Julian Frost - Last Days on Earth

  • Klappentext:
    Der 21. Dezember 2012 ist unser letzter Tag auf der Erde. Eine Dunkle Macht setzt alles daran, die Prophezeiung der Maya wahr werden zu lassen: Am 21. Dezember 2012 soll die Erde untergehen. Uns allen steht die totale Apokalypse bevor. Das Schicksal der Menschheit scheint besiegelt - oder gibt es doch noch einen letzten Weg, die Katastrophe abzuwenden?
    Karla van Zomeren, Weiße Hexe im Kriminaldienst, kommt einer düsteren Verschwörung auf die Spur. Sie riskiert ihr Leben, ihre Liebe und das Schicksal der ganzen Welt und erkennt: nur, wenn sie sich ihren Dämonen stellt, kann sie die Katastrophe abwenden.


    Inhalt:
    Karla van Zomeren ist Weiße Hexe bei der Magisterischen Informationsdienststelle. Nachdem bei ihrem letzten Auftrag gründlich etwas schief gegangen war und ihr Partner im Koma liegt, fürchtet sie eine Suspendierung - und bekommt stattdessen einen neuen Partner und einen neuen Fall. Gemeinsam mit Raoul, einem Magier des Schwarzen Zweigs, soll sie eine Serie von Diebstählen aufklären. Dumm nur, dass sie einen Hass auf Schwarzmagier hat und dieser spezielle als Beigabe auch noch von einem unflätigen, hygiene-vernachlässigenden, gewalttätigen Daimon namens Brad besessen ist...
    Als dann auch noch herauskommt, dass der Weltuntergang kurz bevor steht und sich die Zeichen häufen, dass eine Gruppe in der Stadt verantwortlich ist, müssen Karla und Raoul auf Hochtouren arbeiten, um die Erde noch zu retten.
    Ob sie dies neben Schusswechseln, magischen Gefechten, abendlichen Ballbesuchen bei Drachen, Ränkeleien mit mächtigen Vampiren und der Einmischung von Brad schaffen :chen?


    Meine Meinung:
    Endlich mal deutsche Urban Fantasy die Spaß macht. Mir haben hier sowohl die Welt, als auch die Story und auch die Figuren gefallen. Die entworfene Welt ist kreativ ausgedacht, voller faszinierender Wesen und Tatsachen. Drachen im Bankgeschäft, alte Bekannte als Vampire, technische Hintergründe zur Magie und ihrer Funktion. Mir hat es gefallen, besonders der Erzählstil, die Art, die Geschichte voranzutreiben. Das Buch ist spannend zu lesen, der Schreibstil und auch die Figuren voller Humor und das Buch voller witziger Einfälle. Besonders Karla und der Drache Quass von Dreyen haben es mir angetan. Die Auflösung fand ich erheitend, habe es mir aber schon etwas zuvor gedacht.
    Ein kleiner Kritikpunkt sind für mich zwei größere Zeitsprünge im Buch (mehrere Wochen in jedem Fall), die für mich unbegründet vorkamen. Es wirkt da auf mich etwas so, als wäre das Buch (für die Autorin oder den Verlag) zu lang gewesen, wenn man die Zeit mit Geschichte gefüllt hätte, oder als ob die Geschichte nicht für den zu umspannenden Zeitrahmen gereicht hätte.


    Das ist aber mein einziger Kritikpunkt. 9 Punkte von mir.


    Julian Frost ist übrigens ein "Deckname" von Susanne Gerdom. Zwar habe ich bisher kein Buch von ihr gelesen, aber das werde ich bald nachholen. Und falls weitere Karla-Bände folgen, stehen die auf jeden Fall auf meiner To-Read-Liste.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Dieser Fantasy-Weltuntergangs-Verschwörungsroman hat mich erfreut und frustriert, am Ende überwog leichte Verärgerung.


    Attraktiv sind Setting und Plot. Eine Welt zu kreieren, die zwar die unsere ist, in der magische Wesen aber die Überhand haben, ist ein feiner Spielplatz für alles mögliche und eben das nützt die Autorin weidlich. Man trifft nicht nur altbekannte Wesen, wie Werwölfe, Vampire und Dämonen, sonder auch Schrate oder Wurdelaks und Banshees. Ein Grundkonflikt zwischen Angestellten zweier gegensätzlicher Institutionen, nämlich einem Büro für weiße und einem für schwarze Magie bringt erwartungsgemäß weitere Spannung und ein gewisses Kribbeln, sind die Vertreter der beiden Institutionen doch eine weiße Hexe und ein Schwarzmagier.
    Ein bißchen Horror, nämlich einige schrecklich Hingemetzelte sowie einen sehr aktiven Dämon gibt es auch, dazu ein düsteres Geheimnis, das im Lauf der Geschichte immer düsterer wird.
    Das liest sich flott, recht spannend und lustig, nicht selten mit herrlichen Pointen.


