Jutta Siorpaes, Professor Holzer, Gerichtsmedizin Fall 1 Wo ist die Leiche?

  • Titel: Professor Holzer, Gerichtsmedizin Fall 1 Wo ist die Leiche?
    Autorin: Jutta Siorpaes
    Verlag: Berenkamp
    Seiten: 176
    Preis: 19,00 €


    Über die Autorin:
    Da die Autorin keine eigene HP zu besitzen scheint und auch der Verlag kein Interesse daran hat, dass der Leser etwas über die hausinternen Autoren erfährt, kopiere ich hier einmal den Autorentext von Krimiautorinnen.at:


    "Geboren in Weissenburg/Bayern, Studium an der Universität Innsbruck, Sprechausbildung, Drehbuchkurse in Innsbruck, Wien, Berlin. Freiberufliche Journalistin. In ihrem Roman-Erstling „Als die Welt in Bewegung geriet“ befasste sich die promovierte Historikerin und Journalistin mit dem historischen Tatsachenroman. Mit Professor Holzer entdeckte sie die Freude am Krimi-Schreiben. Weitere Kriminalfälle brennen der Autorin unter den Nägeln ... "


    Die Autorin ist verheiratet und hat vier Kinder.



    Über den Inhalt:
    Innsbruck in den 60ern,der berühmte Professor Holzer, der als Chef des Gerichtsmedizinischen Instituts dieses durch bahnbrechende Forschung und brillantes wissenschaftliches Arbeiten weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt gemacht hat, bekommt die Nachricht, dass in einem kleinen Tiroler Bergdorf die Landgastwirtin Maria tot in ihrem Bett aufgefunden wurde.
    Bei der sofort noch im Schlafzimmer der Toten durchgeführten Obduktion wird schnell klar: Sie ist ermordet worden! Allerdings gibt es keine Zeugen und auf den ersten Blick auch kein Motiv. Aber Professor Holzer lässt sich nicht täuschen, denn er weiß, wie ein Tatort zu behandeln ist und wie er zu der Aufklärung von Verbrechen beitragen kann.
    Mit seinem kriminalistischen Spürsinn bemerkt er sofort die ersten Risse in der Fassade der heilen Welt des Örtchens, die unzufriedenen Angestellten und die Konflikte in der Familie. Die Autorin vermischt Realität und Fiktion indem sie den berühmten Professor Holzer, der 1950-1974 als Vorstand des gerichtlich-medizinischen Instituts in Innsbruck gearbeitet hat, zum Leben erweckt und zusammen mit dem Leichendiener Gottfried Kirchbichler auf Ermittlertour schickt.



    Meine Meinung:


    Ich beginne mit dem Cover, dass nicht nur einfach schlecht, sondern so unfassbar hässlich ist, dass ich erst dachte, ich hätte mich vertan und ein Lehrbuch über Elektrotechnik bestellt.
    Ich habe noch nie ein Buch in der Hand gehabt, das von der Textformatierung so grauenvoll war wie dieses. Es gibt mehrere Doppelseiten im Buch, die keinen einzigen (!) Absatz beinhalten. Eine Wand von Text erschlägt den anfangs noch motivierten Leser.
    Zum Inhaltlichen ist zu sagen, dass ich von promovierten Historikerin und Journalistin einfach deutlich mehr erwartet habe.
    Die Sprache soll durch Lokalkolorit die Zeit und die jeweilige gesellschaftliche Stellung der Figuren unterstreichen, nur leider ist die Autorin hierbei zumeist weit übers Ziel hinausgeschossen, bzw. hat es komplett verfehlt.
    Die Sätze sind entweder vollkommen verschachtelt, oder bewußt so knapp gehalten, dass diese beiden Extreme an einandergereiht, sehr viel Unruhe im Lesefluß erzeugen.
    Den Dreh- und Angelpunkt des Buches bildet die Figur des Professor Holzers dessen reelle Vita nicht nur durch den Auszug aus dessen Nachruf auf der ersten Seite inklusive Fotos, herausgestellt wird, sondern noch an diversen anderen Stellen im Buch wiederholt wird, dass man bald genug davon bekommt, die Autorin traut dem Leser also offenbar nicht zu, zu begreifen, dass es sich bei dem von ihr gewählten ehrenwerten Hauptprotagonisten um eine tatsächliche Person handelt, dessen Lebensleistung man doch bitte wertschätzen möchte.


