Will Wiles, Die nachhaltige Pflege von Holzböden

  • Titel: Die Nachhaltige Pflege von Holzböden
    Autor: Will Wiles
    Verlag: carl´s books
    Seiten: 285
    Originaltitel: Care of wooden Floors



    Über den Autor:


    Will Wiles, Sohn englischer Eltern, wurde 1978 in Indien geboren.
    Er arbeitet als Journalist im Bereich Architektur und Design.
    Mit der "Nachhaltigen Pflege für Holzböden" legt er seinen ersten Roman vor. Er ist verheiratet und lebt im Osten von London wo er an seinem zweiten Roman arbeitet.


    Über den Inhalt:


    Dies ist die Geschichte von Oskar, genau genommen von Oskars perfekter Design-Künstler-Wohnung und seinem alten Studienfreund, den er um einen Gefallen bittet.
    Denn Oskar musste nach L.A. fliegen und somit eine mehrwöchige Pause in seiner Karriere als erfolgreicher und unfassbar pedantischer Komponist und Musiker einlegen.
    Aber das schlimmste daran ist, dass er niemanden hat um auf seine geliebte Wohnung im Zentrum einer osteuropäischen Großstadt und auf die beiden Katzen aufzupassen, und so bittet er seinen alten Kommillitonen um einen oberflächlich harmlos anmutenden Gefallen.
    Ein paar Tage in der Wohnung zu bleiben, auf Katzen und den besonders kostbaren Holzfußboden aufzupassen und allgemein nach dem Rechten zu sehen, scheint eine nicht unlösbare Aufgabe zu sein.
    Damit auch tatsächlich nichts schief gehen kann hat Oskar an den aberwitzigsten Orten Hinweiszettel hinterlassen, was wann wo zu tun - und besonders: was absolut und unter allen Umständen zu vermeiden ist!
    Aber natürlich läuft nicht alles ganz nach Plan.


    Meine Meinung:


    Wer auf eine schöne, phantasievolle Sprache Lust hat, gerne spleenige Charaktere mag und ein Faible für den Blick aufs Absurde und Spaß an böseskurrilen englischem Humor hat, sollte hier auf jeden Fall zugreifen.
    Mich hat das Buch begeistert, in das ich eigentlich nur einen Blick werfen wollte, wegen des bizarren Titels, die Geschichte die sich ab dem Moment sprachlich wundervoll entspinnt, in dem der Studienkollege den Fuß in Oskars Zauberreich setzt, ist so abstrus und dabei so charmant beschrieben, dass die Geschichte einen sofort zu fesseln vermag.
    Und trotz all der Widrigkeiten gibt es fast so etwas wie ein Happy End :grin
    Klare Leseempfehlung!



    grinsegrüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Um es gleich vorweg zu nehmen – fesseln oder gar begeistern konnte mich das Buch leider nicht.
    Schon der ungewöhnliche Titel hatte mich neugierig gemacht und die Charakterisierung „feinster britischer Humor“ erst recht. Nur blitzte er für meinen Geschmack hier viel zu selten auf und von der Beschreibung „abgründig-komisch“ würde ich eher „abgründig“ unterstreichen ;-) .


    Sprachlich ist das Buch auf jeden Fall ein besonderer Leckerbissen, die Freude an gekonntem Umgang mit Worten jedoch absolute Grundvoraussetzung um an dieser bizarren und irgendwie surrealen Geschichte Gefallen finden zu können. Zeitweise ist der Wortwitz für mich ein echter Genuss gewesen und ich musste breit grinsen, manchmal auch laut lachen über so manche böse Pointe. Doch die Freude an der Sprache hat mich nicht durch diese ansonsten inhaltsleere Geschichte getragen, in welcher der charakterschwache und meist stark alkoholisierte Ich-Erzähler sein Leben und seine Freundschaft mit Oskar reflektiert.
    Spätestens ab der Mitte haben mich die Alkoholexzesse und das endlose Geschwafel um die daraus resultierenden Befindlichkeiten und Folgen einfach nur noch gelangweilt, so eloquent sie auch dargereicht wurden.


    Das Buch halte ich für absolute Geschmackssache und möchte es weder empfehlen noch davon abraten.

  • Meine Meinung: Als ich bei Amazon die Rezensionen las, war ich erstaunt, wie schlecht dieses Buch allgemein bewertet wird. Möglicherweise liegt es an seinem ungewöhnlichen Titel, der andere Erwartungen weckt.


