'Robinson Crusoe' - Seiten 225 - 304

  • Da die meisten Crusoe-Ausgaben keine Kapiteleinteilungen haben, schreibe ich hier mal die ersten Sätze der Abschnitte hinein:


    Der Abschnitt endet damit, dass der gerettete Spanier von den anderen Spaniern und Portugiesen im Volk von Freitag und dessen Vater berichtet und gerade die Situation schildert, wie sie nach ihrem Schiffbruch dort strandeten.


    Beginn des Abschnitts S. 225:
    "Doch behauptet man, wie ich mich erinnere, in Brasilien, dergleichen Tiere lebten hundert Jahre;..."


    Ende des Abschnitts S. 304:
    Die wenigen Waffen, welche sie gerettet, waren vollkommen unbrauchbar gewesen, da die Wogen alles Pulver bis auf ein wenig, das sie zu ihren Speisen verwendeten, wie auch die Kugeln weggeschwemmt hatten.


    Beginn in der Penguin-Ausgabe S. 142:
    How long he might live afterwards, I know not; tho' I know they have a notion in the Brasils, that they live a hundred years; perhaps poor Poll may be alive still, calling after Poor Robin Crusoe to this day.
    Der Abschnitt, in dem der Satz steht, fängt folgendermaßen an: I was now in my twenty third year of residence in this island, and was so naturaliz'd to the place, and to the manner of living...

  • Der vierte Abschnitt endet auf Seite 263 unten "Ich fragte ihn, was wohl seiner Meinung nach aus jenen Unglücklichen werden würde ..."


    Robinson kann nach langer Zeit Strandgut aus einem Schiffswrack bergen. Außer Alkohol findet er Luxusgegenstände mit zweifelhaftem Nutzen. Aber Kisten, Flaschen etc. braucht so ein Inselhaushalt ja immer. Robinson betrachtet andere Lebewesen streng hierarchisch. Tiere sind grausam und Kannibalen sind grausamer als Tiere (S. 214). Auf Robinsons Idee, nur ein anderer Menschen könne wieder Kontakt zur Welt außerhalb der Insel herstellen, folgt zeitnah die Rettung Freitags vor einer Gruppe Kannibalen. Die Hierarchie ist wieder simpel: Robinson als Weißer steht über allen anderen, einen Wilden, "das arme Geschöpf, kann er sich nur als Diener vorstellen, sich selbst als Herr und Lehrer. Dass ein Einheimischer Fertigkeiten haben könnte, die ihnen beiden nützen, kommt Robinson nicht in den Sinn. Wann Robinsons kulturelle Herablassung gegenüber Fremden wohl erstmals einem Leser Defoes aufgefallen ist?


    In dem einfachen Wortschatz, den Freitag sich schnell angeeignet hat, erfolgt seine Einweisung in den christlichen Glauben durch den Herrscher des Inselreichs. Wichtigere Dinge gibt es offenbar nicht. Robinson macht keine Anstalten, Freitags Sprache zu lernen und bleibt bei Gesprächen mit "den Wilden" von ihm als Dolmetscher abhängig. Freitag zeigt sich für Robinson überraschend als sehr erfahrener Bootsführer (S. 246). Wenn Freitag einmal Kompetenzen zeigt, geht Robinson über das Thema sehr schnell hinweg. Freitag kann zwar noch nicht mit dem Kompass umgehen, ob er ein Boot evtl. anders erfolgreicher führen kann, steht natürlich nicht zur Debatte. Zwei weitere in einem gigantischen blutigen Scharmützel gerettete Gefangene verstärken Robinsons Überzeugung, Herrscher über ein kleines Königreich zu sein.

  • Ganz schön viel passiert ist nun im letzten Abschnitt. Freitag kommt auf die Insel und mittlerweile wurde 19 Menschen durch Robinson getötet. Und dies nur, um 3 andere zu retten. Der missionarische Anteil wird immer größer. Robinson hat nur in den Kampf eingegriffen, weil der Gefangene ein Europäer und Christ ist. Das Massaker unter den Ureinwohnern hätte er ansonsten nur beobachtet.


    Mittlerweile hat er wieder ein großes Boot gebaut und es mit Freitags Hilfe und unter Nutzung von Walzen nun zu Wasser lassen können. Hätte er das mit den Walzen nicht schon vorher versuchen können? Das hätte er im Laufe der vielen Jahre doch auch mit dem ersten Boot schaffen können.

