Der Ahnhof von Joachim Rangnick

  • Kurzbeschreibung
    Immer wieder verschwinden Frauen und Männer in der Nähe des alten Korbach-Hofes. Die seit Generationen dort ansässige Familie steht unter Verdacht, etwas mit den Vermisstenfällen zu tun zu haben. Beweise wurden nie gefunden. Als der Hof zum Verkauf steht, ahnen Journalist Robert Walcher und seine kauzig-liebenswerte Haushälterin Mathilde, dass die Auflösung der Fälle endlich näher gerückt ist. Sie beginnen zu recherchieren und stoßen auf eine Familiengeschichte, die über Generationen zahlreiche Opfer gefordert hat und bald geraten auch sie selbst in das Visier des Täters.


    Der Autor:
    Joachim Rangnick geboren 1947, ist studierter Grafiker und arbeitete viele Jahre als Produktmanager für Gesellschaftsspiele, leitete eine Marketingagentur und hat sich inzwischen ganz aufs Schreiben verlegt. Er lebt in Weingarten.



    Meine Meinung:
    Dies war der Erste Teil aus der bereits sieben Bände umfassenden Reihe um Walcher, welchen ich las. Aufgrund meiner Enttäuschung wird es auch der letzte Teil sein.
    Die anderen 6 Bände sind im Selbstverlag erschienen.


    Trotz steigender Begeisterung in den ersten drei Vierteln des Buches bleibt am Ende leider nur noch ein großes Naja übrig. Sicherlich kein schlechtes Buch, aber ganz sicher auch keines, das mich begeistern oder faszinieren konnte. Sehr schade, denn Anfang und Mittelteil sind durchaus gelungen, wenn man von kleineren Schwachstellen absieht.
    Durchweg gestört hat mich der Allgäuerdialekt. Ich bin häufig in Bayern im Urlaub gewesen, eigentlich recht sprachbegabt und würde somit sagen, daß ich den Dialekt zwar selbst nicht beherrsche, aber zumindest verstehe. Die hier in Schrift umgesetzte Mundart war für mich jedoch so fern des realen Dialekts und so unverständlich, daß ich über den Glosser mit Erklärungen zu den bayrischen Worten mehr als froh war. Allerdings stört das den Lesefluß erheblich. Für mich las sich das auch häufig, weniger wie der richtige Dialekt, sondern mehr wie der Versuch sich so unverständlich und umständlich wie möglich auszudrücken.
    Dazu der ständige Vergleich von Männern mit geilen Stieren oder notgeilen Bullen oder brünftigen Hirschen war mir persönlich dann bereits ab der Mitte des Buches ein wenig zu abgenutzt, da hätte es doch auch noch andere "Bilder" oder vergleiche gegeben, bzw. daß der Korbachbauer ein geile Stier war, hatte ich dann auch beim ersten Mal schon verstanden.
    Das wäre aber alles in Ordnung gewesen, denn wie gesagt bis etwa zum Ende hin ist das Buch spannend und das obwohl dem Leser der Täter bereits von Anfang an bekannt ist und die Spannung lediglich dadurch aufrecht erhalten wird, daß es eben schwer ist, dem Täter die Taten nachzuweisen.
    Womit wir dann bei der Stelle sind, die mir das ganze Buch verhagelt hat. Was vorher gut konstruiert und spannend gestaltet wurde flachte gegen Ende einfach nur noch in wilden Unfug ab, der da reale Erklärungen nicht fruchteten durch Aberglaube, Alpträume und Ahnungen aufgeklärt wird. Das war mir persönlich zu absurd. Auch die dann auftretenden Verkettung von Umständen, die ein oder andere Reaktion der Beteiligten erschien mir einfach nur noch konstruiert und nicht mehr realistisch, außerdem geraten die zuvor wichtig erscheinenden Nebenhandlungen immer mehr ins Vergessen und werden teilweise nicht mal zu einem Ende geführt.
    Sehr schade, da der Stil des Autors und Beginn und Mitte der Geschichte mir durchaus zugesagt hat, aber am Ende hatte ich schlichtweg das Gefühl, ihm gehe die Luft aus.