    Das Innenleben Holzers hingegen findet so gut wie gar nicht statt bis auf ein paar Gedankenstränge ist Holzer für den Leser eine Figur wie aus einem Noir Krimi.
    Allein durch den jäh auftretenden Aktionismus der Figur, der immer wieder mit Verben wie „eilt, hastet, reißt, springt, oder Einwürfen wie "jäh" und "unvermittelt…“ unterstrichen werden soll, erfährt der Leser dass die Figur ein Arbeitswütiger, zur Ungeduld und zu Jähzorn neigender genialer Ermittler ist, der trotzdem kontrollwütig und akribisch jede seiner Aktionen ausführt. Holzer ist durch bahnbrechende Neuerungen in seinem Forschungsgebiet berühmt geworden, ein herausragender Forscher und Intellektueller, wie dem Leser bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase gerieben wird, allerdings wirft er mit Allgemeinplätzen nur so um sich und lässt auch nicht das Klassischste aus „Gift war schon immer die Waffe der Frauen“.
    Zudem kippen die wenigen Gedankengänge, die mit dem Leser geteilt werden aus der medizinischen Fachterminologie und den Kausalzusammenhängen eines Herrn mit Bildungshorizonts, in eine derart bäuerliche Mundart, dass es die gesamte Figur uneinheitlich, starr und konstruiert wirken lässt. Das gleiche gilt umgekehrt für die Gedankenstränge einfacher Bauern und Mägde des Ortes, die sich plötzlich plastisch an den „An den Mord durch ein E 605 präpariertes Praliné" erinnern ..oder an „das 17.Jahrhundert, wo Marie-Magdeleine Marguerite d´Aubray, Marquise de Brinvilliers erst mehrere Dosierungen ausprobiert haben soll und dann ihr Wissen umgesetzt hat." Absolut bizarr.
    Derlei Exkursionen funktionieren leider eben nur, wenn sie in sich logisch und gut gemacht sind, ein Aneinanderreihen von recherchierten Fakten an dieser Stelle wirkt eher peinlich.
    Der Versuch, Holzer dem Leser nahe zu bringen ist rein schreibhandwerklich ebenso grandios gescheitert.


    Ich bin nicht im Bilde, wie zu der damaligen Zeit die Tatsache aufgenommen wurde, dass Ermittlungsarbeit durch die Mitarbeiter der Gerichtsmedizin durchgeführt wurde, jedoch lassen die Reaktionen des ermittelnden Polizeibeamten erahnen, dass es damals genau so ein absurdes Unding war, wie es heute ist.
    Warum also ermittelt Holzer (illegaler Weise) und es gibt niemals Konflikte mit den Behörden? Wenigstens das hätte die Autorin berücksichtigen können.
    Das Ende des „Kriminalfalls“ ahnt man bereits auf den ersten Seiten, Sicherheit gewinnt man etwa ab Seite 100, und wundert sich lediglich, dass es nicht einmal für eine überraschende Wendung am Schluß gereicht hat.
    Abschließend kann ich nur sagen, Finger weg!
    Allein der Gedanke, dass es noch einen zweiten Fall geben könnte, gruselt mich!!



    vollkommen entsetze Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Das Buch ist unterirdisch, ich habe erstmal geschaut, ob es sich hierbei um einen DKZ Verlag handelt, denn ein Verlag, der nichtmal seine Autoren vorstellt, ist nicht nur halbseiden, sondern komplett suspekt!
    Ich investiere die nächsten 19 Euro in:
    ... ähhm Schuhe!! :grin


    immer noch entsetzte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich rate an dieser Stelle strikt dazu, in Schuhe zu investieren oder ein nettes Steak für das nächste Grillevent zu kaufen, lohnt sich auf jeden Fall!! :lache



    schuhfetischistische Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich mag ja Gerichtsmediziner-Krimis, aber von dem hier lasse ich besser die Finger und kaufe mir andere Bücher von dem Geld. Die hoffentlich besser sind als dieses hier, was aber wohl kein große Kunst ist. Danke für die Rezi. :grin

  • Das ist tatsächlich keine große Kunst und ich begreife a) nicht, wie jemand, der offenbar eine vernünftige Ausbildung hat, so talentfrei sein kann und b) wie es möglich war, einen Verlag für sowas zu bequatschen... :wow



    fassungslose Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson