Ich bin alt und brauche das Geld - Eva Völler

  • • Taschenbuch: 320 Seiten
    • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: Aufl. 2013 (17. Mai 2013)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3404168216
    • ISBN-13: 978-3404168217


    Über die Autorin
    Eva Völler hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Trotzdem hat sie zuerst als Richterin und später als Rechtsanwältin ihre Brötchen verdient, bevor sie Juristerei und Robe schließlich endgültig an den Nagel hängte. "Vom Bücherschreiben kriegt man auf Dauer einfach bessere Laune als von Rechtsstreitigkeiten. Und man kann jedes Mal selbst bestimmen, wie es am Ende ausgeht." Die Autorin lebt mit ihren Kindern am Rande der Rhön in Hessen.


    Kurzbeschreibung
    Job weg, Mann weg, Haus weg - und dann auch noch die Wechseljahre im Anmarsch! Charlotte fühlt sich vom Schicksal nicht gerade verwöhnt. Doch der wahre Tiefpunkt kommt erst noch: Zwei chaotische Kleinkinder mitsamt russischem Au-pair-Mädchen haben sie als Ersatz-Oma auserkoren und übernehmen fortan das Kommando. Dass Charlotte nun endgültig knapp vor dem Nervenzusammenbruch steht, interessiert natürlich niemanden...


    Die hinreißende Geschichte einer Frau im besten Alter, der die Liebe und das Leben auf der Nase herumtanzen.


    Meine Eindrücke
    Charlotte, die Frau im besten Alter, hat schon allerhand mitgemacht und steht gerade jetzt quasi vor den Trümmern ihres Lebens. Wenn man das Buch liest könnte man sagen, na ja- irgendwie selbst schuld, vertrauensselig, großzügig und gutgläubig wie sie ist. Aber irgendwie macht gerade das ihren besonderen Charme aus. Sie behält trotz des Dramas in ihrem Leben eine positive, humorvolle Sicht auf die Dinge und ist eine ebenso lebenslustige wie liebenswerte Person, die man in ihrer Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft einfach mögen muss. Sympathisch finde ich auch, dass sie sich selbst nicht so furchtbar wichtig nimmt und eine äußerst pragmatische Ader hat.


    Auf der Beerdigung ihres Ex, der vor seinem Ableben ihr Geld durchgebracht hat, trifft sie dessen Tochter Jennifer (hochschwanger und mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau). Die hat selbst ein paar Eheprobleme und reist deshalb kurzfristig nach London. Ihre beiden Kleinen, Mäxchen und Paulinchen, parkt sie samt deren Aupair-Mädchen kurzerhand bei Charlotte in ihrer kleinen, gerade erst bezogenen Wohnung – eine echte Herausforderung, zumal besagtes Aupair-Mädchen seine Aufgaben sehr eigenwillig interpretiert.


    Charlotte hat zwar keine eigenen Kinder, war aber früher mit Leib und Seele Erzieherin, insofern zeigt sie sich der Aufgabe gewachsen. Schon auf o.g. Beerdigung/Trauerfeier hat sie die Herzen von Mäxchen und Paulinchen gewonnen. Wenn ich daran denke, auf welche Weise sie dort die Kleinen beschäftigt hat, muss ich jetzt noch grinsen. Die Szene war einfach köstlich, zumal die „Tante aus Marokko“ mit noch sehr vertraut war aus der Kindergartenzeit meines Sohnes, piffpaff, hoppeldihopp :rofl.


    Mit kleinen Kindern als Protagonisten ist für Situationskomik eigentlich immer gesorgt und hier gibt es davon reichlich. Dazu noch einige skurrile bis liebenswerte Mitbewohner in ihrem Mehrfamilienwohnhaus – und eine äußerst vergnügliche Geschichte nimmt ihren Lauf, die in ein turbulentes Finale mündet und mit einem originellen Epilog endet.


    Den Schreibstil habe ich einfach nur genossen, locker und leichtfüßig, aber niemals platt, auch und vor allem nicht der Humor, immer mit ein wenig augenzwinkernder Selbstironie.


    Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, gefällt mir aber nicht. Den Titel finde ich putzig, mal was anderes.


    Diesen vergnüglichen Roman kann ich nur empfehlen :-].


    Edit: Komma eingefügt, falsches Wort geändert.

  • Charlotte ist seit wenigen Monaten von Klaus getrennt. Wegen ihm hatte sie ihre Weinhandlung aufgegeben und war zu ihm in sein Haus gezogen. Ganze zwei Wochen lief alles perfekt. Dann kam erst die Trennung und wenig später der Gerichtsvollzieher. Charlotte ist mit Ende 40 also wieder Single, ohne Job und bald auch ohne Dach über dem Kopf. Gerade als sie sich mit Hilfe ihrer Freundin alles neu geordnet hat, erhält sie die Nachricht, dass Klaus verstorben ist. Teils aus Neugier, teils um der schönen Zeit wegen, beschließt sie, zur Beerdigung zu gehen. Dort lernt sie Klaus Tochter samt Kinder kennen, die ebenfalls ihre Probleme zu lösen haben. Jennifers Mann hat sie hochschwanger mit dem dritten Kind sitzen lassen. Sie lädt kurzentschlossen die Kinder samt Au-Pair-Mädchen in Charlottes renovierungsbedürftiger Wohnung ab und ist fortan nicht mehr zu erreichen.


    Eva Völler schont ihre Protagonistin in diesem Unterhaltungsroman keineswegs. Für eine späte Liebe lässt sie fast alle Brücken hinter sich abbrechen, um dann prompt an den falschen Mann zu geraten. Klaus hat ihr nicht nur das monatliche Einkommen genommen, sondern lässt sie auch noch mit Schulden für ein Darlehen zurück. Als wäre das nicht schon genug, lässt sie Charlotte das Haus pfänden und mit ihren wenigen Sachen zu ihrer Freundin Doro ziehen. Statt in einer lustigen Frauen-WG kommt sich Charlotte aber wie das fünfte Rad am Wagen vor, weil Doro gerade frisch verliebt ist. Kann es schlimmer kommen? Ja. Der falsche Makler kann zwar gerade noch rechtzeitig entlarvt werden und zum Glück ist der Besitzer des Hauses die Hilfsbereitschaft in Person, allerdings muss Charlotte nun die Ersatz-Oma für Klaus Enkelkinder spielen. Über die Mutter der Kinder kann sie nur über einen Internetblog Neuigkeiten herausfinden. Die Einschübe der Hotmami sind witzig geschrieben, auch wenn man hier zwischen Bewunderung von Charlottes Toleranz und Ungläubigkeit über Jennifers Dreistigkeit schwankt. Viel Zeit für Empörung bleibt sowieso nicht, weil zwei Ganoven wie aus dem Bilderbuch nun nach Geld fragen, das ihnen gehört und Konsequenzen androhen. Zu diesem turbulenten Frauenroman passt die überspitzte Handlung aber auch noch ins Bild.


    Mit Charlotte möchte man wirklich nicht tauschen. Zu allem Überfluss tanzt ihr das russische Kindermädchen auch auf der Nase herum. Selbst als der attraktive Nachbar sich als patenter Handwerker entpuppt und offenbar immer einen kühlen Kopf bewahrt, wartet man lange auf den Haken an der Geschichte. So viel sei aber verraten – es ist ein humorvollen Wohlfühlbuch. Die aufkommenden Missverständnisse werden behoben, für die Probleme werden Lösungen gefunden und jede Renovierung findet ja auch mal ein Ende. Die witzige Geschichte hat ein hohes Erzähltempo und liebevoll gezeichnete Figuren. Es garantiert unterhaltsame Lesestunden durch seine Mischung aus Familiengeschichte, Liebesroman, sanfter Krimi und ganz viel Slapstick.

  • Verfilmt kann ich mir das gut vorstellen. Die Handlung ist ja frei nach dem Motto, was schief gehen kann, geht auch schief. Da ist dann der Zuschauer froh, dass er nicht in Theklas Haut steckt, die Charlotte verkörpert. Jennifer würde ich mit Mirja Boes besetzen.