Emilia Galotti - Lessing

  • Hahaha, das ist mal ne Aussage!


    Aber hier ist wieder das Thema, was wir schon öfter angeschnitten hatten: Zu viel Verschulung eines Dramas macht die Ästhetik kaputt, oder schmählert sie zumindest.

  • Leider lesen wir in der Schule nicht unbedingt viel, deswegen versuch ich die typische Schullektüre außer der Reihe zu lesen, so auch Lessing. Bisher "Nathan der Weise" und eben "Emilia Galotti".
    Das Stück hat mir sehr gut gefallen, besonders Lessings Schilderung des Bürgertums und den Irrungen, denen sich ein Herrscher hingeben kann, beeindruckt. Auch das Spiel mit gewissen Auf- und Abtritten hatte mir gut gefallen... falls ich mich noch recht erinnern kann.
    Hat mir gut gefallen, obwohl ich mich nicht unbedingt näher damit befasst habe.

  • Zitat

    Original von Brandmarke
    Hat mir gut gefallen, obwohl ich mich nicht unbedingt näher damit befasst habe.


    Sagen wir es mal so: Emilia Galotti spricht ja in vielerlei Hinsicht auch für sich.
    Ich finde es toll, wenn du neben der Schule noch Lektüre liest, ich habe dafür fast nie Zeit gefunden. Und klar hat man dann auch nicht noch Zeit übrig, sich mit einem Werk rundherum zu befassen, geht mir meistens im Studium auch so, das wirklich nur das nötigste geht, was auf jeden Fall sein muss.

  • Emilia Galotti hab ich erst vor kurzem gelesen und fand es ganz gut. Es war auf jeden Fall eine der besseren Schullektüren.
    Die Sprache war recht verständlich und man konnte es leicht lesen, was mir besonders gefiel. Die Charaktere wirkten allerdings zum Teil etwas leblos und wie Marionetten. Am besten fand ich die Gräfin Orsina, weil sie die einzige Frau in dem Stück war, die etwas lebhafter war als die anderen Protagonisten. FRAUENPOWER!! (scherz.. :grin)

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Die Charaktere wirkten allerdings zum Teil etwas leblos und wie Marionetten.


    Stimmt auch, aber das ist ja zum Beispiel Absicht! Die kleine naive, elterngelenke Emilia, Hettore unter den Fittichen seines linkischen Kammerherren Marinellis...
    Du hast sehr recht, das Orsina im Grunde die einzige, wirklich lebhafte Person ist!

  • Naja, der Aussage entsprechend finde ich das schon recht gut, die Figuren wirken authentischer.


    Aber natürlich hast du recht, es gibt Dramen / Trauerspiele usw. die um einiges tiefergehend psychologisch konstruiert sind.

  • Wir lesen es auch gerade in der Schule (13. Klasse) und von allen Dramen die wir bisher gelesen haben war es mit eines der besten.


    Allesdings ist diee Art wie wir es besprechen etwas gewöhnungsbedürftig, weil zwar sehr viele Textsellen angesprochen werden aber nur sehr kurz und alles irgendwie nur hin und her geht und oft auch ohne irgendeinen Zusammenhang.

  • Hallo ihr lieben
    Ich weiß nicht ob es passt (also in diese Katekorie), aber kennt irgendjemand gute Zitate? Ich würde mich sehr über eure Hilfe freuen. :wave jule

    Wir lächelte einander an,
    und ich spührte einen Schauer über meinen Rücken laufen,
    der wie ein paar Tropfen eiskaltes Wasser meine Wirbelsäule hinunterwanderte.
    (Die Schwester der Zuckemacherin, von Mary Hooper)

  • Zitat

    Original von Banshee
    Allesdings ist diee Art wie wir es besprechen etwas gewöhnungsbedürftig, weil zwar sehr viele Textsellen angesprochen werden aber nur sehr kurz und alles irgendwie nur hin und her geht und oft auch ohne irgendeinen Zusammenhang.


    Hat sich leider bei mir auf der Uni auch noch nicht geändert...

  • Zitat

    Original von Jule
    Hallo ihr lieben
    Ich weiß nicht ob es passt (also in diese Katekorie), aber kennt irgendjemand gute Zitate? Ich würde mich sehr über eure Hilfe freuen. :wave jule


    Meinst du jetzt Zitate zu Emilia Galotti??? ?(

  • Dieses Buch ist uns für die 12 im Deutsch-LK vorausgesagt geworden. ;-) Zum Zwecke der "mentalen und fachlichen Vorbereitung" wollen wir deshalb ein an dieses Thematik anlehnendes Drama demnächst im Deutschunterricht beginnen. Ich bin sehr darauf gespannt, auch wenn es noch ein Jahr hin ist, und werde es evtl. auch schon vorher mal anlesen! Die Meinungen hier diesbezüglich sagten mir bereits sehr zu.

    Aktuelles Buch


    "Berlin Alexanderplatz" von Alexander Döblin


    "Goethe - Dichtung und Leben" von Curt Hohoff

  • Zitat

    Original von Sterntaler
    Hahaha, das ist mal ne Aussage!


    Aber hier ist wieder das Thema, was wir schon öfter angeschnitten hatten: Zu viel Verschulung eines Dramas macht die Ästhetik kaputt, oder schmählert sie zumindest.



    Dem möchte ich Recht geben. Ich weiß nicht, wie es gerade bei Lessing steht, aber ich habe dieses "Phänomen" oder will man es "Unglück" nennen (?) schon bei anderen Werken erfahren. Es ist der große Nachteil des "schulischen Lesens", dass nahezu alles von einem literarischen Stück (sei es ein Gedicht, eine Ballade, ein Roman oder ein Drama) unter dem "fachlichen" Aspekt betrachtet wird und dadurch sehr viel Gefühl, sehr viel Emotion einbüßt. Natürlich, zugegeben, man soll auch etwas dabei lernen! Und je nachdem wird auch eine Arbeit oder Klausur darüber geschrieben, da sind analytische und teils etwas trockene Methoden nötig, mit denen man an das Werk herangeht.
    Ich glaube aber dennoch, dass es möglich ist, die Ästhetik eines Stücks, um ein Drama wie du erwähntest aufzugreifen, zu bewahren. Bei Brechts "Mutter Courage" war - mir zumindest - das nicht möglich, denn Brecht schrieb dieses Stück nicht mit dem oder so viel Pathos und Leidenschaft wie Schiller die seinigen verfasste, als Beispiel. Es liegt also zum Einen auch daran, wie der Autor sein Werk verfasst.
    Wenn ein Drama diese Ästhetik inne hat, so wird immer ein Teil davon erhalten bleiben. Der junge Ehrgeiz, das beflügelnde Wort des "Don Carlos" z.B. könnte mir durch keine Stilanalyse oder Interpreationsbemühung verdorben werden. Vieles hängt somit auf der anderen Seite auch von uns selbst ab.
    Als drittens könnte man jetzt noch den Lehrer aufführen, der den Unterricht gestalten muss, so dass wir auf drei entscheidende Faktoren kommen: das Stück selbst, wir selbst und der Unterricht, in den alles eingebettet wird. Ich sehe es auch so, dass, gerade im Schulischen, der Ästhetik wenig Platz bedacht ist. Die Freude an einem Stück, sein Gefühl, kann man auch in Kreisen Gleichgesinnter genießen - so wie man es in der Schule könnte. Das würde dann aber gerade aufgrund der Fülle der Stücke und ihrer oft wirklich ausgeprägten wörtlichen und bildlichen "Schönheit" dem Analytischen Platz rauben; auf der Ästhetik selbst kannst du keine Abhandlung über ein Stück aufbauen.


    Doppelseitig, wie eh und je. ;-) Nur muss ich persönlich zugeben, dass ich etwas mehr Bedacht z.B. auf die Wirkung der Stücke als wünschenswert erachte - was mein Deutschlehrer glücklicherweise gelegentlich auch macht.

    Aktuelles Buch


    "Berlin Alexanderplatz" von Alexander Döblin


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  • Da Lessing in meiner Heimatstadt Kamenz geboren wurde und wir hier natürlich den schulischen Schwerpunkt in Literatur auf Lessing hatten, kenne ich das Werk ebenfalls. Allerdings kann ich mich nicht konkret daran erinnern und werde es sicher nocheinmal lesen.

  • für mich war lessings "emilia galotti" von anfang bis ende sehr interessant. bin sehr begeistert von dieser lektüre. die personen sind toll gewählt und durch sie wird es einfach nicht langweilig. vor allem das ende (suizid oder mord) hat mich sehr fasziniert und in unserem deutschkurs eine lage diskussion angeregt.

  • "Emilia Galotti" ist ein wirklich hervorragendes Werk von Lessing.
    Des Weiteres ist es ein hoch politisches Stück seiner Zeit, wie zum Beispiel die Gegenüberstellung von willkürlicher Herrschaft des Adels gegen die neu aufgeklärte Moral des Bürgertums zeigt.
    Lessing war einfach genial darin, seine Kritik am Hof zu verstecken. So kritisierte er sogar darin die adligen Auftraggeber dieses Stückes, indem z.B. Charakterzüge der Figuren mit damaligen höfischen Persönlichkeiten aus dem Geschlecht der Gonzaga übereinstimmen, die vom 14. bis 18. Jahrhundert in Oberitalien herrschten.

  • Zitat

    Original von Sterntaler
    Hahaha, das ist mal ne Aussage!


    Aber hier ist wieder das Thema, was wir schon öfter angeschnitten hatten: Zu viel Verschulung eines Dramas macht die Ästhetik kaputt, oder schmählert sie zumindest.


    versteh ich nicht ganz...

  • Hab jetzt die Antworten gelesen, ihr meint das Übliche: durch zu gründliche
    Interpretation in der Schule verliert man die Freude daran. Nun ja, vielleicht für dieses eine Werk, aber der geschulte Blick wird dann vielleicht beim nächsten, privat gelesen, manches entdecken, was ihn freut und was er sonst überlesen hätte?

  • Emilia Galotti - Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen
    von: Gotthold Ephraim Lessing

    ISBN der "behutsam modernisierten" Reclamausgabe mit Endnoten: 3150000459


    Wie alle elften Klassen an unserer Schule (und ganz Niedersachsen?) haben wir "Emilia Galotti" in der Schule gelesen und interpretieren eifrig herum. Von den meisten aufgrund des höheren Anspruchs und der ergründenden Beschäftigung damit gehasst, stellen für mich Schullektüren immer einen Leseanreiz dar, da ich so Bücher kennenlerne, die ich sonst nicht unbedingt freiwillig gelesen hätte.


    Herr Lessing dürfte als bedeutender Schriftsteller der Aufklärung bekannt sein. Ich verlinke hier einfach mal zu wikipedia.de


    Emilia Galotti, als "bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen" tituliert und in Drama-Form verfasst, schildert die Geschichte des Prinzen Guastalla, der trotz einer sehr an ihm hängenden Gräfin Orsina, glühende Leidenschaft für Emilia Galotti, eine Bürgerliche, empfindet und ihre Hochzeit mit dem Grafen Appiani zu verhindern und schließlich ihr Herz zu erobern sucht.


    Sehr schnell wird klar, warum ein so starker Wert auf die Bürgerlichkeit des Stücks gelegt wird, da unterm Strich die Bürgerlichen besser davon kommen. Insgesamt treten nur drei Adlige (sowie ein heimtückischer Berater) auf, die alle nicht uneingeschränkte Sympathie genießen:
    Der Prinz, der bei mir aufgrund seiner unkontrollierten Wesensart und seiner Gefühle trotz Unsympathie Mitleid erzeugte, der Graf Appiani, der zwar sehr vernünftig wirkt, aber leider nur einen sehr kurzen Auftritt hatte, die Gräfin Orsina, die zwar logisch denkt und verständlich wirkt, sich jedoch durch ihre Aktionen bis ins Lächerliche zieht, und schließlich der intrigante Marinelli, Kammerherr des Prinzen, der mit der Erlaubnis des Prinzen nicht gerade zimperlich gegen die Hochzeit vorgeht.


    Die Bürgerlichen hingegen stellen den verantwortungsvolleren und sympathischeren Gegenpart dar, Emilia Galotti, die zwar nicht den Hauch der Naivität, sondern den der Unschuld mit sich trägt, der vom Prinzen bedroht wird, und ihre Eltern scheinen sich für unsere Verhältnisse menschlicher und vernünftiger zu verhalten. Emilia, Opfer der Begierde des Prinzen, ist die Leidtragende in diesem Stück, diejenige, auf die sich alles entlädt. Und somit trägt das Trauerspiel den Namen zu Recht, denn was dieser Person alles wiederfährt, kann man nicht anders bezeichnen. Als ungewöhnlich starke Frau in bezug auf die damalige Zeit erfasst sie ihre Lage rasch und zieht Konsequenzen daraus, die dem Leser nicht unbedingt nachvollziehbar erscheinen. Mir zumindest nicht. Mir ist klar, dass die Verführung durch einen hübschen, jungen Prinzen verlockend ist, aber die Entscheidung, durch die sie sich an ihre Prinzipien hält und sich dem Prinzen entzieht, empfinde ich als sehr drastisch, da es sicherlich Alternativen gegeben hätte.


    Insgesamt ist das Stück sehr abwechslungsreich und gut durchdacht geschrieben, die Sprache ist immer noch gut verständlich - ich finde sie trägt erheblich zum Charme des Stückes bei - allerdings habe ich nur die bearbeitete Reclamausgabe gelesen. Inhaltlich stellt es ein vielschichtiges Drama dar, das unterschiedliche für die Aufklärung typische gesellschaftskritische Aussagen vertritt und mir nach kurzem Einlesen gut gefallen hat.
    Leider wird nur relativ wenig Handlung wiedergegeben, vieles findet nur in Wiedergaben der Protagonisten statt, was sicherlich auf den Bühnencharakter zurückzuführen ist. Dadurch wird die Spannung jedoch ein wenig gemildert - was nicht heißt, dass es nicht spannend ist, denn das ist es sehr wohl, sondern dass die Spannung größer hätte sein können.


    Fazit
    Insgesamt stellt es ein interessantes Leseerlebnis für diejenigen, die sich auf Sprache und Thematik einlassen, dar.
    7/10 P.