Antiquariats-Fetischisten????

  • Gibt's eigentlich unter den Eulen auch Fans alter Ausgaben, also nicht nur "gebrauchte" Bücher im sogenannten modernen Antiquariat, sondern schöne alte Ausgaben aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert??? Feine Erstausgaben? Besondere Buchreihen?? Hat ein Eulchen dazu einige Infos, zum Beispiel zu interessanten Büchern oder Websites über diese Dinge?

  • Ich bin kein richtiger Sammler, aber durch Zufall bin ich mal an einige sehr alte Bücher geraten und seither üben alte Ausgaben einen gewissen Reiz auf mich aus. Mein ältest Buch ist von 1805.
    Vor mir liegt gerade ein Album aus der Nouvelle Edition von Librairie Hachette et Cie "Oeuvres de Moliére" von 1895. Die eingeklebten Bilder auf gedrucktem Papier sind einfach wunderschön zum Anschauen und das Buch liegt immer in meiner Reichweite.
    An einem Antiquariat kann ich allerdings wirklich nicht vorbeigehen. Reingehen und durchstöbern - das muss einfach sein.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Es gab und gibt schon immer Recht und Unrecht, leider bekommen die Unrechten fast immer Recht." :chen

  • Zitat

    Original von Marlowe
    Vor mir liegt gerade ein Album aus der Nouvelle Edition von Librairie Hachette et Cie "Oeuvres de Moliére" von 1895. Die eingeklebten Bilder auf gedrucktem Papier sind einfach wunderschön zum Anschauen und das Buch liegt immer in meiner Reichweite.


    Nur mal so aus purer Neugier: Was ist sowas denn in Euro wert?


    Gruss,


    Doc

  • Ich habe keine Ahnung, Doc, vermute aber, dass das sehr vom Verlangen eines Sammlers abhängt. Ich habe ein altes Kochbuch "Von der Kunst der Mostzubereitung", dafür hat mir ein sammelnder Rechtsanwalt mal 750 Euronen geboten. Aber ich habe es immer noch. Nicht weil es vielleicht noch mehr wert würde, einfach weil es zu mir gehört.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Es gab und gibt schon immer Recht und Unrecht, leider bekommen die Unrechten fast immer Recht." :chen

  • Zitat

    Original von Marlowe
    Aber ich habe es immer noch. Nicht weil es vielleicht noch mehr wert würde, einfach weil es zu mir gehört.


    Das ist mal ein interessanter Gedanke. Definiert man sich also tatsächlich auch über seinen Besitz?


    Ich weiß, daß das jetzt ein bischen offtopic wird, aber wenn notwendig kann man ja immer noch einen eigenen Thread dafür aufmachen.


    Gruss,


    Doc

  • Nein, der Gedanke passt schon noch zum Thema, zumindest wenn es um Bücher geht. Ich bin überhaupt kein materiell denkender Mensch (nicht mehr), aber das einzige, was mich mein ganzes Leben begleitet, sind eben meine Bücher. Ich habe vieles zurückgelassen in all den Jahren, aber nicht ein einziges Buch. Über diese Bücher könnte ich eher meinen Lebenslauf definieren.
    Deshalb schrieb ich "weil es zu mir gehört" und nicht "weil es mir gehört!

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Es gab und gibt schon immer Recht und Unrecht, leider bekommen die Unrechten fast immer Recht." :chen

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  • Ja, kann man so sagen. Ich besitze kaum Fotos aus meiner Vergangenheit, ein paar noch in schwarz/weiß, Klein-Marlowe weinend auf dem Töpfchen, mit Geschwistern vor dem Atzventzkrantz, und die liegen irgendwo im Keller. weil vom Gefühl her ist das für mich betrachtete, tote Vergangenheit.
    Aber an und in den Bchern steckt ein Teil meines Lebens, zum Teil haben sie mich verändert oder beeinflusst, andere mich nur unterhalten und vergnügt. Aber ich erinnere mich daran und auch, wann und wo ich sie gelesen haben.
    Da wird die Vergangenheit lebendig, na ja, muss ja nicht jeder verstehen, mir geht es jedenfalls so.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Es gab und gibt schon immer Recht und Unrecht, leider bekommen die Unrechten fast immer Recht." :chen

  • Mein ältestes Buch müsste eine Ausgabe von Rilkes Liebesgedichten sein. Ein kleiner, relativ dünner Band, der mir irgendwie in einem Antiquariat mal in die Finger gefallen ist. Es ist nicht mal besonders ansehnlich, vergilbt und der dünne Papierschutzumschlag ist auch schon überall eingerissen und es ist wahrscheinlich überhaupt nicht wertvoll und kein besonderes Stück (ich hab auch keine Ahnung, wie alt das Ding ist), aber es hat eine Bedeutung für mich - und das zählt.