  • Danke Babyjane für die ausführliche Rezi, die für mich sehr hilfreich war.:-]


    Ich hatte es ja bei Vorablesen nicht gewonnen und es daher auf meine Liste gesetzt. Die Leseprobe hat mir nämlich recht gut gefallen, aber ich denke, dass ich es nun doch wieder von der Liste streiche, nachdem es nicht hält, was es verspricht. :wave

  • Das Buch beginnt mit einem Zeitsprung zurück in das Jahr 1902. Anhand der Geschichte eines Hütejungen wird deutlich, wie grausam und brutal es auf dem Korbach-Hof zugegangen ist. Das killt leider auch etwas die Spannung, denn man weiß als Leser von Anfang an, um was es geht und wer die Täter sind, ähnlich wie bei Columbo.


    Bei dem Ermittlergespann sorgt Mathilde für einen Schuss Mystik mit ihren Ahnungen und Träumen und Robert Walcher übernimmt den bodenständigen Part, der nicht an Mathildes Fähigkeiten glauben will.


    Um der Geschichte einen Hauch von Authenzität zu verleihen werden immer wieder komplette Sätze im allgäuer Dialekt eingestreut mit denen ein norddeutscher Leser so seine Probleme haben dürfte. Zum besseren Verständnis gibt es im Anhang ein Glossar.


    Insgesamt ist es eine sehr düstere Geschichte in der oft eine beklemmende Stimmung herrscht, die zum Glück von Mathilde und Walcher aufgelockert wird.


    Eigentlich habe ich nichts gegen einen Schuss Mystik in einem Buch, und was Mathilde betraf, fand ich das auch noch ganz ok. Als es allerdings dauernd um das personifizierte Böse ging und das Wesen der Täter, war es mir doch etwas zuviel und unglaubwürdig.


    Zwischendurch hat die Handlung ein paar Längen und was ich von der eingestreuten Liebesgeschichte halten soll weiß ich nicht so recht. Sie plänkelt so vor sich hin und wird wahrscheinlich im Folgeband weitergeführt. Da merkt man deutlich, dass es sich hier um eine Reihe handelt.

  • Ich hatte mich sehr auf den Ahnhof gefreut. Jetzt nach dem Lesen ist meine Meinung geteilt. Auf der Habenseite stehen wirklich sympathische Charaktere und eine interessante Geschichte rund um einen Teil Allgäuer Geschichte der Bauern und Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts.


    Der Täter stand von Anfang an fest, was der Spannung aber keinen Abbruch tat. Auch die mystischen Elemente innerhalb des Buches waren nicht schlecht. Was im späteren Teil des Buches aber schlecht umgesetzt war und mich sehr geärgert hat, war der übersinnliche Schluß, der ins Absurde abdriftete.


    Bis dahin hatte mich das Buch gut unterhalten, teilweise erschüttert, teilweise betroffen zurück gelassen. Keine leichte Kost, die der Autor aber gekonnt umgesetzt und in den Krimi intergriert hat.


    An einem Folgeband wäre ich interessiert. Auch um zu lesen, ob Joachim Rangnick es mit dem Schlußschreiben besser kann. Ausserdem freue ich mich auf ein Wiederlesen mit Mathilde.


    Sieben Punkte von mir

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Böse Bauernsippe Korbach


    Das Cover des Buches finde ich gelungen und es passt zur Geschichte.


    Am Besten hat mir der Anfang des Buches gefallen, in welchen das Schicksal des Hütebuben Josef geschildert wurde. Das war durchgehend spannend und man hat mit dem Jungen mitgefiebert.


    Leider konnte der Krimi nicht die ganze Zeit über die Spannung halten und mir ist aufgefallen, dass ich mich manchmal ermahnen musste nicht mit den Gedanken abzuschweifen, da die Geschichte sich mit Nebensächlichkeiten beschäftigte, die eher langweilten.


    Auch konnte ich bestimmte Handlungsweisen mancher Protagonisten nicht recht nachvollziehen, besonders die von Daniela und Zilli.
    Allerdings hatte ich keine Schwierigkeiten mit der Denkweise von Mathilde, ich fand das nicht allzu "spirituell".


    Insgesamt ließ sich das Buch gut lesen, der Schluß war allerdings ziemlich abrupt, da hätte ich mir doch noch einige Erklärungen gewünscht.

  • ...muss ich nach dem Lesen des Buchs sagen.


    Aber von vorne:


    Ich habe die Leseprobe bei vorablesen verschlungen, war begeistert, habe das Buch hochgelobt - und leider muss ich sagen, dass es nun (fast) genauso tief gefallen ist, wie ich es "gehoben" habe.


    Der Schreibstil von Joachim Rangnick ist sehr schön zu lesen und passend für den "Allgäukrimi" gemäß Untertitel des Buchs. Auch die Figuren sind mehr oder minder liebevoll und ihrem Charakter entsprechend dargestellt, auch wenn mir die Existenz einiger nicht ganz sinnhaftig erscheint (aber da dies mein erstes Buch in der schon bestehenden Reihe ist, führe ich dies mal darauf zurück).


    Walcher und Mathilde, ebenso wie die anderen "guten" Figuren erscheinen nett und man möchte sich vielleicht ebenso mit den beiden an einen Tisch setzen und einen Schnaps trinken. An der Ausführung der Geschichte kann das leider auch nicht alles retten: Die Idee, die mich anfangs total begeistert hat, erschien mir irgendwann nur noch Nebenschauplatz zu sein. Der Buchtitel sowie der Klappentext versprechen mehr, als das Buch dann bieten kann.


    Trotz allem habe ich das Buch gern gelesen - es macht Spaß und geht gut von der Hand. Man sollte aber eben nicht erwarten, einen Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte, in den Fingern zu haben (und sorry - aber aufgrund der Genres muss das Buch das auch aushalten - ein Buch in der Liga Kluftinger ist dies garantiert nicht, dann vielleicht doch "nur" Regionalliga...).

  • Seit den Kluftinger Krimis des Autoren Duos Klüpfl/Kobr ist der Leser ja schon etwas verwöhnt, was Allgäu Krimis angeht.


    Von Joachim Rangnick hatte ich bisher noch gar nichts gehört, obwohl seine Reihe um den Allgäuer Journalisten Walcher schon einige Bände umfasst - von daher bin ich wirklich froh, dass vorablesen mich nun auf diesen Autor gebracht hat. Da ich im Allgäu lebe, ist das ja quasi Pflichtlektüre!


    Zum Buch:


    Im ersten Kapitel wird das harte (und kurze) Leben des Hütejungen Josef Wammer Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben, der mit seinen 9 Jahren den elterlichen Hof verlassen muss, um auf dem Gut der Korbachs als Knecht zu arbeiten. Hier gibts zwar mehr zu essen als daheim, aber die Grausamkeiten des Hofherrn sind kaum zu überbieten. Alles gipfelt in einer einzigen Katastrophe für den jungen Burschen.


    Dann machen wir einen Sprung in die heutige Zeit. Mathilde, die Haushälterin des Journalisten Walcher, wird von ihrer Großbase gebeten, einen Hof in Augenschein zu nehmen - genau den Hof, auf dem früher die Korbachs gelebt haben. Mathilde spürt sofort, dass der Hof kein guter Ort ist und dass sich hier Schreckliches abgespielt hat. Leider glauben ihre junge Verwandte und deren Mann ihr nicht und kaufen das Gut trotzdem.


    Mathilde und ihr Arbeitgeber Walcher (der sich nebenbei noch neu verliebt, in die Umweltaktivistin Theresa) forschen nach, was auf dem Hof alles passiert ist - und finden dabei einige Fälle, die direkt mit der Familie Korbach in Verbindung zu stehen scheinen. Deren letzter Nachkomme lebt immer noch im Allgäu, mittlerweile auf einem anderen Hof und ist wie seine Vorfahren kein besonders angenehmer Zeitgenosse - fast möchte man meinen, die Familie sei mit dem Teufel im Bund!


    Immer wieder lässt der Autor anklingen, dass es - gerade im Allgäu - viele Geschehnisse und Geschichten gibt, die sich rational nicht erklären lassen. Walcher als Vernunftmensch und Mathilde als Vertreterin des Unerklärlichen, geben dabei einen schönen Kontrast ab. Trotzdem sinkt das Buch nicht komplett ins Fantastische ab, sondern ist ein solider regionaler Krimi mit äußerst amüsanten Einschlägen ins Allgäuerische (ein Dialekt an dem ich auch des öfteren im realen Leben verzweifle, das Glossar am Ende des Buches war für mich dann aber doch nicht nötig).


    Da immer wieder Bemerkungen über Walchers früheres Leben fallen, möchte ich nun unbedingt auch die Vorgängerbände lesen! Und ich bin schon gespannt wie diese Krimireihe wohl weitergehen wird!