'Ein Fenster ins Leben' - Seiten 001 - 085

  • Da es nicht lohnte, nach meinem letzten Buch ein anderes anzufangen, und ich zudem während der Woche wenige Lesezeit habe, habe ich schon begonnen.


    Nach dem ersten Kapitel bin ich schon gleich im Buch drin. Ich hatte etwas Bedenken, ob ich „umschalten“ kann, weil mir mein letztes so gut gefallen hatte, doch dank Lynn Austin und ihrem unnachahmlichen Stil waren das falsche Sorgen.


    Probleme bereitet mir allerdings die herstellerische Seite des Buches. Paperback mag ich eigentlich nicht, ein richtiges Buch sollte auch als Hardcover gebunden sein, vor allem da dieses Buch irgendwie so ... weich ist. Mein letztes war in etwas größerem Format, fest gebunden, der Satzspiegel fast im Goldenen Schnitt. Da fällt hier diese „bis zum letzten Ausnutzung“ der Seitenfläche doppelt unangenehm auf und tut beim Lesen den Augen weh; davon abgesehen, daß es schwierig ist, das Buch zu halten ohne daß die Finger auf dem Satzspiegel landen und Schrift verdecken. Schade, daß die Buchkunst in Deutschland fast ausgestorben ist, während US-Verlage (im Bereich des HC) diese offensichtlich immer noch beherrschen.


    Etwas seltsam ist, daß das Buch jetzt rund vierzig Jahre nach dem letzten („Die verlorene Handschrift" von Gustav Freytag) spielt, aber man in Amerika offensichtlich deutlich mehr Wert auf „Konventionen“ legt als zur Jahrhundertmitte in gutbürgerlichen Kreisen in Deutschland (von den Fürstenhöfen jetzt mal abgesehen).


    Seite 35, die Beschreibung eines Verkehrsstaus in Chicago. Fast so wie heute - nur schlimmer. :grin


    Seite 51: Aber Madame Beauchamps hatte uns eingeschärft, dass die meisten Menschen die Antwort auf höfliche Fragen wie „Wie geht es Ihnen?“ oder „Hast du gut geschlafen?“ eigentlich gar nicht hören wollten. Nun, daran hat sich bis heute nichts geändert.


    Violet kommt mir sehr ... naiv vor. Ich fürchte, diesem Lynn Austin Buch bekommt es nicht gut, daß ich zuvor eines von einem Schriftsteller des 19. Jahrhunderts gelesen habe. Dort war jeder Zeile anzumerken, daß der Autor aus eigener Erfahrung wußte, wovon er schrieb (weil er von der Zeit schrieb, in der er selbst lebte), hier habe ich dauernd das Gefühl, als ob es künstlich sei, eben recherchiert. Ich kann das gar nicht an etwas Bestimmtem festmachen, es ist nur so ein unterschwelliges Gefühl. Es gab ähnliche Konventionen, und doch war es anders. Es scheint mir, als ob die feine Gesellschaft Chicagos sich vornehmer benimmt, als es ein paar Jahrzehnte vorher an deutschen Fürstenhöfen und beim deutschen Adel üblich war. Die Ilse der „verlorenen Handschrift“ etwa war zu Beginn des Buches ungefähr so alt wie Violet hier, allerdings deutlich selbstbewußter und im Leben stehend. Schön, die Mutter war früh gestorben, sie mußte für ihre Geschwister mit sorgen und das Gut quasi als „Herrin“ bewirtschaften. Da ist man automatisch bodenständiger. Aber selbst, als sie in die Stadt zog und sich als "Landei" pötzlich in der Welt der Universitätsprofessoren wiederfand, war sie nicht so naiv und oberflächlich wie Violet hier. Wie erwähnt, ich kann es rational nicht richtig beschreiben, möglicherweise (vermutlich) ist es ein sehr subjektives Empfinden, es fällt mir nur sehr auf.


    So, nachdem ich nun für ein Lynn Austin Buch ungewöhnlich viel zu kritisieren hatte, kann ich den Rest des Buches hoffentlich genießen. :-)


    Was mir auch auffällt, ist die „doppelte Verwendung von Rechercheergebnissen“. Die Frauenbewegung spielte schon in „Bebes Vermächtnis“ eine Rolle. Birdie erinnert mich übrigens entfernt an Gracie aus „Die Apfelpflückerin“.



