'Die Frau in Weiß' - Seiten 573 - 651

  • Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verplappere und schon zu viel verrate, denn ich bin schon mitten im nächsten Abschnitt. Der Roman bleibt weiter spannend, obwohl sich ein Rätsel nach dem anderen aufklärt.


    Nun ist es geschehen: Sir Percival Glyde ist tot! Und er hat auch noch selbst Schuld daran. Ich hätte mit seinem Tod am allerẃenigsten gerechnet. Aber bei lebendigem Leib verbrennen...kein schöner Tod...


    Die Ereignisse werden von Walter in seiner weitschweifenden, feinsinnigen Art und von Mrs Caterick, Annas Mutter, die eher derb und verschlagen agierend schreibt, niedergeschrieben.
    Gerade von Mrs Caterick erfahren wir sehr viel, auch Sir Percivals Geheimnis. Er ist also nur der uneheliche Sohn seines Vaters und hatte gar keinen Anspruch auf das Familienvermögen. Das Kirchenbuch und die Heiratsurkunden zu fälschen, muss gar nicht so einfach gewesen sein-so viel kriminelle Energie schon in jungen Jahren.
    Mit Annas Mutter hatte er nichts, was über deren Mithilfe bei den Fälschungen hinausging. Also bleibt die Ähnlichkeit zwischen Anna und Laura noch vorerst weiter ein Geheimnis.


    Überraschend finde ich immer noch, dass Laura sich so scher von den seelischen Strapazen erholt. Wahrscheinlich hat ihr Geist auch einfach dicht gemacht und die schrecklichen Ereignisse ausgeblendet. Ich hoffe, dass sie wieder stabiler wird. Ich wünsche es Walter sehr, denn er liebt sie über alles und ist bereit, alles zu opfern, wahrscheinlich sogar sein Leben, wenn es sein müsste.

  • Einfach rührend ist doch, wie sehr und in welcher Art und Weise sich Marian und Walter um Laura bemühen. Und immer fällt ihm das Richtige ein, was ihr zu helfen scheint. Die Liebe ist eben doch nicht blind.
    Aber regelrecht dankbar habe ich den Hinweis von Walter auf die „glücklicheren Zeiten“ (Seite 575) gelesen. So ganz allmählich war sogar ich so weit, dass ich versucht war, einen Blick auf die letzten Seiten zu werfen. Es wird sich also alles aufklären, denke ich mir (auch, wer Lauras Vater ist?). Interessant finde ich aber, wie Collins seine Geschichte erzählt


    Der letzte Teil endete mit einer deutlichen Warnung vor Frau Catherick, mir scheint, ganz unbegründet war sie nicht. Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum sie so geworden ist, wie sie sich jetzt darstellt. Was hat sie derart hart werden lassen? Was ist ihr Geheimnis – nicht, dass ich denke, wir würden darüber aufgeklärt; es wird mit dem hier in Rede stehenden eventuell gar nichts zu tun haben, höchstens am Rande. Aber interessieren würde es mich halt doch. Sie verachtet P. jedenfalls - das ist doch schon mal ein kleiner Anhaltspunkt, wenn man bedenkt, dass sie letztlich von ihm „unterhalten“ wird.


    Der redselige Kirchenbuchschreiber tut nicht nur Walter den Gefallen, alles genauestens zu erklären, sondern auch der immer noch gefesselten Leserin. Anfangs hatte ich mich ja schon gewundert, dass und wie er die „Zweitschrift“ des Kirchenbuches erwähnt und darob vermutet, es werde wohl noch eine gewichtige Rolle zu spielen haben. Und, Herr Collins enttäuscht mich auch hier nicht – und was für eine Rolle es spielt! Nun wissen wir also Bescheid, nun besteht Klarheit, das Geheimnis ist aufgedeckt. Dass es in der Herkunft von P. begründet lag, war mehr als zu vermuten. Und es ließ sich ja doch schon etwas seltsam an (zumindest für mich), dass die hochwohlgeborene Hochzeit so eingequetscht notiert war.