    Ab einem gewissen Punkt aber ist die Geschichte überfrachtet.
    Es gibt zwei sehr beeindruckende Haupfiguren, beide mit beträchtlichen persönlichen, Magie-bedingten Problemen. Ihr Leiden wächst von Seite zu Seite. Irgendwann jedoch wird aus dem Mitleiden der Leserin Überdruß. Wahrscheinlich ist die Konstellation Folge des Versuchs, weder die männliche noch die weibliche Hauptfigur allein im Mittelpunkt stehen zu haben bzw. ein Gleichgewicht zwischen ihnen zu wahren. Aber es wird einfach zuviel. Das ist Stoff für zwei Romane.


    Enttäuschend fand ich, daß man so wenig über weiße Magie erfährt. Der Konflikt mit der schwarzen verschwindet sehr schnell, die Anziehungskraft der dunklen Seite ist einfach zu groß.
    Unglücklicherweise rückt dabei ausgerechnet die Welt der Vampire in den Vordergrund. Sie wird um einige neue Details erweitert, aber gerade sie hat Werbung sicher nicht nötig. Weiße Magie klingt dagegen brav, bieder, langweilig.
    Das ist ein Rückfall ins Konventionelle, schade.


    Konventionell ist letztlich auch das zentrale Liebespaar. Sehr schnell merkt man, daß die zwei, die sich dauern kabbeln, natürlich kriegen müssen. Selbstverständlich geraten sie abwechselnd in größte Gefahren und werden in aller-, aller-. allerletzter Sekunde gerettet. Spätestens beim drittenmal zuckt es im Zeigefinger, damit man schnell weiterblättert.


    Beide Hauptfiguren geraten wenig originell. Karla ist nur mit dem Mundwerk selbstbewußt und selbständig, ihrem Verhalten nach gleicht sie eher einem Teenager, unreif auch, wen sie nicht grad liebesblind ist. Sie ist eher eine Chick-Lit-Heldin. Dieses Genre wird in dem Roman auch weidlich bedient, streckenweise verkommt er zum Ausstattungsstück. Kleidung, Inneneinrichtungen, alles wird detailiert ausgebreitet, die Hauptfiguren, auch Raoul, werden genrebedingt zu Anziehpuppen.
    Was an Karla vor allem stört, ist, daß einfach jeder sie hinreißend findet. Abgesehen vielleicht von ihrem Chef, aber der ist sie ja auch bald los. Kaum taucht ein männliches Wesen auf, gleich welcher Gattung, übrigens, und kaum hat sie ein bißchen die Wimpern klimpern lassen, prompt wollen sie nur eines: Karla.
    Karla wiederum will eher nicht, oder eher doch, manchmal auch unfreiwillig, aber sie opfert sich gern, wenn es darum geht, einen Mann zu retten. Oder zwei. Selbst vor etwas zwefelhaften Sexualpraktiken schreckt sie dann nicht zurück. So süß.
    Am Ende wird sie auch belohnt. Sei es Liebe, sei es Gold, der reine Glücksregen geht über sie nieder. Opfer lohnen sich eben doch für Frauen.
    Darüber kann man nur den Kopf schütteln.


    Raoul gerät lebendiger, überhaupt kommt die Autorin mit Männerfiguren besser zurecht. Am besten gelingt Brad. Ein sehr überzeugender Dämon.


    Ein Faszinosum für die Autorin sind offenbar reiche und enorm reiche Wesen. Die Beschreibungen solcher Wohnungen und Lebensgewohnheiten geraten sehr üppig. Da man sie aber exakt so in jeder Hochglanzwerbung findet, ist es nicht eben anregend, das Seite um Seite zu lesen.
    Dabei müßte das gar nicht sein, gerade die Drachen, die zu dieser Kategorie der Superreichen gehören, sind als magische Wesen atemberaubend einfallsreich dargestellt. Auch hier wurde ein deutliches Zuviel aufgeboten.


    Die eigentliche Verschwörung bzw. das Ziel der Bösewichte ist gut ausgedacht, gerät aber angesichts des ohnehin ubermäßig üppigen Mahls ein bißchen verschwommen. Daß sich die Ereignisse über ca. neun Monate erstrecken, tut der Spannung auch nicht unbedingt gut.


    Fazit:


    unterhaltsam, aber ganz sicher kein Thriller, sondern Urban Fantasy mit einem kräftigen Schuß ChickLit konventionellster Sorte.
    Die Drachen hätten Besseres verdient.
    Und Brad letztlich auch.



    Zum Pseudonym:


    ich habe den Roman gekauft, weil ich wußte, wer dahintersteckt. Einen unbekannten 'Julian Frost' hätte ich wohl nicht gekauft.
    Ganz sicher aber hätte ich ihn in die Ecke gepfeffert, sobald ich gemerkt hätte, daß das kein Thriller, sondern ganz klar Urban Fantasy ist. Ein unbekannter Autor und dann noch ein falsches Genre, das geht gar nicht.
    Verlage werde ich nie verstehen.
    :rolleyes

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hu. Jetzt weiß ich nicht, muss ich mich entschuldigen? :gruebel


    Aber immerhin, dafür, dass ich keine Chicklit mag, sie auch nicht lese, scheine ich irgendwas gemacht zu haben, was zumindest dieses Genre schon mal trifft. Vielleicht sollte ich umsatteln. :grin


    Danke fürs Zu-Ende-Lesen ... und ich hoffe, die Lektüre hat keinen bleibenden Schock bewirkt. Darf ich dir ein Trostpflaster in Form eines anderen Buches zukommen lassen? Falls du einen Reader besitzt, würde ich dafür Projekt Armageddon aussuchen, ich denke, das könnte dir besser munden ...


