'In einem Boot' - Seiten 001 - 095

  • Zitat

    Original von Suzann
    1. Der Spruch, den Herr Palomar schon zitiert hat, dass wenn Mr. Hardie die schwimmenden Leute nicht weg prügeln hätte lassen, sie das hätte tun müssen.
    2. Die Art und Weise, wie sie sich ihren reichen Henry geangelt hat. Die Art und Weise, wie sie ihm aufgelauert hat, wie ein Jäger seiner Beute. Da sind keine Gefühle bei ihr, sondern eiskalte Berechnung und ein hohes Maß an Schauspieltalent.
    3. Grace ist sehr klug und stellt ihr Licht gerne unter den Scheffel, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie besteht z.B. darauf, dass Henry ohne Verzögerung seiner Mutter die Nachricht zukommen lässt, dass er mit einer Frau nach Hause kommen wird, als sie herausfindet, dass er das nicht getan hat.


    Tolle Zusammenfassung, sie wirkt tatsächlich sehr durchtrieben, wenn du das so beschreibst. Ich bin gespannt, wie sie ihre Ränkespiele im Boot umsetzen wird.

  • Das würde ich auch Rosenstolz, aber das passt nicht zu dem Bild das Grace von ihrem Charakter entwirft. Da kommt sie eher naiv, menschenfreundlich und unterwürfig rüber. Wie z. B die Trostszene mitder Mutter, die Grace die Schuld am Tod ihrer Tochter gibt. Nur ein naives Schaf würde so reagieren, wenn sein Plaz im Rettungsboot so in Frage gestellt würde. Hat sie keine Angst, dass sie es im Ernstfall deswegen als eine der ersten verlassen müsste? Da passt in meinen Augen einiges nicht zusammen und entweder ist das beabsichtigt oder die Autorin hat Fehler gemacht.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Oh nein, ich glaub, ich les ein anderes Buch. ;-)
    Naiv? Unterwürfig? Bei mir kommt das einfach ganz anders an.
    Na ja, wir werden sehen................ich finde halt, dadurch, dass Grace die Geschichte aus ihrer Erinnerung heraus dokumentiert, wirkt zwangsläufig alles viel mehr wie eben ein Bericht. Ohne große Gefühlsbeschreibungen, Dramatik, etc.
    So war es, ihr fallen noch einzelne Gedanken, Erklärungen, Erläuterungen zu den Geschehnissen ein - aber das war es dann auch.
    Ich denke, dies wird im Film ganz anders rüberkommen..........


    Zu der Trostszene: Auf Seite 82 steht ja, dass Grace sich nicht erinnern kann, wie sie auf das Boot gekommen ist. Und nicht wusste, was sie jetzt zu Mrs Fleming sagen soll...........

  • Ich melde mich auch Mal aus der Versenkung... :wave Ich konnte aber ein bisschen aufholen und habe die ersten beiden Abschnitte gelesen - nein, "aufgesaugt" würde wohl eher als Beschreibung passen. ;-)


    In der Tat hat mich die Geschichte von Anfang an auf eine besondere Art an sich gebunden. Es ist nicht das Gefühl wie bei einem Thriller, bei dem ich unbedingt wissen möchte, ob der Protagonist üerlebt und wer der Mörder ist. Es ist mehr so ein vorsichtiges Weiterlesen weil ich einfach nicht anders kann (vorsichtig aus "Angst" vor dem, was noch wohl kommen wird). Die Situation in der sich die Insassen des Rettungsbootes Nr. 14 befinden, ist so unmenschlich, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie ich mich an deren Stelle verhalten würde. Beim Lesen kann ich leicht Behauptungen aufstellen, dass ich ganz bestimmt mehr Leute hätte retten wollen - aber wie wäre es, wenn ich ich wirklich dabei gewesen wäre? :gruebel


    Dieser Einblick in die menschlichen Psyche in besonderen Ausnahmesituationen fasziniert mich auf eine seltsam morbide Weise - aber gerade das zeigt mir, die Kunst der Autorin. :anbet


  • Diese Diskussion über Grace's Charakter finde ich sehr interessant. Ich selber werde aus ihr nicht schlau. Ihren Bericht über die Geschehnisse empfinde ich als stoisch, emotionslos und manchmal gar als "robotermässig". So als ob sie immer noch unter Schock stünde, was ihr ja nicht zu verdenken wäre. Daher geht es mir eher wie Rosenstolz und ich kann ihre angebliche Durchtriebenheit nicht entdecken. Ja, sie hat sich einen reichen Mann geangelt. Aber sie hat dafür kein Verbrechen begangen und hat sich schlussendlich ehrlich in ihn verliebt, oder?


    Was die Trostszene betrifft, finde ich ihr Verhalten auch eher überraschend. Aber was ist in der Situation überhaupt ein normales Verhalten? :gruebel

  • Ich muss mich jetzt auch mal melden. Ich hab den ersten Abschnitt immer noch nicht ganz geschafft. Ich habe zwar pünktlich zu lesen begonnen, aber wir waren ein paar Tage auf einem Kurztrip. Wobei ich das aber nicht die Hauptursache ist, dass ich nicht so in das Buch reinkomme. Ich weiß auch nicht wirklich woran es liegt. Das Thema finde ich superspannend, aber diese doch recht emotionslose Erzählung/Erinnerung schafft es irgendwie nicht mich zu fesseln. :gruebel


    Ich hoffe, dass ich jetzt am Wochenende ein gutes Stück voran komme. Ich muss mich auch noch durch Eure ganzen Beiträge lesen...

  • Ich hänge leider auch mal wieder her, die Schwangerschaft macht mich momentan echt zu einer Leseschnecke...


    Aber Sonntag Abend habe ich dann auch endlich den ersten Abschnitt beendet und nun interessiert euere Diskussionen dazu nachgelesen.


    Ich finde auch interessant, wie unterschiedlich Grace wahrgenommen wird. Ich kann sie noch nicht richtig einordnen, könnte mir aber vorstellen, dass ihre sachliche und distanzierte Art für die die einzige Möglichkeit für sie ist, das Erlebte zu schildern und dabei nicht vom Trauma übermannt zu werden. Allerdings bin ich auch ihr gegenüber vorsichtig: Wir kennen nur ihre Sichtweise, haben keine Möglichkeit, das, was sie erzählt, zu prüfen.


    Die Atmsphäre auf dem Schiff ist beklemmend, obwohl alle so dicht aufeinander hocken, verspüre ich eine große Einsamkeit. Jeder ist sich selbst der nächste, jeder muss auf der Hut vor den anderern sein. Und die wahren Gesichter werden sich nach und nach offenbaren. Und der Überlebenswille, der Menschen Dinge tun lässt, die sie sicher selbst nicht für möglich gehalten hätten.


    Was Hardy betrifft, habe ich auch gemischte Gefühle: Was hat es mit den Goldtruhen auf sich? Und ist Hardy darin verwickelt?


    Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.