    Der Ich-Erzähler soll für seinen alten Studienfreund Oskar in dessen Abwesenheit die tolle Designerwohnung und die beiden Katzen hüten. Oskar war immer schon extrem penibel und so finden sich an fast jeder Stelle der Wohnung kleine Zettel mit Anweisungen, wie man sich zu verhalten habe, wie was womit gepflegt werden kann, oder welche Veranstaltung zu besuchen ist.


    Der Erzähler, das wird schnell klar, ist ein von Minderwertigkeitskomplexen Oskar gegenüber geplagter und gescheiterter Schriftsteller, dessen Bestseller (Mülltrennungsbeschreibungen für die Gemeindeverwaltung) allerdings in jedem Haushalt seines Landkreises gelesen werden. Hier in dieser total durchkomponierten Wohnung hofft er auf Zeit, Muße und Abgeschiedenheit um endlich zum Schreiben zu kommen.


    Schon die Beschreibung der Wohnung und der hintergründige Humor des Erzählers lassen bald ahnen, dass das Ganze nur in einer Katastrophe enden kann…Steht doch zu Anfang die Oskars inständige Bitte, den wunderbaren, kostbaren Holzboden auf gar keinen Fall zu beschädigen…


    Ich war von dem Wortwitz und dem bitterbösen Humor mit dem dieses Buch geschrieben wurde, total begeistert. Obwohl der Protagonist ein ziemlicher Unsympath ist, der sich permanent betrinkt und seine Tage und Nächte im Rausch verbringt, so dass man ständig wünscht, ihn zu schütteln, tat er mir auch wiederum leid. In dieser Geschichte, sowie in seinem Leben ist das Scheitern einfach vorprogrammiert. Das weiß er selbst nur zu gut und so gerät das Hüten der Wohnung auch zu einer Aufarbeitung seines Verhältnisses zu seinem Freund Oskar. Er reflektiert sich und ihre Beziehung in der Vergangenheit und so finden sich auch teilweise tiefgründige Gedanken zum Thema Freundschaft, die man auf den ersten Blick gar nicht vermutet hätte.


    Die Handlung selber beginnt recht langsam und nimmt nach und nach an Tempo auf, bis zu einem Ende, dass ich mir etwas besser ausgearbeitet gewünscht hätte, denn da schien es plötzlich, als habe es der Autor auf einmal eilig gehabt, sich von seinen Figuren zu verabschieden.


    Insgesamt war dieses Buch für mich ein großartiges Lesevergnügen und ich habe jede Zeile genossen.
    Schade, dass es bei vielen Lesern nicht ganz so gut angekommen ist. Wenn man guten Stil und bösen Humor mag, sollte man sich trotzdem trauen und dem Buch eine Chance geben, denn die hat es meiner Meinung nach verdient.

  • Die Meinungen über das Buch gehen weit auseinander. Weiter, als ich vermutet hätte.
    Das Buch hat mir Lovelybooks bzw. der Verlag für eine Leserunde geschenkt.


    Ich gehöre zu denjenigen, die es am Ende zugeklappt hat, froh darüber, dass es endlich vorbei ist. Ich musste ein Nacht drüber schlafen, bis der Zorn verrauchte. Zorn über die vertane Lesezeit, aber vor allem über einen vollkommen verschenkten Romanstoff.
    Die Sprache mochte ich, das ja. Die Vergleiche und Sprachbilder fand ich an etlichen Stellen tatsächlich originell und witzig. Aber die Story fand ich hanebüchen und an den Haaren herbeigezogen. Als das Ende nahte mit der Putzfrau und dem Wischmopp und all dem, wie der Protagonist damit umging, war für mich eine Geschmacksgrenze überschritten. Ich mag Makabres, aber das ging mir zu weit. Vor allem angesichts der Auflösung, des Grundes, warum Oskar seinen Freund zum Wohnunghüten bestellt hat.


    Deshalb kriegt das Buch von mir 1 von 5 Punkten. Mehr nicht.

  • Nunja, hier wende ich ein, dass die Entwicklung mit der Putzfrau, nichts mit dem eigentlichen Grund zu tun hat, aus dem Oskar den nicht benannten Protagonisten zum Einhüten bestellt hat.



    winkegrüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson