Die letzte Hanseatin - Lena Falkenhagen

  • Die letzte Hanseatin - Lena Falkenhagen



    Inhalt
    1467: Die Lübecker Kaufmannstochter Elise Lipperade stößt in ihrer Heimatstadt auf eine mysteriöse politische Intrige: ein blutiger Zwischenfall soll England und die Hanse in den Krieg treiben. Und die Verschwörung könnte ihren Schwiegervater das Leben kosten. Um ihn zu retten, fährt die junge Frau ins ferne London. Hier brodelt ein Konflikt, der über Leben und Tod, Krieg und Frieden sowie den Bestand der Hanse entscheiden wird.


    Autorin
    Lena Falkenhagen, geboren 1973 in Celle, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Anglistik als Übersetzerin, Lektorin und Autorin für Fantasy-Rollenspiele. Als Redakteurin Aventuriens gestaltet sie die größte phantastische Rollenspielwelt Deutschlands mit. Nach "Das Mädchen und der Schwarze Tod", "Die Lichtermagd" und „Die Schicksalsleserin“ ist "Die letzte Hanseatin" ihr vierter historischer Roman. Die Preisträgerin des DeLiA-Romanpreises 2010 lebt in Hannover.



    Meine Meinung


    Das Buch beginnt mit zwei kurzen Ereignissen.
    Einen dubiosen Angriff in Island auf den dänischen Gouverneur, der blutig endet.
    Desweiteren mit der symathischen Witwe Elise Lipperade - Kaufmannstochter aus der Hansestadt Lübeck, die kurze Zeit darauf in einen Strudel merkwürdiger Vorkommnisse gestürzt wird.


    Auf dem Weg nach London, das Schicksal ihres verschwunden geglaubten Schwiegervater aufzuklären, muß das Schiff umkehren, da es in einen Angriff freibeuterischer Angriffe auf englische Schiffe gerät.
    Einen Überlebenden gibt es zu retten - einen Engländer eines eben jener angegriffener Schiffe.


    Schließlich doch nach London reisend, muß Elise feststellen, daß es um die deutsche Hanse schlechter bestellt ist, als erwartet.
    Intrigen und Verschwörungen scheinen an der Tagesordnung.
    Der englische König Edward IV macht die Hanse für den Angriff auf die englischen Schiffe verantwortlich und verlangt Reparationenen....

    Soweit erst einmal zum Beginn des Inhalts.


    Mir hat dieser historische Krimi hervorragend gefallen. Beinhaltet er doch alles, was ich persönlich von einem guten historischen Buch erwarte.
    Spannung - Geschichte - Intrigen und interessante Personen.


    Die Geschichte der Hanse und der Krise mit England, sowie das Verhältnis Edwards IV und "seines" Kanzlers Warwick - auch bekannt als Königsmacher - wird sehr spannend und interessant erzählt.
    Sehr gut verwoben mit der Geschichte um die Protagonistin Elise.


    Ein Buch, das es schafft eine fiktive Geschichte in die reale Geschichte zu integrieren. Diese dann in einer hochspannenden und auch interessanten Weise mit den realen und fiktionalen Personen darzustellen.


    Ein wunderbarer Schreibstil, der auch einen gewissen Humor aufblitzen läßt.
    Ich jedenfalls habe gelernt, weshalb jahrelang gelagerter Wein etwas besonderes ist und daß das nicht immer so war...
    Auch die Geschite der Hanse war mir so in der Weise noch nicht bekannt.
    Und alles was mit englischer Geshichte zu tun hat, verschlinge ich ja sowieso :grin


    Mir ging es so, daß ich zwischendurch kaum aufhören mochte, da ich doch sehr in den Sog der Geschichte gezogen wurde.




    Fazit
    Ein hervorragender historischer Krimi um die Geschichte der deutschen Hanse und die Zeit der Auseinandersetzung mit England.
    Wunderbar als Krimi verarbeitet - spannend - interessant und mit sympathischen - natürlich auch unsympathischen - Darstellern.
    Ein flüssiger, lockerer Schreibstil, der dazu verleitet das Buch in einem durchlesen zu wollen.
    Für Geschichtsfans und Freunde des historischen Krimis sehr zu empfehlen.

