'Alias Grace' - Kapitel IX - XI

  • Dr. Jordan und Grace nähern sich in ihrer Therapie nun dem Mord selbst. Grace kann sich aber an die wesentlichen Dinge nicht erinnern, interesanterweise sind aber alle anderen Details um den Mord herum vorhanden. Hat sie sie tatsächlich vergessen oder verdrängt ? Lügt sie ? Ich muß gestehen, daß ich ihre Geschichte immer verworrenener und widersprüchlicher finde und langsam anfange, an ihrer Unschuld zu zweifeln. Angeblich stand sie völlig unter Schock und hatte selbst Todesangst um ihr Leben. Auf der anderen Seite handelt sie so rational, daß sie Nancys Kleider mitnimmt und sie sogar zum Prozess trägt. Ist dies als Naivität oder Kaltblütigkeit zu deuten ?


    Jeremiah hat sein Vorhaben tatsächlich in die Tat umgesetzt, sein Hausiererdasein an den Nagel gehängt und gibt sich nun als Dr. DuPont aus. Er will Grace sogar hypnotisieren. :lache Ich bin sicher, daß er ihr damit auf die ein oder andere Weise helfen will, da er ihr immer sehr zugetan gewesen zu sein scheint. Allerdings wundert mich, warum er beim Prozess nicht zu ihren Gunsten ausgesagt hat ?!


    Dr. Jordan beginnt ( unfreiwillig ;-) ) ein Verhältnis mit seiner Vermieterin. Wird er dennoch der J. sein, den Grace heiratet ???


    Interessant fand ich in diesem Abschnitt die Rolle der Vermieterin Mrs Humphrey. Von ihrem Mann verlassen steht sie quasi mittellos da, ihre gesellschaftliche Stellung verbietet ihr jedoch, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen ( und was könnte sie wohl schon tun ), von Beruhigungsmitteln abhängig, in ihrem Innern brodelt jedoch die Leidenschaft ... ich bin sehr gespannt, was aus ihr noch werden wird.

  • Dr. Jordan und seine Vermieterin - da hat er sicher einen Schock erlitten, als er morgens aufwachte... :rofl Aber er flieht direkt nach Toronto, um den Anwalt von Grace zu sprechen...


    Grace's Erzählung finde ich auch ziemlich merkwürdig. Sie erinnert sich an die kleinsten Einzelheiten (das sie z.B. noch die Küche aufräumt), auf der anderen Seiten will sie ohnmächtig gewesen sein.Verstehen kann ich es allerdings nicht. Grace scheint mir nicht so unschuldig zu sein, wie sie tut. Für mich läßt sie McDermott die Arbeit machen - und selbst ist sie die Nutzniezerin. Mal sehen, wie das Buch weitergeht...


    Vielleicht heirate Grace Dr.Jerome DuPont - das würde mir irgendwie gefallen! :chen

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Vielleicht heirate Grace Dr.Jerome DuPont - das würde mir irgendwie gefallen! :chen


    An den hatte ich noch gar nicht gedacht. :lache Mir fält gerade auf, daß es ganz schön viele Männer gibt, die mit J anfangen ... Jerome DuPont, Jamie Walsh, James McDermott, Dr. Jordan ... :gruebel

  • Zitat

    Original von -Christine-


    An den hatte ich noch gar nicht gedacht. :lache Mir fält gerade auf, daß es ganz schön viele Männer gibt, die mit J anfangen ... Jerome DuPont, Jamie Walsh, James McDermott, Dr. Jordan ... :gruebel


    Ja- dieses Buch wimmelt von Männern mit J's... :rofl Das macht es so spannend! :wave

  • Dass Dr. DuPont Jeremiah ist, fand ich eine sehr launige Wendung. Auf die ich allerdings nicht selbst gekommen wäre.


    Grace erscheint immer kaltblütiger, emotionsloser. Selbst wenn sie mit den eigentlichen Morden nichts zu tun hat, dagegen war sie auch nicht. Geht in den Garten um Schnittlauch zu holen, obwohl sie weiß, dass in diesem Moment der Wahnsinnige mit der Axt zur Tat schreitet. Wenn man jetzt zu ihren Gunsten mal annimmt, dass sie nicht genug Mut hatte, Nancy zu verteidigen, sie zu beschützen, zu warnen oder sonst etwas, dann wäre es doch das Mindeste gewesen, davonzulaufen, vor Angst, während McDermott den Mord begeht.


    Aber nein, sie trägt ihm sogar noch auf, dass er den Teppich nicht einsauen soll. :yikes


    Moralisch ist Grace also auf keinen Fall unschuldig.

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Dr. Jordan und seine Vermieterin - da hat er sicher einen Schock erlitten, als er morgens aufwachte... :rofl


    Geschieht ihm ganz recht! Der Typ hat doch echt keinen A... in der Hose! Der totale Zauderer, nach dem Motto "wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass".


    Im Gegensatz dazu finde ich den Anwalt MacKenzie geradezu erfrischend. Der hat sich anscheinend von Grace nicht einwickeln lassen.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Interessant fand ich in diesem Abschnitt die Rolle der Vermieterin Mrs Humphrey. Von ihrem Mann verlassen steht sie quasi mittellos da, ihre gesellschaftliche Stellung verbietet ihr jedoch, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen ( und was könnte sie wohl schon tun ), von Beruhigungsmitteln abhängig, in ihrem Innern brodelt jedoch die Leidenschaft ... ich bin sehr gespannt, was aus ihr noch werden wird.


    Naja, den Arbeitseifer hat sie aber auch nicht gerade erfunden. Als Dora weg war, hat sie sich nicht gerade bucklig gearbeitet. Mal mit dem Besen durchfegen hätte ihr bestimmt nicht geschadet, im Gegenteil.


    Sie ist ja sogar so stinkefaul, dass sie Dr. Jordan das Essen machen lässt, es mit großem Appetit verputzt und passend zum Abwasch wieder "leidend" wird. :bonk

  • Stimmt, Mrs Humphrey reißt sich sicher kein Bein aus, um ihre Haushälterin zu ersetzen. Ich entschuldige das mal großzügig damit, daß einer Frau in ihrer gesellschaftlichen Stellung der Gedanke wahrscheinlich gar nicht gekommen ist, den Besen mal selbst in die Hand zu nehmen. Aber in ihrer Haut möchte ich trotzdem nicht stecken. Selbst als sie alles aus Dr. Jordan herausholt, was geht, muß sie sich bewußt sein, daß ihre Probleme damit nur aufgeschoben sind. Ihr Mann ist nur verschwunden und solange er nicht tot aufgefunden wird, kann sie nicht einmal wieder heiraten. Klar, aus heutiger Sicht nehmen wir Frauen unser Leben eben selbst in die Hand. Aber Mrs Humphrey ist eben auch nur eine Frau ihrer Zeit.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Aber Mrs Humphrey ist eben auch nur eine Frau ihrer Zeit.


    Genau!! und das ist es auch, was Margret Atwood hier zu einer besonderen Schriftstellerin macht: es sind sehr realistische Charakterstudien, mit viel Gefuehl beschrieben - uns es wirkt an keiner Stelle fehl am Platz. Ganz anders als wir es auf dem heutigen Buchmarkt doch in den meisten Historienschinken sehen. Vielfach werden doch gerade die Frauenfiguren dem heutigen Verstaendnis der zumeist weiblichen Leserschaft angepasst.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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