sich zu einem außerordentlichen kommerziellen Erfolg und verhalf Nabokov zur finanziellen Unabhängigkeit. Für die Verfilmung durch Regisseur Stanley Kubrick (1928–99) im Jahr 1962 hatte Nabokov auch das Drehbuch verfasst. J. R.


    Meine Meinung: Wer hier nun auf Pornographie mit kleinen minderjährigen Ludern hofft, der wird schwer enttäuscht. Denn man muss bedenken in welcher Zeit dieses Buch geschrieben wurde und dementsprechend züchtig wurden die heute noch umstrittenen "Szenen" umschrieben.
    Auch werden die enttäuscht die nun meinen das Buch wurde auf Grund der Thematik so in den Himmel gelobt, so wie etwa diverse Lieder (Falco-Jeanny) die auf Grund ihres Skandals in den Verkaufszahlen hochschossen, und aus diesem Grunde müsste man es nicht lesen.
    Wer jedoch anspruchsvolle und gleichzeitig wirklich lesbare Literatur erwartet, der wird hier reich belohnt, denn Lolita ist in jeder Hinsicht ein tolles Werk. Wer beim Lesen dann noch so Schwarz-Weiß-Klassiker wie "Wer die Nachtigall stört" oder "Rebecca" im Hinterkopf hat und es sich an den kommenden Herbstabenden am knisternden Kamin mit einer Tasse Kakao gemütlich macht, dem sind schon jetzt schauerlich schöne Leseabende versprochen.


    10 von 10 Punkte

  • Merkwüdig finde ich es dass der Titel weder unter Vladimir Nabokov noch in der Suche erscheint, jedoch in der Abstimmung schon Vier User abgestimmt haben, obwohl ich die Rezi gerade erst abgesendet habe. Es muss also irgendwo eine zweite Rezension geben.

  • Ja, JETZT ist es da und auch über die Suche zu finden, aber vorher nicht.
    Ich frage mich aber woher die 3 zusätzlichen Bewertungen kommen. Da muss es doch irgendwo noch eine Rezi geben, wenn auch in einem "Was lest Ihre gerne"-Thread oder so.


    Edit: Vier zusätzliche sind es.

  • Zitat

    Original von Muckelfloh
    Merkwüdig finde ich es dass der Titel weder unter Vladimir Nabokov noch in der Suche erscheint, jedoch in der Abstimmung schon Vier User abgestimmt haben, (...)


    Das Buch wurde mehrfach im Forum erwähnt, u. a. in diesem Allerlei-Buch-Thread:
    Vladimir Nabokov: Lolita
    und vermutlich in diesem Zuge von Usern bewertet.


    Einen Rezi-Thread konntest Du nicht finden - weil es bisher keinen gab. Übrigens suche ich, bevor ich eine neue Rezi erstelle, das gesamte Forum mit markanten Stichworten durch und lasse nur die Überschrift durchsuchen (hier etwa nur den Begriff "Lolita" oder "Nabokov"). Da findet sich alles, auch wenn es in der falschen Rubrik steht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Das Buch wurde mehrfach im Forum erwähnt, u. a. in diesem Allerlei-Buch-Thread:
    Vladimir Nabokov: Lolita
    und vermutlich in diesem Zuge von Usern bewertet.


    Einen Rezi-Thread konntest Du nicht finden - weil es bisher keinen gab. Übrigens suche ich, bevor ich eine neue Rezi erstelle, das gesamte Forum mit markanten Stichworten durch und lasse nur die Überschrift durchsuchen (hier etwa nur den Begriff "Lolita" oder "Nabokov"). Da findet sich alles, auch wenn es in der falschen Rubrik steht.


    Jau, Insomnia hat mich schon auf den Beitrag aufmerksam gemacht.