  • Die junge Witwe Elise Lipperade wohnt in Lübeck Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie führt den Haushalt ihres Schwiegervaters, solange dieser in Belangen der Hanse in London weilt. Als eines Tages die Familienbibel nach Lübeck gelangt und Elise überreicht wird, überschlagen sich die Ereignisse. Das schwer gehütete Buch von Hinrich Lipperade sorgt nicht zuletzt beim Sekretär zu Spekulationen über das Ableben des alten Lipperades. Elise glaubt nicht an den Tod ihres Schwiegervaters, sondern versucht nach London aufzubrechen und ihn zu suchen.


    Während der Überfahrt gerät ihr Schiff jedoch zuerst in einen schweren Sturm, der das Schiff beschädigt und sie dann zwischen die Fronten eines Danziger Kaperschiffes und deren Beute treibt.


    Am Tag nach dem Kampf entdeckt Elise den Schiffbrüchigen Herman Wanmate, den die Mannschaft aufnimmt und Elise gesund pflegt.


    Doch was hat es mit Herman auf sich? Und lebt Elises Schwiegervater noch? Als Herman ohne Vorankündigung abreist, macht sich Elise erneut auf die Suche nach ihrem Schwiegervater und kauft dazu ein eigenes Schiff.



    Der Epilog spielt ein wenig weiter in der Geschichte und weckt beim Leser Neugierde, wie es zu der Szene wohl kommen mag und was dahinter steckt. Immerhin wird Elise von dem Sekretär des Hauses ziemlich eindeutig bedroht und genötigt.


    Danach teilt sich die Geschichte zunächst in zwei Erzählstränge auf. Zum einen lernt der Leser Elise und ihre Familie kennen, zum anderen findet sich der Leser unverhofft in einem Angriff auf den dänischen Gouverneur auf Island wieder.


    Bis zur Errettung Herman Wanmate begleitet der Leser nur Elise Lipperade. Danach teilt sich immer wieder die Erzählung zwischen den beiden Protagonisten auf.
    Elise und Herman kämpfen beide für den Fortbestand der Hanse, geraten jedoch in einen Strudel aus Intrigen und Verschwörungen, so dass sie am Ende um ihr beider Leben fürchten müssen.


    Die Autorin hat einen mitreißenden Schreibstil, der den Leser regelrecht an das Buch fesselt. Man erfährt einiges über die Hanse und die politischen Verwicklungen. Dabei wird gerade das politische sehr verständlich dem Leser nahegebracht und um die Geschichte von Elise und Hermann drumherum gesponnen.


    Die fiktive Geschichte von Elise und Herman wird sehr plastisch in die historischen Gegebenheiten eingefügt. Doch bleiben die Protagonisten mit persönlich etwas zu blass. Der Schwerpunkt lag meiner Meinung nach wirklich auf den historischen und politischen Gegebenheiten.


    Die Geschichte beinhaltet manche Wendung oder Überraschung. Auch an Kampfszenen mangelt es nicht. Sei es zu Wasser oder zu Land.


    Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und bleibt dann bis zum Ende hin stabil, wo ihn die Autorin dann langsam ausklingen lässt.


    Ein Epilog zeigt dem Leser, wie es weiter gegangen ist mit der Familie Lipperade.


    Vermisst habe ich hier einen Glossar, einen Personenregister und ein Nachwort der Autorin bzw. einen Hinweis auf den historischen Hintergrund.


    Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar.



    Fazit:
    Ein interessanter historischer Krimi zu dem Konflikt zwischen England und der Hanse.

  • Die Kaufmannstochter Elise Lipperade aus Lübeck ist bereits früh verwitwet. Sie wohnt mit ihrem Sohn Hendrik bei ihrem Schwiegervater. Als unerwartet die wohlgehütete Bibel des Schwiegervaters aus London bei ihr eintrifft, sehen darin alle die Todesnachricht. Hendrik wäre jetzt Erbe des Kontors. Aber auch der Sekretär Northoff wittert seine Chance, das Geschäft zu übernehmen. Er droht Elise, sie zu heiraten oder ihrem Sohn Gewalt anzutun. Um das zu verhindern, macht sich die junge Mutter auf den Weg nach London, um selber nach ihrem Schwiegervater zu suchen. Vor Ort gerät sie direkt zwischen die Fronten der Hanse und des englischen Hofs um den Stalhof.