    P. selber muss wohl gewaltige Angst vor Walter gehabt haben, denn würde er ihm sonst derart auflauern und zusetzen lassen? Dankbar bin ich auch dafür, dass Collins seinen männlichen Helden so „ausgestattet“ hat, dass er nicht Schuld auf sich geladen hat, sondern versuchte, P. zu helfen, als diesem nicht mehr zu helfen war. Nun ist also der eine Bösewicht tot und zu meiner Schande sei es gestanden, dass ich es fast schon als ausgleichende Gerechtigkeit empfunden habe, dass er durch eigenes Verschulden zu Tode kam.


    Frau Cathericks Bericht über P.: Es ist im Grunde keine Überraschung mehr, was sie zu berichten hatte. Sie bestätigt Walters Gedanken und meine gleich mit. Einzig das Geheimnis, wie es gelang, Anne in das Sanatorium einweisen zu lassen, harrte für mich noch der Offenlegung, auch dies ist nun geschehen. Diese Hartherzigkeit, diese Arroganz, dieser Egoismus, sei es auf Seiten von P. oder von Frau Catherick! :schlaeger


    Noch so eine Kleinigkeit, die ich gerne wüsste, die aber nicht mehr aufgeklärt werden wird: War Anne wohl wirklich so „schwachsinnig“, wie sie immer dargestellt wurde? Oder ist es schlicht das Resultat des zeitweisen Zusammenlebens mit der lieblosen Mutter und der wohl nicht sonderlich tiefschürfenden Erziehung durch Frau Clements, dass sie wie zurückgeblieben wirkte? Ihre Sprache deutete für mich etwas anderes an, aber das war vielleicht auch „nur“ der Einfluss von Frau Fairlie.


    Bemerkenswert finde ich, dass Annes Vater wieder keine Erwähnung findet. Frau Catherick sagt eben nicht, dass es ihr Ehegemahl ist, was ja nahe liegen würde, wenn dem so wäre.


    So viel ist nun schon aufgeklärt, und noch so viele Seiten bis zum Ende des Romans! Da wird meiner Meinung nach wohl noch eine Auseinandersetzung mit Fosco kommen und eventuell eine Klarheit in Bezug auf Laura und der Beziehung zwischen ihr und Walter. Und Marian?

  • Zitat

    Original von Clare
    Nun ist es geschehen: Sir Percival Glyde ist tot! Und er hat auch noch selbst Schuld daran. Ich hätte mit seinem Tod am allerẃenigsten gerechnet. Aber bei lebendigem Leib verbrennen...kein schöner Tod...


    Ich war auch sehr überrascht, daß es hier zu keinem Show-down zwischen Walter und Sir Percival kam. Bei mir rühren sich kleine leise Zweifel, ob es sich bei dem Toten tatsächlich um Sir Percival handelt. Der Diener konnte ihn ja nicht identifizieren. Sind denn Zeugen gefunden worden, die die verbrannte Leiche eindeutig identifiziert haben ?


    Zitat

    Original von Clare
    Gerade von Mrs Caterick erfahren wir sehr viel, auch Sir Percivals Geheimnis. Er ist also nur der uneheliche Sohn seines Vaters und hatte gar keinen Anspruch auf das Familienvermögen. Das Kirchenbuch und die Heiratsurkunden zu fälschen, muss gar nicht so einfach gewesen sein-so viel kriminelle Energie schon in jungen Jahren.


    Ich hatte eher vermutet, daß Percivals Vater gar nicht sein leiblicher Vater ist. Das aber die Ehe der Eltern gar nicht vollzogen wurde fand ich eine tolle Wendung, da ich mit so etwas nicht gerechnet hatte. Das diese Tatsache natürlich niemals ans Licht kommen darf, ist klar.


    Zitat

    Original von Clare
    Überraschend finde ich immer noch, dass Laura sich so scher von den seelischen Strapazen erholt. Wahrscheinlich hat ihr Geist auch einfach dicht gemacht und die schrecklichen Ereignisse ausgeblendet. Ich hoffe, dass sie wieder stabiler wird. Ich wünsche es Walter sehr, denn er liebt sie über alles und ist bereit, alles zu opfern, wahrscheinlich sogar sein Leben, wenn es sein müsste.