    Edit. Fehlerberichtigung

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Violet glaubt vom Tod ihrer Mutter zu erfahren und alles an was sie denken kann ist ihre Fassung zu bewahren, wie sie es in der Schule gelernt hat. Ihre Mutter ist jedoch nicht tot und war auch all die Jahre über nicht krank. Sie war von ihrem Mann fortgelaufen und hat sich jetzt scheiden lassen.
    Der einzige Mann, der in Violet interessiert ist, ist ein Langweiler. Aber durch ihn bekommt Violet die Idee, unter dem Vorwand der Weltausstellung nach Chicago zu reisen, und dann heimlich nach ihrer Mutter zu suchen. Sie will in der Zeit bei ihrer Grossmutter wohnen. Naiverweise ist Violet sicher, dass ihre Mutter wieder zu ihrem Vater zurückkehrt, weil dies Violets Wunsch ist.
    Im Zug lernt sie einen Händler kennen,Silas, von der Art Mann wie sie immer wieder gewarnt wurde. Trotzdem unterhält sie sich während der Fahrt mit ihm. Als ihre Grossmutter sie nicht wie vereinbart am Bahnhof abholt, will sie mit seiner Hilfe, zu ihrer Mutter zu fahren.
    Doch ihre Grossmutter holt sie schlussendlich doch noch ab. Violet verbringt einen langweiligen Abend mit ihrer gläubigen Grossmutter, ihrer feministischen Tante Matt und der leicht dementen Tante Birdie.
    Die letzte der vier Geschwister ist Tante Agnes, die für Violet einen Ehemann finden will, indem sie sie der Gesellschaft Chicagos vorstellt. Tante Matt dagegen nimmt sie mit auf eine Demo für die Rechte der Frauen. So bekommt Violet zum ersten Mal die Idee, dass sie unterdrückt wird.


    Violet ist so furchtbar altmodisch und naiv. Allein die Vorstellung, sich ewig darauf vorzubereiten um sich später beim Teetrinken korrekt zu benehmen ist zum fortlaufen. Violet nimmt das Ganze so furchtbar wichtig und ernst. Sie hat auch Momente, wo sie sich gegen ihre gute Erziehung auflehnt, Kriminalromane liest oder mit Männern spricht die nicht der Vorstellung ihrer Lehrerin entsprechen.


    Glücklicherweise kam nach dem Kapitel über die Teegesellschaften das Kapitel mit den Frauenrechten. Noch mehr Teegesellschaft und ich hätte das Buch abgebrochen. Der Anfang fiel mir wirklich schwer.

  • Zitat

    Original von xania
    Noch mehr Teegesellschaft und ich hätte das Buch abgebrochen. Der Anfang fiel mir wirklich schwer.


    Ups - so schlimm. :wow Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin gelesen, so naiv wie Violet war bisher noch keine Protagonistin. Wenn Du mehr über Frauenrechtskampf (oder die auch schon angesprochene Sklavenbefreiungsbewegung) lesen willst, greif auch noch zu „Bebes Vermächtnis“ (aber erst nach „Ein Fenster ins Leben“ ;-) ). Da kommt solches reichlich vor. Da dieses Buch hier in 2008 den Christy-Award im Bereich „Historical“ gewonnen hat, kann man davon ausgehen, daß es gut ist.


    Mein Problem ist, daß ich direkt zuvor mein Lieblingsbuch gelesen habe - und dagegen anzukommen ist ziemlich schwer. Die Bücher von Lynn Austin sind normalerweise sehr komplex und vielschichtig mit einer Reihe von ernsten Problemen, die die Protagonisten zu lösen haben, und die im Einzelfall auch großes Leid bedeuten können.


    Dieser Abschnitt erschien mir wie eine Ouvertüre, um die Szenerie für das Folgende zu bereiten. Insofern bin ich gespannt, was noch folgt.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich schreibe es auf meine Liste, danke. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut, das Buch ab dem zweiten Abschnitt auch. Die Langweile der reichen Leute wurde im ersten Abschnitt nur etwas zu deutlich langweilig dargestellt.

  • Zitat

    Original von xania
    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut, das Buch ab dem zweiten Abschnitt auch.


    Puh, da bin ich beruhigt. ;-)


    Jetzt im Ernst: ich bin etwas im zweiten Abschnitt vorangekommen und, ohne das momentan rational begründen zu können, ist dieses Buch anders als die Lynn Austin Bücher, welche ich bisher gelesen habe. Es ist aus der Sicht von Violet geschrieben, und damit bisher (fast) so oberflächlich wie Violet zu diesem Zeitpunkt selbst ist. Insofern vielleicht nicht so gut als erstes Lynn Austin Buch geeignet.



    Edit ergänzt, das beste Buch, das ich bisher von ihr gelesen habe, ist "Die Apfelpflückerin" (trotz des etwas unpassenden deutschen Titels). Im Original heißt es "Hidden Places" - und das kommt dem Inhalt bedeutend näher.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Und die wunderbare Apfelpflückerin drängt sich mich hier auf jeder Seite als Vergleich auf. Ein Fenster ins Leben kommt dagegen bislang nicht gut weg bei mir.


    Violet als naive Erzählerin geht mir im Moment auch ein wenig auf die Nerven. Gut, vermutlich muss das im Moment so sein, denn zu diesem Zeitpunkt hat sie ihren Weg ja noch nicht gefunden. Ich gehe davon aus, dass alle drei Tanten in Einschüben ihre Lebensgeschichte erzählen werden, das ist ja bei den bisherigen Büchern von LA auch der Fall gewesen. Darauf ruhen im Moment ein bisschen meine Hoffnungen.


    Violet hat ein bisschen was von Essie Spreckelmeyer, finde ich :grin


    Ich bin wirklich gespannt, für welchen Lebensweg sie sich am Ende entscheiden wird. Gemäß der damaligen Konventionen kann es eigentlich keine Mischung aus allen drei Wegen sein.


    Neugierig bin ich auch, was es mit ihrer Mutter auf sich hat. Ich frage mich, ob sie vielleicht aus einer, sagen wir es mal vorsichtig "Zigeuner"-Familie kommt. Der dunkle Teint und das etwas fremd wirkende Aussehen wird so oft erwähnt, dass es irgendeine Bedeutung haben muss.

  • Zitat

    Original von Bouqineur
    Und die wunderbare Apfelpflückerin drängt sich mich hier auf jeder Seite als Vergleich auf. Ein Fenster ins Leben kommt dagegen bislang nicht gut weg bei mir.


    :write Selbst „Fionas Geheimnisse“, welches gegenüber der „Apfelpflückerin“ deutlich abfällt, ist besser als dieses hier. :rolleyes Ich vermute, ohne Leserunde würde ich das Buch derzeit sogar abbrechen, weil es stark hinter meinen Erwartungen zurückbleibt. Gut, daß das nicht mein erstes Lynn Austin Buch war, so weiß ich, daß die Autorin wirklich schreiben kann.


    Andererseits könnte die Oberflächlichkeit gewollt sein im Sinne von „Violet ist oberflächlich, das soll deutlich durchkommen“. Nur, hätte ich das gewußt, wäre ich mit einer anderen Einstellung ans Buch herangegegangen (und hätte es nicht für eine Leserunde vorgeschlagen :rolleyes).



    Zitat

    Original von Bouqineur
    Neugierig bin ich auch, was es mit ihrer Mutter auf sich hat. Ich frage mich, ob sie vielleicht aus einer, sagen wir es mal vorsichtig "Zigeuner"-Familie kommt. Der dunkle Teint und das etwas fremd wirkende Aussehen wird so oft erwähnt, dass es irgendeine Bedeutung haben muss.


    Was da raus kommt, bin ich auch gespannt. Es könnte natürlich auch auf Schwarze, Hispanos oder (vielleicht eher) Indianer in den Vorfahren hindeuten.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Jetzt bin ich mal bei meiner Mama und kann hier etwas schreiben... mein Laptop hat nun leider wirklich den Geist aufgegeben und ich kann von zu Hause aus nicht ins Internet.


    Ich bin natürlich jetzt schon über den ersten Abschnitt hinaus, aber ich werde mal meine ersten Eindrücke versuchen hier zu schildern.


    Also als erstes muss ich sagen, dass das Buch bei weitem nicht an die Apfelpflückerin heranreicht und dass ich doch ein wenig vom Anfang des Buches enttäuscht bin.


