'Das Orakel vom Berge - Kapitel 01 - 04

  • Dem Buch vorgestellt ist eine Widmung: An Ernst Jünger für "Auf den Marmorklippen"


    Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)

    Zitat

    Die Erzählung Auf den Marmorklippen gehört zu den meistgelesenen Werken von Ernst Jünger. Als symbolistische und vorausblickende Schilderung der Zerstörung Europas durch den Zweiten Weltkrieg gilt es vielen als Zeugnis der inneren Emigration des Autors und als kaum verschlüsselter Angriff gegen das NS-Regime.
    Inhalt: Bruder Minor und Bruder Otho leben gemeinsam zurückgezogen in ihrer Klause in der Marina, einer Gegend, die an mediterrane Landschaften erinnert, an den Schwarzwald und die Region um den Bodensee: eine arkadische Landschaft, deren Verbindung von nordeuropäischen und südeuropäischen Elermenten einen mythischen Raum entwirft.


    Ich war erstaunt, dass Dick bei diesem Roman sogar von Ernst Jünger beeinflusst war, aber bekanntermaßen hatte der belesene Autor ein Interesse an der deutschen Sprache und deutscher Literatur.


    Interessanterweise beginnt der Roman in San Francisco und man darf gespannt sein, wie es sich vom uns bekannte San Francisco unterscheidet.


    Schon zu Beginn stellt der Autor wieder eher klene Leute in den Mittelpunkt: einen Fabrikarbeiter, einen Besitzer eines kleinen Antiquitätenladen.
    Für solche Leute mit ihren Stärken und Schwächen hatte Dick offenbar mehr Sympathien als für irgendwelche Helden, die sonst typischerweise in klassischer Science Fiction auftauchen. Nur Mr.Nobusuke Tagomi befindet sich in ener höheren Position.

  • Frank Fink und Mr. Tagomi nutzen zur Entscheidungsfindung das I-Ging. Ganz gut beschrieben, wie stark und ohne Zweifel sie sich den Antworten des I-Ging unterwerfen.


    Ich finde es so interessant, dass ich mir das I Ging sogleich bestellt habe.




    Zitat

    I Ging. Das Buch der Wandlungen


    Klappentext
    Das I Ging ist das älteste Buch Chinas. Als Orakel befragt, gibt es vor, wie man in einer konkreten Situation handeln soll. Es sagt nicht eine fest determinierte Zukunft voraus, sondern zeigt dem Fragenden, bildhaft verschlüsselt, die Gegenwart und auch die Richtung, in die sie tendiert: eben den Wandel. In den 64 Hexagrammen baut sich eine geniale Weltformel auf: einerseits ein geschlossenes philosophisches System, andererseits ein Ansatz, die Welt intuitiv und poetisch zu erfassen. Die legendäre, sprachlich tiefe Übersetzung Richard Wilhelms, die sich seit Jahrzehnten bei den I-Ging-Benutzern als Standardtext durchgesetzt hat.

  • Guten Morgen!


    @ Palomar: In meinem Buch ist keine Widmung...
    Bzw. nur für Frau und Sohn.



    Was ich bisher gut finde:
    Es kommen zwar sehr viele Personen vor, aber ich mache gleich nähere Bekanntschaft mit ihnen. Denn es wird immer aus der Sicht desjenigen erzählt.


    Das Ganze spielt 1962, die Achsenmächte haben den Krieg gewonnen. Wann, ob 1945, wird nicht erwähnt. Was mich fasziniert hat, daß man im deutschbesetzten Gebiet anscheinend auf die Italiener, die ja auch zu den Kriegsgewinnern gehören, herabschaut.


    Was mich ein wenig stört:
    Das I Ging ist chinesisch. Und die Japaner haben in ihrer ganzen Geschichte die Chinesen als minderwertig angesehen. Man muß sich nur mal anschauen, was die Japaner ab 1931 in China veranstaltet haben :yikes
    Ich sage nur mal Nanking oder Einheit 731...
    Und das alle dermaßen an diese Weissagungen glauben und ihr Leben danach ausrichten??? :rolleyes


    Nennen wir es mal Dichterische Freiheit...


    Jetzt lese ich weiter, muß erst in einer Stunde außer Haus.
    :wave

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)


  • Sehe ich nicht so als Problem.


    Laut Wiki wurde das I-Ching im 19. Jahrhundert zumindest in bestimmten Zirkeln in Japan (z.B. den Samurai) populär.


    Natürlich baut das der Autor in diesem Buch sehr aus, aber er wird sich auch in vielen anderen Dingen in diesem Buch dichterische Freiheiten erlauben. Es handelt sich bei diesem Buch halt um Science Fiction, bei der der unterschiedliche historische Verlauf nicht die einzige Prämisse sein wird, auf die der Leser eingehen muss.

  • Zitat

    Original von HeikeArizona
    Es kommen zwar sehr viele Personen vor, aber ich mache gleich nähere Bekanntschaft mit ihnen. Denn es wird immer aus der Sicht desjenigen erzählt.


    Das ist mir auch aufgefallen. Es prägt den Roman und verleiht ihm aufgrund der Situation auch Düsterheit.


    Was das I-Ging angeht, so sehe ich die Nutzer in diesem Buch nicht als esoterische Spinner an. Für den amerikanischen Juden Frank Frink, der unter einer allgegenwärtigen, lebensgefährlichen Bedrohung steht, sind die Entscheidungen des I-Ging lebensentscheidend.
    Auch für Mr.Tagomi sind die I-Ging-Voraussagen von entscheidender Wichtigkeit. Bei ihm geht es aber eher um seine geschäftliche Position.


    Den Abschnitt mit Juliana Frink (Kapitel 3) finde ich auch gelungen, sie ist zwar nicht direkt sympathisch, aber das trifft bisher auf fast alle Figuren ein wenig zu. Die Unterdrückung lässt ihnen wenig Spielraum.


    Julianes Gedankengänge über Hitlers Inzucht und Inzest hatten mich überrascht, da ich diese Details nicht wusste.
    Ich habe daher in dem Buch "Anmerkungen zu Hitler" von Sebastian Haffner geblättert, und tatsächlich eine Anmerkung zu Hitlers Nichte Geli Raubal gefunden, mit der Hitler möglicherwese eine Beziehung hatte.

    Und Hitlers Vater und Mutter waren auch irgendwie miteinander verwandt. Sie war die Nichte zweiten Grades ihres Mannes.

  • Guten Morgen!


    *mmmm*
    Mich stört das I Ging ein wenig, aber ich sehe das weder als Problem, noch bezeichne ich die Leute als esoterische Spinner...


    Bin jetzt etwas weiter, incl Kap. 7.
    Zum I Ging wird ein wenig was gesagt, ich kann das aber gerade nicht richtig ausdrücken :rolleyes
    Ist wohl noch zu früh :grin


    :wave

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Wirklich sympatisch ist mir noch keine der geschilderten Personen.
    Kein "Held"...


    Aber momentan macht mir das gar nix aus, ich lese trotzdem gerne weiter.


    :wave

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    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Ich bin schon mitten im 2. Abschnitt, sodass ich aufpassen muss, nicht vorweg zu nehmen.


    I-Ging kannte ich bisher überhaupt nicht, so dass es für mich auch nicht wichtig ist, ob es jetzt japanisch oder chinesisch ist. Aber ich bin erstaunt, dass sich auch Menschen, die nicht aus dieser Kultur stammen, so intensiv damit beschäftigen wie Frank Fink.


    So richtig warm bin ich mit den unterschiedlichen Figuren nicht geworden, das hat sich allerdings etwas im nächsten Abschnitt gegeben. Wobei ich Schwierigkeiten habe, mir die Namen (besonders die japanischen) wie auch die Welt selbst zu merken.


    Edit meint noch zu erwähnen, dass ich das Buch schon mal vor zwei Jahren versucht habe zu lesen und auch beim 2. Versuch gescheitert bin. Es gibt bei mir wohl wirklich solche Bücher, die nur zu einer gewissen Zeit funktionieren. :gruebel

    „Die Tränen, die wir weinen, verdunsten vielleicht, aber sie verschwinden nicht.“
    (Zwischen zwei Träumen von Selim Özdogan)


    Mein Tauschregal

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  • Meine ersten Eindrücke (eigentlich meine zweiten, habe den Roman vor mehr als zehn Jahren schon mal gelesen):


    Macht Spaß wieder einmal Dick zu lesen.


