Fragen an Agnes Hammer

  • Ich habe es aus dem Buch nicht herauslesen können, wie alt ist Max eigentlich?


    Paula ist ja 17 Jahre alt bzw. fast 18 Jahre alt. Max muß 18 Jahre alt sein, denn er darf Autofahren. Auf der anderen Seite geht er aber noch zur Schule, auch wenn ich das Gefühl habe, dass so eine oder andere Ehrenrunde mit im Spiel ist.


    Ich frage deshalb, weil ich denke das Max sich durch den spirituellen Trip der Eltern so verändert hat und der Altersunterschied der Geschwister dafür "verantwortlich" ist, das sie so unterschiedlich reagieren.


    Wenn es Max während der Pubertät erwischt hat wo man sowieso unsicher ist, dann ist es vielleicht schwerer zu verstehen als ein Kind von 10 Jahren oder so, denke ich mal. :gruebel


    Wie bist Du eigentlich auf das Thema Terror im Regionalexpreß gekommen? Spielt da nur die Berichterstattung in den Medien eine Rolle oder bist Du selbst häufiger Bahnfahrer?

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Macska : In meiner Vorstellung war Max immer neunzehn, und er hat so viele Ehrenrunden gedreht, dass in keine Schule mehr will außer die in Köln, die als so eine Art Auffangbecken für alle dient, die es in den Regelschulen nicht schaffen.
    Deshalb pendeln er (und auch Adil) auch.


    Ich selbst bin die Strecke von Dez. 1998 bis Oktober 2006 jeden Tag zur Arbeit gefahren, und, wie ich im Nachwort schreibe, einen ersten Anstoß zum Text war für mich der Tag, an dem wegen der "Kofferbomber von Köln" der Kölner Hauptbahnhof gesperrt war...


    Ganz liebe Grüße


    Agnes

  • Liebe Agnes,


    erstmal möchte ich mich bedanken, dass Du uns bei der Leserunde begleitet hast, viele Fragen beantwortet hast und uns an Deinen Überlegungen, die Du beim Schreiben hattest, hast teilnehmen lassen. Das war sehr interessant.


    Ich würde jetzt gerne wissen, ob Du schon ein neues Projekt in Angriff genommen hast, und wenn ja, zu welchem Thema - falls Du das überhaupt schon ausplaudern darfst/möchtest.


    Ich habe ja schon "Nacht, komm!" gelesen, was mir auch sehr gut gefallen hat. Da waren die Meinungen ja sehr gespalten, weil das Thema auch nicht wirklich leicht war.


    Liebe Grüße
    Eisnebelhauch
    (MacBaylie)

  • Danke für die Beantwortung der Fragen Agnes.


    Wenn Max nur knapp 2 Jahre älter ist als Paula, dann kann es also nicht am Altersunterschied liegen, das sie sich so unterschiedlich entwickelt haben.


    Das Nachwort habe ich natürlich später auch gelesen, am Ende des Buches. Aber da stand meine Frage schon im Forum. :-]


    Vielen Dank für die Begleitung der Leserunde, es hat wirklich viel Spaß gemacht und war sehr informativ. :wave

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • @ Macska,


    ich glaube, dass es nur selten einen greifbaren Grund gibt, warum Menschen, die aus dem selben Elternhaus stammen, sich vollkommen anders entwickeln. Ich muss nur an mich und meine beiden Brüder denken. Wir sind im selben Elternhaus erzogen worden, haben unter gleichen Bedingungen gelebt und dennoch gibt es kaum unterschiedlichere Menschen als uns.
    Mag sein, dass das Umfeld, Freunde ect., eine Rolle spielen und/oder einfach unterschiedliche Charaktere :gruebel

  • Liebe Agnes,


    wie ich las, hast du in der Vergangenheit (überwiegend oder ausschließlich?) Jugendbücher geschrieben. Nachdem ich "Regionalexpress" ein paar Tage habe sacken lassen, glaube ich, dass auch dieser Roman eher für diese Zielgruppe geeignet wäre. Verstehe das bitte nicht falsch, ich habe das Buch gern gelesen, aber für dieses Thema war es mir -ehrlich gesagt- etwas zu "global". Mir hat es teilweise an Tiefe gefehlt, das geht auch aus den Diskussionen in den einzelnen Threads hervor.
    Mir ging vieles einfach zu flott, ich hätte gern mehr Einblick in die Gedanken der Protagonisten erhalten.
    Hat es einen Grund, dass du dich dieses Mal für Erwachsenen-Literatur entschieden hast?

  • Naja, script5 bezeichnt sich selbst als Verlag für "junge Erwachsene" - ich habe daher bei Regionalexpress ein Jugendbuch erwartet und nicht angenommen, dass es ein "Erwachsenen-Thriller" sein soll.

