"Jagdzeit" von David Osborn

  • "Jagdzeit"
    David Osborn
    Pendragon
    ISBN: 3865322093
    280 Seiten; 10,95 Euro


    Über den Autor: David Osborn wurde 1923 geboren. Schon während seines Studiums an der Columbia University schrieb er erste Stücke für Off Broadway-Theater. 1974 veröffentlichte er mit »Open Season« (deutsch »Jagdzeit«) einen Welterfolg, der noch im selben Jahr mit Peter Fonda verfilmt wurde.


    Kurzbeschreibung: 'Jagdzeit' ist ein Thriller und zugleich eine radikale psychologische Studie über Waffen, Sexualität und Gewalt. Es beginnt mit einer Vergewaltigung. Und weil das Opfer, von den eigenen Eltern genauso im Stich gelassen wie von der Justiz, am Ende nicht einmal eine Anzeige gegen die Täter erstattet, machen sie weiter. 'Jagen, das ist ein guter sauberer Männerspaß', sagen Ken, Greg und Art, drei nette unbescholtene Amerikaner, denen niemand ansieht, daß es ihnen nur darauf ankommt, andere zu demütigen.


    Meine Meinung: Nachdem ich in letzterer Zeit öfter einmal etwas dickere Schinken gelesen hatte, dachte ich mir, ich lese mal wieder etwas kurzweiliges, spannendes mit viel Action - am besten auch noch aus alten Zeiten (Das Buch wurde 1975 geschrieben!).
    Und, was soll ich sagen, ich bin fündig geworden. Um es einmal kurz zu formulieren: Wer gerne Laymon und Ketchum liest, kommt hier voll auf seine Kosten. Also, nichts für Zartbesaitete.
    Es geht um drei US-Amerikaner aus gutem Hause, verheiratet, Kinder und Top Job, die sich einmal im Jahr in ihrer gut versteckten Hütte im Nord-Amerikanischen Wald zur Jagd treffen - und zwar auf sadistischer Art auf Menschenjagd.
    Mehr will ich hier garnicht verraten. Das Ganze ist handwerklich perfekt und absolut spannend und stimmig geschrieben, das man es nicht mehr aus der Hand legen kann. Hier wird wieder einmal deutlich gemacht, das hinter jeder Fassade das Böse lauern kann.
    Ziemlich schnell und ohne großartige Umschweife kommt David Osborn auf den Punkt und lässt die Zeit wie im Fluge vergehen.
    Also, von mir 10 Punkte mit absoluter Lesempfehlung für alle, die es mal nicht so anspruchsvoll haben wollen.

    :lesend"Labyrinth - Elixier des Todes: Agent Pendergast 14" von Douglas Preston & Lincoln Child


    "Wenn man liebt, sind Pockennarben so hübsch wie Grübchen."

  • Eine Rezi mit zwei Wörtern die mich sofort überzeugt haben: 'Laymon' und 'Ketchum' :grin


    Wird ganz klar gekauft :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • dieses buch steht schon sehr lange bei mir im regal. als typischer flohmarktfund ist mein exemplar sogar noch von der erstausgabe aus den 70ern. ;-)


    ich kann der rezi voll und ganz zustimmen. für teilnehmer der heyne-hardcore-leserunde eigtl die optimale wahl. :grin

  • Da ich das Buch aus einen alten, gebrauchten Bestand geschenkt bekommen habe, handelt es sich bei dieser Ausgabe auch um die Erstauflage von 1975. :-]

    :lesend"Labyrinth - Elixier des Todes: Agent Pendergast 14" von Douglas Preston & Lincoln Child


    "Wenn man liebt, sind Pockennarben so hübsch wie Grübchen."

  • Der Autor: David Osborne studierte nach seiner Militärzeit - er war Pilot im Pazifik - an der Columbia University, wo er mit dem Schreiben von Theaterstücken begann. Bald schon geriet er ins Visier der McCarthy-Schergen - er hatte u. A. Radioprogramme speziell für Farbige entworfen - und Osborne geht nach Frankreich, wo er eine ausgesprochen erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor beginnt. Später übersiedelte er in die Schweiz und begann mit dem schreiben von Romanen, von denen "Jagdzeit" wohl der bekannteste ist.


    Das Buch: Drei Männer, Freunde seit Collegezeiten, fahren wie jedes Jahr in eine einsame Waldhütte zur Jagd. Aber nicht Hirsche, Bären oder sonstiges Wild ist ihre Beute.
    Auf ihrem Weg zur Hütte kidnappen die drei wie jedes Jahr ein Pärchen, welches nach einer rauschhaften Nacht voller Alkohol und Sex in die Wälder gejagt wird.