    Mit Violet werde ich nicht richtig warm. Sie ist ja ungefähr in meinem Alter, aber sowas von naiv, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Sie lebt natürlich auch in einer anderen Zeit als ich, aber dennoch kann ich das alles nicht so richtig nachvollziehen. Ihr Verehrer ist ja auch ein absoluter Langweiler...


    Ich finde ihren Entschluss gut nach Chicago zu gehen, um ihre Mutter zu suchen. Ihre drei Tanten und die Großmutter finde ich schon sehr interessant. Es sind drei von Grund auf verschiedene Frauen und dennoch leben sie gut zusammen in einem Haus. Die Einrichtung des Hauses scheint auch sehr interessant zu sein. Das würde ich mir ja mal gerne anschauen.


    So mehr möchte ich schon gar nicht mehr schreiben, weil ich befürchte sonst zu viel aus dem nächsten Abschnitt zu verraten.


    Ich hoffe, dass ich dann bald hier wieder was schreiben kann... aber ein neuer Laptop ist schon bestellt.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Vielleicht waren Frauen, die Schulen wie Violet besucht hatten, wirklich so furchtbar naiv, sie erhielten dort eine Gehirnwäsche wie man als "moderne reiche" Frau sein musste. Dem Buch tut diese Naivheit allerdings nicht gut.

  • Zitat

    Original von xania
    Vielleicht waren Frauen, die Schulen wie Violet besucht hatten, wirklich so furchtbar naiv, sie erhielten dort eine Gehirnwäsche wie man als "moderne reiche" Frau sein musste. Dem Buch tut diese Naivheit allerdings nicht gut.


    Ja, das war vermutlich so. Das erste Ziel einer Frau damals war, sich möglichst gut zu verheiraten. England nach der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmalig Frauen an Hochschulen zugelassen, die waren aber damals die absolute Ausnahme. In Deutschland ging es wesentlich später los. Zu den USA habe ich nichts gefunden. Ich vermute aber, dass man dort wesentlich konservativer war als in der alten Welt.

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    (...) mein Laptop hat nun leider wirklich den Geist aufgegeben und ich kann von zu Hause aus nicht ins Internet.


    Oh je, da ist ärgerlich. :-( Ich kenne die Situation vom Crash meines letztes PC. Hoffentlich hast du die Daten ausreichend gesichert.



    Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Sie ist ja ungefähr in meinem Alter, aber sowas von naiv, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Sie lebt natürlich auch in einer anderen Zeit als ich, aber dennoch kann ich das alles nicht so richtig nachvollziehen.


    In der Tat, naiv ist sie wirklich. Ich mußte immer wieder an die Ilse der „Verlorenen Handschrift“ denken, die zu Beginn des Buches im gleichen Alter, aber deutlich * wie drücke ich mich aus * erwachsener und reifer war. Gut, bei Violet spielt auch die Schule eine Rolle, die es offensichtlich ausschließlich und mit Fleiß nur auf Oberflächlichkeiten angelegt hat. Wie man so was über Jahre aushalten kann, ist mir ein Rätsel.



    Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Die Einrichtung des Hauses scheint auch sehr interessant zu sein. Das würde ich mir ja mal gerne anschauen.


    Den Gedanken hatte ich auch schon.



    Zitat

    Original von xania
    Vielleicht waren Frauen, die Schulen wie Violet besucht hatten, wirklich so furchtbar naiv, sie erhielten dort eine Gehirnwäsche wie man als "moderne reiche" Frau sein musste. Dem Buch tut diese Naivheit allerdings nicht gut.


    :write ... und macht sie (wie das Buch) für mich eher uninteressant. :rolleyes



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Ja, das war vermutlich so. Das erste Ziel einer Frau damals war, sich möglichst gut zu verheiraten.