    Gruss,


    Doc

  • Hmmh, Doc und Marlowe;
    das mit der "Heimat", die man mit manchen Büchern verbindet, gehört schon auch in den Thread hier mit rein. Ich habe ein paar schöne alte Ausgaben (Ende 19. Jh.) die nicht besonders wertvoll sind, an denen ich aber sehr hänge. NEIN; NEIN; ich bin noch nicht SOOOO alt, dass ich mit dieser Zeit Erinnerungen verbinde - um da mal gleich einem Einwurf von Doc vorzubeugen ;-)
    Und Rilke in einer alten Ausgabe zu schmökern, ist was ganz anderes, als ein neues Taschenbuch zur Hand zu nehmen.


    DOC: Definiert man sich auch über seinen Besitz? Ist man denn als Büchereule nicht auch ein wenig stolz auf seine vielen "Kinder", die da in den Regalen stehen. Was dem einen sein Porsche is dem anderen seine Bücherwand????

  • Zitat

    Original von columbo
    ...um da mal gleich einem Einwurf von Doc vorzubeugen ;-)


    Boah...muss ich einen schlechten Ruf haben. :-)


    Zitat


    Und Rilke in einer alten Ausgabe zu schmökern, ist was ganz anderes, als ein neues Taschenbuch zur Hand zu nehmen.


    Da gebe ich Dir recht, das hat was.


    Zitat


    Ist man denn als Büchereule nicht auch ein wenig stolz auf seine vielen "Kinder", die da in den Regalen stehen. Was dem einen sein Porsche is dem anderen seine Bücherwand????


    Kleiner Ausflug in die Amateur-Philosophie:
    Hmm...aber ist das dann nicht nur auf den Besitz als solchen reduziert? Oder sagt nicht die Art und Weise, "wie" man Bücher besitzt mehr über den Menschen aus?
    Mit dem "wie" meine ich solche Fälle (wie ja auch schon mal bei den Eulen diskutiert), wie die 2 Meter Goethe für die Wohnzimmerschrankwand - am besten noch die Buchrücken farblich passend zur Einrichtung.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Doc: Kleiner Ausflug in die Amateur-Philosophie:
    Hmm...aber ist das dann nicht nur auf den Besitz als solchen reduziert? Oder sagt nicht die Art und Weise, "wie" man Bücher besitzt mehr über den Menschen aus?


    Tja, lieber Bonsai-Crescenzo ... da muss ich Dir recht geben. Wer zehn laufende Regalmeter Belletristik sein eigen nennt, muss noch lange nicht belesen sein. Obwohl ich .. .räusper, räusper ... zugeben muss, dass ich manchmal einfach ein Buch kaufe, weil es SCHÖN ist .... das sind zum Teil richtige kleine Kunstwerke für mich. Aber die Diskussion über Buchtitelgestaltung und Cover hatten wir ja schon an anderer Stelle erbrochen ..

  • Lieber columbo,
    grad mal kurz die Beiträge überflogen. Wußte ich doch, daß der 'Busch' bloß eine Bescheidenheitsformel fürs Barockschlößchen war!
    Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen, nicht die schönen Einbände, sondern die Antiquariate.
    Grundsätzlich ist der Kauf solcher Bücher etwas, das man nicht mit dem Tankwart bespricht, sondern mit der/dem Antiquar(in) deines Vertrauens ;-)
    Ich weiß nun nicht, ob du kaufen oder gucken willst.
    Wenn du einfach Titelnachweise oder so etwas suchst, kannst du dich für das 18. Jahrhundert bei der UB Göttingen vergnügen, das ist deren Sondersammelbereich. Fürs 17. Jh. die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.
    Die UB Mannheim, falls du dich je dahin verirrst, hat (noch) eine phantastische Abteilung Alte Drucke. Einige davon Volltext im Netz. Columbus' Beschrreibung von Amerika, z.B.
    Um Preise geht es da aber nicht. Die besitzen die Bücher bloß, erhalten sie und arbeiten damit bzw. stellen sie zum Arbeiten zur Verfügung.
    19. Jh. weiß ich im Moment nix.
    Antiquariate der etwas 'gehobeneren' Art findest du auf jeden Fall auf der Linkliste der Landschaftsbibliothek Aurich, unter Bucherwerb.
    (Ich habe Links setzen noch nicht gelernt, sorry, aber über google kommst du leicht dahin).
    Preise für 'schöne, alte Bücher' sind ein heikles Thema. Man sieht ja allein in ZVAB wie die Preise schwanken können. Ein schöner Umschlag zwischen 1880 und 1920 allein macht es nicht, wenn es nicht grad der Entwurf einer Künstlerin oder eines Künstlers ist, nicht mal Erstausgaben müssen teuer sein, höchstens vielleicht, wenn sie signiert sind. Möglichst zu Lebzeiten des Autors. Neulich bin ich durch Zufall auf ein Angebot eines handsignierten Buchs gestoßen, echt teuer. Bloß, das Buch ist 1985 erschienen und der Autor 1937 gestorben. Nun fraje ick mir...
    Und, columbo, du hast es geahnt:
    ich habe eine wunderschöne Ausgabe der Romane von E. Marlitt, um 1900(?) im Bücherschrank stehen. Die reine Lust. Wenn sie vollständig ist, noch fehlen drei Bände, ist sie bestimmt 100 Europäer wert :grin
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Fürs 17. Jh. die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.


    Hey Magali,
    entnehme ich deiner Aussage, dass du in der Herzog- August- Bibliothek schon mal warst?


    Ich war dort vor etwa einem Monat bedingt durchs Studium (Geschichte im Nebenfach), diese Bibliothek ist Pflicht zur Mitbenutzung bei uns.
    Jedenfalls freue ich mich, dass sie erwähnt wird, weil man sich auf jeden Fall mal die historische Buchsammlung ansehen muss von Herzog August.
    Nebenan das Lessinghaus ist auch ansehenswert, allerdings mit etwas Zeit, wir sind da nur so durchgehechtet und da gefiel es mir nicht so gut. An eines der wenigen Details, an die ich mich erinnere, ist eine abgeschnittene Haarlocke von Lessing :lache





    Okay, zum Thema.
    Also ich hab nicht so gerne alte Bücher und auch keinen Bezug dazu (noch), allerdings muss ich sagen, dass mich doch teilweise die Faszination packt.
    Ich hatte Montag
    Wetzer und Welte's Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. von 1895 in der Hand, welches ich aus der Seminarbibliothek für mein Referat brauchte. Da es schon durch viele Studentenhände gegangen ist, außerdem immer aufgeschlagen auf den Kopierer gelegt wird, hab ich leichte Hemmungen gehabt, es fest anzufassen. Da hatte ich echt Respekt vor den frakturbedruckten Seiten und ich hab es anders gelesen, als ich ein Lexikon o. ä. lese von bsp. 1970. Ich hab irgendwie nicht nur nach dem gesuchten Thema Ausschau gehalten, ich hab irgendwie alles bewundert- inkl. der vielen Studentengesichter, die schon ihre Nase da hineingesteckt haben müssen.


    Irgendwie macht die Ausdrucksweise und die Fraktur diese Bücher liebenswert und ich hab das ebengenannte unbewusst zu meinem Bibliotheksliebling erklärt.

  • Tag, Sterntaler,
    nein, tatsächlich war ich noch nicht vor Ort. Steht noch auf meiner Liste. Man kommt aber auch so oft in Berührung mit dieser Spezialsammlung. Daß es Pflicht für Studierende ist, finde ich klasse.
    À props Haarlocke. Kennst du die Geschichte von Beethoven? Der wurde von seinen Verehrerinnen so geplagt, er möge ihnen ein paar von seinen heiligen Locken schenken, daß er in den nächsten Stall marschierte, einem Ziegenbock ein Büschel abschnitt, liebevoll zusammenband und losschickte.
    Wenn ich bedenke, daß Lessing auch so einen eigenen Sinn für Humor hatte... :chen
    magali

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    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Hey magali, Du Frau mit den Karfunkelsteinen ...
    welche Marlitt-Bände fehlen denn noch?? Da hast Du Dir ja eine ganz schön abgefahrene Autorin rausgesucht ... ;-)


    Und vor allem: KEIN BAROCKSCHLÖSSCHEN


    Wenn solche Begriffe mit einem in Verbindung gebracht werden, versaut einem das ja das ganze Macho-Image!!!!!!!!!!



    Übrigens ein Tipp für Alte-Bücher-Freaks: die Antiquariatsmesse in Ludwigsburg (ist immer Ende Januar). Die ist wirklich sehr schön!!! (Auch wenn sich kein Schwein die Bücher dort leisten kann)

  • [quote]Original von columbo
    Hey magali, Du Frau mit den Karfunkelsteinen ...


    Hejda, Columbo,
    guck mal, was du alles kennst.
    welche Marlitt-Bände fehlen denn noch??
    Karfunkelsteine habe ich, Zweite Frau fehlt u.a. noch, mein Liebling (neben der Alten Mamsell)
    Da hast Du Dir ja eine ganz schön abgefahrene Autorin rausgesucht ... ;-)
    Ja, abgefahren bringt meinen Lesegeschmack auf 'nen guten Punkt.


    Und vor allem: KEIN BAROCKSCHLÖSSCHEN


    Wenn solche Begriffe mit einem in Verbindung gebracht werden, versaut einem das ja das ganze Macho-Image!!!!!!!!!!


    Columbo, denk nach. August der Starke hatte auch ein Barockschlößchen. War das kein MANN?
    :lache


    magali

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    K. Kraus

  • Der hatte ein ausgewachsenes Barock-SCHLOSS!!!!!
    Außerdem war der Kerl zwar ziemlich kräftig, musste seine politischen Ziele ja aber immer erkaufen. Mit den militärischen Erfolgen hatte er es doch meines Wissens nicht so sehr ... Für einen Westernheld nicht geeignet!


    Marlitt ... ist diese Richtung so der Schwerpunkt Deiner doch nicht ganz unbeachtlichen Sammlung??? Das "abgefahren" sollte übrigens nicht abwertend sein!! Und so ganz am Rande: Warum ist denn die Frage nach der Zahl der Bücher intim (hattest Du glaub wohl an anderer Stelle geschrieben??) Fragen über Fragen ..... verzeih die Neugier; gehört sich einfach so für nen Columbo.