    Alles scheint so zu laufen wie in den Jahren zuvor, bis auf eine Kleinigkeit: ein weiterer Jäger taucht auf… und die drei Männer werden nun selbst zu gejagten.


    Meine Rezension: Sie sind erfolgreich, in mittleren Jahren und seit Ewigkeiten befreundet. Drei typische amerikanische Jungs, die einmal im Jahr zusammen wegfahren um Spaß zu haben und den Alltag einmal für eine Weile hinter sich zu lassen. Durchschnittstypen eben, die etwas ganz normales machen….


    Aber diese Männer sind nicht normal …. Oder?


    Was Osbornes Roman von vielen anderen Büchern und Filmen dieser Art unterscheidet ist die Tatsache, das er – ähnlich wie Jack Ketchum in seinem Meisterwerk „Evil“ – das Böse beschreibt, das in uns allen schlummert; nur das die meisten Menschen, anders als die Personen in diesem Buch, dieses Böse niemals ausleben, sondern es als etwas schlechtes in ihrem Innern vergraben und diesen Trieben ganz bewusst nicht nachgeben. Aber „was wäre wenn…?“ Mit diesem Gedanken spielt Osborne ebenso gekonnt wie mit der Frage, wie ein Durchschnittstyp, ein „Jedermann“ mit einer Bedrohung dieser Art umgeht.


    Osborne ergeht sich hier nicht in seitenlangen Beschreibungen von ekligen und grausamen Einzelheiten, er lässt die Tatsachen für sich sprechen, sie sind grausam genug. Doch gerade diese Aussparung, die es dem Leser überlässt das Nichtgeschilderte durch seine Phantasie zu füllen macht den Reiz dieses Buches aus. Es ist vor allem ein verstörendes denn ein spannendes Buch, dabei nie reißerisch oder effekthascherisch sondern beinahe sachlich in seiner Schilderung der albtraumhaften Ereignisse.

  • Vielen Dank für diese erweiterte und bessere Rezession. :-)
    Und das meine ich wirklich ernst - nicht ironisch verstehen. ;-) Eigentlich bin ich nicht gerade der beste Rezession-Schreiber. Da es aber von diesem Buch noch keine gab, konnte ich es einfach nicht lassen, dieses weiter zu empfehlen.

    :lesend"Labyrinth - Elixier des Todes: Agent Pendergast 14" von Douglas Preston & Lincoln Child


    "Wenn man liebt, sind Pockennarben so hübsch wie Grübchen."

  • Hallöchen,


    da es dieses Buch gestern bei den Kindle Gratis-Tagen bei Amazon gab, und ich mal Lust auf was "Härteres" hatte, habe ich das Buch mal eben gelesen - kein Problem bei nur 280 Seiten.


    Was soll ich sagen, ich lese nicht oft Krimis oder Thriller (eigentlich nie) und es war mal eine nette Abwechslung. Ich habe während des Lesens eigentlich nur gedacht "Hoffentlich denken Männer nicht wirklich so über Frauen, wie es hier geschrieben steht." ... Die Story an sich ist ja schon krank genug, noch dazu ganz gut geschrieben. Trotzdem würde ich es als "Männerbuch" beschreiben, weil außer Sex, Jagd und Mord da nichts passiert (was ja sicher auch so gewollt ist).


    Ich wage gar nicht hier viel zu kritisieren, immerhin scheint dieser Roman ein Klassiker zu sein. Einzig zum Ende hin fand ich es etwas langwierig, als es nur noch darum ging, wer wen zuerst abknallt ... oh Mann.


    Also wer auf solche Storys steht, kann hier sicher nichts falsch machen, sagen wir es mal so :grin

  • Die Handlung ist schrecklich. Schrecklich im Sinne von "kaum erträglich" und sehr grausam. Der Roman zeigt, welche Abgründe sich hinter den Fassaden von netten, erfolgreichen, geachteten Menschen verbergen können. Und das Schlimmste ist, dass der Roman sicher nicht allzu weit hergeholt ist, dass solche Dinge passieren, und das nicht selten. Und dass die Opfer von Vergewaltigungen nicht nur damals nicht wirklich ernst genommen werden - vor allem wenn Aussage gegen Aussage steht und die Verbrecher angesehener sind als die Opfer.


    David Osborn schreibt sehr eindrucksvoll, sehr spannend und mitreißend. Das Buch ist ein Pageturner ersten Ranges.
    Auch wenn ich den Roman mit Abscheu vor der Handlung gelesen habe, bewerte ich es sehr positiv, da dieser Roman erstens sehr gut geschrieben ist und zweitens aufrütteln muss.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde