Sabine Martin - Die Tränen der Henkerin

  • zu den Autoren:
    Sabine Martin ist das Pseudonym der beiden Autoren Sabine Klewe und Martin Conrath. Die beiden Autoren haben vorher bereits Kriminalromane und historische Romane veröffentlicht. Ihr erstes Gemeinschaftsprojekt ist Die Henkerin.


    zum Inhalt:
    Die verwaiste Melisande Wilhelmis hat ihr Glück als Melissa Füger in Rottweil gefunden. Sie ist inzwischen mit Wendel verheiratet und die beiden freuen sich über ihre Tochter Gertrud. Die kleine Familie hat sich mit einem Weinhandel eingerichtet. Alles könnte so schön sein, wenn nicht Wendels Vater Erhard versuchen würde, die beiden zu entzweien. Er hat inzwischen Informationen gesammelt, dass Melissa nicht die Tochter eines Schreibers aus Augsburg ist. Vielmehr verdächtigt er sie, den Schreiber gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Melchior umgebracht zu haben. Als obendrein noch ein Unbekannter Melissas frühere Henkerskleidung ins Haus schickt, sieht sie nur noch den Ausweg, Wendel ihre Vergangenheit beichten. Doch dem erscheint die Geschichte so unglaubwürdig, dass er sie des Hauses verweist. Schnell informiert sie noch ihre beste Freundin und macht sich auf den Weg nach Sulz. Dort bewohnt sie eine kleine Kammer und wartet, dass sie Nachricht von Wendel bekommt. Leider hat ihr Widersacher sie auch dort aufgespürt. Als im fernen Rottweil die kleine Gertrud entführt wird, muss Melissa handeln, um ihre Familie zu retten.


    meine Meinung:
    Der zweite Teil um die Henkerin schließt nur wenige Jahre nach den Ereignissen in Esslingen an. Wer den Vorgänger kennt, wird sich über ein Wiedersehen des jungen Paares freuen. Hat man diese Informationen nicht, erschließen sie sich nach und nach im Handlungsverlauf. Erneut hat das Autorenpaar Sabine Klewe und Martin Conrath bewiesen, dass sie auch spannende historische Geschichten erzählen können. Sie zeichnen ihre Figuren einfach genug, um sie schnell einordnen zu können, aber facettenreich genug, um ihre Leser auch noch zu überraschen. Stets sind die Gedanken nachvollziehbar. Vor allem Melisandes Erfahrungen der letzten Jahre nehmen großen Einfluss auf ihr gegenwärtiges Handeln. In Gesprächen mit der Freundin zwar immer auf der Hut, dass ihr Geheimnis nicht ans Licht kommt, kann sie es allerdings in Stresssituationen nicht immer verbergen, dass ihr der Umgang mit einem Richtschwert nicht fremd ist. Die früher von ihr gewählten Rollen wie der stumme Henkersgehilfe oder die Magd Mechthild werden nun zu Stolpersteinen im Umgang mit ihrem Widersacher Eberhard von Säckingen. Beim Lesen spürt man förmlich, wie sich das Netz zuzieht.


    Nicht nur das fiktive Geschehen wird lebendig geschildert, sondern auch das Leben im ausgehenden Mittelalter. Die Lebensbedingungen der Handwerker und Händler und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten im Umgang mit dem Adel und dem Rat werden plastisch dargestellt. Der flotte Schreibstil ermöglicht dem Leser, atemraubende Verfolgungsjagden mitzufühlen. Abgerundet wird die Taschenbuchausgabe mit einem Glossar, das Begriffe erklärt, die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr zu finden sind. Auch ist wieder eine Karte im Buchdeckel abgedruckt, auf der man Melisandes Route verfolgen kann. „Die Tränen der Henkerin“ ist ein runder Abschluss zu seinem Vorgänger und damit wieder einmal ein Lesetipp für historische Unterhaltung. (8 von 10 Punkten)

  • Auch der Nachfolgeband der Henkerin hat mir gut gefallen, insbesondere die Entwicklung, die die Protagonistin hier macht, ist gut gelungen. Die Figur gewinnt in diesem Band an Tiefe. Auch Wendel war mir weitaus sympathischer, als im ersten Band, wo er noch reichlich "unfertig" daher kam. Sehr schön fand ich auch, dass die Figuren nicht gnadenlos in gut oder böse eingeteilt wurden, sondern menschliche Schwächen und auch Stärken hatten. Na ja, fast alle. ;-) Ein paar wenige Ausnahmen muss es halt geben.
    Die Beschreibung der Folterszenen ist manchmal recht drastisch, aber verkraftbar. Obwohl es auch im ersten Buch einen Spannungsbogen gab, fand ich das zweite Buch durchaus an einigen Stellen dramatischer. Beim ersten Band hat mich insbesondere der etwas an den Haaren herbeigezogene krude Schluss genervt, das ist hier wesentlich besser gelungen.


    Hilfreich fand ich auch in diesem Band die Karte, so dass man das Geschehen auch räumlich gut einordnen konnte. Obwohl man das Buch streng genommen auch lesen kann, ohne den ersten Band zu kennen, ist es durchaus empfehlenswert zuerst die Henkerin zu lesen.


    Insgesamt kann ich das Buch jedem empfehlen, der gern spannend geschriebene historische Romane aus dem Spätmittelalter liest.