    Typische Dick'sche Ezählperspektive. Durch sehr viele Figuren rotierend, jeweils in der dritten Person beschrieben, aber dann immer wieder in die erste Person abdriftend. Die spannendste und mysteriöseste Figur ist sicherlich Baynes. Die Nöte von Childan, dem Antiquitätenhändler werden glaubhaft und eindringlich erzählt, vielleicht ist der Ton eine Spur zu sehr von Selbstmitleid geprägt. Ich hoffe die Figur entwickelt sich noch. Tagomi und die Finks finde ich noch weniger greifbar. Besonders bei Mr. und Mrs. und Fink bin ich gespannt wie es weitergeht. Die Figurenkonstellation hat sehr viel Potential.


    Besonders geschluckt habe ich an den Stellen wo man direkt mit dem Deutschen konfrontiert wird: Hinweise auf eine afrikanische Endlösung oder die unangenehme Begegnung mit Herrn Lotz im Flieger.


    Die Rolle des I-Ging in dieser Welt finde ich interessant. Ich finde es durchaus glaubhaft, dass sich bestimmte kulturelle Gewohnheiten vermischen, wenn die Geschichte so durcheinandergewirbelt wird wie in diesem Roman. Ich meine früher einmal gelesen zu haben, dass Dick selber das I-Ging während des Schreibens konsultiert hat und das den Fortgang beeinflußt hat. Vielleicht erinnere mich aber auch falsch.


    Für SF-Romane aus dieser Zeit typisch sind bestimmte Anachronismen und unerfüllte Vorhersagen. Man fliegt in Raketen durch die Gegend, das Rauchen während des Fluges ist erlaubt. Der Flug von Europa nach San Francisco dauert 45 Minuten. Witziges Detail: die Abfertigung des Gepäcks dauert trotzdem immer noch eine Stunde.

  • Das ist mein erster Dick-Roman, aber obwohl ich von den wechselnden Perspektiven, aus denen erzählt wird, sehr beansprucht werde und ich keinen blassen Schimmer habe, auf was das alles abzielen soll, bin ich von dieser "Parallelgeschichte" sehr gefesselt.


    Zwei Dinge sind mir bei diesem Abschnitt besonders hängengeblieben:


    1. Die Endlösung des Afrikaproblems.


    In einem Seitenhieb auf die amerikanische Geschichte führt er an, dass für das "Indianerproblem" 200 Jahre gebraucht wurde, die effizienten, zielstrebigen, systematischen Deutschen für Afrika aber nur 15 Jahre gebraucht haben. Als Amerikaner würde ich mich von einem solch krassen Vergleich ziemlich vor den Kopf gestoßen fühlen.


    2. Die Szene zwischen Baynes und Lotse im Flugzeug.


    Wieder bin ich etwas verwirrt. Stimmt es, dass Baynes ein operierter Jude ist? Und wie kaltblütig er Lotze eingeheizt hat. So leicht kann man in dieser Geschichtsversion die Welt eines Menschen erschüttern?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von HeikeArizona
    Das Ganze spielt 1962, die Achsenmächte haben den Krieg gewonnen. Wann, ob 1945, wird nicht erwähnt. Was mich fasziniert hat, daß man im deutschbesetzten Gebiet anscheinend auf die Italiener, die ja auch zu den Kriegsgewinnern gehören, herabschaut.


    In dieser Version, die übrigens sehr ansprechend gestaltet ist, steht auf Seite 15 in der 5. Zeile, dass die Amerikaner im Jahre 1947 kapituliert haben, HeikeArizona :wave

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Robert Childan
    Inhaber des Ladens Artistic Handcrafts Inc., San Francisco, Montgomery St.


    Mr. Nobusuke Tagomi
    Japanischer Sammler traditioneller amerikanischer Volkskunst, Büro im Nippon Times Building, Taylor Street, San Francisco, lebt nach I Ging
    Angestellte: Mr. Ramsey, Miss Ephreikian (Armenierin)


    Frank Frink
    Hayes Street, San Francisco, ehemaliger Angestellter der Fabrik von Mr. Wyndam- Matson, Jude, Ehemann von Juliana Frink, getrennt lebend, lebt nach I Ging
    Macht mit Ed McCarthy, ehemalieger W-M-Vorarbeiter zusammen ein Geschäft auf (Edfrank Juwelierkunst)
    Erpresst Geld von ehemaligen Chef als Startkapital, indem er Childan anonym verklickert, dass seine Waffen Fälschungen sind