    :write Gestern Abend haben wie "Stolz und Vorurteil" in der Fassung mit Keira Knightley angesehen, da hatte die Mutter auch nur im Sinne, die Töchter gut zu verheiraten (das spielte allerdings einige Jahrzehnte früher).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auf der anderen Seite - wenn man sich Emmy von Rhodens Trotzkopf anschaut - da hatten die Schulen eigentlich auch keinen anderen Sinn, als den üblichen Schmu zu lehren. Singen, Handarbeiten, malen :rolleyes


    "Wendepunkt ist ein Vorfall in der Handarbeitsstunde, in der Ilse von Fräulein Raimar bloßgestellt wird. Das Mädchen reagiert mit einem Wutanfall und riskiert, aus der Pension ausgeschlossen zu werden. Fräulein Güssow erzählt ihr zur Warnung die Lebensgeschichte des Mädchens Luzie, das durch ihr trotziges Wesen den Bräutigam Kurt abgeschreckt hat und fortan als Lehrerin ihr Brot verdienen muss. Die Erzählung macht tiefen Eindruck auf Ilse. Sie entschuldigt sich bei Fräulein Raimar und fügt sich nach und nach in das Internatsleben ein."


    Quele: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Trotzkopf#Handlung


    Auf eigenen Füßen stehen zu müssen war damals offenbar die Horrorvorstellung schlechthin.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Auf eigenen Füßen stehen zu müssen war damals offenbar die Horrorvorstellung schlechthin.


    Für einge ja (vor allem vermutlich für die Männer, die um ihre Macht fürchteten), für andere nicht. Wobei sich natürlich die Frage stellt, woher die starke Frauenrechtsbewegung kommt, wenn "die meisten" das nicht wollen. Ich glaube, es hing viel von der konkreten Umgebung ab. Wie erwähnt, Gustav Freytag lebte und schrieb um 1860, und seine Ilse ist so ganz anders als die Violet hier. Sicher gab es da klare Rollenverteilungen und -vorstellungen, aber weit entfernt von dem, was wir hier vorfinden. Aber vielleicht war es im Deutschland des gehobenen Bürgertums anders als in den gehobenen Kreisen der USA.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Danke für den Link, Bouquineur. Ich habe mir den Artikel durchgelesen. Wenn das wirklich so war, dann wäre das auf jeden Fall nix für mich gewesen, diese Art zu leben meine ich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Da ich von Lynn Austin bisher noch nichts gelesen habe (Bebes Geheimnis subt noch vor sich hin) kann ich auch von keinem Vergleich mit ihren anderen Büchern enttäuscht sein und fühle mich bis hierher gut unterhalten.


    Violets Zorn auf den Vater und die Ablehnung der neuen Frau des Vaters und der Kinder Horror und Haarig (hihihi) konnte ich irgendwie verstehen und ihre Überlegungen (wie z.b. ob Maude ihren ersten Mann vergiftet hat usw.) fand ich amüsant beschrieben. Eine blühende Fantasie hat Violet ja.


    Ob ich Violet mag, weiß ich noch nicht wirklich. Die resolute Tante Matt und Birdie, deren verwirrter Verstand sie vor der Wahrheit schützt, gefallen mir aber beide gut.


    Ich bin ja mal gespannt, ob einer der drei bisher aufgetauchten Herren - der langweilige Mr. Beckett, der aalglatte Mr. McClure oder der bisher farblose Mr. Kent für Violet der "Herzbube" werden.


    Das Thema Rechte der Frauen finde ich interessant. Ich habe mir aus einem USA-Urlaub eine ein-Dollar-Münze mitgebracht, den sogenannten Susan B. Anthony-Dollar. Irgendwie habe ich mir nie wirklich Gedanken gemacht, wer Susan B. Anthony war. Jetzt weiß ich es.

    Kayenta



    I finally figured out the only reason to be alive is to enjoy it. (Rita Mae Brown)

  • Zitat

    Original von Kayenta
    Da ich von Lynn Austin bisher noch nichts gelesen habe (Bebes Geheimnis subt noch vor sich hin) kann ich auch von keinem Vergleich mit ihren anderen Büchern enttäuscht sein und fühle mich bis hierher gut unterhalten.


    Insofern vielleicht doch ein guter Einstieg, denn am Stil gibt es nichts auszusetzen. Schreiben kann Lynn Austin, und die Übersetzungen von Dorothee Dziewas gehören mit zu den besten, die ich kenne. Verglichen mit ihren anderen Büchern blieb sie hier hinter ihren (inhaltlichen) Möglichkeiten zurück. In „Bebes Vermächtnis“ wird Dir übrigens manches Thema von hier wiederbegegnen, Stichworte Frauenrechtsbewegung, Abstinenzlerbewegung, Sklavenbefreiung.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")