  • In unserem Jahrhundert profitieren wir von den klugen Gedanken, die sich andere schon über das Buch gemacht haben. Hans-Rüdiger Schwab weist im Nachwort der dtv-Ausgabe darauf hin, dass das Buch eine bewusste religiöse Belehrung sein sollte - und entdeckt die Verknüpfung zwischen Glauben und kapitalistischem Gewinnstreben. Er sieht die Enwicklung von Robinsons Problemlösungen als Handeln eines homo oeconomicus (Ordnungsliebe, Verzicht), der sich die Erde mit Gewinn untertan machen will. Den Text sieht der Kommentator als Verbindung aus Puritanismus und Kapitalismus, am Ende würde sogar eine Arbeitsteilung eingeführt.

  • Dieser Abschnitt gibt tatsächlich jede Menge Denkanstöße. Mittlerweile sind ja auch etliche Robinsonvariationen verfilmt worden, die sich mit der Beziehung Robinson - Freitag (einmal sogar ein weiblicher Freitag!) auseinandersetzen.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Der Abschnitt endet bei mir auf Seite 430 mitten im Absatz.


    Nun gut ein Massaker würde ich das nicht nennen, aber doch deutlich aufzeigend die britische Grundhaltung von der Überlegenheit über alle anderen, auch die Spanier und damit ohne Probleme intensive Gedanken über das Recht zu töten oder (eigentlich ganz modern) die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten. Solange mich das nicht stört sollen sie sich doch gegenseitig auffressen. guten Appetit. nur wenn sie meine Kreise und Geschäfte stören hört der Spaß auf.

  • Na endlich passiert mal was - Abseits dem ganzen Arbeiten, Überleben und Bilbel lesen! :lache


    Endlich lernt Robinson Freitag kennen. Ich muß gestehen, dass ich zwar noch wußte, dass er einen Gefährten auf der Insel namens Freitag hatte, aber wie die zwei sich kennen lernten war mir völlig entfallen. Robinson rettet also Freitag vor dem Tod (und dem Zerstückeln und Aufessen) durch die Wilden. :yikes Dieser Canibalismus der Stämme ist wirklich sehr schwer nachzuvollziehen. Sie essen nur die Menschen, die sie im Kampf gefangen genommen haben. :pille


    Nun hat Robinson etwas Unterhaltung und kann sich Freitag zu seinem getreuen Diener ausbilden, der auch so denken und handeln soll, wie Robinson das von ihm will. Sogar im Glauben wird Freitag "bekehrt".


    Dass Massaker am Ende, bei dem dann auch noch Freitags Vater gerettet wird - war mir ehrlich gesagt schon etwas zu viel. xexos schrieb es schon, da werden so viele getötet um ein paar zu retten - nur weil darunter ein Europäer ist. :pille


    Ich nähere mich langsam dem Ziel, auf gehts in den Endspurt! :wave

  • Zitat

    Original von Sonnschein
    Sie essen nur die Menschen, die sie im Kampf gefangen genommen haben.


    Das gibt´s doch so ähnlich sogar bei uns in der Fleischproduktion. Teilweise werden die Tiere noch einmal absichtlich in Todesangst versetzt, um das Adrenalin in Blutbahn und Fleischfasern zu bekommen. :peitsch

  • Zitat

    Original von xexos


    Das gibt´s doch so ähnlich sogar bei uns in der Fleischproduktion. Teilweise werden die Tiere noch einmal absichtlich in Todesangst versetzt, um das Adrenalin in Blutbahn und Fleischfasern zu bekommen. :peitsch


    :uebel Daran mag ich gar nicht denken, sonst schmeckt mir mein Schnitzel nicht mehr. ;-)

  • Zitat

    Original von xexos


    Das gibt´s doch so ähnlich sogar bei uns in der Fleischproduktion. Teilweise werden die Tiere noch einmal absichtlich in Todesangst versetzt, um das Adrenalin in Blutbahn und Fleischfasern zu bekommen. :peitsch


    Ich glaube, dass es hier vielleicht eher um die Kraft und die geistige Stärke und Macht der Feinde ging, die man sich einverleiben wollte. :gruebel