  • Liebe Agnes,


    weiß leider nicht, wo ich diese Frage sonst stellen soll, deshalb frage ich dich jetzt einfach hier, auch wenn es eigentlich für Fragen abgesehen von "Regionalexpress" gedacht ist... :-)


    Wieso hast du gerade einen Regionalexpress als Anschlagsort gewählt und nicht einen ICE? Wäre es nicht ein "spektakuläreres" Ziel gewesen? Höhere Geschwindigkeit, höhere Opferzahl, als Symbol des westlichen technischen Fortschritts...?


    Ich hoffe, du verstehst was ich meine? :-)


    LG,
    Baby_Tizz

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Zitat

    Original von Roma
    @ Macska,


    ich glaube, dass es nur selten einen greifbaren Grund gibt, warum Menschen, die aus dem selben Elternhaus stammen, sich vollkommen anders entwickeln. Ich muss nur an mich und meine beiden Brüder denken. Wir sind im selben Elternhaus erzogen worden, haben unter gleichen Bedingungen gelebt und dennoch gibt es kaum unterschiedlichere Menschen als uns.
    Mag sein, dass das Umfeld, Freunde ect., eine Rolle spielen und/oder einfach unterschiedliche Charaktere :gruebel


    Nein, mir ist schon klar das Geschwister sich auch vollkommen unterschiedlich entwickeln und das auch nicht unbedingt die Erziehungsmethoden der Eltern eine große Rolle spielen. Ich denke da nur an den Freundeskreis, der ja speziell in einem gewissen Alter auch eine große Rolle spielt.


    Mir ging es darum, das diese spirituelle Erleuchtung der Mutter ein gravierender Einschnitt in dem Leben der Kinder war und das solche Ereignisse ( wie z.B. auch der Tod eines Elternteils, eine Scheidung ) doch schon allein vom Alter her unterschiedlich verarbeitet werden und daher auch anders die Entwicklung eines Kindes beeinflußen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Macska und Roma: In meinem Kopf haben sich die beiden ganz unterschiedlich entwickelt, wie das nun mal bei Geschwistern ist.
    Folgendes hatte ich mir als Hintergrund überlegt: Paula reitet, seit sie ein Kind ist, sonst wäre sie jetzt nicht mindest. auf L-Niveau und Röder würde sie gerne als Auszubildende haben. Den Kieffer-Sattel bezeichnet sie ja auch als ihr Zuhause und die "Erleuchtung" ihrer Mutter konnte sie deshalb viel leichter nehmen. Dass sie als erfolgreiche Reiterin und Gymnasiastin Max, den älteren Bruder und Schulversager, überflügelt, ist auch nicht schön für ihn.
    Max dagegen hatte als Kind eine enge Beziehung zu seinem Vater, die aber zu Beginn des Textes schon zerbrochen ist. Das wollte ich damit deutlich machen, dass der Vater ihm früher für Jungs leckere Sachen (Brot mit Fleischwurst, Bratkartoffeln) macht, und als "Erleuchteter" nur noch vegetarischen Eintopf. In gewisser Weise "ernährt" er seinen Sohn nicht mehr, auch nicht im übertragenen Sinn.


    @ Baby_Tizz: Auch ein ICE wäre ein Ziel gewesen, klar. Aber Max sind die ganzen Pendler ja sehr, sehr unangenehm, und das Zugfahren ist für ihn ja auch Ausdruck seines Versager-Status. Er kann kein Auto finanzieren, muss in diese Schule, weil es seine letzte Chance ist usw. Auch bei Recherchen über andere Attentäter wurde mir immer wieder deutlich, dass sie meistens Ziele wählen, die neben der allgemeinen Bedeutung auch eine persönliche haben.


    Liebe Grüße


    Agnes

  • Roma : Script5 ist ein Verlag für "Junge Erwachsene" und Regionalexpress ist für mich kein klassisches "Jugendbuch" wie etwa "Bewegliche Ziele", das bei Loewe erschienen ist. Es ist immer schwer, für eine bestimmte Zielgruppe zu schreiben. Für mich persönlich sind Bücher, die alles auserzählen, nicht so furchtbar spannend, und als "Junge Erwachsene", also so ab 16 habe ich deshalb sehr viel Erwachsenen-Literatur gelesen, von deren Problemstellungen ich mich aber oft meilenweit entfernt gefühlt habe. Ich finde, dass Script5 hier sehr gut eine Lücke erkannt hat und füllt.


    @MacBaylie: Zurzeit denke ich tatsächlich, nach Kofferbomben und Islamisten, über eine Liebesgeschichte nach und habe auch schon so etwas wie einen Plot dafür. Aber das ist alles noch sehr vage. Es werden aber keine Konvertiten und auch keine Obdachlosen ("Herz,klopf", Nacht, komm") darin vorkommen.


    Euch allen nochmal herzlichen Dank für Euer Engagement bei der Leserunde!


    Liebe Grüße


    Agnes

  • Zitat

    Original von AgnesH
    Roma : Script5 ist ein Verlag für "Junge Erwachsene" und Regionalexpress ist für mich kein klassisches "Jugendbuch" wie etwa "Bewegliche Ziele", das bei Loewe erschienen ist. Es ist immer schwer, für eine bestimmte Zielgruppe zu schreiben. Für mich persönlich sind Bücher, die alles auserzählen, nicht so furchtbar spannend, und als "Junge Erwachsene", also so ab 16 habe ich deshalb sehr viel Erwachsenen-Literatur gelesen, von deren Problemstellungen ich mich aber oft meilenweit entfernt gefühlt habe. Ich finde, dass Script5 hier sehr gut eine Lücke erkannt hat und füllt.


    Danke für die Antwort, Agnes. Das war mir nicht bekannt und ich stimme dir zu, dass der Verlag mit dem gezielten Ansprechen dieser Altersgruppe ein gutes Ziel verfolgt.

  • Agnes, Danke erstmal für die Begleitung der Leserunde. Das fand ich sehr angenehm.


    Ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass es unter uns Teilnehmern hier viele gab, die schon andere Bücher von Dir gelesen haben. Aus dem Grunde bin ich froh, dass Du bei der LR dabei warst/bist. Wenn dann Fragen kommen, dann können sie gleich beantwortet werden, denn ansonsten wird ein Buch eher schnell zerrissen, weil niemand die Autorin oder den Autor kennt. Mit den Erläuterungen bekommt man doch mehr Verständnis.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Liebe Agnes, noch einmal vielen Dank für die Begleitung der LR. Ich habe auch noch eine Frage, die mir aber auch erst jetzt gekommen ist, nachdem ich weiterhin lese, was andere zu dem Buch schreiben....Max hat ja sozusagen einen Abschiedsbrief geschrieben. Allerdings war ja geplant, dass beide Attentäter nicht sterben, sie wollten sich ja in der Türkei treffen. Im Prinzip wären sie ja , wenn alles wie geplant verlaufen wäre, noch nicht mal zwangsläufig verdächtig gewesen, warum also die geplante Flucht? Sie wussten ja nichts von Mohammads Doppelspiel. Die Flucht hätte sie dagegen verdächtig gemacht und die Türkei ist als Land zum untertauchen auch nicht gerade sehr gut geeignet. Vielleicht habe ich aber auch irgend etwas überlesen?
    Liebe Grüße LyFa

  • Zitat

    Original von LyFa
    Liebe Agnes, noch einmal vielen Dank für die Begleitung der LR. Ich habe auch noch eine Frage, die mir aber auch erst jetzt gekommen ist, nachdem ich weiterhin lese, was andere zu dem Buch schreiben....Max hat ja sozusagen einen Abschiedsbrief geschrieben. Allerdings war ja geplant, dass beide Attentäter nicht sterben, sie wollten sich ja in der Türkei treffen. Im Prinzip wären sie ja , wenn alles wie geplant verlaufen wäre, noch nicht mal zwangsläufig verdächtig gewesen, warum also die geplante Flucht? Sie wussten ja nichts von Mohammads Doppelspiel. Die Flucht hätte sie dagegen verdächtig gemacht und die Türkei ist als Land zum untertauchen auch nicht gerade sehr gut geeignet. Vielleicht habe ich aber auch irgend etwas überlesen?
    Liebe Grüße LyFa


    Liebe LyFa,


    tatsächlich gehen beide ganz zu Recht davon aus, dass sie - genau wie die realen "Kofferbomber von Köln" im Jahr 2006 - ziemlich schnell durch die Kameras an den Bahnhöfen identifiziert werden können, und Max will das ja auch, er denkt ja viel über diese Überwachungskameras nach und ihm ist irgendwo klar, dass sie ihn kriegen werden. Sonst würde er ja kein "Bekenner-Schreiben" verfassen.
    Auf der anderen Seite hat er natürlich "Schiss" (ich hoffe, diese Schiss-Stellen sind nicht zuuuu eklig) und will im türkischen Hinterland (in der Provinz Hatay, deren Dörfer ziemlich rückständig sind) möglichst lange unentdeckt bleiben. Hilfreich würde natürlich sein, wenn Adil, dessen Familie aus Hatay stammt und der sich dort auskennt, dolmetschen würde ... aber dazu kommt es ja nicht.
    Wie meistens im Text hat Max hier auch zwei Seiten.


    Liebe Grüße


    Agnes