    Parallel zu diesen Geschehnissen wird von einem Gemetzel auf Island berichtet, bei dem ein junger Engländer ums Leben kommt. Seinem Bruder bleibt nur noch eine alte Münze als Erinnerung. Der Kreis zu Elises Geschichte schließt sich, als Herman Wanmate selber in Seenot gerät und von ihr bei der Überfahrt nach London gerettet wird. Somit sind die Weichen zu einer Liebesgeschichte gestellt, die sich durch das ganze Buch zieht.


    In Lena Falkenhagens vierten historischen Roman bildet der Hansisch-Englische Krieg die Kulisse für weitere Intrigen. 1468 wurden im Sund englische Schiffe beschlagnahmt, was König Edward IV. veranlasste, den Stalhof in London stürmen zu lassen. Dort legten die Schiffe der Hanse an, wurden ihre Ladung gelöscht und die Kaufleute trieben Handel. Der Übergriff der englischen Soldaten richtete ein regelrechtes Massaker an. Dieses historisch belegte Ereignis schildert die Autorin so plastisch, dass der Leser förmlich das Aneinanderschlagen der Schwertklingen hört. Auch das Flair der Städte Lübeck und London wird gekonnt eingefangen. Spannend wie ein Krimi zieht das Buch nun seine Leser in einen Bann. Eine Verschnaufpause erhält man nur, wenn es um den Erzählstrang um Elise und Herman geht. Natürlich wurden auch hier einige Wendungen eingebaut, sodass lange Zeit alle Möglichkeiten für den Ausgang offen sind.


    "Die letzte Hanseatin" bietet spannende Unterhaltung. Das 15. Jahrhundert wurde mit der Hanse zwar schon oft als Hintergrund gewählt, der Disput zwischen ihr, England und Dänemark allerdings noch nicht. Deutlich werden die seinerzeit vorherrschenden politischen und sozialen Auffassungen dargestellt. Daher habe ich das erklärende Nachwort vermisst, indem ein kleiner Einblick in die tatsächlichen Gegebenheiten geboten wird. Eine Karte mit den damaligen Grenzverläufen und Schiffsrouten wäre auch ein nettes Extra gewesen. So muss der interessierte Leser andere Quellen bemühen. Das soll aber auch das einzige Manko sein. Das Buch ist auf alle Fälle ein Lesetipp. (8 Punkte)

  • Die Witwe Elise Lipperade lebt mit ihrem Sohn Hendrik in Lübeck, bei ihrem Schwiegervater in einer Kaufmannsfamilie. Der Schwiegervater ist in London für die Hanse tätig. Als er für tot erklärt wird wittert der Sekretär der Familie Northoff seine Chance sich in das Erbe einzuschleichen und droht Elise. In ihrer Not reist Elise alleine nach London um ihren Schwiegervater zu suchen und die Sache aufzuklären.


    Zeitgleich wird man Zeuge eines Blutbades auf Island. Es kristallisiert sich eine politische Intrige heraus.


    Auf der Überfahrt nach London trifft Elise auf den in Seenot geratenen und geretteten Hermann Wanmate, dessen Bruder bei dem Blutbad ums Leben gekommen ist. Gemeinsam versuchen sie herauszubekommen, wer hinter dem Blutbad steht und suchen den Schwiegervater von Elise. Dabei kommen sie sich näher.


    Obwohl ich anfangs Schwierigkeiten hatte in die Geschichte hereinzukommen, zog sie mich dann doch in ihrem Bann. Ich wollte unbedingt wissen wie es weiter geht. Zusätzlich habe ich viel über die Hanse gelernt.


    Ich vergebe 8 Punkte.

  • Die Geschichte um die junge Witwe Elise Lipperade und die Hanse ist spannend und zugleich unterhaltend. Romantik kommt nicht zu kurz wobei das in diesem Buch fast nebensächlich ist.
    Wichtiger sind die Differenzen und Kämpfe die die Hanse mit Englands König, Dänemark und in den eigenen Reihen auszufechten hat. Da sind kluge und Kühle Köpfe gefragt.
    Angenehm hebt sich dabei die junge Elise ab, die einer Intrige auf die Spur kommt und alles unternimmt um das Bündnis und ihrer Familie zu schützen.


    Schön fand ich die Karten von London und Lübeck Anno 1468 auf den ersten Seiten.