    Manchmal schleicht sich bei mir der klitzekleine Gedanke ein, daß sich Laura momentan wie Anne verhält. Dann bin ich mir gar nicht mehr sicher, daß es tatsächlich Laura ist ?! Hirngesprinste ? Blühende Phantasie ?



    Zitat

    Original von Clare
    Mit Annas Mutter hatte er nichts, was über deren Mithilfe bei den Fälschungen hinausging. Also bleibt die Ähnlichkeit zwischen Anna und Laura noch vorerst weiter ein Geheimnis.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Bemerkenswert finde ich, dass Annes Vater wieder keine Erwähnung findet. Frau Catherick sagt eben nicht, dass es ihr Ehegemahl ist, was ja nahe liegen würde, wenn dem so wäre.


    Interessant finde ich, daß Frau Catherick in ihrem Brief an Walter lediglich sagt: "Wenn Sie sich auch nur den geringsten Zweifel daran erlauben, daß mein damaliger Gatte Anne's richtiger Vater ist, dann beleidigen Sie mich persönlich, und zwar in gröblichster Weise." Sie sagt aber nicht direkt, daß er es ist. Liegt es an der damaligen Ausdrucksweise oder kann sie es nicht direkt bestätigen ? Ich bin sowas von gespannt auf die Auflösung. :lache

  • Zitat

    Original von -Christine-
    ... Bei mir rühren sich kleine leise Zweifel, ob es sich bei dem Toten tatsächlich um Sir Percival handelt. Der Diener konnte ihn ja nicht identifizieren. Sind denn Zeugen gefunden worden, die die verbrannte Leiche eindeutig identifiziert haben ?
    ...
    Manchmal schleicht sich bei mir der klitzekleine Gedanke ein, daß sich Laura momentan wie Anne verhält. Dann bin ich mir gar nicht mehr sicher, daß es tatsächlich Laura ist ?! Hirngesprinste ? Blühende Phantasie ?
    ...
    Interessant finde ich, daß Frau Catherick in ihrem Brief an Walter lediglich sagt: "Wenn Sie sich auch nur den geringsten Zweifel daran erlauben, daß mein damaliger Gatte Anne's richtiger Vater ist, dann beleidigen Sie mich persönlich, und zwar in gröblichster Weise." Sie sagt aber nicht direkt, daß er es ist. Liegt es an der damaligen Ausdrucksweise oder kann sie es nicht direkt bestätigen ? Ich bin sowas von gespannt auf die Auflösung. :lache


    Mir sind zwischendrin auch immer mal Zweifel gekommen. Ich denke auch, dass der Autor wollte, dass seine Leser mitfiebern. Mal sehen, was sich von deinen Vermutungen bestätigt (ich sage nichts :grin).

  • Ich fand ja bei dem Brief von Mrs. Catherick einen Nebensatz ziemlich aussagekräftig bezüglich Annes Vater, wesentlich mehr als ihr offensichtlicher Rüffel an Walter. Als sie nämlich anmerkt, dass es ihr unverständlich ist, wie eine derart einfache und plumpe Frau wie Mrs. Fairlie einen der "schönsten Männer Englands" zur Heirat bringen konnte. Und das wo die Dame sonst ja sehr geizig mit Lob gegenüber anderen ist. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. :grin


    Das Geheimnis von Percy ist nun also endlich gelüftet. Er ist ein uneheliches Kind, hat somit keinen Anspruch auf Titel, Geld und Ländereien seines Vaters (noch dazu wo der kein Testament hinterlassen hat). Irgendwie tat er mir an der Stelle fast ein bisschen leid. Dass er nachträglich versucht seine Mutter zur ehrbaren Frau zu machen und sich zu legitimieren finde ich jetzt nicht so verwerflich. Natürlich hätte sonst ein anderer, weit entfernter Verwandter Anspruch auf alles gehabt, aber gerecht wäre das doch auch nicht gewesen. Dass auf diese Urkundenfälschung bis 1832 noch die Todesstrafe gestanden hat, danach dann Deportation, das ist natürlich heftig und kann einen Mann zu verzweifelten Maßnahmen greifen lassen. Ich will ihn jetzt nicht völlig in Schutz nehmen, er hatte schon keinen angenehmen Charakter, aber ich denke vieles davon ist auch über die Jahre über seinen Kopf gewachsen. Einen solchen Tod hätte ich ihm dann doch nicht gewünscht.


    Wie schon (ich glaube Marian war es) vermutet, kannte Anne das Geheimnis gar nicht. Sie hat nur wie ein Papagei nachgeplappert was sie von ihrer Mutter gehört hat, mit fatalen Folgen für sie. Armes geistig verwirrtes Kind.
    Ihre Mutter ist eine der kältesten, egoistischten und oberflächlichsten Geschöpfe das mir je auf Buchseiten begegnet ist. Da fehlen mir einfach die Worte...


    Über Walter hab ich mich ein bisschen geärgert, als er sich von Knowlesbury auf den Rückweg nach Welmingham macht, während es dunkel wird. Nach dem was ihm auf dem Hinweg passierte, konnte er sich doch an 5 Fingern ausrechnen, dass man in der Finsternis versuchen würde ihn auf dem einsamen Weg irgendwie anzugreifen! Wieso hat der Kerl nicht versucht irgendwo einen Wagen zu mieten, vielleicht beim Wirt, oder vielleicht auch nur ein einzelnes Pferd? Das schien mir so dermaßen fahrlässig, dass ich am liebsten in die Tischkante gebissen hätte. Einen Stock hatter sich mitgenommen. Ja ganz toll. Er hatte ganz schönes Glück, dass er den drei entkommen konnte.


    Auf geht's jetzt in den letzten Abschnitt. Mal sehen was der Count tut, nun wo sein Kompagnon tot ist.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Über Walter hab ich mich ein bisschen geärgert, als er sich von Knowlesbury auf den Rückweg nach Welmingham macht, während es dunkel wird. Nach dem was ihm auf dem Hinweg passierte, konnte er sich doch an 5 Fingern ausrechnen, dass man in der Finsternis versuchen würde ihn auf dem einsamen Weg irgendwie anzugreifen! Wieso hat der Kerl nicht versucht irgendwo einen Wagen zu mieten, vielleicht beim Wirt, oder vielleicht auch nur ein einzelnes Pferd? Das schien mir so dermaßen fahrlässig, dass ich am liebsten in die Tischkante gebissen hätte. Einen Stock hatter sich mitgenommen. Ja ganz toll. Er hatte ganz schönes Glück, dass er den drei entkommen konnte.


    Das fand ich auch ganz schön fahrlässig, hab es mir aber damit erklärt, dass er doch auf jede Ausgabe achten musste, weil sie so wenig Geld zur Verfügung hatten. Aber laufen kann er. :grin

  • Ich hatte ja sogar noch überlegt, vielleicht gibt's da gar keine Möglichkeit einen Wagen zu mieten, so auf dem Land. Aber im nächsten Abschnitt tut er's ja dann! Also wäre es gegangen. Depp der. :lache

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Da ich gestern nicht posten konnte, und ich dann direkt zu Ende gelesen habe, hier nur ein paar kurze Anmerkungen (sonst verplappere ich mich noch!) :chen:


    -Sir Parcival ist tot. Ich hatte auch auf einen Show-down zwischen Walter und ihm gehofft - irgendwie ist so der Tod des Sirs zu einfach...


    - Daß Geheimnis ist auch gelüftet (aber damit hatte ich nicht gerechnet! Wozu Zweitschriften nicht alles nützlich sind...).


    - Laura wird Anne immer ähnlicher ... sehe ich auch so - macht den ganzen Roman irgendwie noch geheimnisvoller...


    - und die Vaterfrage von Anne ist immer noch ungeklärt.... :wave

  • Habe ein geruhsames Osterfest genossen und die Zeit für das Buch genutzt.


    Obwohl sich einiges aufgeklärt hat und etwas Licht ins Dunkel kam stellen sich mir trotzdem noch einige Fragen.


    Z. B. weiß ich immer noch nicht wer der Vater von Anne ist und außerdem habe ich mich tierisch aufgeregt über die Mutter von Anne. Ich darf nicht sagen was ich von ihr halte.


    Viele Grüße :wave