    BTW: Über die Einordung "Thriller" samt idiotischem Klappentext rege ich mich schon seit Erscheinen auf. Daran zumindest bin ich unschuldig. :chen

  • :lache


    Nein, wofür denn, Dich entschuldigen, meine ich.


    Ich habe auch nicht gelitten, ich fand die Lektüre im Gegenteil sehr erhellend.


    ChickLit ist nicht nur ein Genre, es bezeichnet (für mich) auch eine bestimmte Art der Geschlechterbeziehung in Unterhaltungsromanen. Diese ist dann gegeben, wenn die Frauenfigur im Kern ein Weibchen ist, weibliche Verhaltensklischees erfüllt und dafür am Ende belohnt wird.
    Die Männer dagegen haben die Definitionsmacht und die ökonomische gleich dazu und die Frau hat nichts anderes im Sinn, als (mindestens) einen der Typen abzukriegen.
    Fast wia im richtigen Leben.



    Mit solchen Geschichten kann man bei mir eben nicht punkten. Was soll's.
    Für viele Leserinnen ist das sicher genau der richtige Liebesroman, stünde nicht 'Thriller' darauf, hätten sich bestimmt mehr dran getraut.
    (Dixit domina magali, Gruß an den Verlag)
    :grin



    Die Drachen sind prima, habe ich doch geschrieben. Schon deswegen hat sich's gelohnt.


    Dein 'Gefrorenes Lachen' fand ich in toto klasse, wenn Dich das tröstet.


    Einen Reader besitze ich natürlich nicht. :kreuz
    Für derlei modernen Firlefanz bin ich viel zu konventionell.





    :alter


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ah, ich muss nicht getröstet werden, das ist schon okay. Ich seh die Protagonistin sicher anders als du, aber immerhin können wir uns darauf einigen, dass ich mit einigen klassischen Zutaten der U-Literatur spielen wollte und das auch getan habe. Somit ... alles im grünen Bereich. ;-)


    Echt? Readerphob? Dir entgeht was. Ich bin ein Fan dieser Geräte. Eine ganze Bibliothek in der Tasche. Und für die Lesebrillenfraktion auch noch mit Schriftvergrößerung, was will ich mehr? :lache

  • Laut Maya-Kalender soll am 21. Dezember 2012 die Welt untergehen. Und dieses Ereignis kündigt sich bereits an, Naturkatastrophen, Unfälle und Störfälle häufen sich. Karla van Zomeren ist Magistra beim Kriminaldienst und führt ein privates Sammelbuch. Doch dies ist natürlich nicht ihr eigentlicher Job. Aktuell wird sie mit den Ermittlungen in mehreren Fällen von rätselhaften Bücherdiebstählen beauftragt. Da ihr bisheriger Partner bei ihrem letzten Auftrag verletzt wurde und im Krankenhaus liegt, wird ihr der Schwarzmagier Raoul Winter als neuer Partner zugeteilt. Anfangs haben die beiden aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Herangehensweise so ihre Probleme miteinander, insbesondere die Kluft zwischen weißer und schwarzer Magie trennt die beiden und dann ist da auch noch die Tatsache, dass Raoul einen Daimon beherbergt, aber sie raufen sich dann doch zusammen. Der eigentliche Fall rückt durch einige private Verwicklungen Karlas zwischenzeitlich eher in den Hintergrund, bleibt aber dennoch bis zum Ende hin wichtig und im Finale wird dann alles grandios aufgeklärt.


    Die Bezeichnung Thriller hat mich bei diesem Buch etwas auf die falsche Fährte gelockt. Hinter dem Pseudonym Julian Frost steckt Susanne Gerdom, deren Fantasy-Bücher ich alle sehr gerne gelesen habe und nun war ich gespannt, was sie uns in einem ganz anderen Genre denn so bieten wird. Aber schon auf den ersten Seiten wird klar, dass es auch hier magisch zugeht, da ist die Rede von Hexen, Magiern, Dämonen, Vampiren, Drachen und noch einer Reihe weiterer phantastischer Wesen. Neben den Protagonisten Karla und Raoul sind auch die Nebenfiguren daher absolut spannend und unterhaltsam, und ich bin mal wieder fasziniert von der Phantasie und Vielfältigkeit der Autorin!


    Wie immer geht es actionreich zu, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die Figuren selten eindeutig gut oder böse sind, sondern jeder hat so seine positiven und negativen Seiten. Auch wenn viele Dinge sehr detailliert beschrieben werden, z.B. wie gewisse Magieformen genau funktionieren, ist das Buch an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig, denn hier fesseln auch und gerade die liebevoll ausgearbeiteten Details.


    Ich würde mir wünschen, dass diese Geschichte eine Fortsetzung bekommt, aktuell ist da aber leider noch nichts fest geplant.