'In einem Boot' - Seiten 001 - 095

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Und wenn er Hardie Geld gegeben hat, damit er seine Frau noch mit auf das Boot nimmt, obwohl es schon übervoll war, dann bedeutet dass ja wirklich, dass andere damit in Gefahr gebracht wurden oder vielleicht sogar das Kind zurückbleiben musste. Da verstehe ich den Ärger der anderen schon. Grace hat sich vor dem Unglück ja wenig Gedanken über die anderen Menschen - vor allem wenig über Untergebene wie Hardie, gemacht, also war sie schon etwas überheblich und hatte Standesdünkel.


    Ist es verwerflich, sich einen Platz im Rettungsboot zu kaufen, wenn man das Geld hat? Aus meiner jetzigen Position kann ich ja locker über die moralische Verwerflichkeit urteilen, aber würde ich das auch so sehen, wenn ich an Bord eines sinkenden Schiffes wäre und jemand für mich einen Platz im Rettungsboot bezahlen würde? :gruebel
    Ich nehme an, dass ich das gern in Anspruch nehmen und mir die Möglichkeit nicht entgehen lassen würde, u.U. zu überleben.

  • Zumal hier ja nicht Grace selbst ihren Platz gekauft hat, sondern er wurde ihr von ihrem Mann gekauft. Ob sie davon Kenntnis hatte oder nicht, ich möchte denjenigen sehen, der in der Situation sagt, och nö, lasst mal, ich geh lieber mit dem Schiff unter. Gut, man kann natürlich auch bei seiner großen Liebe bleiben (siehe Titanic-Romanze), aber wenn's ums nackte Überleben geht, wer handelt da schon uneigennützig?

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Zitat

    Original von Enchantress
    Zumal hier ja nicht Grace selbst ihren Platz gekauft hat, sondern er wurde ihr von ihrem Mann gekauft. Ob sie davon Kenntnis hatte oder nicht, ich möchte denjenigen sehen, der in der Situation sagt, och nö, lasst mal, ich geh lieber mit dem Schiff unter. Gut, man kann natürlich auch bei seiner großen Liebe bleiben (siehe Titanic-Romanze), aber wenn's ums nackte Überleben geht, wer handelt da schon uneigennützig?


    Genau das meine ich :grin

  • Zitat

    Ist es verwerflich, sich einen Platz im Rettungsboot zu kaufen, wenn man das Geld hat? Aus meiner jetzigen Position kann ich ja locker über die moralische Verwerflichkeit urteilen, aber würde ich das auch so sehen, wenn ich an Bord eines sinkenden Schiffes wäre und jemand für mich einen Platz im Rettungsboot bezahlen würde? Grübeln Ich nehme an, dass ich das gern in Anspruch nehmen und mir die Möglichkeit nicht entgehen lassen würde, u.U. zu überleben.


    Ich meinte nicht, dass es verwerflich ist. Für Grace ist es ganz in Ordnung, ob sie es weiß oder nicht ist auch egal - wobei sie glaub ich schon gerne mal die Augen zugemacht hat vor der Realität. Ich meinte nur, dass die Frau, deren Kind vielleicht deshalb nicht mit auf das Boot kam, es durchaus für verwerflich halten kann und auch das zu Recht. Jeder sieht natürlich zuerst das eigene Überleben als wichtigsten Punkt, aber wer wägt ab, welches Leben wichtiger ist. Hier wurde ja am Anfang schon gefragt, warum es immer Frauen und Kinder zuerst heißen muss? Aber das sind halt gesellschaftliche Regeln, die man aus bestimmten Gründen erdacht hat, damit es nicht immer heißt, der Stärkere oder Reichere gewinnt in solchen Situationen. Wie auch die, der Kapitän verlässt das Schiff als Letzter - darf auch gerne mal damit untergehen. Für den Kapitän ist das auch nicht prickelnd, was jüngste Beispiele deutlich machen. :-(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Den ersten Teil habe ich gestern Abend noch gelesen, Teil 2 lese ich später.


    Mir geht das Buch näher als jeder Thriller, in dem 100 Leute auf bestialische Weise getötet werden. Liegt vielleicht daran, dass dieses Buch näher an der Realität ist als die einschlägigen Thriller.


    Besonders der Beginn war sehr beklemmend und da kommt mein "Titanic-Trauma" wieder hoch. Als der Film in die Kinos kam, war ich 5-6 Jahre alt und obwohl ich nur die Vorschau gesehen habe, ging mir das damals sehr nahe, deswegen habe ich da immer ein komisches Gefühl. So auch hier.


    Gut fand ich neben dem Schreibstil die Andeutungen wie alles ausgeht, was noch passiert etc.


    Aber so richtig gefangen nimmt es mich noch nicht, wenn auch es sich gut lesen lässt.


    Was die Moral betrifft. Ich denke, dass man über so etwas meist nur urteilen kann, wenn man sich in genau dieser Situation befindet. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, aber gegen einen Platz in einem Rettungsboot, um eine Chance aufs Überleben zu haben, hätte ich in so einer Situation sicher nichts einzuwenden.

  • Hallo Alle,


    als Erstes musste ich an die Titanic-Geschichte denken und hab alles mal so "abgerufen", was ich darüber weiß.....allerdings stellte ich mir dieses Schiff hier etwas kleiner vor, was mir nach der Erwähnung der Passagier-Zahlen dann auch bestätigt wurde.


    Die Zeiteinordnung hatte ich anfangs nur gefühlt auf "vor der Flugzeug-Ära" eingestuft, die Nennung des Titanic-Unglücks hat mich dann sicherer gemacht....Ich weiß immer gerne, in welcher Zeit sich die Geschichte befindet, dann kann ich manche Dinge besser einordnen.


    Die Szenen, in denen an Schiffbrüchigen vorbeigefahren wird, oder sie gar aktiv davon abgehalten werden ins Rettungsboot zu krabbeln....da musste ich schon das eine oder andere Mal nachdenken, wie es MIR gehen würde.
    Aber ich glaube schlussendlich, dass sich in solchen Situationen einfach jeder selbst der Nächste ist. Wohl völlig "menschlich" .....


    Bei der Frau die Salzwasser trank musste ich doch kurz denken: hey, tue es doch bitte nicht, denn Du WEISST nicht, ob Deine Familie/Kind tatsächlich tot ist. Vielleicht haben die Mitreisenden das auch nur "einfach" erzählt....
    Und ich habe den Eindruck, dass schon die Ersten "gemeinschaftlich auserwählt" werden, damit das Boot den ein oder anderen Passagier weniger hat....


    Mr. Hardy wirkt bis zu dieser Stelle noch "kompetent und führend", aber irgendwas ist mit ihm....ich bin misstrauisch......irgendwie. Hinter diesem Mann könnte noch eine "Geschichte" stecken, die wir noch nicht kennen.


    Ich phantasiere ganz klar schon die weiteren Szenen, denn ich bin mir sicher, dass da noch viel folgen wird. Der Prolog deutet es ja an...die Überlebenden müssen sich wohl "gesetzlich" auseinandersetzen mit den Erlebnissen auf dem Boot und ich bin mir sicher, dass Menschen sich sehr "ungesetzlich" verhalten, wenn es ums eigene Überleben geht.
    Könnte auf eine "Grundsatzfrage" hinauslaufen und sowas liebe ich eigentlich ;-) ...weil es keine Eindeutigkeiten gibt.


    So, ich muss weiterlesen und alle eure Kommentare lesen.


    Grüsse
    Andrea

  • Zitat

    Mr. Hardy wirkt bis zu dieser Stelle noch "kompetent und führend", aber irgendwas ist mit ihm....ich bin misstrauisch......irgendwie. Hinter diesem Mann könnte noch eine "Geschichte" stecken, die wir noch nicht kennen.


    :write habe ganz ähnliche Gedanken bei Hardie

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Ich meinte nicht, dass es verwerflich ist. Für Grace ist es ganz in Ordnung, ob sie es weiß oder nicht ist auch egal - wobei sie glaub ich schon gerne mal die Augen zugemacht hat vor der Realität. Ich meinte nur, dass die Frau, deren Kind vielleicht deshalb nicht mit auf das Boot kam, es durchaus für verwerflich halten kann und auch das zu Recht. Jeder sieht natürlich zuerst das eigene Überleben als wichtigsten Punkt, aber wer wägt ab, welches Leben wichtiger ist. Hier wurde ja am Anfang schon gefragt, warum es immer Frauen und Kinder zuerst heißen muss? Aber das sind halt gesellschaftliche Regeln, die man aus bestimmten Gründen erdacht hat, damit es nicht immer heißt, der Stärkere oder Reichere gewinnt in solchen Situationen. Wie auch die, der Kapitän verlässt das Schiff als Letzter - darf auch gerne mal damit untergehen. Für den Kapitän ist das auch nicht prickelnd, was jüngste Beispiele deutlich machen. :-(


    Holly , ich habe dich auch nicht persönlich gemeint, sondern nur deinen Gedanken aufgegriffen. Klar sieht das jeder aus seiner Perspektive. Derjenige, der die Möglichkeit hat, auf welche Weise auch immer ins Boot zu kommen, wird die Chance nutzen und das wahrscheinlich legitim finden. Ein anderer, dem die Möglichkeit verwehrt bleibt, wird es nicht in Ordnung finden, wenn das irgendwie "getürkt" wurde.

  • Zitat

    Original von buntfisch
    Mr. Hardy wirkt bis zu dieser Stelle noch "kompetent und führend", aber irgendwas ist mit ihm....ich bin misstrauisch......irgendwie. Hinter diesem Mann könnte noch eine "Geschichte" stecken, die wir noch nicht kennen.


    Von Anfang an dachte ich, dass zwischen Mr.Hardy und den anderen Leuten im Rettungsboot ein großer Unterschied besteht.
    Vor allen führe ich das aber auch auf die gesellschaftlichen Unterschiede zurück.

  • Ich hab jetzt die ersten 40 Seiten von diesem Buch gelesen und ich muss gestehen, dass ich nicht so wirklich in das Geschehen hinein komme. Irgendwie erinnert mich das alles zu stark an "Titanic".
    Laut dem beigelegten Heftchen von Script 5 handelt es sich um ein Jugendbuch (das schließe ich zumindest aus "Junge Belletristik"), aber danach sieht es für mich ganz und gar nicht aus.
    Naja, erstmal weiterlesen, vielleicht wird es ja noch ;-)

  • Macht Script5 überhaupt "normale" Belletristik?

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Nee, aber junge Erwachsene doch durchaus. Und wie ich schon weiter oben geschrieben hatte, finde ich das Buch auch durchaus als Schullektüre würdig. Ich plädiere definitiv für "Kinder- und Jugendbuch"! :wave

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Faust ist auch Schullektüre und kein Jugendbuch. :lache Ich finde es lässt sich schwer einordnen, ich hätte es sowohl bei Belletristik als auch bei Historisches (wo ja jetzt auch die Rezi steht) sehen können.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Faust ist auch Schullektüre und kein Jugendbuch. :lache


    Touché :rofl

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Also wie ein Jugendbuch wirkt es auf mich definitiv auch nicht.


    Hmm, für mich schon irgendwie.
    Vom Stil und der "Härte" der Handlung kommt es durchaus mit dem Schiffsjungen mit, der ja auch unter Jugendbuch lief. Zumindest von Verlagsseite aus.


    Auch die Stärke der Buchseiten und die Kürze mit nur knapp über 300 Seiten ähneln sehr anderen Jugen, jung Erwachsenenbüchern.


    Aber da ich ja sowieso immer alles durcheinanderlese - Erwachsen, Jugend, Kinderbücher und Pixiebücher - kann ich das eh nicht mehr alles auseinanderhalten :grin

  • Ich finde es ist etwas vergleichbar mit "Königin der Meere" von Anne Doubek. Das erschien ja auch als als Jugendbuch, sowie als normale Belletristik. Jeweils mit einem unterschiedlichen Cover.

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Zitat

    Original von Baby_Tizz
    Ich finde es ist etwas vergleichbar mit "Königin der Meere" von Anne Doubek. Das erschien ja auch als als Jugendbuch, sowie als normale Belletristik. Jeweils mit einem unterschiedlichen Cover.


    Erzähl mehr davon - das klingt vom Titel her schon mal sehr gut. Auch ein Buch, das auf dem Meer spielt?
    Ich liebe doch Bücher, die auf dem Meer und auf Segelschiffen spielen :grin

  • Den ersten Abschnitt habe ich jetzt beendet. Wenn ich es nicht gewusst hätte, dann hätte ich es nicht als Jugendbuch eingeordnet, eher als Belletristik.


    Die Erzählweise finde ich sehr angenehm und es liest sich flüssig. Ich hatte mit ein paar Längen gerechnet, aber bis jetzt konnte ich nichts derartiges feststellen. Im Gegenteil. Das Buch besitzt eine Sogwirkung auf mich. :-)


    Die eingeschobenen Gedankengänge von Grace aus ihrer heutigen Sicht, finde ich auch sehr interessant. Da kann man sehen, wie sich die Wahrnehmung doch manchmal verschiebt.


    Zitat

    Original von buntfisch
    Mr. Hardy wirkt bis zu dieser Stelle noch "kompetent und führend", aber irgendwas ist mit ihm....ich bin misstrauisch......irgendwie. Hinter diesem Mann könnte noch eine "Geschichte" stecken, die wir noch nicht kennen.


    Das glaube ich auch.

  • Zitat

    Original von Vivian


    Die eingeschobenen Gedankengänge von Grace aus ihrer heutigen Sicht, finde ich auch sehr interessant. Da kann man sehen, wie sich die Wahrnehmung doch manchmal verschiebt.



    Stimmt, das ist wirklich interessant und auch mal etwas neues. Aber zugleich erinnert es mich wieder etwas an den Film Titanic, in dem die alte Frau (Rose) ihre Geschichte erzählt