Adam Johnson - The Orphanmaster's Son / Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

  • 19:22 Stunden
    ungekürzte Lesung
    Sprecher: Adam Johnson, Tim Kang, Josiah D. Lee, James Kyson Lee
    Hörprobe beim Verlag *klick*



    Zum Inhalt
    Pak Jun Do hat noch nie einen Film gesehen, kaum je ein Werbeplakat, er findet es merkwürdig, dass woanders Leute Tiere im Haus halten, und wundert sich über Maschinen, die Geld auswerfen. Er kennt keine Ironie, keine Kunst, keine Mode und keine Magazine. Aufgewachsen im nordkoreanischen Waisenhaus »Frohe Zukunft«, ist er ein winziges Rädchen im großen Getriebe der absurd-grausamen Herrschaft des »Geliebten Führers« Kim Jong Il. Nur ein falsches Wort kann jeden sofort ins Lager bringen. Doch mit der Zeit beginnt Jun Do an etwas zu glauben, was stärker ist als Staatstreue: Freundschaft und Liebe. Als er die Schauspielerin Sun Moon trifft, lernt er das bedingungslose Vertrauen in einen anderen Menschen kennen. Und nur dafür lohnt es sich zu überleben. Adam Johnsons kühner Nordkorea-Roman ist ein wahres Feuerwerk der Erzählkunst, eine wahnwitzige Geschichte über Freiheit, Wahrheit und Identität. Er ist ebenso die Geschichte verlorener Unschuld wie Spionagethriller und Liebesroman, bevölkert von eigenwilligen, schrägen Figuren – poetisch, erschütternd und unvergesslich.



    Am Wochenende gekauft und schon sehr gespannt, wie dieses Buch mit Nordkorea als Schauplatz umgeht. Die erste Stunde war interessant und auf jeden Fall - wie erwartet - ganz anders als James Church - A Corpse in the Koryo (Inspector O Novels).


    P.S. Eine deutsche Hörbuch-Ausgabe konnte ich nicht finden.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

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  • Oh, das kann gut sein. Im britischen Independent war am Wochenende ein interessantes Interview mit einem Nordkoreaner, der jetzt in Surrey lebt: *klick*


    Bin jetzt noch gespannter, auf Inhalt und auch Stil dieses Buchs.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Inhaltlich sind die ersten zwei Stunden interessant-skurril. Die knapp und ganz nebenbei eingeflochtenen Informationen über das Leben in Nordkorea sind immer wieder erschütternd.


    Die Hauptfigur Pak Jun Do (gelesen klang es anfangs irritierenderweise fast wie John Doe) lebt ein fast komplett fremdbestimmtes Leben. Seine Mutter ist verschwunden, sein Vater leitet ein Waisenhaus, bekennt sich nicht öffentlich zu seinem einzigen Kind und nimmt Jun Do in der Regel besonders hart dran.


    Wegen seiner Adresse und eines nach einem Waisen klingenden Namens landet Jun Do in der Armee. Dort werden Waisen gerne auf lebensgefährliche Missionen geschickt. Die Ausrüstung für seine Missionen klingt stets lächerlich, auf die Idee Widerstand zu leisten, kommt er garnicht - kein Wunder in einem Land, in dem auf alles Mögliche und Unmögliche die Todesstrafe steht.


    Stilistisch ist es auch ansprechend, sprachlich gut zu verstehen ohne zu simpel zu sein und einige nette Überlegungen/Gedankengänge sind auch dabei. :-)


    P.S. Die kommunistischen Propaganda-Parolen über kapitalistisches Blutgeld, die Liebe des nordkoreanischen Volks zu Haien, revolutionäre Arbeit usw. sind mMN authentisch wiedergegeben und gehören (immer und immer wieder erschreckenderweise) ganz selbstverständlich zu Jun Dos Vokabular.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
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  • So, ein Drittel ist gehört und Jun Do hat sich durch die (insbesondere für Nordkorea) ungewöhnlichen Ereignisse etwas verändert, er wird neugieriger, ein wenig mutiger und hatte einige *hüstel* interessante Begegnungen, bei denen sowohl er als auch seine Gegenüber sich vermutlich wie im falschen Film vorkamen.
    Sowohl inhaltlich als auch stilistisch gefällt es mir nach wie vor sehr gut. Der Sprecher versteht es meisterhaft, die Atmosphäre zu vermitteln, die anfangs sehr melancholisch-resigniert war und sich inzwischen teilweise wandelt.
    Auch wenn es "nur" ein Roman ist, wirkt die Schilderung des Lebens in Nordkorea authentisch-gruselig, bei einigen Szenen blieb mir das Lachen im Halse stecken, so absurd-brutal war es.

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  • Auch das zweite Drittel ist gehört


    Mir gefällt, wie sich die Handlung und Figuren verändern. Das Leben in Nordkorea hingegen bleibt unverändert gefährlich für die Figuren, für mich nach wie vor unvorstellbar unter solchen Bedingungen leben zu müssen. Auch in diesem Buch erinnert einiges an "Catch 22", Stellen die zunächst lustig wirken, die Figuren jedoch in lebensgefährliche Situationen bringen.
    Einige Abschnitte sind mir zu langatmig, zu viele Wiederholungen
    , insgesamt bleibt es jedoch interessant - keine Ahnung, wie es ausgehen wird.

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  • Ich lese das Buch ja gerade, bin so etwa auf Seite 100 und mir gefällt es auch sehr gut. Es klingt sehr authentisch, wenn es das Leben in Nordkorea beschreibt.
    Am Sonntag habe ich einen Beitrag im Weltspiegel gesehen, der sich mit den Waisenkindern in Nordkorea befasst. Es gibt eine Gruppe von Leuten, die diese Kinder aufsammelt und über China, Laos und Thailand nach Südkorea schleust. Dort bekommen sie eine Ausbildung und auch erwachsene Flüchtlinge werden auf das Leben im Westen vorbereitet, z.B. wie man einen Geldautomaten bedient oder wie ein Burger aussieht. Es wurde auch in Nordkorea mit versteckter Kamera gefilmt. Ich glaube, die meisten von uns können sich gar nicht vorstellen, wie die Menschen dort leben müssen. Den Beitrag ansehen kann man hier.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • So, durch und noch etwas fassungslos. Fassungslos wegen der vermutlich allzu authentischen Darstellung des Lebens in Nordkorea und auch wegen des an sich passenden Endes sowie des kurzen aber sehr eindringlichen Nachworts.


    Einiges erinnert mich an den Inhalt dieses Artikels in der *Zeit*: "Es kann nicht gut gehen, wenn zwei Staaten in Paralleluniversen leben. Wenn der eine nach Anerkennung dürstet, und der andere über ihn lacht. Wenn der Kleine nach Größe giert und der Große darin nur Größenwahn sieht." Besonders treffend: "Nur, ist Kim Jong Un wirklich verrückt? "Aus seiner Interessenlage heraus handelt er vollkommen rational", sagt Moon Chung In, Politikwissenschaftler an der Yonsei-Universität in Seoul. "


    Nordkorea, der demokratischste Staat auf Erden, dessen Bürgern es an nichts mangelt, in dem es keinerlei Gewaltverbrechen gibt und der Lebensmittel als Hilfgüter für die Armen in die USA und nach Südkorea schickt....

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  • Besser, hm, ich fand das ganze Buch interessant, jedoch zu fast keinem Zeitpunkt spannend.


    Ja, es wird wieder Perspektivwechsel geben und meiner Meinung nach wird es auch wieder besser. Wobei die Handlung nicht weniger skurril und deprimierend wird, auch wenn Jun Do sich im Lauf der Zeit deutlich verändert.

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