Stefan M. Fischer - Den Teufel am Hals

  • Titel: Den Teufel am Hals (Ein Mystery-Thriller)
    Autor: Stefan M. Fischer
    Verlag: Staubkorn-Verlag Nürnberg
    Erschienen: Juni 2012
    Seitenzahl: 88
    ISBN-10: 3943516067
    ISBN-13: 978-3943516067
    Preis: 6.99 EUR
    Preis als Kindle-Edition: 2.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Seitdem Sebastian als Teenager einen Dämon beschworen und damit ein tödliches Unglück ausgelöst hat, wird er von Halluzinationen geplagt. Eines Morgens muss er in der Zeitung lesen, dass er unter Mordanklage steht. Beim Durchblättern der Zeitung ist der Bericht dann aber nicht mehr auffindbar. Spielen ihm seine Sinne einen Streich? Bald darauf stellt er fest, dass er in die Zukunft sehen kann.


    Der Autor:
    Stefan M. Fischer lässt sich nicht auf ein Genre festlegen. Er lebt in Nürnberg wer Näheres über ihn wissen möchte, schaue doch einfach mal auf seiner HP vorbei: www.autor-stefan-fischer.de


    Meine Meinung:
    Mancher mag denken: „Nur 88 Seiten – das kann kaum etwas Gescheites sein.“ Nur andersherum wird ein Schuh daraus. Mehr als 88 Seiten hätten dieser Geschichte wohl eher geschadet. Auf diesen 88 Seiten erzählt Stefan M. Fischer eine kompakte Geschichte mit einigen doch sehr überraschenden Wendungen. Ein interessante Idee, sehr ansprechend umgesetzt. Der Autor schafft es den Spannungsbogen gut auszubalancieren, er (der Spannungsbogen) fällt dann auch nicht in sich zusammen. Die Geschichte wird in einem ansprechenden Schreibstil erzählt. Die handelnden Personen wirken authentisch und nicht künstlich. Es ist gerade diese Natürlichkeit, die einen großen Anteil am atmosphärischen Gelingen dieser Geschichte hat. Und dann sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass eigentlich nur wenig so ist, wie es scheint. Überraschende Wendungen wurden vom Autor geschickte in den Handlungsablauf der Geschichte eingebaut.


    Die erotischen Sequenzen sind sensibel beschrieben und fügen sich gut in das Gesamtbild ein.


    Dieses Buch bietet insgesamt ein angenehmes Lesevergnügen. Geschrieben von einem Autor, der auch keine Scheu davor hat, sich einfach mal ein Fußbreit neben dem Alltäglichen zu bewegen. Lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Wieviel Mystery ist denn da drin? Anders gefragt: Kann man das auch mit Vergnügen lesen, wenn man mit Vampiren, Außerirdischen, Elfen, Geistern und ähnlichem wenig am Hut hat?


    Ja! Wenn ich mich recht entsinne, war das Buch GLÜCKLICHERWEISE "Vampirfrei" - und auch Elfen und andere Spacken habe ich da nicht angetroffen. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Das ist beruhigend. Aber wieso ist das dann ein "Mystery"-Thriller?


    Manches ist halt etwas "mysteriös". :wave
    Nur möchte ich hier nicht allzuviel verraten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich fand euren Gedankenaustausch ebenso interessant wie lustig, danke!
    maikaefer,
    die auch Elfen, Feen, Vampiren, Orks und Hobbits gegenüber gewisse Vorbehalte hat :lache :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich verstehe nicht, warum jemand Mystery mit "Elfen, Feen, Vampiren, Orks, Hobbits und anderen Spacken gleichsetzt. MYSTERY bedeutet Rätsel, Geheimnis - nicht mehr und nicht weniger! Das können historische, mystische, esoterische, wissenschaftliche... (Welt)Rätsel sein, aber Mystery hat überhaupt nichts mit Fantasy zu tun!


    Aber das Buch liest sich gut. Es beginnt mit Erotic-Fantasy, dann wirds ein wenig real-erotisch..; kurz, es macht Lust auf mehr.

  • Lieber Voltaire,


    vielen herzlichen Dank für deine Rezi. :-) Ich fühle mich geschmeichelt.


    Übrigens, für die anderen Leser: Im normalen Taschenbuchformat wären es 130 Seiten. Aber natürlich ist das noch immer kein Schinken. :-)


    Ich schreibe halt immer sehr kompakt ... ähem. ^^


    Grüße
    Quidam

    Krimi-Komödie: Das Trüffelschwein
    Ein Detektiv, seines Zeichens Bondage-Novize und FC-Bayern-Fan, wird mit einem skurruilen Fall betraut ...

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  • Zitat

    Original von beisswenger
    Ich verstehe nicht, warum jemand Mystery mit "Elfen, Feen, Vampiren, Orks, Hobbits und anderen Spacken gleichsetzt. MYSTERY bedeutet Rätsel, Geheimnis - nicht mehr und nicht weniger! Das können historische, mystische, esoterische, wissenschaftliche... (Welt)Rätsel sein, aber Mystery hat überhaupt nichts mit Fantasy zu tun!


    Deine Replik ist zwar engagiert, aber wohl nur eine sehr individuelle Interpretation des Begiffes. Ist die wirklich tragfähig?
    Auch wenn natürlich von "Gleichsetzen" gar nicht die Rede sein kann, hat die diskutierte Frage durchaus ihre Berechtigung. Alle Definitionen von Mystery als Subgenre des Thrillers in Film und Literatur weisen nämlich aus, dass dort z. B. "phantastische Elemente", "Bezüge zu Phantasy" oder auch "übernatürliche Phänomene" vorkommen können.
    Und was "mystische (Welt)Rätsel" sein könnten, erschließt sich mir nicht. Nach deiner eigenen Kurzdefinition wären das ja nichts anderes als "rätselhafte Rätsel" ... :gruebel

  • Lieber Dieter,


    aber es kommen eben übernatürliche Phänomene vor. Demnächst erscheint mein Buchtrailer und ich hänge dir mal einen Screenshot an, da sieht man schon was mysteriöses. :-)


    Aber Phantasiewesen kommen nicht vor - hab ja letztes Jahr einen Fantasyroman rausgebracht, da wimmelt es so voller schräger Fantasy-Figuren. :-) Aber dieser Roman hier ist definitiv Mystery. Reiner Thriller wäre zu real ...


    Grüße
    Quiddy

  • Danke, Quiddy, für die Aufklärung. Übrigens habe ich nicht grundsätzlich etwas gegen gewisse "übernatürliche Phänömene" in Buch oder Film - wenn das Ganze gekonnt gemacht ist. Da dein Buch als "Mystery-Thriller" firmiert, was, wie wir nun ja wissen, ein weites Feld ist, wollte ich nur erfahren, was mich da so erwartet. :wave

  • Mein Leseeindruck:
    Der Autor präsentiert uns eine Mystery-Geschichte, in der trotz ihrer Kürze die Charaktere der handelnden Personen Sebastian, Maurice, Laura und Melissa gut herausgearbeitet wurden. In seiner blauäugigen Naivität stellt Protagonist Sebastian wohl nicht den hundertprozentigen Sympathieträger dar, aber wegen seiner Gutherzigkeit freut und leidet der Leser mit ihm und würde das ein oder andere Mal wohl gerne etwas Vernunft in seinen Kopf schütteln.
    Die Geschichte spielt in Nürnberg und das Lokalkolorit kommt gut rüber, wenn Stefan M. Fischer seinen Protagonisten zur Wöhrder Wiese und ins Cinecitta schickt, bei den Nürnberger Nachrichten, der Steubenbrücke und am Hauptbahnhof vorbeikommen lässt.


    Um seiner Mutter zu helfen, ihre Schuldgefühle zu überwinden, beschwört Sebastian einen Dämon. Dass das nicht gutgehen kann, weiß jeder erfahrene Fantasy-Leser. Von da an ist es an Sebastian sich in Schuldgefühlen zu wälzen und sein Leben läuft nicht wirklich gut. Er schafft es nicht, sich von seiner abgedrehten Freundin Laura zu lösen, die für einige erotische Abstecher der Geschichte verantwortlich ist, obwohl er weiß, dass sie nicht gut für ihn ist.
    Noch dazu überkommen ihn Visionen, in denen er in die Zukunft blicken kann. Erst ist es nur die Zukunft von anderen, dann stellt sich heraus, dass er auch in die eigenen Zukunft blicken kann und die scheint nicht nur ein Desaster bereitzuhalten. Das ein oder andere Mal überzieht den Leser eine feine Gänsehaut, wenn die Phantasie vor Grusel mit ihm durchgeht. Stefan M. Fischer verleitet den Leser durch seine geschickten Andeutungen, sich die Dinge viel schlimmer auszumalen, als sie in Wirklichkeit sind. Und so wird jeder Leser seine Variante der möglichen Ereignisse im Kopf haben, bis er am Schluss böse aufgeweckt wird.


    In der Lektüre überraschen den aufmerksamen Leser hin wieder poetische Sätze, die einen vermuten lassen, dass Stefan M. Fischer nicht nur Mystery-Thriller und skurrile Fantasy, sondern auch romantische Geschichten schreiben könnte. Ein paar Beispiele: „Sein Leben war wie ein Haus, in dem er nicht wohnte“ oder „Sein Atem zerrieselte in der Kälte“ Oder „Die Blaulichter der Polizeiautos flohen immer wieder über den blutigen Matsch.“ Und Fans genussvoller Schaumbäder wissen genau, was mit diesen Sätzen gemeint ist: „Er mochte das Knistern des Schaums und wenn das Wasser so richtig schön heiß war. Das würde ihm die Haut aufquellen und die Gedanken weich machen."

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Spannend geschrieben - von der ersten bis zur letzten Zeile. Zwischen Klassesätzen stehen auch einige geholperte und zusammengeschusterte, dazu ein bis zwei fränkische.., was den guten Leseeindruck aber nicht mindert.


    Ob eine Frau, auch wenn sie so herüberkommt wie Linda, tatsächlich den ersten One-Night-Stand draußen vor der Tür unter einer Brücke im Dunkeln wagt, wage ich zu bezweifeln, aber: welcher Mann kennt schon die Frauen (wirklich)?


    Die Erzählung macht Sinn, es gibt ausreichend überraschende Momente und ich habe mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt. Und ich würde auch gerne ein längeres Werk des Autors lesen.

  • News:
    Die Produktionsfirma Drife/tnf Telenormfilm - Macher von 'Shoppen',
    'Waffenstillstand' und 'Eine ganz heiße Nummer' - erwarb die Option der
    Verfilmungsrechte meines Romans 'Den Teufel am Hals.'
    Martin Richter, einer der Produzenten, meinte, dass man daraus einen
    sehr guten Genrefilm machen könnte.
    Ich bin auch als Drehbuchautor vorgesehen, sollte es zu einer Verfilmung kommen.
    Ich freu mich! :-)

  • In Sebastians Leben läuft gerade einiges schief: Linda, seine beziehungsgestörte Freundin, möchte ihre Freiheit haben, während er sich selbst nach Nähe und Geborgenheit sehnt, und unerklärliche Halluzinationen und Visionen suchen ihn Tag und Nacht heim, kündigen etwas wirklich schreckliches an...


    Meine Meinung


    "Den Teufel am Hals" ist ein Mystery-Thriller, der auf jeden Fall sehr fantasievoll, skuril und ein bisschen unheimlich angehaucht ist.
    Sebastian, der Protagonist, ist kein Überflieger, er ist keine überaus auffallende Person, versteckt sich aber auch nicht, was ihn zwar zu niemand "Besonderen" macht, aber trotzdem interessant. Im Bezug zu Linda hat er sowas wie eine Sucht entwickelt, die ihn von Innen heraus kaputt macht. Er ist einfach von ihr abhängig und nicht mal diese Erkenntnis hilft ihm aus seinem Loch. Teilweise empfand ich Sebastian als sympathisch, ein umgänglicher Mensch, doch manchmal war er auch nervig und agierte für mich völlig unverständlich, ein ständiges Auf und Ab.
    Linda wird als beinah "perfekt" beschrieben, wäre da nicht ihre hammerharte Bindungsphobie und die ungewöhnliche sexuelle Vorliebe, die mich - ich bin ganz ehrlich - ziemlich gestört hat. Ich empfand die Szenen mit ihr als belastend und unnötig, auch wenn sie eine sehr wichtige Rolle in diesem Buch spielt.
    Dadurch dass die hier vorkommenden Personen alle so irgendwie ihre Macken und Probleme haben, bekommt man ein ziemlich gutes Bild dieser Leute, die alle sehr menschlich und real wirken.
    Die Geschichte baut recht schnell an Spannung auf und verliert sie tatsächlich bis zum Schluss nicht! Es ist sehr abwechslungsreich gestaltet, sodass man manchmal erst im Nachhinein versteht, wer oder was wo gerade macht. Das liegt auch teilweise an dem recht jung wirkenden Schreibstil, der mir persönlich sehr vertraut vorkam. Einige Male bin ich jedoch über einzelne Sätze gestolpert, die ich als "ungelenk" oder "unpassend" bezeichnen würde. Es waren größtenteils Um- und Beschreibungen bzw. "Füllaussagen", die einen Satz nicht leer wirken oder eine Handlung unkommentiert lassen wollten.


    Auch wenn dieser Roman nicht direkt meinen Geschmack trifft, so hat er mich zum Nachdenken angeregt, was nicht viele Bücher schaffen. ;)

  • Vor meiner Rezi sollte ich wohl schreiben, dass ich absolut nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre. Ich stehe weder auf Mystery-Thriller noch auf Fantasy-Erotik und anfangs war mir nicht ganz klar, ob und wie lange ich das Buch durchhalte. Doch erstaunlicherweise fiel mir die Lektüre nicht nur leicht, sondern hat sogar Spaß gemacht, auch wenn es mir dank der Thematik nicht wirklich „gefallen“ hat. Besonders schön fand ich das Überraschende an dem Buch, das so komplett andere, die große Vielseitigkeit, obwohl es relativ dünn ist. Es lässt sich nicht festlegen, hat ein bisschen was von Fantasy, etwas Esoterik und viel Erotik. Als es dann auch noch den Spagat zur Frauenliteratur und zum Krimidrama wagt, war es mir fast zu viel des Guten. Eindeutig ein Buch, das völlig abseits herkömmlicher Kategorisierungen und Einordnungen agiert und dieses frische, unverbrauchte, auch ungeschliffene hat mir gut gefallen. Ein Buch mit Ecken und Kanten, alles andere als glatter Mainstream.

    Sprachlich hat das Buch sicher Luft nach oben. Aber ehrlich gesagt, ich hätte schlimmeres erwartet und trotz mancher Holprigkeiten und Wiederholungen im Satzbau ließ es sich leicht und flüssig lesen. Gestört haben mich nur die abgebrochenen Handlungsstränge, so geht es z. B. anfangs vor allem um Sebastians Gabe, in die Zukunft zu sehen, dass gerät aber zwischendurch ins Hintertreffen, bevor es am Ende wieder aufgegriffen wird.


    Sebastian ist kein einfacher Mensch, aber überzeugend geschildert und irgendwie mochte ich ihn. Er will immer nur das Beste, was aber teilweise gewaltig schief geht. Mit Linda bin ich überhaupt nicht warmgeworden, ihre Vorlieben fand ich es teilweise schon etwas abartig und mir hat gerade bei ihr eine glaubwürdige Hintergrundgeschichte gefehlt.


    Gesamtfazit: Wer einmal ganz was anderes lesen will, sollte zu diesem Buch greifen!


    Mit meiner Punktewertung tue ich mich sehr schwer, da die Geschichte komplett jenseits meiner Bewertungslinien agiert. Auf der einen Seite fand ich es überraschend gut, andererseits war es thematisch so gar nicht auf meiner Wellenlänge. So gibt es meine Durchschnittsbewertung 7 Punkte, obwohl das Buch alles andere als „Durchschnitt“ ist. Eigentlich wollte ich ja wegen den für mich völlig unbefriedigenden Schluss einen abziehen, andererseits passt er zu dem Buch, so dass ich es doch so belasse. Mal völlig abgesehen davon, dass der Mut, ein so komplett anderes Buch zu schreiben, auch belohnt werden sollte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021