    Mr. Baynes, Deckname
    Gibt vor Schwede zu sein, reist aus Stockholm nach San Francisco, angeblich Experte für Spritzgussverfahren, Spion?, Jude (Rassemerkmale wurden operiert)?
    Baynes ist das alias von Rudolf Wegener, deutscher Staatsangehöriger, Abwehr


    Juliana Frink
    Derzeitiger Aufenthaltsort Canon City, Colorado, Rocky-Mountains- Staaten?, arbeitet als Judo-Lehrerin bei Ray´s Gym, lebt nach I Ging


    Joe Cinnadella
    34 Jahre, Italiener, Ostamerikaner, Truckfahrer, Faschist


    Mr. Wyndam- Matson
    Inhaber der W-M Coorporation, stellt Fälschungen von traditionellen amerikanischen Produkten her (Colts)


    Ray Calvin
    Großhändler für Trad. Amerik. Volkskunst in San Francisco, Van Ness St., Geschäftspartner von W-M


    Mr. Shinjiro Yatabe, Deckname
    Von den japanischen Heimatinseln, 80 Jahre alt, General Tedeki


    Paul und Betty Kasoura
    Wohlhabendes japanisches Pärchen


    Abendsen
    Verfasser von „Die Plage der Heuschrecke“ (an der Ostküste verboten), lebt angeblich in einer Bergfeste in Cheyenne


    Freiherr Hugo von Reiss
    Reichskonsul von San Franciso, SS-Ehrenmitglied im Rang Major


    Kreuz vom Meere
    Bayer, SD-Chef (Sicherheitsdienst), Rang


    Pinoc
    Weiße Marionettenregierung des von Japan annektierten Gebiets, Sitz Sacramento


    Kempeitai
    Staatspolizei von Sacramento, der Pinoc zugehörig


    Rocky-Mountains-Staaten
    ?


    Vereinigte Staaten
    von Deutschland kontrolliert


    PSA – Pazifische Staaten von Amerika
    Von den Japanern kontrolliert

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Suzann ()

  • Ich bin mit dem ersten Abschnitt noch nicht ganz durch. So richtig kann mich das Buch noch nicht überzeugen. Ich bekomme nicht so recht Zugang zu den Charakteren, die mir noch nicht sehr plausibel vorkommen.


    Meine mangelhaften historischen Kenntnisse ärgern mich außerdem. Mal sehen, ob ich noch besser reinkomme.

  • Zitat

    Original von Suzann


    In dieser Version, die übrigens sehr ansprechend gestaltet ist, steht auf Seite 15 in der 5. Zeile, dass die Amerikaner im Jahre 1947 kapituliert haben, HeikeArizona :wave


    Kriegsende war 1947?
    Dann spielt das Buch 1964. Denn irgendwo stand, daß es jetzt 17 Jahre nach Kriegsende sind.

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Ihr Lieben,
    ich möchte mich tausend Mal bei euch entschuldigen, dass ich bei der Leserunde säumig war. Erst krank und dann einen riesigen Berg Arbeit. Ich war jetzt etwa einen Monat büchereulen-abstinent.


    Erst jetzt komme ich dazu, mich hier blicken zu lassen. Ich habe voller Vorfreude das Buch begonnen zu lesen, aber ich muss leider gestehen, wir wurden keine Freunde.


    Keine der Figuren konnte mein Interesse genügend fesseln ihr folgen zu wollen. Außerdem habe ich verzweifelt die Handlung gesucht. Alles plätscherte nur dumpf vor sich hin. Nach 150 Seiten habe ich das Handtuch geschmissen und den Roman abgebrochen.


    Um mir Mut zu machen, hatte ich die amazon-Rezis gelesen, doch da wurde von einem doofen Schluss geunkt.


    Nach 2001 schon wieder ein Reinfall für mich in Sachen Sci-Fi. Sehr schade.

  • Ich habe mich auch schwer getan, Rosha, aber bis zum bitteren Ende durchgehalten. Ich kann nicht behaupten, dass es besser wurde. Man findet sich mit den Figuren besser zurecht, aber die verschiedenen Erzählstränge haben sich für mich nicht wirklich zu einem harmonischen Ganzen verbunden. Es blieb so vieles offen und ein Ende gab es in meinen Augen auch nicht.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."